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1. bis 15. August 2006

Chronologie der Ereignisse

Dienstag, 1. August, bis Sonntag, 6. August
  • Das israelische Sicherheitskabinett hat eine Ausweitung der Bodenoffensive im Süden des Libanon beschlossen. Dies teilte ein Regierungsvertreter am frühen Morgen des 1. Aug. in Jerusalem mit. Das Gremium hatte unter Vorsitz von Ministerpräsident Ehud Olmert getagt.
  • Die libanesische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben neue Vorstöße israelischer Bodentruppen im Süden des Libanon zurückgeschlagen. Israelische Truppen hätten in der Nacht zum 1. Aug. bis in die frühen Morgenstunden versucht, die Kontrolle über ein Gebiet um die Ortschaft Aita el Schaab zu erlangen, doch Kämpfer der Hisbollah hätten sie zum Rückzug gezwungen, erklärte die Miliz. Aita el Schaab liegt nahe der israelischen Grenze. Von dort aus waren Hisbollah-Kämpfer am 12. Juli nach Israel eingedrungen und hatten zwei israelische Soldaten verschleppt sowie acht weitere getötet. Dieser Vorfall gilt als der unmittelbare Auslöser für Israels Krieg.
  • Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Hisbollah-Miliz im Südlibanon aufgefordert, ein Zeichen für eine Entspannung im Konflikt mit Israel zu geben. Mit Israels Verringerung der Kampfhandlungen für 48 Stunden sei "ein erster Schritt" getan worden, sagte Steinmeier am 1. Aug. in Brüssel. Unterdessen hat Israel allerdings seine Bodenoffensive im Südlibanon ausgeweitet. (Weiß das der deutsche Außenminister nicht?, Anm. des Chronisten.)
  • Nach der Ankündigung Israels, seine Bodenoffensive im Libanon auszuweiten, hat in der südlichen Region Tyrus eine Massenflucht eingesetzt. In der Stadt selbst seien inzwischen nur noch etwa 15.000 Einwohner, sagte der Stadtvorstand Abdel Mohsen Husseini am 1. Aug. Normalerweise wohnen dort rund 50.000 Menschen; während der Flüchtlingswelle aus den umliegenden Ortschaften hatten sich bis zu 100.000 Menschen dort aufgehalten. Die meisten Dörfer der Region waren fast menschenleer, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Israel hatte trotz seiner am 30. Juli ausgerufenen Feuerpause in den vergangenen Tagen punktuell Luftangriffe geflogen. Zudem beschloss es die Ausweitung seiner Bodenoffensive.
  • Israel will seine Luftangriffe auf den Libanon am Morgen des 2. Aug. wieder in vollem Umfang aufnehmen. Das kündigte am Dienstag der israelische Vize-Regierungschef Eli Jischai an, der auch dem Sicherheitskabinett angehört. "Nach Ablauf der 48 Stunden wird die Luftwaffe wieder mit aller Macht und allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften zuschlagen", sagte er dem Militärrundfunk.
  • Nach eintägiger Unterbrechung hat die libanesische Hisbollah-Miliz ihre Raketenangriffe auf den Norden Israels wiederaufgenommen. Am 1. Aug. seien insgesamt 13 Raketen und Granatengeschosse in Israel eingeschlagen, ohne dass Menschen zu Schaden gekommen wären, teilte die Armee am Abend mit. Damit hat sich die Intensität der Angriffe im Vergleich zu den vergangenen Wochen deutlich abgeschwächt.
  • Nach schweren Gefechten gegen die radikalislamische Hisbollah-Miliz hat die israelische Armee am 1. Aug. den Tod von drei Soldaten in der Nähe des Dorfes Aita el Schaab offiziell bestätigt. 25 weitere Soldaten seien bei dem Beschuss mit Panzerabwehrraketen und automatischen Waffen verletzt worden, teilte ein Militärsprecher mit. Israel hatte Meldungen des Fernsehsenders El Arabija über den Tod der Soldaten zunächst nicht bestätigt. An dem Großeinsatz nahe der Hisbollah-Hochburg Bint Dschbeil im Südosten des Libanon waren israelischen Medien zufolge bis zu 20.000 israelische Soldaten beteiligt.
