"Der Nahe Osten ist eine strategische Drehscheibe für die Welt"
US-Präsident Bush: "Warum der Sieg über die Extremisten in dieser Region für die Sicherheit unseres Landes unverzichtbar ist" - Programmatische Rede vor der American Legion in Reno (Nevada)
Im Folgenden dokumentieren wir die unwesentlich gekürzte Rede von
US-Präsident George W. Bush bei der 89. nationalen Jahresversammlung der
American Legion in Reno (Nevada) vom 28. August 2007. Die American
Legion ist eine große Veteranenorganisation in den USA, die sich auch um
die sozialen Belange der ehemaligen Soldaten kümmert. Die Übersetzung
aus dem Englischen besorgte der Amerika Dienst.
Die Zwischenüberschriften haben wir der besseren Lesbarkeit wegen selbst
eingefügt.
US-Präsident George W. Bush:
Wir treffen in einer entscheidenden Zeit für unser Land zusammen. Die
Vereinigten Staaten befinden sich in einer ideologischen
Auseinandersetzung und bekämpfen islamische Extremisten auf der ganzen
Welt. Heute möchte ich mit Ihnen und allen Amerikanern über einen
entscheidenden Aspekt dieser Auseinandersetzung sprechen: den Kampf um
die Zukunft des Nahen Ostens. Ich werde erklären, warum der Sieg über
die Extremisten in dieser krisengeschüttelten Region für die Sicherheit
unseres Landes unverzichtbar ist und warum der Erfolg im Irak maßgeblich
für den Sieg in dieser umfassenderen ideologischen Auseinandersetzung ist.
Die American Legion hat sich um das "Wohlergehen unserer Soldatinnen
und Soldaten" verdient gemacht
Fast ein Jahrhundert blicken Präsidenten bereits auf die American Legion
als Vorbild für Weitblick, Mut und Liebe zu unserem Land. In
Friedenszeiten rieten Sie zu Wachsamkeit. In Zeiten des Kriegs rieten
Sie zu Entschlossenheit. Und in allen Zeiten lag Ihnen das Wohlergehen
unserer Soldatinnen und Soldaten am Herzen und war in Ihren Gebeten. Wir
sind dankbar für Ihren Dienst.
Sie wissen um die Besonderheit der Vereinigten Staaten, da Sie sie
verteidigt haben. Sie wissen, wie fragil die Freiheit ist, denn Sie
haben erlebt, wie sie angegriffen wurde. Sie kennen den Schmerz des
Krieges, weil sie Freunde und Familienangehörige in weit entfernten
Ländern verloren haben – darunter auch Menschen, deren Schicksal wir
noch immer nicht kennen. Wir dürfen und werden die Suche nicht aufgeben,
bis wir das Schicksal jedes Angehörigen unserer Streitkräfte aus jedem
Krieg in jedem Winkel der Erde geklärt haben.
Ich weiß Ihre Bemühungen, der amerikanischen Flagge Ehre zu erweisen, zu
schätzen. Manche meinen, die Flagge sei nur ein Stück Stoff. Diejenigen,
die für sie geblutet und gesehen haben, wie sie über die Särge einiger
unserer besten Frauen und Männer drapiert wurde, sehen das nicht so.
Stolz hissten wir die amerikanische Flagge auf Iwo Jima; sie ziert die
silberne Oberfläche des Mondes. Unser Land geht umsichtig mit vielen
Dingen um, die symbolischen Wert haben. Sicherlich können wir einem
Symbol, für das unsere Soldaten, Matrosen, Flieger, Marineinfanteristen
und die Frauen und Männer der Küstenwache ihr Leben gegeben haben – der
Flagge unserer Nation - den gleichen Respekt erweisen. Deshalb rufe ich
heute gemeinsam mit der American Legion den Kongress der Vereinigten
Staaten auf, ein Gesetz zu verabschieden, das die Flagge unseres Lands
unter Schutz stellt.
Ich möchte Ihnen auch für Ihre starke Unterstützung der Veteranen
unseres Landes danken. Wir haben ein gemeinsames Ziel: sicherzustellen,
dass unsere Veteranen die Hilfe bekommen, die sie benötigen. Wir haben
im Sinne dieses Ziels zusammengearbeitet. Meine Haushaltsvorlage für
dieses Jahr sieht fast 87 Millionen Dollar für unsere Veteranen vor. Das
ist eine Erhöhung um 77 Prozent seit meinem Amtsantritt. Damit erreicht
die Unterstützung für Veteranen das höchste Niveau in der Geschichte der
Vereinigten Staaten.
Ich weiß, Sie sorgen sich um die medizinische Versorgung, und deshalb
haben wir diese auf einer weiteren Million Veteranen ausgedehnt,
darunter tausende Frauen und Männer, die aus Afghanistan oder dem Irak
zurückkehren. Wir bauen neue Einrichtungen für ehemalige
Kriegsteilnehmer dort, wohin die Veteranen zurückkehren, damit mehr
Veteranen näher an ihrem Wohnort qualitativ hochwertige medizinische
Behandlung erhalten können. Wir haben mehr Zuschüsse für obdachlose
Veteranen in allen 50 Staaten und im District of Columbia bewilligt. Ich
will damit Folgendes sagen: Die Veteranen waren da, als wir sie
brauchten – und diese Regierung wird den Veteranen zur Seite stehen,
wenn sie uns brauchen.
