Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Nahostkonflikt: Die Ereignisse ab März 2003

Zusammengestellt aus Agenturmeldungen

1. - 9. März 2003

Die israelische Armee ist am 2. März in die Stadt Chan Junis im Gazastreifen eingerückt. Dabei kam es zu heftigen Gefechten mit bewaffneten Bewohnern, in deren Verlauf drei Palästinenser getötet und 37 weitere Personen verletzt wurden. Unter den Toten sei auch ein neunjähriger Jungen, meldete der israelische Rundfunk unter Berufung auf palästinensische Quellen. Außerdem sprengten die israelischen Soldaten ein achtstöckiges Wohnhaus, berichtete die Nachrichtenagentur AP. Von dem Haus aus seien in den vergangenen vier Monaten wiederholt Schüsse auf israelische Ziele abgefeuert worden, hieß es zur Begründung für die Zerstörung. Nach palästinensischen Angaben verloren 85 Menschen durch die Sprengung ihre Wohnung.

Bei einer Militäroffensive im Flüchtlingslager Bureidsch im Gazastreifen sind am 3. März acht Palästinenser getötet, darunter eine schwangere Frau und zwei Jugendliche (der israelische Verteidigungsminister sagte einen Tag später, ihm sei von einer getöteten schwangeren Frau nichts bekannt). Vierzig Menschen wurden verletzt. Einer der beiden Gründer der Hamas-Bewegung, Mohamed Taha, wurde verletzt und gefangen genommen. Vier Häuser wurden gesprengt, wobei weitere elf Gebäude, darunter auch eine Moschee, beschädigt wurden. Nach Angaben des Bürgermeisters wurden 150 Menschen obdachlos.
Bei einem Feuergefecht in Dschenin (Westjordanland) wurde ein 17-jähriger Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen. Bei Nablus verletzten israelische Siedler einen jugendlichen Palästinenser durch Schüsse.

Die US-Regierung hat sich über die isrtaelische Militäroffensive besorgt geäußert. US-Außenamtssprecher Richard Boucher forderte am 4. März die israelische Regierung auf, den Tod unschuldiger Zivilisten zu verhindern. Er sprach sich auch gegen die Zerstörung palästinensischer Häuser aus.

Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Autobus sind am 5. März im nordisraelischen Haifa mindestens zehn Menschen getötet worden. Dutzende Fahrgäste wurden bei der heftigen Explosion verletzt, wie das israelische Fernsehen berichtete. Der Anschlag ereignete sich vor einem belebten Einkaufszentrum in einem Wohngebiet der Stadt. Laut Rundfunkberichten wurde das Dach des Busses abgerissen. Verkohlte Leichen lagen den Angaben zufolge im Bus und auf dem Bürgersteig. Von dem Bus sei "praktisch nichts übrig", berichtete ein Feuerwehrmann.
Die Reaktion der israelischen Armee auf einen Selbstmordanschlag in Haifa hat nicht lange auf sich warten lassen. In der Nacht zum 6. März schossen Hubschrauber im Gebiet um das Flüchtlingslager Dschabalija im Gazastreifen mindestens zwei Raketen ab, hieß es aus palästinensischen Sicherheitskreisen. Zugleich seien dutzende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge im Norden des Gazastreifens eingerückt. Mindestens zwölf Palästinenser sind am 6. März in einem Flüchtlingslager bei Gaza ums Leben gekommen. Der palästinensische Minister Saeb Erekat warf Israel vor, dass israelische Soldaten ein Panzergeschoss in eine Menschenmenge gefeuert hätten. Die Palästinenser hatten im Flüchtlingslager Dschabalja an Löscharbeiten teilgenommen. Acht Palästinenser wurden dabei getötet, zahlreiche weitere verletzt. Fernsehbilder zeigten Feuerwehrleute, die umringt von Zuschauern mit Wasserschläuchen den Brand in einem Gebäude bekämpften und nach einer Detonation wegrannten. Nach israelischer Version soll das Feuer einen Sprengsatz entzündet haben, den militante Palästinenser in dem Haus versteckt hatten. Erst später hätte eine Panzerbesatzung auf einen bewaffneten Palästinenser geschossen. So wie auch die Operationen in den vergangenen Tagen richtete sich der Vorstoß vom Donnerstag nach Angaben des Kommandanten der israelischen Gaza-Division, Gadi Schamni, gegen die Hamas und ihre Infrastruktur. Bei einem der Gesuchten sei ein umfangreiches Waffenarsenal und ein Bombengürtel sichergestellt worden. Während der fünfstündigen, von Kampfhubschraubern unterstützten Kämpfe starben drei weitere Palästinenser. Krankenhäuser in Gaza berichteten, viele der mehr als 100 eingelieferten Verletzten hätten von Panzergeschossen verursachte Splitterwunden aufgewiesen.