  • Ein israelisches Kommandounternehmen ist in der Nacht zum 2. Aug. in ein von der Hisbollah betriebenes Krankenhaus in der ostlibanesischen Stadt Baalbek eingedrungen und dort in schwere Kämpfe verwickelt worden. Die israelischen Streitkräfte wollten sich zu dem Angriff nicht äußern, auf der Webseite der Jerusalemer Zeitung "Haaretz" hieß es aber in einer kurzen Notiz, israelische Hubschrauber hätten Kommandotrupps in der Region Baalbek abgesetzt. Der Chefsprecher der Hisbollah, Hussein Rahal, sprach von schweren Kämpfen in dem Krankenhaus. Anwohner sagten, das Dar-al-Hikma-Krankenhauses werde von der iranischen Imam Chomeini Wohltätigkeitsstiftung finanziert und von Hisbollah-Leuten geleitet. Rahal wies Berichte als falsch zurück, wonach es den israelischen Soldaten gelungen sei, einzelne Patienten zu ergreifen und mit Hubschraubern auszufliegen. Israelische Kampfflugzeuge flogen mehr als zehn Angriffe in der Umgebung des Krankenhauses. Eine zweite Angriffswelle habe Viertel im Norden und Osten Baalbeks gegolten, in der "Sympathisanten" der Hisbollah wohnen, berichteten Augenzeugen. Nach ihren Angaben endeten gegen 03.00 Uhr die Kämpfe. Es gab keine Informationen über Tote und Verletzte. Die Landung der Kommandotrupps war der tiefste israelische Vorstoß in den Libanon seit zwölf Jahren.
  • Die israelische Armee hat in der Nacht zum 2. Aug. mehrere Mitglieder der Hisbollah aus dem Libanon entführt. Der Einsatz gegen die radikalislamische Schiitenmiliz habe in Baalbek im Osten des Landes stattgefunden, teilte ein Militärsprecher am Morgen mit. Zahlreiche weitere Hisbollah-Mitglieder seien "getroffen" worden. Zuvor hatte Israel mehrere Luftangriffe auf die Hisbollah-Hochburg geflogen. Ein Hisbollah-Sprecher hatte mitgeteilt, ein israelischer Militärhubschrauber sei nahe Baalbek gelandet. Die Insassen seien in ein Krankenhaus gestürmt, das von der Hisbollah umstellt worden sei.
    Die israelische Armee bestätigte einen Einsatz ihrer Truppen in Baalbeck. Dabei sei eine Anzahl von "Terroristen" gefangen genommen worden, sagte eine Armeesprecherin am Morgen des 2. Aug.
    Massive israelische Luftangriffe haben der Umgebung von Baalbek über Nacht Tod und Zerstörung gebracht. Mindestens 15 Zivilpersonen kamen bei den Bombardierungen ums Leben. Betroffenen waren zwei Familien in Al Dschamalijeh, einem Dorf am Rande der historischen Provinzhauptstadt in der nördlichen Bekaa-Ebene. Der Bürgermeister von Al Dschamalijeh, Hussein Dschamaleddin, verlor bei einem Angriff auf sein Haus seinen Sohn, seinen Bruder und fünf weitere Verwandte. Er weinte hemmungslos, als er Leichenteile aus den Trümmern zog.
  • Die libanesische Hisbollah-Miliz hat am 2. Aug. eine Rakete bis in die Nähe der israelischen Stadt Beit Schean abgeschossen, das bislang am weitesten im Landesinnern gelegene Ziel, wie Rettungskräfte mitteilten. Beit Schean liegt etwa 70 Kilometer südlich der Grenze zum Libanon. In der vergangenen Woche hatte eine Rakete die Stadt Afula, 20 Kilometer weiter nördlich, getroffen. Dabei soll es sich um einen neuen Raketentyp mit größerer Reichweite als die bislang von der Hisbollah verwendeten Katjuscha-Raketen handeln.
  • Der Europarat hat eine unverzügliche Waffenruhe im Nahen Osten gefordert. Es sei "vollkommen unannehmbar", dass Israel weiterhin "unverhältnismäßig" Gewalt anwende, erklärte der Vorsitzende der Parlamentarischen Versammung des Europarats, René van der Linden, am 2. Aug. in Straßburg. Er bezog sich damit besonders auf Angriffe, die das israelische Militär "ohne Unterscheidung" auf zivile Ziele richte. Gleichzeitig verurteilte er "die Terrorakte der Hisbollah und ihre Gewaltpolitik auf das Schärfste".