Die Vereinigten Staaten sind "ein Land im Krieg"
Die womöglich wichtigste Pflicht der Mitglieder der American Legion ist
es, eine lebende Erinnerung daran zu sein, dass ein bedeutendes Land
bedeutende Verantwortung trägt. Wieder einmal sind die Vereinigten
Staaten ein Land im Krieg. Wieder einmal sind wir aufgerufen, global
Verantwortung zu übernehmen. Und wieder einmal steht die American Legion
an vorderster Front. Ich danke Ihnen für Ihre inbrünstige und
enthusiastische Verteidigung unserer Soldatinnen und Soldaten, während
diese den Kampf gegen den Feind in Afghanistan, im Irak und auf der
ganzen Welt führen. Sie gehören dem besten Militär der Welt an – und wir
haben das Recht, stolz auf sie zu sein.
Viele in diesem Land fragen sich, ob der Kampf, der momentan ausgetragen
wird, es wert ist. Nicht zum ersten Mal stellen Amerikaner diese Frage.
Wir begeben uns immer zögerlich in einen Krieg – dennoch haben wir immer
dann gekämpft, wenn Gefahren auftraten. Wir haben gekämpft, als Krisen
in Europa drohten, die Welt in Dunkelheit zu hüllen. Die Vereinigten
Staaten haben ihr Militär zur Austragung zweier bitterer und blutiger
Konflikte entsandt – wir haben getan, was getan werden musste, um die
Aufgabe dort zu erledigen. Wir kämpften, als Mächte in Asien unser Land
und unsere Verbündeten angriffen. Wir schickten Amerikaner, um den
Frieden wiederherzustellen - und wir taten, was getan werden musste, um
die Aufgabe dort zu erledigen. Wir reagierten auch, als Radikale und
Extremisten unser Heimatland im ersten ideologischen Krieg des 21.
Jahrhunderts angriffen. Wir stürzten zwei Regime, in Afghanistan und im
Irak, die Terroristen Zuflucht gewährten, der internationalen
Gemeinschaft trotzten und die Sicherheit unserer Nation bedrohten. Und
jetzt helfen wir, stattdessen freie und sichere Gesellschaften
aufzubauen - und wie in der Vergangenheit werden wir tun, was getan
werden muss, um die Aufgabe zu erledigen.
"Lange bevor im Nahen Osten Öl und Gas entdeckt wurden, war die
Region eine wichtige Handelsquelle"
Wir haben aus der Geschichte gelernt, dass Gefahren in anderen Teilen
der Welt – wie Europa und Asien – unsere Sicherheit hier Zuhause direkt
beeinflussen. Am 11. September 2001 haben wir gelernt, dass es eine
weitere Region auf der Welt gibt, die die Sicherheit der Amerikaner
direkt bedroht - und das ist der Nahe Osten. Die Vereinigten Staaten
haben dauerhafte und grundlegende Interessen in der Region. Im Verlauf
ihrer gesamten Geschichte unterhielten die Amerikaner starke
Verbindungen zu dieser Region – basierend auf Handel, Bildung und
Glauben. Lange bevor im Nahen Osten Öl und Gas entdeckt wurden, war die
Region eine wichtige Handelsquelle. Sie ist die Heimat von drei der
großen Weltreligionen. Sie ist eine strategische Drehscheibe für die Welt.
Die Hoffnung und der Wohlstand, die im 20. Jahrhundert zu Veränderungen
in anderen Teilen der Welt beigetragen haben, sind an vielen Menschen im
Nahen Osten jedoch vorübergegangen. Viel zu lange hat die Welt sich
damit begnügt, die Regierungsformen in dieser Region im Namen der
Stabilität zu ignorieren. Das Ergebnis war, dass eine ganze Generation
junger Menschen mit wenig Hoffnung aufwuchs, ihr Leben zu verbessern,
und viele gerieten unter den Einfluss des gewalttätigen islamischen
Extremismus. Die Terrorbewegung nahm um ein Vielfaches an Stärke zu, und
Bitterkeit, die seit Jahren schwelte, kochte in Form von Gewalt auf der
ganzen Welt über. Die Wiege der Zivilisation wurde zur Heimat von
Selbstmordattentätern. Und Ressentiments, die ihren Ursprung auf den
Straßen des Nahen Ostens haben, führen jetzt dazu, dass unschuldige
Menschen auf Bahnhöfen, Flugzeugen und in Bürogebäuden auf der ganzen
Welt getötet werden.
Zwei Hauptrichtungen des islamischen Radikalismus"
Die Mörder sind nicht das wahre Gesicht des Islam, sie sind das Gesicht
des Bösen. Sie versuchen, die Religion als Weg an die Macht und als
Mittel, den Nahen Osten zu beherrschen, auszunutzen. Der gewalttätige
islamische Radikalismus, aus dem sie ihre Inspiration ziehen, hat zwei
Hauptrichtungen. Der einen gehören sunnitische Extremisten an,
verkörpert durch die Al Kaida und ihre terroristischen Verbündeten. Die
Organisation fördert eine Vision, die Toleranz zurückweist, jede
abweichende Meinung unterdrückt und den Mord an unschuldigen Frauen,
Männern und Kindern mit dem Streben nach politischer Macht rechtfertigt.
Wir haben diese Vision in der brutalen Herrschaft der Taliban in
Afghanistan gesehen, wo Frauen öffentlich ausgepeitscht und Männer
geschlagen wurden, wenn sie ein Gebet versäumten, wo junge Mädchen nicht
in die Schule gehen konnten.