Nachdem israelische Soldaten in den Gazastreifen einmarschiert waren, kamen am 7. März nach einer Militäraktion der Israelis drei Palästinenser ums Leben. Der Vorfall habe sich in der Nähe der jüdischen Siedlung Netzarim im Süden des Autonomiegebiets ereignet, hieß es aus israelischen Militärkreisen. Im Norden des Gazastreifens tötete die Armee einen 17-jährigen Palästinenser. Der Jugendliche sei in Dschabalija von einer Panzergranate getroffen worden, teilten palästinensische Ärzte mit. Im gleichen Gebiet seien bei Auseinandersetzungen acht weitere Palästinenser verletzt worden.
In der Siedlung Kirjat Arba bei Hebron drangen am Abend des 7. März zwei als jüdische Seminaristen verkleidete Palästinenser in ein Wohnhaus ein und töteten ein Ehepaar. Anschließend wurden sie selbst erschossen. Der Polizei zufolge trug einer der Angreifer einen Gürtel mit Sprengstoff, der jedoch nicht explodierte. Hamas bekannte sich zu dem Anschlag. - Nach Militärangaben versuchten zwei weitere Palästinenser, in die nahe gelegene Siedlung Nahal Negohot einzudringen, und wurden dabei erschossen.
In Gaza wurde am Morgen des 8. März das Auto von Ibrahim Makadmeh, der nach israelischen Angaben für den Tod von mindestens 28 Israelis verantwortlich sein soll, aus Kampfhubschraubern beschossen. Dabei kamen der 51-Jährige und drei seiner Leibwächter ums Leben. Es war das erste Mal seit eineinhalb Jahren, dass ein prominenter Hamas-Führer von israelischen Soldaten getötet wurde. An seiner Beerdigung am selben Tag nahmen Zehntausende Palästinenser teil, die Rache schworen.

Der Zentralrat der PLO, das zweithöchste parlamentarische Gremium der Palästinenser hat am Abend des 8. März der Ernennung von PLO-Generalsekretär Machmud Abbas (67) zum ersten Ministerpräsidenten der Autonomiebehörde zugestimmt. In einer informellen Abstimmung segneten die Delegierten damit bei einigen Gegenstimmen den Vorschlag von Palästinenserpräsident Jassir Arafat ab. Am 10. März muss das palästinensische Parlament abschließend über die Empfehlung Arafats und die Machtbefugnisse für den neuen Regierungschef beraten. - Die Entscheidung des Zentralrats, dem auch PLO-Mitglieder aus dem Exil angehören, wurde unter anderem vom UN-Gesandten für Nahost, dem Norweger Terje Roed-Larsen, aber auch in israelischen Regierungskreisen begrüßt. Dort hieß es, Machmud Abbas (Abu Masen) sei eine gute Wahl. Man befürchte jedoch, dass er von Arafat nicht genügend Befugnisse erhalten werde, um erfolgreich regieren zu können.

