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Terror gegen Bauern

Peru: Bergbauunternehmen Minera Yanacocha verjagt Familien in Cajamarca

Von Anne Grit Bernhardt *

Ein Gericht in Celendín im nordperuanischen Departement Cajamarca hat am Montag das Bergbauunternehmen Minera Yanacocha zum rechtmäßigen Besitzer von 30 Hektar Land in der Ortschaft Tragadero Grande erklärt. Eine Familie, die bislang auf diesem Grundstück wohnte, wurde zu drei Jahren Gefängnis auf Bewährung und 200 Soles (ca. 60 Euro) Strafgeld, das sie dem Unternehmen zahlen muß, verurteilt. Jaime Chaupe Lozano und Máxima Acuña Atalaya hatten auf dem Grundstück bislang Ackerbau und Viehzucht betrieben und so ihr Überleben gesichert. Acuña brach deshalb bei der Urteilsverkündung zusammen und mußte in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Nun wurden ihnen dreißig Tage Zeit gegeben, ihr Land zu verlassen.

Minera Yanacocha behauptet, daß das Tochterunternehmen Minas Conga SRL im Jahr 1996 von der Gemeinde Sorochuco 226,69 Hektar Land für das Gold- und Kupferbergwerk »Minas Conga« gekauft habe. Auch das Grundstück der Familie soll demnach zu diesem Gebiet gehören. Diese bestreitet das. »Yanacocha soll uns das Verkaufsdokument mit der Unterschrift meiner Eltern zeigen«, forderte Ysidora Chaupe Acuña, die Tochter der betroffenen Bauern. Die Familie habe das Grundstück, auf dem sie seit 1994 lebe, von der Gemeinde samt Eigentumstitel erhalten und werde es deshalb trotz des Gerichtsurteils nicht verlassen. Die Anwältin der Familie, Mirtha Vásquez von der Menschenrechtsorganisation GRUFIDES, will Berufung einlegen.

Minera Yanacocha geht im Conga-Gebiet, in dem der Konzern gegen den Widerstand der Bevölkerung ein großes Gold- und Kupferbergwerk errichten will, schon seit Monaten auch gewaltsam gegen Bauern vor, die ihr Land nicht freiwillig verlassen oder verkaufen wollen. Die nun vor Gericht unterlegene Familie war bereits im vergangenen Jahr von Schlägertrupps des Unternehmens heimgesucht worden, als dieses ohne Zustimmung mit schwerem Gerät eine Straße durch das Grundstück bauen wollte. Dabei wurde die Hütte der Familie zerstört und ausgeraubt, mehrere Menschen wurden verletzt. Trotzdem verließen die Bauern ihr Land nicht und errichteten mit Hilfe ihrer Nachbarn ein Zelt, in dem sie bis zur Fertigstellung einer neuen Behausung lebten.

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 01. November 2012


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