  • Die radikalislamische Hisbollah-Miliz hat am 2. Aug. so viele Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert wie nie zuvor an einem einzigen Tag. Hisbollah-Kämpfer hätten 190 Raketen abgeschossen, von denen 36 in israelischen Städten und Siedlungen eingeschlagen seien, hieß es bei der Polizei. Dabei sei ein 60-jähriger Mann ums Leben gekommen, weitere 19 Menschen wurden verletzt. Zwei Geschosse seien erstmals mehr als sechzig Kilometer hinter der Grenze eingeschlagen, in der Nähe der israelischen Ortschaft Beth Schean. Am Sonntag waren 156 Raketen gezählt worden.
  • Der verheerende israelische Luftangriff vom 30. Juli auf ein Haus in dem südlibanesischen Dorf Kana (Qana) hat nach Untersuchungen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch 28 Menschen das Leben gekostet. Die ursprünglich angenommene Zahl von 54 Toten gehe auf eine Liste mit Namen von 63 Menschen zurück, die im Keller des Gebäudes Schutz gesucht hatten, teilte die Organisation am Abend des 2. Aug. mit. Rettungskräfte hätten dort neun Überlebende ausgemacht, so dass die Zahl 54 zu Stande gekommen sei. Human Rights Watch veröffentliche zugleich eine Liste mit den Namen von 28 bestätigten Toten, darunter 16 Kinder und Teenager. Das jüngste Opfer sei ein neun Monate altes Baby gewesen.
  • Die israelische Luftwaffe hat am 2. Aug. erneut Flugblätter über dem Süden des Libanons abgeworfen und darauf die Hisbollah zur Kapitulation aufgerufen. Fluchtversuche seien aussichtslos, hieß es in dem einseitigen Schreiben. Israel hat seit Beginn seiner Angriffe im Libanon am 12. Juli immer wieder Flugblätter über dem Gebiet abgeworfen. Die meisten davon richteten sich gegen die Hisbollah oder deren Führer Scheich Hassan Nasrallah. Mehrfach wurden auch Bewohner von Grenzorten zum Verlassen ihrer Häuser aufgerufen.
  • Drei Wochen nach den ersten Luftangriffen im Libanon hat Israel bekräftigt, dass es keinem Druck aus dem Ausland nachgeben werde. "Wir werden unseren Militäreinsatz nicht gemäß dem amerikanischen oder dem europäischen Druck ausführen", sagte der israelische Verteidigungsminister Amir Perez am 2. Aug. dem privaten Fernsehsender 10. Vielmehr werde Israel den Einsatz gemäß seiner eigenen Ziele fortsetzen. Die Militäroffensive gebe den diplomatischen Rahmen vor, "der die Zukunft der Region bestimmen wird".
  • Die israelische Luftwaffe hat ihre Angriffe auf Ziele der Hisbollah im Libanon in der Nacht zum 3. Aug. fortgesetzt. Raketen schlugen in dem schiitisch dominierten Beiruter Vorort Dahieh ein, Augenzeugen berichteten von mindestens vier Explosionen. Es war der erste Angriff auf den schiitisch dominierten Stadtteil seit fast einer Woche. Auch am Boden gingen die Kämpfe weiter.
  • Nach dem international kritisierten Angriff auf den libanesischen Ort Kana hat Israels Armee am 3. Aug. Ergebnisse einer Untersuchung des Vorfalls vorgelegt. Der israelischen Armee ist bei dem Angriff auf Kana im Südlibanon angeblich die Bedrohung für Zivilisten nicht bekannt gewesen. Die israelischen Streitkräfte seien bei ihrem Angriff am 30. Juli davon ausgegangen, dass das ins Visier genommene Gebäude "nicht von Zivilisten bewohnt" sei und dass es "von Terroristen als Unterschlupf genutzt" wurde, heißt es in einem Bericht für Israels Verteidigungsminister Amir Perez. "Wenn wir Informationen gehabt hätten, dass sich in dem Gebäude Zivilisten befanden, hätte der Angriff nicht stattgefunden", heißt es in dem Untersuchungsbericht. Die Bewohner von Kana seien darüber informiert gewesen, dass ein Angriff bevorstehe. Bei dem Angriff seien zwei Raketen auf Kana abgefeuert worden, die erste habe getroffen, die zweite habe nicht gezündet. Augenzeugen hatten hingegen berichtet, das Gebäude sei gegen Mitternacht erstmals angegriffen worden. Zehn Minuten später sei das Haus durch einen zweiten Angriff komplett zerstört worden.