Israelische Truppen haben am 9. März frühmorgens in Hebron die Häuser von zwei militanten Mitgliedern der palästinensischen Hamas-Bewegung zerstört. Augenzeugen berichteten, es habe sich um die Wohnungen von Hasem Kawasme und Safwan Harsed gehandelt. Die Soldaten bereiteten ferner die Sprengung des Hauses des Selbstmordattentäters in Haifa vom vergangenen Mittwoch, Mahmud Hamdan Kawasme, vor. Dabei waren 15 Israelis getötet worden. Im Dorf Kabatija bei Dschenin wurde das Haus des militanten Dschihad-Mitglieds Mohammed Abu Rub demoliert. Israel wirft Rub vor, mehrere Angriffe auf Israelis geplant und geleitet zu haben.
Vom nördlichen Gazastreifen wurden am 9. März wieder vier Kassam-Raketen auf israelisches Territorium abgefeuert. Sie fielen auf die Grenzstadt Sderot, ohne größeren Schaden anzurichten.

10. bis 16. März

Am 10. März hat das palästinensische Autonomieparlament in Ramallah mit überwältigender Mehrheit der Schaffung des Amtes eines Premierministers zugestimmt. Der Premier soll vom Parlament gewählt werden und dürfe auch nur ihm rechenschaftspflichtig sein.

In der Nacht zum 13. März haben Soldaten bei Razzien im Westjordanland insgesamt 20 Palästinenser, darunter zwei mutmaßliche Extremisten festgenommen.
Die israelische Armee hat am 13. März bei einem Feuerangriff auf vermeintliche palästinensische Extremisten irrtümlich zwei israelische Zivilisten getötet. Soldaten hätten den Wagen der Opfer südlich von Hebron im Westjordanland von einem Armeeposten aus oder mit Kampfhubschraubern beschossen, berichtete der israelische Rundfunk. Das Auto sei von Kugeln durchsiebt worden. Der Angriff habe eigentlich radikalen Palästinensern gegolten, die gezielt getötet werden sollten. Offensichtlich hätten die Soldaten allerdings das falsche Auto als Ziel ausgemacht. Bei den getöteten Israelis handelte es sich um Wachleute einer israelischen Telefongesellschaft, die in dem Gebiet eine Sendeantenne bewachen sollten. Sie hatten in ihrem Auto nahe der jüdischen Siedlung Pnei Chever eine Kaffeepause eingelegt, als sie von Soldaten einer Elite-Einheit beschossen wurden. Einer der Männer war auf der Stelle tot. Der zweite versuchte wegzurennen, wurde jedoch von der Besatzung eines Kampfhubschraubers mit einer Rakete getötet.


Seit Beginn der Intifada vor zweieinhalb Jahren sind nach amtlichen israelischen Angaben 365 palästinensische Zivilisten von der israelischen Armee getötet worden. Unter den Todesopfern seien 130 Kinder sowie zahlreiche Frauen und ältere Menschen, berichtete die israelische Tageszeitung "Haaretz" am 13. März unter Berufung auf Zahlen aus dem israelischen Verteidigungsministerium.


Der Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche, Hans-Jürgen Abromeit, hat vor massiven Umsiedlungsaktionen in den Palästinensergebieten bei einem möglichen Irak-Krieg gewarnt. Man teile die Sorge vieler palästinensischer Christen, zumal die israelische Regierung solche Pläne nie ernsthaft dementiert habe, sagte der Bischof, der Vorsitzender des deutschen Jerusalemvereins ist, am 13. März in Greifswald.

US-Präsident Bush kündigte am 14. März einen neuen Nahost-Friedensplan an. Er wolle ihn auf den Tisch legen, sobald der neue palästinensische Ministerpräsident Machmoud Abbas im Amt sei. Einzelheiten über den Plan gab Bush nicht bekannt. Bush forderte die Palästinenser auf, dem Terrorismus abzuschwören; an Israel appellierte er: "Die Besiedlungsaktivitäten müssen aufhören".

Am 14. März haben israelische Truppen während einer Militäroffensive im Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland fünf Palästinenser getötet. Die Israelis waren mit zehn Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in das Flüchtlingslager eingerückt. Die Armee erklärte, durch die Militäraktion hätte ein Anschlag verhindert werden können.
Weitere fünf Palästinenser waren zuvor in der Ortschaft Tamun von israelischen Soldaten getötet worden. Die Getöteten standen laut Armee auf der Liste der meistgesuchten "Extremisten". Die Toten waren nach palästinensichen Angaben Hamas-Mitglieder.

