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Proteste gegen Mine

Peru: Nach Aufhebung des Ausnahmezustandes geht Widerstand weiter. Bergbauprojekt soll mit Streiks und Camp verhindert werden

Von Anne Grit Bernhardt *

Seit vergangenem Freitag ist das Stadtbild von Cajamarca wieder von zahlreichen Polizisten geprägt. Nach der Ankündigung eines neuen Generalstreiks gegen das Bergbauprojekt »Minas Conga« für den 21. September war die Polizeipräsenz in der peruanischen Stadt erhöht worden. Oberst Luis Praeli Burga, Polizeichef der Stadt, hatte betont, man wolle Auseinandersetzungen mit den Protestierenden unbedingt vermeiden und setze daher auch die weibliche Polizeieinheit ein, die die Demonstranten begleiten solle. Der Protestmarsch blieb friedlich, bestreikt wurden jedoch nur wenige Geschäfte und Institutionen.

Cajamarca ist durch den ausdauernden Widerstand gegen das Gold- und Kupferbergwerk während der vergangenen Monate wirtschaftlich angeschlagen, viele Menschen können es sich nicht mehr leisten, ihre Geschäfte zu schließen. Idelso Hernández, Präsident der Verteidigungsfront von Cajamarca, hatte jedoch in einer Pressekonferenz am Freitag unterstrichen, dies bedeute nicht, daß der Kampf gegen »Minas Conga« aufhören würde. Im Gegenteil, man wolle den Widerstand verstärken und innerhalb der nächsten zwei Wochen ein Protestcamp an den bedrohten Bergseen einrichten. Edy Benavidez, Präsident der Verteidigungsfront von Bambamarca, hatte erklärt, das Unternehmen Minera Yanacocha – verantwortlich für das von der lokalen Bevölkerung abgelehnte Projekt – hätte eine Frist bis zum 8. Oktober, um seine Maschinen aus dem Conga-Gebiet abzuziehen und damit die Bauarbeiten endgültig zu beenden.

Bereits am 12. September war ein zweitägiger Generalstreik in Bambamarca, Hauptstadt der Provinz Hualgayoc, der Auftakt für die neuen Proteste gegen das Unternehmen, welches die Wasserressourcen der Region gefährdet. Öffentliche Institutionen und Geschäfte blieben geschlossen und der öffentliche Nahverkehr kam gänzlich zum Erliegen. Die Polizeipräsenz in Bambamarca wurde verstärkt, die Kundgebungen blieben jedoch friedlich. Am 14. September fand in Cajamarca ein Marsch zum Berg Quilish statt, der als Symbol für den erfolgreichen Kampf um das Wasser steht. Der Quilish mit seinen Wasserquellen, der in eine Goldmine von Minera Yanacocha umgewandelt werden sollte, konnte vor acht Jahren erfolgreich von der Bevölkerung verteidigt werden. Nach zahlreichen gewalttätigen Auseinandersetzungen erklärte das Unternehmen im September 2004, es sehe von einer Ausbeutung der Goldreserven des Berges ab.

Seit vergangenem Donnerstag befinden sich verschiedene Delegationen sozialer Organisationen, insbesondere der Bauernwehr, in Cajamarca, um an Aktionen gegen das Bergwerk teilzunehmen. Unter anderem erreichte eine Delegation von 1500 Personen aus fünfzehn von dem Minenprojekt betroffenen Dörfern Cajamarca um die Proteste zu unterstützen.

* Aus: junge Welt, Montag, 24. September 2012


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