    Die Zahl der beim israelischen Bombardement von Kana getöteten Menschen wurde unterdessen von 52 auf 28 heruntergesetzt. "Es gibt 28 bestätigte Todesfälle, davon 16 Kinder, und neun Verletzte", erklärte die Leitung des Regierungskrankenhauses der libanesischen Hafenstadt Tyrus. Die neue Opferzahl in Kana gehe aus einer Untersuchung der Nicht-Regierungsorganisation Human Rights Watch hervor.
  • Im Südlibanon sind derzeit knapp 10.000 israelische Soldaten im Einsatz. Unter ihnen seien auch zwei Regimenter mit Reservisten, berichtete der israelische Militärrundfunk am 3. Aug. Die Soldaten seien in einem guten Dutzend Ortschaften eingesetzt. Sie sollten entlang der Grenze zwischen Israel und dem Libanon eine sechs bis acht Kilometer breite "Sicherheitszone" einrichten, hieß es in dem Bericht. Der öffentliche Rundfunk berichtete, die Regierung habe die Armee angewiesen, ihren Einsatz auszuweiten und so weit wie möglich zum Fluss Litani vorzudringen. In dem gesamten Gebiet sollten keine Raketenwerfer und Hisbollah-Kämpfer mehr sein. Der Litani fließt aus den libanesischen Bergen durch die Beeka-Ebene, bevor er bei Tyrus ins Mittelmeer mündet.
  • Die Mitgliedstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) haben eine sofortige Waffenruhe im Nahen Osten gefordert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen solle seiner Verantwortung für weltweiten Frieden und Sicherheit "ohne weitere Verzögerung" nachkommen und einen "unverzüglichen und umfassenden Waffenstillstand" fordern, hieß es am 3. Aug. in einem Entwurf zur OIC-Abschlusserklärung, die später verabschiedet werden sollte. Israel müsse dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass es gegen die weltweit geltenden humanitären Rechte und Menschenrechte verstoße. "Wir sind fest davon überzeugt, dass es keine Straffreiheit geben darf."
  • Bei neuen Raketenangriffen der libanesischen Hisbollah auf den Norden Israels sind am 3. Aug. mindestens fünf Menschen getötet worden. Mehrere Geschosse seien im Zentrum der Küstenstadt Akko eingeschlagen, teilte ein Polizeisprecher mit. Dort seien zwei Menschen getötet worden, als eine der Raketen ihr Haus getroffen habe. Drei weitere Menschen seien in der Ortschaft Maalot nahe der Grenze zum Libanon gestorben. Nach Polizeiangaben trafen am 3. Aug. mindestens 30 Hisbollah-Raketen den Norden Israels.
  • Frankreich hat dem UN-Sicherheitsrat am 3. Aug. einen neuen Resolutionsentwurf zur Lösung der Libanon-Krise vorgelegt. Der Text ist im Vergleich zur vorherigen Version vom vergangenen Sonntag geringfügig verändert, wie aus einem der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden Exemplar hervorgeht. So wird darin immer noch das "sofortige Ende der Kampfhandlungen" gefordert. Neu ist, dass in der Resolution die "volle Respektierung" der so genannten Blauen Linie, der inoffiziellen Grenze zwischen dem Libanon und Israel gefordert wird.
  • Der israelische Verteidigungsminister Amir Perez hat die Armee angewiesen, sich auf die komplette Einnahme des Südlibanon vorzubereiten. Die "nächste Etappe" der Offensive habe das Ziel, "die Kontrolle über den Südlibanon von der internationalen Grenze bis zum Fluss Litani zu übernehmen", sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Abend des 3. Aug. Bei Perez' Anweisung handle es sich nicht um einen Einsatzbefehl, stellte sie klar. Es gehe lediglich um die Vorbereitung eines Einsatzes. Der libanesische Fluss Litani verläuft fünf bis 30 Kilometer nördlich der Grenze zwischen Israel und dem Libanon.
  • Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah drohte am 3. Aug. mit Raketenangriffen auf Tel Aviv, falls Israel das Zentrum von Beirut bombardieren sollte. In der Fernsehansprache, die der Hisbollah-Sender Al-Manar ausstrahlte, erklärte Nasrallah außerdem, die Hisbollah sei bereit, ihre Raketenangriffe auf Ziele in Israel einzustellen, wenn die israelische Luftwaffe ihre Angriffe auf libanesische Städte und Dörfer beende. Die Hisbollah wolle lieber Mann gegen Mann gegen die israelischen Soldaten kämpfen, anstatt Zivilisten mit in den Krieg hineinzuziehen.