Aus Angst vor möglichen Terroranschlägen am jüdischen Purim-Fest haben die israelischen Streitkräfte am 15. März das Westjordanland und den Gazastreifen abgeriegelt. Sie erklärten in einer Stellungnahme, die Schließung der Autonomiegebiete werde um Mitternacht in Kraft treten. Ein Termin für das Ende der Abriegelung wurde nicht genannt. Die Grenze zwischen dem Westjordanland und Jordanien sollte geöffnet bleiben. Das Purim-Fest, das am 18. März beginnt, erinnert an die biblisch überlieferte Errettung persischer Juden durch Esther und Mardochai.

Bei einer israelischen Militäraktion im Gazastreifen ist am 16. März eine amerikanische Demonstrantin getötet worden. Wie Augenzeugen berichteten, stellte sich die 23-jährige Rachel Corrie einem israelischen Bulldozer entgegen, der ein Haus im palästinensischen Flüchtlingslager Rafah einreißen sollte. Sie sei überfahren worden und später im Krankenhaus Nadschar ihren Verletzungen erlegen, sagte der Arzt Ali Mussa. Die israelische Armee sprach von einem Unfall. Corrie ist das erste Mitglied der Internationalen Solidaritätsgruppen im Westjordanland und Gazastreifen, das bei einem israelischen Einsatz ums Leben kam. Die Gruppen versuchen, als "menschliche Schutzschilde" Zerstörungen in palästinensischen Gebieten zu verhindern. Israel will damit Vergeltung für palästinensische Selbstmordangriffe üben. Ein Mitglied der Gruppe, Greg Schnabel aus Chicago, sagte, der Bulldozer habe die Studentin aus dem US-Staat Washington nicht beachtet und sei einmal komplett über sie gefahren. Dann sei er zurückgestoßen und habe Corrie noch einmal überrollt. (AP-Meldung)

17. bis 23. März 2003

Auf der Suche nach palästinensischen Extremisten haben israelische Truppen in der Nacht zum 17. März eine neue Offensive in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen gestartet. Dabei kam es in Nusseirat zu Feuergefechten, denen nach Angaben aus Krankenhäusern mindestens sieben Palästinenser zum Opfer fielen, darunter ein vierjähriges Mädchen. Unter den Toten befanden sich nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern neben dem kleinen Mädchen zwei Jugendliche und mindestens zwei Heckenschützen. 19 Menschen seien verletzt worden, drei von ihnen befänden sich in kritischem Zustand.
Rund 20 Panzerfahrzeuge drangen am frühen Morgen des 17. März auch nach Dschenin im Westjordanland vor. Anschließend durchsuchten Soldaten mehrere Häuser nach mutmaßlichen Extremisten. Am Abend zuvor war es zu einem Schusswechsel nahe der jüdischen Siedlung Itamar bei Nablus gekommen, bei denen ein Palästinenser getötet wurde. Nach Angaben von Bewohnern überraschten israelische Soldaten mehrere Palästinenser bei dem Versuch, in die Siedlung einzudringen.
Zwei Mitglieder der militanten palästinensischen El-Aksa-Brigaden sind bei einer Explosion im Westjordanland ums Leben gekommen. Die Mitglieder des bewaffneten Arms der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat starben am 17. März bei der Detonation eines Sprengsatzes in Saida nahe Tulkarem, wie die El-Aksa-Brigaden mitteilten. Die Gruppe machte die israelische Armee für den Vorfall verantwortlich. Drei weitere Extremisten seien bei der Explosion verletzt worden.

In Ramallah wollte später am 17. März der Palästinensische Legislativrat zusammentreffen, um über die künftigen Machtbefugnisse des designierten Ministerpräsidenten Mahmud Abbas zu beraten.
Palästinenserpräsident Jassir Arafat hat nach langem Zögern ein Gesetz zur Einführung eines Ministerpräsidenten-Amtes unterzeichnet. Der Chef der Autonomiebehörde habe am 18. März seine Unterschrift unter den Gesetzestext gesetzt, sagte sein Chefberater Nabil Abu Rudeina. Nach der Veröffentlichung des Textes könne Arafats Stellvertreter Mahmud Abbas in das neu geschaffene Amt eingeführt werden. Zuvor hatte das Gesetz bereits das Palästinenserparlament passiert.