Diese Extremisten erhoffen sich, dem Nahen Osten die gleiche dunkle
Vision aufzuzwängen, indem sie ein gewalttätiges und radikales Kalifat
aufbauen, das von Spanien bis Indonesien reicht. Deshalb töten sie ihre
muslimischen Mitbürger in Algerien und Jordanien, Ägypten und
Saudi-Arabien in dem Versuch, deren Regierungen zu untergraben. Und sie
töten Amerikaner, weil sie wissen, wir stehen ihnen im Weg. Deshalb
griffen sie 1998 amerikanische Botschaften in Afrika an und töteten 2001
[sic] Matrosen auf der USS Cole. Und deshalb töteten sie am 11.
September fast 3.000 Menschen. Deshalb planen sie auch, uns erneut
anzugreifen. Deshalb müssen wir den Kampf weiterführen, bis er gewonnen ist.
Die zweite Ausprägung des Radikalismus im Nahen Osten ist der
schiitische Extremismus, der von dem in Teheran ansässigen Regime
unterstützt und verkörpert wird. Iran ist seit langem eine Quelle der
Unruhe in der Region. Iran ist der Staat, der den Terrorismus am meisten
unterstützt. Iran unterstützt die Hisbollah, die versucht, die
demokratische Regierung im Libanon zu unterminieren. Iran finanziert
Terrorgruppen wie die Hamas und den Palästinensisch-Islamischen
Dschihad, die Unschuldige töten, Israel bekämpfen und die
Palästinensergebiete destabilisieren. Iran liefert den Taliban in
Afghanistan Waffen, die dazu verwendet werden könnten, die Truppen der
Vereinigten Staaten und der NATO anzugreifen. Iran hat amerikanische
Gastwissenschaftler verhaftet, die keine Verbrechen begangen haben und
für das iranische Regime keine Bedrohung darstellten. Das aktive Streben
Irans nach Technologie, mit der Kernwaffen hergestellt werden können,
droht den Schatten des nuklearen Holocaust auf eine Region zu werfen,
die bereits für Instabilität und Gewalt bekannt ist.
Was Iran tut, bedroht die Sicherheit aller Nationen. Und deshalb rufen
die Vereinigten Staaten Freunde und Bündnispartner auf der ganzen Welt
auf, das Regime zu isolieren und Wirtschaftssanktionen zu verhängen. Wir
werden uns dieser Gefahr stellen, bevor es zu spät ist.
Was wäre, wenn "Extremisten einen entscheidenden Teil der
Energieversorgung auf der Welt kontrollieren" würden?
Ich möchte unsere Mitbürger bitten sich vorzustellen was geschehen
würde, wenn man es diesen radikalen und extremen Kräften erlauben würde,
uns aus dem Nahen Osten zu vertreiben. Es würde drastische Veränderungen
in der Region geben, die die zivilisierte Welt in Gefahr brächten.
Extremisten aller Couleur würden von dem Wissen ermutigt, dass sie
Amerika zum Rückzug gezwungen haben. Terroristen hätten mehr
Zufluchtsorte, von denen aus sie Angriffe auf Amerikaner sowie unsere
Freunde und Bündnispartner planen könnten. Iran könnte zu dem Schluss
gelangen, dass wir schwach sind und ihn nicht davon abhalten können,
Kernwaffen zu erlangen. Sobald Iran Nuklearwaffen besitzt, würde das ein
Wettrüsten in der Region auslösen.
Extremisten würden dann einen entscheidenden Teil der Energieversorgung
auf der Welt kontrollieren und könnten die Weltwirtschaft erpressen und
sabotieren. Sie könnten Milliarden von Dollar an Öleinkünften verwenden,
um Waffen zu kaufen und ihre tödlichen Ziele zu verfolgen. Unsere
Verbündeten in der Region befänden sich unter verstärkter Belagerung
durch die Feinde der Freiheit. Erste Bewegungen hin zu Demokratie in der
Region würden mit Gewalt umgekehrt. Diese Szenario wäre eine Katastrophe
für die Menschen im Nahen Osten, eine Gefahr für unsere Freunde und
Bündnispartner und eine unmittelbare Bedrohung für Frieden und
Sicherheit der Vereinigten Staaten. Das sind die Pläne der Extremisten.
Um unserer eigenen Sicherheit willen werden wir unsere Feinde verfolgen,
wir werden standhaft bleiben und wir werden uns behaupten.
"Den Kampf zum Feind bringen" und die "Freiheit verbreiten"
Kurzfristig werden wir alle Elemente amerikanischer Macht zum Schutz der
Amerikaner einsetzen, indem wir den Kampf zum Feind bringen. Unsere
Truppen führen täglich Einsätze durch, um die Terroristen ihrer
gerechten Strafe zuzuführen. Wir werden den Druck auf sie
aufrechterhalten. Wir zwingen sie, in Bewegung zu bleiben. Unsere
Strafverfolgungsbeamte und Mitarbeiter von Nachrichtendiensten arbeiten
daran, die Finanzquellen der Terroristen trocken zu legen und ihre
Netzwerke zu zerschlagen. Unsere Diplomaten bringen Freunde und
Verbündete in der Region zusammen, um nachrichtendienstliche
Erkenntnisse auszutauschen, Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen und
Extremisten aufzuspüren, die sich unter ihnen verstecken. Wir arbeiten
jeden Tag daran, die Amerikaner zu schützen. Unsere Strategie ist die
folgende: Wir werden die Terroristen im Ausland bekämpfen, so dass wir
uns ihnen nicht hier in den Vereinigten Staaten stellen müssen.
