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Sieg der Sandinisten

FSLN gewinnt Kommunalwahlen in Nicaragua. 83 Prozent in Managua

Von André Scheer *

In Nicaragua hat die Sandinistische Befreiungsfront FSLN die Kommunalwahlen vom Sonntag klar gewonnen. Den ersten vorläufigen Ergebnissen zufolge, die der Oberste Wahlrat (CSE) des zentralamerikanischen Landes am Montag morgen (Ortszeit) veröffentlichte, erreichte die im Bündnis »Nicaragua siegt vereint« angetretene FSLN 75,7 Prozent der Stimmen und stellt künftig in 132 Gemeinden die Lokalregierung, darunter auch in der Hauptstadt Managua. Das sind 23 mehr als bisher. Die gespalten angetretenen liberalen Oppositionsparteien haben einer Meldung des Rundfunksenders La Nueva Radio Ya zufolge 15 Rathäuser gewinnen können, die indigene Regionalpartei YATAMA eines.

Nach Auszählung von 56,22 Prozent der Stimmen, was einer absoluten Zahl von 1,09 Millionen entspricht, erreichte die FSLN nicht weniger als 824000 Stimmen. Mit weitem Abstand folgen die Unabhängige Liberale Partei (PLI) mit gut 175000 und die Konstitutionalistische Liberale Partei (PLC) mit 69000 Stimmen. Die Nicaraguanische Liberale Allianz (ALN) kam nur auf knapp 8000 Stimmen, die Konservative Partei auf 7000. CSE-Präsident Roberto Rivas hob hervor, daß die Wahlen ohne größere Zwischenfälle in einer friedlichen Atmosphäre abgelaufen seien.

Mit besonderer Spannung war die Wahl in Managua erwartet worden. Das Bürgermeisteramt der Hauptstadt gilt nach dem des Präsidenten als die wichtigste politische Funktion Nicaraguas. Hier konnte sich die sandinistische Amtsinhaberin Daysi Torres mit 83,18 Prozent ganz klar durchsetzen. Ihr Vorsprung vor dem liberalen Alfredo Gutiérrez betrug fast 230000 Stimmen. Schon lange, bevor diese Zahlen offiziell veröffentlicht wurden, hatten sich auf den Straßen der Hauptstadt zahlreiche Menschen versammelt, um unter ihren rot-schwarzen Fahnen den Sieg zu feiern.

Die FSLN entstand 1961 als Befreiungsbewegung gegen die Diktatur des Somoza-Clans. Am 19. Juli 1979 gelang es der von ihr geführten revolutionären Bewegung, Anastasio Somoza zu stürzen und mit dem Aufbau einer demokratischen Gesellschaft zu beginnen. Nachdem von den USA ausgerüstete und finanzierte Konterrevolutionäre jahrelang einen schmutzigen Krieg gegen die sandinistische Regierung geführt hatten, wurde die FSLN 1990 abgewählt. Erst 2006 kehrte sie nach ihrem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen an die Macht zurück. 2011 wurde Daniel Ortega für weitere fünf Jahre im höchsten Staatsamt bestätigt.

* Aus: junge Welt, Dienstag, 06. November 2012


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