Bei einer Schießerei im Dorf Marah Rabah im Westjordanland wurden am 18. März ein israelischer Soldat und ein ranghoher Hamas-Führer getötet, wie die Armee mitteilte. Ali Alian habe das Feuer eröffnet, als sich Sicherheitskräfte seinem Versteck näherten, hieß es. Die Soldaten erwiderten die Schüsse. Nach Militärangaben war Alian für das Selbstmordattentat am 5. März in Haifa verantwortlich, bei dem 16 Israelis und ein Amerikaner getötet wurden.

Im Zusammenhang mit dem Irakkrieg ist die Bevölkerung in Israel weiterhin aufgefordert, Gasmasken zum Schutz vor möglichen Giftgasangriffen bei sich zu führen.
Am 21. März wurde für die israelischen Botschaften und Konsulate in aller Welt höchste Alarmbereitschaft ausgerufen worden. Israelische Diplomaten wurden außerdem angehalten sich unauffällig zu verhalten.

Israels Verteidigungsministerium will den Grenzzaun zum Westjordanland weiter nach Osten verlegen und so weitere Geniete mit jüdischen Siedlungen in das israelische Staatsgebiet einverleiben. So läge dann z.B. die zweitgrößte jüdische Siedlung, das 20.000 Einwohner zählende Ariel auf israelischer Seite. Entsprechende Medienberichte vom 22. März wurden vom Verteidigungsministerium bestätigt.

Israelische Truppen sind am frühen Morgen des 23. März in die Stadt Dschenin im Westjordanland und ein nahe gelegenes Flüchtlingslager einmarschiert. Sie verhängten eine Ausgangssperre und durchsuchten palästinensischen Augenzeugenberichten zufolge Gebäude nach Verdächtigen. Dabei hätten sich die Soldaten offenbar mit Sprengstoff Zutritt zu versperrten Häusern verschafft. Die Armee erklärte, die Soldaten gingen gegen eine terroristische Infrastruktur in der Gegend vor.
Unterdessen beschossen bewaffnete Palästinenser an der Zufahrt zur israelischen Stadt Katzir israelische Fahrzeuge. Dabei wurden auch Granaten geschleudert, wie der israelische Rundfunk unter Berufung auf die Polizei berichtete. Bei dem Angriff wurde niemand verletzt.

Der neue palästinensische Ministerpräsident Machmud Abbas (Abu Masen), hat erste Sondierungen für die Bildung einer neuen Regierung aufgenommen. Nach Berichten vom 23. März erwägt der 67-Jährige unter anderem die Ernennung von Mohammed Dachlan, dem früheren Sicherheitschef des Gazastreifens, zum neuen Innenminister. Der einflussreiche Dachlan, der jahrelang als möglicher Nachfolger von Palästinenserführer Jassir Arafat galt, hatte sich im vergangenen Jahr nach einem Zerwürfnis mit dem Präsidenten aus der Politik zurückgezogen.

24. bis 31. März 2003

Die israelische Armee hat in der Nacht zum 24. März 19 Palästinenser im Westjordanland festgenommen. Die meisten von ihnen hätten auf der Fahndungsliste des israelischen Geheimdienstes Schin Beth gestanden, teilte ein Militärsprecher mit. Die anderen seien zu Verhören mitgenommen worden. Sechs Palästinenser seien in Nablus festgenommen worden, zwei in Hebron, die anderen stammten aus verschiedenen Orten im Westjordanland.
Israelische Soldaten und Polizisten haben am 24. März in der Nähe von Hebron im Westjordanland eine illegale Siedlung jüdischer Siedler geräumt. Es handelte sich dabei um den Außenposten Hügel 26 neben der älteren Siedlung Kirjat Arba, der aus ein paar kleineren provisorischen Gebäuden bestand. Rund ein Dutzend Menschen lebten dort. Am 17. Januar war dort ein Siedler bei einem Angriff von Palästinensern getötet worden. Die Gebäude wurden abgerissen. Es gibt im ganzen Westjordanland Dutzende derartige provisorische Siedlungen auf Hügeln.