  • Aus Protest gegen die Militäraktion im Libanon hat der venezolanische Präsident Hugo Chavez den Botschafter aus Israel zurückgerufen. In einer Fernsehansprache nannte der linksgerichtete Politiker die israelischen Angriffe am 3. Aug. einen "Völkermord". Er sei empört über das Vorgehen Israels, das von den Vereinigten Staaten unterstützt werde. Chavez hat bereits mehrfach die UN aufgerufen, die Militäraktionen zu stoppen.
  • Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hat sich für den Einsatz deutscher Soldaten im Rahmen der internationalen Friedenstruppe im Libanon ausgesprochen. "Ich wünsche mir auch eine Beteiligung deutscher Soldaten", sagte Olmert im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Ausgabe vom 4. Aug.). Er habe Bundeskanzlerin Angela Merkel mitgeteilt, dass Israel "absolut kein Problem" habe mit deutschen Soldaten im Südlibanon. "Wenn Deutschland zur Sicherheit des israelischen Volkes beitragen kann, dann wäre das eine lohnende Aufgabe für Ihr Land." Ich wäre sehr glücklich darüber, wenn Deutschland sich beteiligte." Es gebe derzeit keine Nation, die sich Israel gegenüber freundschaftlicher verhält als Deutschland.
  • Die israelische Luftwaffe hat ihre Angriffe auf die südlichen Vororte Beiruts am frühen Morgen des 4. Aug.weiter verstärkt. Nach libanesischen Polizeiangaben bombadierten Kampfflugzeuge innerhalb einer Stunde 19 Mal das nahe dem Flughafen gelegene Viertel Usai. In dem Gebiet brach Feuer aus, schwarze Rauchwolken stiegen auf. Nach Angaben von Anwohnern richteten sich die Angriffe auf ein bestimmtes Ziel. Die Luftwaffe griff drei strategisch wichtige Brücken nördlich von Beirut an, wie die libanesische Polizei mitteilte. Nach dem Beschuss einer Brücke in der Nähe des christlichen Hafenstadt Dschunijeh rund 20 Kilometer von Beirut seien die Madfun-Brücke und die so genannte "Casino von Libanon"-Brücke angegriffen worden. Beide seien wichtige Verbindungen in den Nordlibanon. Israel hatte bereits am Vortag mit Bombenangriffen auf die südlichen Stadtteile Haret-Hreik, Bir el Abed und Rueiss gedroht und die Bewohner "zu ihrer eigenen Sicherheit" zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.
  • Beim blutigsten Luftangriff Israels seit Tagen sind am 4. Aug. nahe der libanesischen Grenze zu Syrien mindestens 23 Menschen getötet worden. Vier Raketen schlugen in ein Kühlhaus ein, in dem Landarbeiter gerade Gemüse verluden, wie der libanesische Zivilschutz mitteilte. Zuvor hatte Israel seine Angriffe nach Norden ausgeweitet und auch vorwiegend von Christen bewohnte Gebiete nördlich von Beirut bombardiert. Neun Menschen wurden getötet.
    Raketenangriffe der Hisbollah kosteten in Nordisrael zwei Personen das Leben.
  • Der libanesische Mehrheitsführer im Parlament, Saad Hariri, hofft für die kommende Woche auf einen Waffenstillstand. "Wir hoffen, dass kommende Woche eine Waffenruhe erreicht wird", sagte er nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS am 4. Aug. bei einem Besuch in Moskau. Die UNO bemühe sich um eine Entschließung, "die eine Lösung für dieses Problem und ein Ende des Krieges garantiert".
  • Bei ihren Luftangriffen im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut hat die israelische Luftwaffe auch in wohltätigen Einrichtungen großen Schaden angerichtet. Drei Schulen, darunter eine für Blinde und Taubstumme, wurden stark beschädigt, wie ein AFP-Fotograf am 4. Aug. berichtete. Die Bildungsstätten werden von Verbänden betrieben, die der radikalislamischen Hisbollah nahe stehen.