Langfristig verbreiten wir die Freiheit als Alternative zu den
Ideologien des Hasses und der Unterdrückung. Wir streben einen Nahen
Osten mit sicheren demokratischen Staaten an, die in Frieden miteinander
leben, an Weltmärkten handeln und Partner im Kampf gegen Extremisten und
Radikale sind. Wir versuchen, den Strom von Rekruten der Al Kaida und
anderer Extremisten zu stoppen, indem wir Ländern helfen, ihrer
Bevölkerung eine Weg in eine hoffnungsvollere Zukunft anzubieten. Wir
wünschen uns ein Iran, dessen Regierung gegenüber dem Volk
rechenschaftspflichtig ist statt Terror zu fördern und nach Technologie
zu streben, die zur Entwicklung von Kernwaffen benutzt werden könnte.
Wir streben eine Zweistaatenlösung für Israelis und Palästinenser an,
damit sie Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben können. Wir
wünschen uns Gerechtigkeit, Würde und Menschenrechte für alle Menschen
im Nahen Osten.
Eine solche Zukunft erfordert harte Arbeit und viele Jahre strategischer
Geduld. Aber unsere Sicherheit hängt davon ab. Wir haben in der
Vergangenheit in Europa ähnliche Arbeit geleistet. Wir haben in der
Vergangenheit in Japan ähnliche Arbeit geleistet. Wir haben ähnliche
Arbeit bereits in der Vergangenheit geleistet – und wir können es wieder
schaffen.
Kampf im Irak ist entscheidet das Schicksal des Nahen Ostens
Die Richtung, die der Nahe Osten in Zukunft einschlägt, wird vom
Ergebnis des Kampfes im Irak nachhaltig beeinflusst werden. Der Irak
befindet sich im Herzen des Nahen Ostens. Die beiden gefährlichen
Ausprägungen des Extremismus, die um die Kontrolle im Nahen Osten
konkurrieren, bedrohen jetzt dieses Land in der Absicht, die junge
Demokratie zu stürzen.
Im Irak verüben sunnitische, von der Al Kaida angeführte Extremisten
spektakuläre Angriffe auf unschuldige Männer, Frauen und Kinder, um
religiöse Unruhen zu schüren. Ihre Anhänger ermorden die Menschen, die
für die Iraker eine neue Zukunft aufbauen wollen. Zu ihren Zielen zählt
jeder, den sie als ungläubig betrachten – einschließlich Christen,
Juden, Jezidis, Schiiten und sogar Sunniten, die ihre radikal verzerrte
Version des Islam nicht teilen. Zu ihnen zählen Kämpfer aus dem Ausland,
die durch Syrien in den Irak reisen. Mit ihren Angriffen wollen sie
Bilder von Chaos und Gemetzel zeichnen, um den Willen der Amerikaner zu
brechen. Diese Mörder verstehen unser Land nicht. Die Vereinigten
Staaten weichen vor Gangstern und Mördern nicht zurück – und die
Vereinigten Staaten werden den Irak in der Stunde der Not nicht im Stich
lassen.
Schiitische Extremisten, unterstützt von Iran, bilden Iraker aus, um
Anschläge auf unsere Truppen und das irakische Volk zu verüben. Anhänger
der Quds-Einheit des islamischen Revolutionswächterkorps versorgen
extremistische Gruppen mit finanziellen Mitteln und Waffen,
einschließlich moderner improvisierter Sprengsätze. Mit Unterstützung
der Hisbollah bilden sie diese gewaltbereiten Kräfte im Irak aus. Vor
kurzem beschlagnahmten die Koalitionsstreitkräfte 240-mm-Raketen, die in
diesem Jahr in Iran hergestellt worden waren und von iranischen Agenten
irakischen Extremisten zur Verfügung gestellt worden waren. Die
Anschläge auf unsere Stützpunkte und unsere Truppen mit Munition aus
Iran haben in den letzten Monaten zugenommen - trotz Zusagen von Iran,
die Stabilisierung der Sicherheitslage im Irak zu unterstützen.
"Ich habe unsere militärischen Befehlshaber im Irak autorisiert, sich
den mörderischen Taten Teherans entgegenzustellen"
Einige sagen, die iranische Führung wüsste nicht, was Mitglieder des
eigenen Regimes tun. Andere meinen, die iranische Führung versuche
aktiv, den Westen zu provozieren. Wie dem auch sei, sie können die
Verantwortung für die Beihilfe zu Anschlägen auf die
Koalitionsstreitkräfte und den Mord an unschuldigen Irakern nicht von
sich weisen. Das Regime in Iran muss diesen Handlungen Einhalt gebieten.
Bis es das tut, werde ich die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz
unserer Truppen ergreifen. Ich habe unsere militärischen Befehlshaber im
Irak autorisiert, sich den mörderischen Taten Teherans entgegenzustellen.
Alle, die fragen, ob es der Kampf im Irak wert ist, sollten sich einen
Irak vorstellen, in dem von Iran unterstützte Milizen große Teile des
Landes kontrollieren. Stellen Sie sich einen Irak vor, in dem die Al
Kaida Zufluchtsorte geschaffen hat, um in Sicherheit Anschläge auf Ziele
in der ganzen Welt zu planen, einschließlich den Vereinigten Staaten.
Wir haben gesehen, was diese Feinde tun, wenn amerikanische Truppen
aktiv im Irak eingesetzt sind. Wir können uns gut vorstellen, was sie
tun würden, wenn sie durch den Rückzug amerikanischer Truppen ermutigt
würden.
Die Herausforderung im Irak lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Entweder siegen die Kräfte des Extremismus oder die Kräfte der Freiheit.
Entweder vertreten unsere Feinde ihre Interessen im Irak oder wir
vertreten unsere Interessen. Die wichtigste und unmittelbarste Art und
Weise, den Zielen der Al Kaida, Irans und anderer Kräfte der
Instabilität und des Terrors zu begegnen, ist den Kampf im Irak zu gewinnen.