Israelische Soldaten haben nach Angaben palästinensischer Ärztekreise im Westjordanland am 24. März einen palästinensischen Jugendlichen getötet. Der schätzungsweise 14 Jahre alte Palästinenser sei bei Zusammenstößen israelischer Soldaten mit palästinensischen Steinewerfern in Dschenin getötet worden, hieß es. Die israelische Armee bestätigte dies nicht. Ein Armeevertreter sagte jedoch, es habe am 24. März drei Zwischenfälle gegeben, bei denen Palästinenser in Dschenin getötet oder verletzt worden seien. Der Jugendliche habe wahrscheinlich dazugehört. Nach Angaben des Militärvertreters wurde unter anderem ein Palästinenser erschossen, der einen Brandsatz auf Soldaten geworfen hatte. Seit dem Beginn der Intifada im September 2000 sind nach Angaben von Reuters 1945 Palästinenser und 727 Israelis getötet worden.

Bei ihrem Einmarsch in den Gazastreifen hat nach Angaben von AFP die israelische Armee am 27. März zwei palästinensische Sicherheitskräfte getötet (AP meldete drei Tote). Die 21 und 30 Jahre alten Männer seien in Beit Hanun im Norden des Gazastreifens von Kugeln tödlich getroffen worden, teilten palästinensische Sicherheitskräfte mit. 15 weitere Palästinenser seien verletzt worden. Der israelische Rundfunk berichtete unter Berufung auf das Militär, die Soldaten hätten in Beit Hanun nach radikalen Palästinensern gefahndet. Dabei seien sie auf heftigen Widerstand gestoßen, woraufhin sie Raketen abgefeuert hätten.
Militante Palästinenser feuerten am Abend des 27. März selbstgebaute Raketen vom Typ Kassam auf die südisraelische Stadt Sderot ab. Die Geschosse aus dem Norden des Gazastreifens hätten niemanden verletzt, verlautete aus dem israelischen Militär.

Die USA verlangen von Israel, ein milliardenschweres Rüstungsgeschäft mit Indien zu stoppen. Die USA habe Israel ersucht, nicht wie geplant das Radar-Frühwarnsystem "Phalcon" an Indien zu liefern, berichtete am 27. März der israelische Armeesender. Der Meldung zufolge befürchten die USA ein Ungleichgewicht zwischen den verfeindeten Nachbarn Indien und Pakistan durch die Rüstungslieferungen. Im Juli 2000 hatte Israel nach massivem Druck der USA einen bereits geschlossenen Vertrag mit China über eine "Phalcon"-Lieferungen gekündigt.

Israelische Soldaten haben am 28. März im Flüchtlingslager Tulkarem im Westjordanland auf zwei Palästinenser geschossen und einen von ihnen getötet. Bei dem Verletzten handelte es sich nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen um ein 24-jähriges Mitglied der Al-Aksa-Märtyrerbrigaden. Der Getötete soll hingegen unbewaffnet gewesen sein. Er sei in einer Gruppe von Menschen gewesen, von denen einige Waffen getragen hätte. Nach israelischen Armeeangaben entdeckten Soldaten auf einer Routinepatrouille die beiden bewaffneten Männer und eröffneten das Feuer. Nach palästinensischer Darstellung schossen die Soldaten aus dem Hinterhalt.
Die israelische Armee zerstörte am 28. März bei einem Einsatz in Chan Junis im Gazastreifen das Haus eines palästinensischen Attentäters, der im vergangenen Jahr bei einem Angriff auf eine jüdische Siedlung getötet worden war. Wie es hieß, wurden dort Waffen und Sprengstoff gefunden. Drei Männer seien festgenommen worden.

