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Feuerprobe

Hina Rabbani Khar - die 34-Jährige ist die neue Außenministerin *

Wenn Indiens Außenminister in der nächsten Woche in Delhi den pakistanischen »Amtsbruder« zu Verhandlungen empfängt, wird sein Gegenüber eine Frau sein: die 34 Jahre alte Hina Rabbani Khar. Sie ist nicht nur die erste Frau im Auswärtigen Amt Pakistans, sondern auch jünger als alle ihre 25 Vorgänger. Präsident Ali Asif Zardari betonte in einer Grußadresse, mit der Beförderung Hina Rabbani Khars von der Staats- zur Bundesministerin demonstriere die Regierung ihre Selbstverpflichtung, »Frauen in den Hauptstrom des nationalen Lebens zu bringen«.

Pakistans Medien und die Öffentlichkeit sind voll des Lobes über Khar. Als Staatsministerin für Finanzen und wirtschaftliche Angelegenheiten von 2003 bis 2007 unter General Pervez Musharraf und seit Februar 2011 als Staatsministerin für Auswärtiges habe sie hervorragende Arbeit geleistet. Sie zeichne sich durch bescheidenes Auftreten, volles Engagement, vorbildliche Disziplin sowie durch Härte und Durchhaltevermögen in der Sache aus.

Aus einer politisch hochkarätigen Familie in der Provinz Punjab stammend, hat die junge Frau offensichtlich früh gelernt, sich mit den jeweils Mächtigen zu arrangieren. Unter Diktator Musharraf wurde sie als Mitglied seiner Partei, der Pakistanischen Muslimliga (Q), 2002 erstmals ins Parlament gewählt. Kurz vor den Wahlen 2008 wechselte sie zu Zardaris Pakistanischer Volkspartei (PPP) und wurde erneut in die Nationalversammlung gewählt. Von Haus aus ist Hina Rabbani Khar Geschäftsfrau mit einem Master-Diplom in Management der University of Massachusetts und einem Wissenschaftsdiplom der Universität Lahore.

Die am Dienstag (19. Juli) vereidigte Außenministerin steht jetzt vor der Aufgabe, die Vorwürfe auszuräumen, Pakistan beteilige sich nicht entschieden genug am Kampf gegen den Terror. Ihre Feuerprobe erwartet sie in der nächsten Woche in der indischen Hauptstadt, wo sie mit ihrem 79-jährigen Kollegen Somanahalli Mallaiah Krishna den Entspannungsdialog fortsetzt. Dazu äußerte sie inzwischen, dieser Prozess sollte nicht unterbrochen werden, auf Ergebnisse zielen und das Vertrauen zwischen den Nachbarstaaten fördern.

Hilmar König

* Aus: Neues Deutschland, 22. Juli 2011


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