"Unsere Koalition hat großartige Dinge im Irak erreicht"
Gemeinsam hat unsere Koalition großartige Dinge im Irak erreicht. Wir
haben einen der brutalsten und gefährlichsten Diktatoren der Welt
gestürzt. Die Welt ist ein besserer Ort, seit Saddam Hussein nicht mehr
an der Macht ist. Im Irak fanden drei nationale Wahlen statt, in denen
eine Übergangsregierung gewählt, die fortschrittlichste demokratische
Verfassung der arabischen Welt ratifiziert und dann gemäß dieser
Verfassung eine Regierung gewählt wurde. Trotz endloser Drohungen von
Autobombenlegern und Mördern gingen nahezu 12 Millionen Iraker wählen
und stellten damit eine Hoffnung und Solidarität unter Beweis, die wir
niemals vergessen sollten.
2006 schlug ein denkender Feind zurück. Die Extremisten lösten einen
Grad an ethnisch-konfessionell motivierter Gewalt aus, der die
demokratischen Gewinne bedrohte, die die Iraker errungen hatten. Die
Dynamik verlagerte sich zu den Extremisten. Die Iraker sahen, dass ihre
Regierung sie nicht schützen oder grundlegende Dienste bieten konnte.
Viele Schiiten wandten sich zum Schutz an die Milizen. Viele Sunniten
sahen für sich im neuen Irak keinen Platz. Bagdad begann, ins Chaos zu
stürzen. Einer unserer Analysten des militärischen Nachrichtendienstes
schrieb, dass die Provinz Anbar - die Basis der Al Kaida im Irak - an
den Feind verloren war.
Die neue Strategie für den Irak
In Anbetracht dessen, was im Irak auf dem Spiel steht, in Anbetracht der
Tatsache, dass die Geschehnisse im Irak Einfluss auf die Vereinigten
Staaten haben, wurde deutlich, dass wir unsere Vorgehensweise an die
Veränderungen vor Ort anpassen müssen. Im Januar habe ich daher eine
neue Strategie vorgestellt. Diese Strategie zielte darauf ab, der
irakischen Bevölkerung, insbesondere in Bagdad, Sicherheit zu bringen.
Sie zielte darauf ab, die irakischen Städte und Gemeinden von
Terroristen zu befreien, damit die lokalen Regierungen wieder Kontrolle
erlangen, grundlegende Dienste anbieten und die Wirtschaft in ihren
Gemeinden wieder anregen konnten. Sie zielte darauf ab, den irakischen
Sicherheitskräften Zeit zu geben zu wachsen und die Fähigkeiten zu
erlangen, die sie benötigen, um ihrem Land letztlich Sicherheit zu
bringen. Sie zielte darauf ab, ein sichereres Umfeld zu schaffen, in dem
eine nationale Versöhnung stattfinden könnte. Und sie zielte darauf ab,
mehr Mitglieder der internationalen Gemeinschaft zu ermutigen, ihr
Interesse an einem freien und demokratischen Irak zu erkennen und mehr
zu tun, um dies zu ermöglichen.
Zentrales Ziel dieser Strategie war die Entstehung einer irakischen
Regierung zu unterstützen, die ihre Bürger beschützen, grundlegende
Dienste bereitstellen und ein Verbündeter in diesem Krieg gegen Terror
sein kann. Wir haben verstanden, dass keines dieser Ziele erfüllt werden
kann, bis die Iraker sich in ihren eigenen Häusern und Bezirken sicherer
fühlen.
Um diese neue Strategie umzusetzen, habe ich Verstärkung nach Bagdad und
in die Provinz Anbar geschickt. Ich habe einen neuen Befehlshaber
eingesetzt, General David Petraeus, ein Experte im Kampf gegen
Aufständische. Diese Truppenaufstockung ist erst seit etwas über zwei
Monaten voll einsatzfähig. Es gibt jedoch unverkennbare Zeichen, dass
unsere Strategie die von uns gesteckten Ziele erreicht. Unsere neue
Strategie zeigt Ergebnisse was die Sicherheit angeht. Unsere Truppen
kämpfen in ganz Irak. Seit Januar haben unsere Soldaten jeden Monat im
Durchschnitt mehr als 1.500 Al-Kaida-Terroristen und andere Feinde der
gewählten Regierung des Irak gefangen genommen oder getötet. Die Al
Kaida wird aus ihren ehemaligen Hochburgen in Bagdad und den Provinzen
Anbar und Dijala vertrieben.
Seit der Truppenaufstockung "ist die Dynamik auf unserer Seite"
Wir haben Einsätze gegen iranische Agenten durchgeführt, die tödliche
Munition an Extremisten liefern. Wir haben schiitische Todesschwadronen
und ihre Versorgungsnetzwerke angegriffen. Der Ministerpräsident des
Irak, Ministerpräsident Maliki, hat sich mutig verpflichtet, die Kräfte
des Bösen und der Zerstörung zu verfolgen. Die ethnisch-konfessionell
motivierte Gewalt hat in Bagdad stark abgenommen. Die Dynamik ist jetzt
auf unserer Seite. Die Truppenaufstockung hat bewirkt, dass dem Feind
die Initiative genommen und dem irakischen Volk gegeben wurde.
Unsere neue Strategie zeitigt auch dort Ergebnisse, wo es am wichtigsten
ist – in den Städten und Bezirken, in denen ganz normale Iraker leben.
