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Radioaktive Wüste durch Uran

Größter Tagebau in Namibia verschärft auch Wasserproblem

Von Norbert Suchanek, Windhoek *

Die namibische Umweltschutzgruppe Earthlife demonstrierte im vergangenen Jahr vergeblich gegen den Bau des Langen Heinrich, der zweiten Uranmine in der Namibwüste zwischen Walvis Bay und Windhoek. Die Regierung genehmigte die Mine des australischen Unternehmens Paladin, obwohl das Darmstädter Öko-Institut, das im Auftrag von Earthlife Paladins Umweltverträglichkeitsbericht untersuchte, »gravierende Fehler bei der Berechnung der Strahlenbelastung in der Umgebung der Mine« aufdeckte. Die Strahlenbelastung in der Umgebung des Langen Heinrich werde um etwa das Zehnfache unterschätzt. Außerdem verbrauche der Tagebau große Mengen des in der Namib knappen Wassers.

Einer der weltgrößten Tagebaue existiert bereits in der Region. Die Rössing-Uranmine des Rio Tinto-Konzerns verschlingt pro Jahr 3,3 Millionen Kubikmeter Frischwasser. Langer Heinrich verbraucht schon jetzt 1,5 Millionen Kubikmeter. Doch das ist erst der Anfang. So hat die namibische Regierung laut Earthlife Uran-Explorationslizenzen an 21 Firmen vergeben, die nun vor allem das Naukluftgebirge, Heimat der Nama-Ureinwohner, mit Probebohrungen durchlöchern. Deren Lebensader, der Kuiseb-Fluss leidet bereits jetzt unter Wassermangel.

Weil der Run auf des radioaktive Schwermetall aber nicht nur in Namibia, sondern auch in vielen anderen afrikanischen Staaten derzeit ungebremst scheint, hatte Earthlife diesen Herbst gemeinsam mit dem namibischen Arbeitsforschungsinstitut LaRRI sowie dem Centre for Research on Multinational Corporations (SOMO) und dem World Information Service on Energy (WISE) in Amsterdam Betroffene und Uranexperten aus Afrika, Australien, Lateinamerika und Europa zu einem Workshop nach Windhoek eingeladen. Die deutsche Uranexpertin Inge Lindemann machte dort klar, dass ein sicherer Uranbergbau nicht existiert: »Wo es Uran gibt, leiden die Menschen.« Die Gesundheitsschäden durch das radioaktive und hochgiftige Schwermetall würden von der Atomlobby verharmlost.

Reinford Mwangobe von der malawischen Initiative Citizens for Justice (CFJ) beklagte, dass zwölf australische Firmen demnächst auch in Malawi das radioaktive Schwermetall ausbeuten wollen. Die erste Mine von Paladin werde bereits 2009 anfangen, dabei habe Malawi noch gar keine gesetzlichen Richtlinien für den Umgang mit radioaktiven Material. Ähnliches berichtete Anthony Lyamunda von der Foundation for Environmental Management and Campaign Against Poverty (Femapo) aus Tansania. 20 internationale Bergbaufirmen stünden dort Schlange um Uranlizenzen.

Afrika, vermutet der australische Uranbergbauexperte Howard Smith, sei trotz derzeit fallender Preise interessant, weil das uranreiche Australien inzwischen strenge und sehr kostenintensive Umweltauflagen für diesen Bergbau eingeführt habe. In Afrika dagegen seien die Umweltstandards niedrig und würden überdies kaum kontrolliert. Was das bedeutet, machte die Südafrikanerin Mariette Liefferink von der Federation for a Sustainable Environment, anschaulich. Beim Gold- und Uranbergbau in Südafrika seien Tausende armer Schwarzer dem uranhaltigen Abfall der Goldminen im Westen Johannesburgs ausgesetzt. Allein der Fluss Wonderfontein Spruit nehme jährlich etwa 50 Tonnen von Uran und seinen strahlenden Zerfallsprodukten sowie weitere Schwermetalle wie Arsen, Kadmium, Kupfer, Kobalt und Zink auf.

* Aus: Neues Deutschland, 1. Dezember 2008


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