  • Die von Israels Regierungschef Ehud Olmert ins Gespräch gebrachte Stationierung von Bundeswehrsoldaten im Südlibanon wird von deutschen Wehrexperten mit Skepsis betrachtet. Fachpolitiker von FDP und CDU äußerten sich am 4. Aug. ablehnend. Die Bundesregierung reagierte zurückhaltend. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), sagte, Olmerts Vorstoß sei ein "bemerkenswerter Vertrauensbeweis" gegenüber Deutschland. Es bleibe aber bei der deutschen Position, erst nach Vorliegen eines UN-Mandats die Frage eines deutschen Anteils an der Erfüllung eines solchen Mandats zu entscheiden. Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt (CSU) nannte Olmerts Vorstoß ebenfalls einen "beeindruckenden" Vertrauensbeweis. Er sehe aber nicht, dass deutsche Soldaten im Südlibanon stationiert werden. "Das gilt politisch und was die Fähigkeiten der Bundeswehr angeht", betonte Schmidt. Der CDU-Wehrexperte Bernd Siebert machte ebenfalls militärische Vorbehalte geltend. "Im Moment verfügen wir nicht über die notwendigen Ressourcen, um uns an einem robusten Mandat zu beteiligen", sagte Siebert. Es stünden keine geeigneten gepanzerten und geschützten Fahrzeuge und keine Hubschrauberkapazitäten zur Verfügung, die nicht bereits in anderen Auslandseinsätzen gebunden wären. Die FDP-Verteidigungsexpertin Birgit Homburger begründete ihre Bedenken gegen deutsche Soldaten im Südlibanon mit der historischen Schuld Deutschlands. Man könne nicht einfach deutsche Soldaten in das Nahost-Krisengebiet entsenden. Homburger gab zu bedenken, dass Deutsche womöglich gezwungen wären, auf Israelis zu schießen. Dies könne bei einer solchen Friedensmission nicht gänzlich ausgeschlossen werden, weshalb sie gegen eine deutsche Beteiligung sei. Im Übrigen müsste eine Friedenstruppe neutral sein und sowohl dem Schutz Israels wie auch dem Schutz des Libanon dienen. Der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE., Oskar Lafontaine, hat erneut von einer Beteiligung deutscher Soldaten an einer Friedenstruppe im Libanon gewarnt und erklärt: "Gerade weil der israelische Ministerpräsident Olmert eine solche Beteiligung gewünscht hat, wird Deutschland in der arabischen Welt als parteiisch angesehen und ist daher nicht geeignet, zwischen Israel und dem Libanon zu vermitteln. Im Übrigen müsste eine Friedenstruppe beiderseits der israelisch-libanesischen Grenze stationiert werden, damit sie von beiden Seiten als neutral angesehen wird. Am dringlichsten ist jedoch, dass auch die Bundesregierung auf einen sofortigen Waffenstillstand drängt, um weitere Opfer und menschliches Leid in Israel und im Libanon zu verhindern."
  • US-Präsident George W. Bush und UN-Generalsekretär Kofi Annan haben am 4. Aug. Möglichkeiten für eine UN-Resolution zur Beendigung des Kämpfe im Libanon erörtert. Bush und Annan hätten in einem viertelstündigen Telefongespräch über die diplomatischen Bemühungen gesprochen, sagte Bushs Sprecher Tony Snow. Auf die Frage, ob dies bereits auf eine Einigung auf einen Resolutionstext hindeute, antwortete Snow: "Nein, ich denke nicht." In einer Erklärung der UNO hatte es zuvor geheißen, Annan sei verärgert über die Langsamkeit der Verhandlungen über eine gemeinsame Libanon-Entschließung. Laut Snow äußerte Bush in dem Telefongespräch zudem seine Beunruhigung über die "anhaltende Gewalt im Libanon und in Israel".
  • Der frühere US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter hat die Nahost-Politik von Präsident George W. Bush scharf kritisiert. Bush habe eine falsche Politik betrieben, die die Gewalt im Nahen Osten befördert habe, sagte Carter am 4. Aug. in einem Interview der im US-Staat Michigan erscheinenden Zeitung "The Grand Rapids Press". "Meiner Meinung nach ist die Regierung von George W. Bush der schlimmste Verbündete, den Israel je in Washington hatte." Die Regierung habe nichts getan, um Israel dauerhaften Frieden zu bringen, sagte Carter weiter. Die USA sollten an einer sofortigen Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah arbeiten, und die Weltgemeinschaft sollte sich auf eine langfristige Lösung des Konflikts konzentrieren.