In diesen Gegenden einigen sich die Iraker zunehmend untereinander, mit
der Koalition und mit ihrer Regierung in Bagdad. Die Versöhnung kommt
von unten heraus. Sie hat Einfluss auf den Kampf gegen den Feind und
bildet ein solides Fundament für einen demokratischen Irak.
Anbar, die Provinz, die bereits an den Feind verloren geglaubt war, wird
immer friedlicher, weil sich ein Teil der Sunniten dort gegen die Al
Kaida wendet. Sie sind der dunklen Vision dieser Mörder überdrüssig. Die
Scheichs dort haben sich mit den amerikanischen Truppen zusammengetan,
um die Terroristen aus der Hauptstadt Ramadi und anderen Orten zu
vertreiben. Einwohner geben entscheidende Hinweise, und Stammesführer
sind der irakischen Polizei und den Sicherheitskräften beigetreten.
Die Menschen wollen in Frieden leben. Mütter wollen ihre Kinder in einer
friedlichen Umgebung großziehen. Die Iraker vor Ort wenden sich gegen
diese Mörder und Extremisten, wenn sie die Chance haben.
Viele Iraker, die sich in einem freien Irak zunächst an den Rand
gedrängt fühlten, nehmen wieder am politischen Prozess teil, und jetzt
ist es der Feind eines freien Iraks, der am Rand zurückgelassen wird.
Vorigen Monat haben Provinzbeamte Teile des kriegsgeschädigten
Regierungszentrums mithilfe eines unserer Wiederaufbauteams
wiedereröffnet. Ähnliche Szenen spielen sich in ganz Anbar ab, der
Provinz, die einst als verloren galt. Fast jede Stadt in der Provinz hat
jetzt einen Bürgermeister und einen Stadtrat. Kommunalbeamte knüpfen
Kontakte mit der Regierung in Bagdad, weil diese führenden Sunniten
jetzt eine Rolle für ihre Leute im neuen Irak erkennen. Ein ermutigendes
Zeichen ist, dass die Zentralregierung jetzt beginnt, mit Finanzmitteln
für lebenswichtige Dienste und Wiederaufbau sowie mit mehr
Sicherheitskräften zu reagieren.
In anderen Provinzen gibt es ebenfalls Zeichen dieser Art von
Fortschritt von unten nach oben. In der Provinz Dijala hat die Stadt
Bakuba sechs Banken wiedereröffnet und damit den Einwohnern Kapital für
die lokale Wirtschaft zur Verfügung gestellt. In der Provinz Ninewa
haben Kommunalbeamte einen Ausschuss zur Untersuchung von Korruption
gegründet. Ein Richter wurde ermächtigt, Betrug und organisierte
Erpressung zu verfolgen. Dies sind Zeichen, dass unsere Strategie,
politische Zusammenarbeit an der Basis zu fördern, funktioniert. Mit der
Zeit, wenn die Iraker auf lokaler Ebene mehr Kontrolle über ihr Leben
haben, werden sie mehr Maßnahmen von ihrer nationalen Führung in Bagdad
verlangen. So funktioniert Demokratie. Deshalb sind die ermutigenden
Entwicklungen auf lokaler Ebene so wichtig für die Zukunft des Irak.
Defizite und Fortschritte auf nationaler Ebene
Momentan zeigt unsere neue Strategie weniger Resultate auf nationaler
Ebene. Der Irak muss Jahrzehnte der Tyrannei und der Entbehrung
überwinden, die Narben bei den Menschen, auch psychischer Art,
zurückgelassen haben. Die schwerwiegenden religiösen Unruhen 2006 und
Anfang 2007 haben Risse im Gefüge der irakischen Gesellschaft verursacht
und das Misstrauen der ethnischen und religiösen Gruppen im Irak
verstärkt. Inmitten der sicherheitspolitischen Herausforderungen werden
die führenden Politiker im Irak aufgefordert, politische Probleme
anzugehen, die ebenso vielschichtig und emotional sind wie es der Kampf
für Bürgerrechte in unserem Land war. Es ist deshalb nicht
verwunderlich, dass Fortschritte zögerlich eintreten und die Menschen
oft frustriert sind. Das Ergebnis ist, dass es für die Iraker
schwieriger als erwartet ist, die gesetzgeberischen Maßstäbe zu
erfüllen, auf die wir uns alle konzentrieren.
In meinen wöchentlichen Besprechungen mit Botschafter Crocker erörtern
wir diese Herausforderungen. Wir erörtern auch die Zeichen der Hoffnung.
Wir sehen uns durch die am Sonntagabend von Spitzenpolitikern der
irakischen Regierung erzielte Vereinbarung ermutigt. Sie sind sich über
einige Gesetzesentwürfe einig, die den Kern der nationalen Versöhnung
bilden und zu den Orientierungspunkten zählen, die der Kongress der
Vereinigten Staaten aufgestellt hat. Beispielsweise spricht der
Gesetzesentwurf zur Reform der Entbaathifizierung die Frage an, wie die
Iraker mit ihrer Vergangenheit umgehen. Der Gesetzesentwurf zu den
Provinzmächten beschäftigt sich damit, wie die Iraker ihre Zukunft
gestalten. Diese Maßnahmen müssen vom irakischen Parlament noch
verabschiedet werden. Die Vereinbarung zeigt aber, dass die Führung des
Irak Meinungsverschiedenheiten beiseite lassen und sich zusammensetzen
kann, um schwierige Themen zu besprechen, die für das Schicksal des
Landes entscheidend sind.
