Terrorangriff auf UNO-Gebäude in Abuja
Mindestens 18 Tote in Nigerias Hauptstadt *
Bei einem Selbstmordattentat auf ein UNO-Gebäude in Nigerias Hauptstadt Abuja sind am Freitag (26. Aug.) mindestens 18 Menschen getötet worden.
Der Sprengsatz in Abuja detonierte gegen elf Uhr, unmittelbar
nachdem ein Autofahrer seinen Wagen in das UNO-Gebäude gerammt hatte. Mindestens 18
Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Augenzeugen berichteten von Bildern der
Verwüstung. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte in New York, er verurteile den Anschlag
auf das Schärfste. Die Zahl der Opfer sei voraussichtlich erheblich. Nigerias Regierung sprach von
einem terroristischen Anschlag. In dem vom Anschlag betroffenen Gebäude sind den Vereinten
Nationen zufolge 26 UN-Agenturen mit insgesamt 400 Angestellten untergebracht.
Die Hintergründe des Attentats waren zunächst unklar. Verdächtigt wurde die radikal-islamische
Terrorbewegung Boko Haram, die aus dem Nordosten Nigerias stammt. Sie hatte erst im Juni ein
Selbstmordattentat auf das Polizeihauptquartier in Abuja verübt. 2009 hatte die Gruppe nach
Festnahme von mehreren Mitgliedern Unruhen in den Städten Bauchi und Maiduguri angestiftet, bei
denen mehr als 800 Menschen starben. Die Sekte, die alles Westliche als Sünde verdammt, kämpft
seit 2003 gegen Nigerias Regierung.
Es war nicht das erste Mal, dass Büros der Vereinten Nationen Ziel eines Angriffs wurden. Am 19.
August 2003 raste ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen in das UNO-Hauptquartier in Bagdad.
22 Menschen starben, darunter der UN-Sonderbeauftragte Sergio Vieira de Mello. Am 11.
Dezember 2007 wurden 18 UN-Mitarbeiter getötet, als eine Autobombe in Algier die Büros des UNEntwicklungsprogramms
zerstörte und die des Flüchtlingshilfswerks UNHCR beschädigte. Am 5.
Oktober 2009 überwand ein Selbstmordattentäter in Armeeuniform die Sicherheitskontrollen im
Gebäude des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Islamabad (Pakistan). Er tötete
fünf Mitarbeiter, vier Pakistaner und einen Iraker. Am 28. Oktober 2009 drangen bewaffnete Taliban
in ein Gästehaus der Vereinten Nationen in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein und töteten neun
Menschen, unter ihnen sechs ausländische UN-Mitarbeiter. Am 1. April 2011 griffen bei einer
Demonstration aus Protest gegen eine öffentliche Verbrennung des Korans in den USA wütende
Demonstranten das Hauptquartier der Vereinten Nationen im nordafghanischen Masar-i-Scharif an
und töteten sieben UN-Mitarbeiter.
* Aus: Neues Deutschland, 27. August 2011
Islam-Sekte bekennt sich zu Attentat
Zahl der Toten in Abuja stieg auf 23 **
Bei dem Selbstmordanschlag auf das Gebäude der Vereinten Nationen in Nigeria sind nach offiziellen Angaben 23 Menschen getötet worden.
Etwa 50 Verletzte werden noch in den Krankenhäusern behandelt, erklärte Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu am Sonntag in der Hauptstadt Abuja. Die UN-Koordinatorin in Nigeria, Agathe Lawson, bestätigte, dass sich unter den Opfern neun UN-Mitarbeiter befänden. Seit dem Terrorakt am Freitag in Abuja hatte es widersprüchliche Angaben über die Zahl der Toten und Verletzten gegeben.
Hinter dem Anschlag steht nach Bekenneranrufen bei internationalen Medien wie dem britischen Sender BBC die radikalislamische Sekte Boko Haram. In der Vergangenheit hatten die Islamisten wiederholt tödliche Anschläge im bevölkerungsreichsten Land Afrikas verübt. Die nigerianischen Ermittlungsbehörden werden bei der Untersuchung des Attentats nach Angaben aus örtlichen Sicherheitskreisen von Experten des US-Bundeskriminalamtes FBI unterstützt.
Nigerias Präsident Goodluck Jonathan erklärte am Wochenende, dass Sicherheitskräfte und Justiz des Landes alle Anstrengungen unternehmen würden, die Verantwortlichen für den Anschlag aufzuspüren und zur Rechenschaft zu ziehen. »Wir werden mit der UNO und anderen Führern in der Welt zusammenarbeiten, damit der Terrorismus unter Kontrolle gebracht wird«, sagte Jonathan bei einem Besuch von Verletzten des Attentats in einem Krankenhaus.
Bei der Explosion waren das Erdgeschoss und der erste Stock des Gebäudes, in dem 26 UN-Organisationen ihre Büros haben, völlig verwüstet worden. Zum Tatzeitpunkt hielten sich mehrere hundert Menschen in dem Gebäudekomplex auf, unter ihnen zahlreiche Ausländer und Diplomaten. Die Polizei bestätigte den Tod einer Norwegerin. Vier nigerianische Sicherheitskräfte seien ebenfalls ums Leben gekommen, berichteten lokale Medien.
UNO-Generalsekretär General Ban Ki Moon beklagte den »entsetzlichen Anschlag ... auf jene, die ihr Leben der Hilfe für andere gewidmet haben«. In der Nacht zum Sonntag traf Vizegeneralsekretärin Asha-Rose Migiro in Abuja ein.
* Aus: Neues Deutschland, 29. August 2011
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