  • Erstmals haben Raketen der libanesischen Hisbollah die israelische Stadt Hadera rund 40 Kilomter nördlich von Tel Aviv erreicht. Es war der bisher südlichste Ort in Israel, der von einer Rakete der Miliz getroffen wurde. Vier Anwohner erlitten Schocks. Nach Angaben des israelischen Armeeradios handelte es sich um Raketen iranischer Bauart. In der Nacht zum 5. Aug. sei die Abschussanlage im Libanon zerstört worden. Die Hisbollah bestätigte den Raketenangriff auf Hadera. Insgesamt feuerte sie am 4. Aug. wieder mehr als 200 Raketen auf Israel.
  • Bei israelischen Luftangriffen im südlichen Gazastreifen sind in der Nacht zum 5. Aug. vier Palästinenser getötet worden, darunter eine Mutter und zwei ihrer Kinder. Zudem wurden in Rafah vier Zivilpersonen schwer verletzt. Israelische Panzer rückten bis an die Stadtgrenze vor. Bei einem Luftangriff in der Stadt an der Grenze zu Ägypten kamen eine 16-jährige Jugendliche und ihr 15 Jahre alter Bruder ums Leben, sagte der Direktor des örtlichen Krankenhauses, Ali Musa. Deren 50 Jahre alte Mutter erlag später ihren Verletzungen. Unter den vier Schwerverletzten war ein weiteres Kind der Familie, ein 13 Jahre alter Junge. Die Familie habe versucht, vor nahenden israelischen Panzern aus ihrem Haus zu fliehen, sagte Musa. Ein zweiter Angriff kostete einen palästinensischen Extremisten das Leben. Der 19-Jährige habe dem Islamischen Dschihad angehört, erklärte die Organisation. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, die Flugzeuge hätten bewaffnete Palästinenser beschossen.
  • Am frühen Morgen des 5. Aug. bezogen Panzer östlich von Rafah Stellung und sperrten dort die Zugangsstraßen, wie palästinensische Sicherheitskräfte mitteilten. Am 5. Aug. sollte der Grenzübergang nach Ägypten in einer Richtung für zwei Tage geöffnet werden. Darauf hätten sich Israel, die Palästinenser und die europäischen Beobachter verständigt, erklärte der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat. Es wäre das zweite Mal seit dem 25. Juni, dass der Übergang geöffnet wird.
  • Der libanesische Präsident Émile Lahoud hat die Rolle der USA im gegenwärtigen Konflikt mit Israel scharf kritisiert. Dem "Focus" sagte er am 5. Aug., die USA seien kein ehrlicher Vermittler, sie stünden zu 100 Prozent Israel bei. Alle Forderungen seien zum Vorteil Israels und nicht der Libanesen. Der israelischen Regierung von Ministerpräsident Ehud Olmert warf der Präsident vor, die Misserfolge des israelischen Militärs zu vertuschen. Zugleich lehnte Lahoud es ab, die radikal-islamische Hisbollah als Terrorgruppe einzustufen.
  • Der frühere Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Christoph Bertram, hat Israel zu einem grundlegenden Kurswechsel in der Außenpolitik aufgefordert. "Die Israelis haben ihre Sicherheit traditionell einseitig gesucht - durch Okkupation und Besatzung", sagte Bertram der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" vom 5. Aug. "Dann haben sie festgestellt, dass dies zu Intifada und Selbstmordattentaten führt." Israel habe sich einseitig aus dem Gazastreifen zurückgezogen, aber mit den Palästinensern keine "ordentliche Regierung" eingerichtet, "so dass sie immer wieder neu einmarschieren müssen".
  • In der israelischen Stadt Küstenstadt Haifa sind am 5. Aug. mehrere Raketen aus dem Libanon eingeschlagen. Fünf Menschen wurden leicht verletzt, als in nördlichen Vororten von Haifa fünf oder sechs Geschosse niedergingen, wie die Gesundheitsdienste mitteilten. Ein israelischer Militärsprecher hatte zuvor gesagt, dass in den Vororten Kiriat Jam und Kiriat Bialik mehrere Raketen eingeschlagen seien. Am Vortag hatte die schiitsche Hisbollah-Miliz im Libanon 220 Raketen auf Israel abgefeuert; dabei starben drei Menschen. Haifa ist die drittgrößte israelische Stadt. Sie liegt rund vierzig Kilometer südlich der Grenze zum Libanon.