Die Einigung der irakischen Führung war auch aus einem anderen Grund
maßgeblich. In ihr wird der Koalition für ihre Opfer gedankt und die
Bedeutung der Präsenz der Koalition im Irak anerkannt. Sie ruft auch zum
Aufbau langfristiger Beziehungen zu den Vereinigten Staaten auf. Ich
begrüße diese Einladung. Ich habe unsere Regierung beauftragt, eine
solche Partnerschaft bald auszuhandeln. Diese langfristigen Beziehungen
müssen nicht das Niveau unseres heutigen Engagements im Irak erreichen.
Aber sie können den gemeinsamen Interessen sowohl des Irak als auch der
Vereinigten Staaten dienen – zur Terrorismusbekämpfung und um einem
wichtigen Land und einer wichtigen Region Stabilität zu bringen.
Die irakische Regierung hat noch viel zu tun, um viele der legislativen
Maßstäbe zu erfüllen. Dennoch ist es auch wichtig festzuhalten, dass
viele der Ziele hinter diesen Orientierungswerten ohne Gesetze erreicht
werden. Hier ein Beispiel: Wir waren der Ansicht, dass die gerechte
Verteilung der Öleinkünfte ein vom Parlament verabschiedetes Gesetz
erfordern würde. Die nationale Regierung teilt jedoch bereits
Öleinkünfte mit den Provinzen, obwohl noch kein formales Gesetz hierzu
verabschiedet wurde. Die irakische Regierung macht in anderen Bereichen
bedeutende Fortschritte. Die Stromversorgung wird besser. Das Parlament
hat etwa 60 Gesetze verabschiedet, darunter den Haushalt in Höhe von 41
Milliarden Dollar. Trotz langsamer Fortschritte im irakischen Parlament
ist dies der Beweis, dass es im Irak insgesamt voran geht.
Die UNO, IWF und Weltbank engagieren sich im Irak
Unsere Strategie zeigt auch auf internationaler Ebene Ergebnisse. Die
Vereinten Nationen und Irak - mit Unterstützung des Internationalen
Währungsfonds, der Weltbank und von Ländern überall auf der Welt - haben
einen internationalen Pakt für den Irak abgeschlossen, der zusätzliche
Entwicklungshilfe und Schuldenerlass im Austausch für energische
wirtschaftliche Reformen zusichert. Bis jetzt haben die Iraker
bedeutende Fortschritte dabei gemacht, die wirtschaftlichen Standards
des Internationalen Währungsfonds zu erfüllen. Sie haben eine
Nachbarschaftskonferenz einberufen, die Nationen in der Region
zusammenbringt. Das Ziel ist es, den Irakern durch konkrete
sicherheitspolitische, wirtschaftliche und diplomatische Kooperation zu
helfen.
Als Teil dieser diplomatischen Initiativen hat sich Ministerpräsident
Maliki mit seinen Amtskollegen in der Türkei, in Syrien und in Iran
getroffen, um Unterstützung für seine Nation zu gewinnen. Saudi-Arabien
plant, eine neue Botschaft in Bagdad zu eröffnen. Der Sicherheitsrat der
Vereinten Nationen hat beschlossen, die UN-Mission im Irak auszuweiten,
und will bei Kommunalwahlen und dem Prozess der Aussöhnung helfen. Die
Vereinten Nationen werden bald einen hochrangigen Gesandten für den Irak
nominieren, der den ausgeweiteten UN-Einsatz in dem Land koordinieren
wird. Ich möchte Ihnen Folgendes berichten. Die internationale
Staatengemeinschaft wird sich zunehmend der Bedeutung eines freien Iraks
bewusst. Sie weiß, dass ein freier Irak wichtig für den Weltfrieden ist.
Und aus diesem Grund werden wir auch weiterhin um internationale
Unterstützung für diese hehre und notwendige Aufgabe werben.
Alle beschriebenen Entwicklungen geben Anlass zu Hoffnung - zu Hoffnung
im Irak, im Nahen Osten und auf Frieden. In zwei Wochen werden General
Petraeus und Botschafter Crocker nach Washington zurückkehren, um eine
vorläufige Einschätzung der Situation vor Ort und der Aussichten für die
Zukunft zu geben. Dieser Statusbericht findet weniger als drei Monate
nach dem Zeitpunkt statt, an dem die Truppenaufstockung vollständig
umgesetzt wurde. Er wird aller Wahrscheinlichkeit nach bewerten, was im
Irak gut funktioniert, was verbessert werden muss und welche
Veränderungen wir in den kommenden Monaten an unserer Strategie und
unserer Truppenstärke vornehmen müssen. Der Kongress hat um diese
Einschätzung gebeten. Und der Kongress sollte sie sich auch ganz
anhören. Ich möchte die Mitglieder des Kongresses bitten, mit jeglichen
Schlussfolgerungen zu warten, bis die Männer ihren Bericht abgeliefert
haben.
Kritik in den USA "verdreht die Dinge"
Leider versuchen jetzt einige, die sich über fehlende Sicherheit im Irak
beklagt haben, die Bedingungen der Diskussion zu verändern. Ihr Argument
war, dass die Sicherheit mangelhaft ist, und die Truppenaufstockung
daher nicht erfolgreich war. Jetzt scheint ihr Argument zu sein, dass
die Sicherheit besser ist, und die Truppenaufstockung daher nicht
erfolgreich war. Sie ignorieren den politischen Fortschritt vor Ort und
werfen uns stattdessen vor, dass das langsame Vorankommen des
legislativen Prozesses auf nationaler Ebene beweist, dass unsere
Strategie nicht erfolgreich war. Dieses Argument verdreht die Dinge. Die
Verbesserung der Sicherheit ist die Voraussetzung dafür, in anderen
Bereichen Fortschritte zu machen.
