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Der Nordirland-Konflikt

Friedensprozess und Friedens-Nobelpreis

Im Friedens-Memorandum 1999 wird der Friedensprozess seit dem Karfreitagsabkommen von 1998 wie folgt kommntiert:

Die Parteiengespräche über die Zukunft Nordirlands führten am Karfreitag, den 10. April, zu einem historischen Abkommen, "das den jahrzehntelangen Bürgerkrieg beenden könnte" (Friedensgutachten 1998). Das umfangreiche Dokument ("Agreement reached in the multi-party negotiations") soll eine Reihe komplizierter Fragekomplexe lösen, die den künftigen Status Nordirlands, die Struktur und die Vollmachten des zu schaffenden Provinzparlaments, die Zusammensetzung und Befugnisse grenzüberschreitender gesamtirischer Institutionen sowie das Verhältnis zwischen dem Vereinigten Königreich und der Republik Irland betreffen. Gleichzeitig bekannte man sich zur Gewaltfreiheit und versprach die Entwaffnung paramilitärischer Organisationen und verabredete die Freilassung von Häftlingen. Im Mai stimmte die Bevölkerung in beiden Teilen Irlands in getrennten Referenden mit großer Mehrheit den Vereinbarungen zu. Die Explosion einer Autobombe in der Ortschaft Omagh westlich von Belfast am 15. August, bei der 25 Menschen starben und über 200 verletzt wurden, gefährdete vorübergehend den Friedensprozess, konnte das geschaffene Klima des Vertrauens aber nicht grundlegend erschüttern. Alle Unterzeichner des Mehrparteien-Abkommens vom Karfreitag verurteilten das Attentat, zu dem sich eine Abspaltung der IRA ("Real IRA") bekannte.

Das Nobelpreis-Komitee in Oslo hat im Oktober zwei der führenden nordirischen Politiker, John Hume (Vorsitzender der sozialdemokratischen SDLP) und David Trimble (Chef der Unionisten) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Während die Preisvergabe an Hume unumstritten ist - Hume hat sich seit Jahren konsequent für eine Politik der Gewaltfreiheit und eine einvernehmliche politische Lösung im Nordirlandkonflikt eingesetzt -, stieß die Wahl von Trimble auf berechtigte Kritik. Immerhin gehörte Trimble noch bis vor zwei Jahren zu den Hardlinern der Unionisten. Außerdem vermisste man auf der Liste der Preisträger den Repräsentanten von Sinn Féin, Gerry Adams, der eine ganz bedeutende Rolle im Friedensprozess gespielt hat und - in bezug auf die Entwaffnung der IRA - noch spielen wird. Doch das Nobel-Komitee liebt offenbar solche Ungereimtheiten: Auch Nelson Mandela musste den Friedenspreis mit seinem Widersacher De Klerk teilen!

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