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US-Drohnen weiter auf Todeskurs

Dutzende Menschen in Pakistan getötet / Islamabad droht mit Rückzug aus Unruhegebieten *

Bei schweren US-Drohnenangriffen sind im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan mindestens 48 Menschen getötet worden. Unterdessen droht Pakistan den USA mit Truppenrückzug aus den Unruhegebieten des Landes.

Wie am Dienstag (12. Juli) aus Geheimdienstkreisen in der pakistanischen Grenzregion verlautete, wurden in mehreren Angriffswellen Ziele in den Stammesgebieten Nord- und Süd-Waziristan bombardiert. Die Bergregion gilt als eine Hochburg radikal-islamischer Extremisten.

Den Angaben zufolge feuerten in der Gegend von Datta Khel in Nord-Waziristan unbemannte Flugzeuge mehrere Raketen auf ein Gehöft. Mindestens 20 Leichen seien anschließend aus den Trümmern geborgen worden. Zehn Bewohner erlitten Verletzungen. Zuvor war bei einem Angriff ein Fahrzeug beschossen worden. Fünf Insassen starben.

In der Region Drae Nishtar in Nord-Waziristan wurden ein weiteres Fahrzeug und ein Haus beschossen. Hier seien 15 Menschen ums Leben gekommen, sagte ein Geheimdienstoffizier, der anonym bleiben wollte. Im benachbarten Süd-Waziristan seien zudem acht Menschen bei einem Angriff auf ein Auto getötet worden. Die Identität der Opfer der jüngsten Angriffe war zunächst unklar.

Nach Aussetzung eines Teis der US-Militärhilfe für Pakistan hat die Regierung in Islamabad den USA mit einem Truppenrückzug aus dem Grenzgebiet zu Afghanistan gedroht. Verteidigungsminister Ahmad Mukhtar kündigte laut einem Bericht der Zeitung »Express Tribune« an, zunächst etwa 1100 Militärposten an der Grenze zum Nachbarland zu schließen, sollte das Geld nicht freigegeben werden. Zudem wäre ein Rückzug von Soldaten aus den Taliban-Hochburgen im Nordwesten Pakistans denkbar.

Die »New York Times« hatte am Wochenende unter Berufung auf US-Regierungsbeamte berichtet, Washington wolle rund 800 Millionen Dollar an Militärhilfen zurückstellen, um Islamabad zu mehr Kooperation im Anti-Terror-Kampf zu bewegen. Außenministerin Hillary Clinton sagte am Montag dazu, die USA wollten die ausgesetzte Unterstützung erst wieder im vollen Umfang aufnehmen, wenn Islamabad härter gegen islamische Extremisten vorgeht.

Nach Angaben von Verteidigungsminister Mukhtar sind jährlich allein 300 Millionen Dollar aus der US-Hilfe für den Anti-Terror-Kampf in den Unruhegebieten an der afghanischen Grenze vorgesehen. Medienberichten zufolge hat Pakistan mehr als 140 000 Soldaten und Paramilitärs in der Region stationiert. Pakistan ist einer der wichtigsten Verbündeten der USA im Kampf gegen den Terrorismus.

* Aus: Neues Deutschland, 13. Juli 2011


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