Senator Joe Lieberman sagt dazu Folgendes: „Obwohl es zutrifft, dass es
für die Gewalt im Irak keine reine 'militärische' Lösung gibt, ist es
wichtig, dass wir uns in Erinnerung rufen, dass es auch keine rein
'politische' Lösung gibt." Fortschritte im Sicherheitsbereich müssen an
erster Stelle stehen. Und nur dann kann politischer Fortschritt folgen –
zunächst auf lokaler Ebene, dann in Bagdad. Das bedeutet, dass es dauern
wird, bis die Fortschritte, die wir seit kurzer Zeit im
sicherheitspolitischen Bereich sehen, auch zu politischen Fortschritten
führen. Kurz gesagt ist es nicht sinnvoll, auf militärischen Fortschritt
zu reagieren, indem gesagt wird, wir waren nicht erfolgreich, weil das
irakische Parlament noch nicht jedes von ihm angekündigte Gesetz
verabschiedet hat.
Die Amerikaner wissen, wie schwierig Demokratie sein kann. Unser Land
verfügt über ein fortschrittliches und ausgeklügeltes politisches
System. Und trotzdem schaffen wir es nicht, einen Haushalt rechtzeitig
zu verabschieden - obwohl wir 200 Jahre Übung haben. Ministerpräsident
Maliki und die anderen irakischen Politiker befassen sich mit weitaus
kontroverseren und komplizierteren Themen, und sie versuchen, alles auf
einmal zu tun, nach Jahrzehnten brutaler Diktatur. Die irakischen
Politiker sind nicht perfekt. Aber sie sind von ihren Bürgern gewählt.
Sie wollen, was wir auch wollen – einen freien Irak, der die Terroristen
bekämpft, statt ihnen Zuflucht zu gewähren. Die Politiker in Washington
müssen Möglichkeiten finden, ihren irakischen Verbündeten zum Erfolg zu
verhelfen - und nicht nach Gründen suchen, sie im Stich zu lassen.
Die Herausforderung, die sich uns stellt, ist hart, aber die Vereinigten
Staaten können sie bewältigen. Wir haben für den Konflikt einen Preis
gezahlt, für eine Sache, die richtig ist und unerlässlich für die
amerikanischen Bürger. Es ist eine hehre Sache. Es ist eine gerechte
Sache. Es ist eine notwendige Sache. Ich hätte die jungen Frauen und
Männer unseres Militärs nicht der Gefahr ausgesetzt, wenn ich nicht der
Meinung wäre, dass der Erfolg im Irak für die Sicherheit der Vereinigten
Staaten von Amerika notwendig wäre. Ich weiß, es kann manchmal schwierig
sein, es klar zu bewerten, aber was auf den Straßen von Bagdad und in
den Vierteln von Anbar geschieht, hat direkte Auswirklungen auf die
Sicherheit der Amerikaner hier bei uns. Und aus diesem Grund befinden
wir uns in diesem Kampf. Und aus diesem Grund bleiben wir in diesem
Kampf, und werden diesen Kampf gewinnen.
Der Stolz künftiger Generationen von Veteranen
Eine der großen Segnungen dieses Landes ist, dass unsere Frauen und
Männer in Uniform das verstehen. Einer dieser jungen Männer war
Specialist First Class Stephen Davis aus Fayetteville (North Carolina).
Stephen kommt aus einer stolzen Militärfamilie. Sein Vater und Großvater
waren Veteranen. Sein junger Bruder, seine Mutter und ihr Vater waren
alle mit ihm im Irak stationiert.
Als Stephen am vierten Juli von der Granate eines Aufständischen getötet
wurde, brach ihnen das das Herz. Und dennoch fand diese bemerkenswerte
Familie einen Weg, ihre Trauer beiseite zu legen und weiterhin unserem
Land zu dienen. Stephens Mutter sagte, dass Stephen stolz auf das
gewesen sei, was sie im Irak geleistet haben - deshalb nahm sie nur
sechs Tage nach der Beerdigung ihren Dienst als Sanitäterin wieder auf.
Sein Vater Buck, ein Veteran aus dem Golfkrieg, sagt, er wolle heute in
den Irak gehen. Diese Familie spiegelt das Beste am amerikanischen Geist
wider - eine Geisteshaltung, die zeigt, dass wir den Mut und den Willen
haben, die amerikanischen Bürger zu verteidigen.
Eines Tages, in vielen Jahren, wird ein anderer Präsident in einem
ähnlichen Saal wie diesem stehen. Dieser Präsident wird auf ein Meer der
Mützen blicken, die von denen getragen werden, die stillen Stolz auf
ihren Dienst verspüren. Einige unter diesen Menschen werden Personen
sein, die den Krieg gegen den Faschismus, den Nationalsozialismus und
Kommunismus gewonnen haben. Jüngere Veteranen werden unter Ihnen sein,
die an Orten wie Kandahar und Ramadi gekämpft haben. Und genau wie Sie
wird diese neue Generation der Veteranen stolz sagen können, dass sie
angesichts entschlossener und unbarmherziger Feinde durchgehalten haben,
dazu beigetragen haben, eine gesamte Region aus Tyrannei und Terror zu
befreien, und eine sicherere Welt für die amerikanischen Bürger zu schaffen.
Diesen zukünftigen Angehörigen der American Legion, und Ihnen allen,
möchte ich im Namen unserer Nation danken. Ich bete für Sie und für eine
Zukunft in Frieden. Vielen Dank. Möge Gott die Vereinigten Staaten segnen.
Originaltext: President Bush Addresses the 89th Annual National
Convention of the American Legion;
siehe: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2007/08/print/20070828-2.html
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