Die Palästinenserführung hat die USA gedrängt, dem "Fahrplan" für den Nahost-Friedensprozess konkrete Taten folgen zu lassen. Die Autonomiebehörde hoffe, dass es sich nicht um bloße "Versprechungen" handele, sagte der palästinensische Kommunalminister Sajeb Erakat am 28. März. Die Vorstellung des "Fahrplans" sei bereits sechs Mal verschoben worden, für eine weitere Verschiebung könne er sich keinen "Vorwand" vorstellen. US-Präsident George W. Bush hatte am Tag davor in Camp David angekündigt, dass der Plan des so genannten Nahost-Quartetts aus den USA, der EU, der UNO und Russland "bald" offiziell vorgelegt werden solle. Er sieht die Gründung eines Palästinenserstaates bis 2005 vor.
Der neue israelische Außenminister Silvan Schalom hat nach zweijähriger Unterbrechung neue Friedensverhandlungen mit den Palästinensern angekündigt. Zunächst müsse jedoch die Regierungsbildung des neuen palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas in zwei bis drei Wochen abgewartet werden, sagte Schalom in einem Gespräch mit UN-Generalsekretär Kofi Annan am Freitagabend in New York.

Israelische Soldaten haben am 29. März im Westjordanland einen 17-jährigen Palästinenser erschossen. Der Jugendliche wurde bei Ausschreitungen im Flüchtlingslager Askar bei Nablus getötet. Augenzeugen sagten, der Junge habe die Soldaten mit Steinen beworfen. Nach Angaben der israelischen Armee schleuderte der 17-Jährige einen Brandsatz auf die Truppen.
Im Westjordanland und im Gazastreifen demonstrierten am 29. März erneut 1.000 Palästinenser gegen den Irak-Krieg. In Bethlehem setzten israelische Truppen während eines Protestmarsches von Kindern Tränengas ein. Dutzende Mädchen riefen: "Mit unseren Seelen, mit unserem Blut, wir werden uns für Saddam opfern." Die Streitkräfte erklärten, Jugendliche hätten Steine auf die Truppen geworfen. Am Tag zuvor hatten mehr als 50.000 Palästinenser gegen den Krieg in Irak protestiert.

Ein palästinensischer Selbstmordattentäter hat sich am 30. März nördlich von Tel Aviv in die Luft gesprengt und dabei etwa 30 Menschen zum Teil schwer verletzt. Wie die israelische Polizei mitteilte, wurde der Anschlag im Badeort Netanja verübt. Nach Angaben von Krankenhäusern wurden sechs Menschen schwer verletzt, einer von ihnen lebensgefährlich. Der Attentäter hatte laut Polizei vor dem Eingang eines Cafés im Zentrum der Stadt eine Sprengladung gezündet, die er am Körper trug. Die palästinensische Untergrundorganisation Islamischer Dschihad bekannte sich zu dem Anschlag.

Israelische Soldaten haben am 30. März einen Palästinenser im Gazastreifen erschossen, der nach Armeeangaben in eine "gesperrte Militärzone" eingedrungen war. Insgesamt seien acht Palästinenser in das Gebiet nahe der Straße zwischen dem Grenzübergang Karni und der jüdischen Siedlung Netzarim vorgedrungen, hieß es aus Armeekreisen. Vier von ihnen seien festgenommen worden, vier weitere hätten die Flucht ergriffen. Daraufhin hätten die Soldaten das Feuer auf sie eröffnet und einen der Männer getötet.
Israelische Soldaten haben am Abend des 30. März zwei weitere Palästinenser im Gazastreifen erschossen. Die beiden bewaffneten Männer seien auf israelisches Gebiet vorgedrungen und über eine Stunde lang von der Armee gejagt worden, verlautete aus Armeekreisen. Es habe einen Schusswechsel mit den "Terroristen" gegeben, die schließlich im Kibbuz Erez südlich der Stadt Aschkelon getötet worden seien.

Der israelische Außenminister Silvan Schalom hat dem designierten palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas eine Frist von zwei Monaten für entscheidende Schritte gegen radikale Gruppen gesetzt. Sollte Abbas in dieser Zeit nicht "die richtigen Maßnahmen" ergreifen, werde er seine Arbeit überhaupt nicht führen können, drohte Schalom am 31. März in Washington nach einem Treffen mit US-Außenminister Colin Powell.


Zurück zur Chronik-Übersicht

Zurück zur Nahost-Seite

Zurück zur Homepage