  • Die israelische Luftwaffe hat am 5. Aug. nach Angaben der libanesischen Polizei die schwersten Angriffe auf den Süden des Landes seit dem Beginn der Bombardements am 12. Juli geflogen. Innerhalb von sieben Stunden seit dem Morgengrauen seien 250 Luftangriffe gezählt worden, bei denen rund 4.000 Geschosse abgefeuert wurden, teilte die Polizei in Tyrus mit. Rund 15 Dörfer nahe der Grenze zu Israel würden systematisch zerstört. Die Zahl der Verletzten wurde mit 14 angegeben. Nach den Angriffswellen der vergangenen Wochen und Warnungen der israelischen Streitkräfte hatten die meisten Bewohner die Region verlassen.
  • Bei einer Kommando-Aktion in der libanesischen Hafenstadt Tyrus sind die israelischen Streitkräfte am 5. Aug. auf heftigen Widerstand gestoßen. Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers in Jerusalem wurden sechs israelische Soldaten verletzt, zwei von ihnen schwer. Das israelische Kommando war offenbar mit Unterstützung der Marine in die Innenstadt von Tyrus vorgedrungen. Dort sollten Raketen-Abschussrampen der schiitischen Hisbollah-Miliz zerstört werden.
    In Tyrus setzten libanesische Soldaten Luftabwehrgeschütze ein, nachdem Kampfhubschrauber mehrere Raketen abgefeuert hatten. Die Helikopterbesatzungen seien im Tiefflug über Tyrus geflogen und hätten aus Maschinengewehren auf Ziele am Boden gefeuert, sagte die Polizei. Ein libanesischer Soldat wurde getötet und eine Luftabwehrbatterie zerstört. Bei der Aktion setzten israelische Hubschrauber zudem Elitesoldaten in einem Orangenhain vor der Stadt ab. Danach kam es zu Kämpfen mit Hisbollah-Milizen. Nach israelischen Armeeangaben wurden acht Soldaten verletzt, mindestens sieben Hisbollah-Kämpfer seien getötet worden. Die Operation sei gegen Hisbollah-Kämpfer gerichtet gewesen, die am Vorabend Raketen auf Hadera abgefeuert hätten.
  • Die libanesische Hisbollah-Miliz hat den Norden Israels am 5. Aug. mit 35 Raketen beschossen. Die Raketen seien in Vororten der Hafenstadt Haifa und in dem nahe der libanesischen Grenze gelegenen Ortschaft Maalot eingeschlagen, teilte ein Polizeisprecher mit. In Maalot seien zwei Häuser getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben; allerdings mussten mehrere Menschen mit Schocksyndromen behandelt werden. Raketenalarm wurde außerdem in Akko, Safed und Karmiel ausgelöst.
  • Die israelische Armee hat am 5. Aug. in Ramallah im Westjordanland den palästinensischen Parlamentspräsidenten Asis Doweik festgenommen. Das sagte der Bürochef des Hamas-Politikers, Abdelkaher Srur, der Nachrichtenagentur AFP. Der 58-jährige Doweik sei in seinem Haus festgenommen worden. Doweik war nach dem Wahlsieg der Hamas im Februar zum Präsidenten des palästinensischen Parlaments, des so genannten Legislativrats, gewählt worden. Nach der Verschleppung des israelischen Soldaten Gilad Schalit durch militante Palästinenser Ende Juni hat die israelische Armee bislang 64 Hamas-Vertreter, darunter acht Minister und 26 Abgeordnete, festgenommen.
  • Die radikalislamische Hisbollah ist nach Angaben eines libanesischen Ministers zu einem Waffenstillstand bereit. "Wenn Israel seine Aggression beendet, stellen wir den Kampf ein - unter der Bedingung, dass kein einziger israelischer Soldat im Libanon bleibt", sagte der libanesische Energieminister Mohammad Fneisch am 5. Aug. in Beirut als Reaktion auf die Einigung zwischen den USA und Frankreich über eine Nahost-Resolution der UNO. Frankreich wollte den Entwurf am 5. Aug. (19.00 Uhr) dem UN-Sicherheitsrat in New York vorlegen.
    In die Bemühungen um eine friedliche Lösung des Libanonkonflikts kommt Bewegung. Die USA und Frankreich einigten sich nach tagelangen Verhandlungen auf eine Resolution, in der die Kriegsparteien zur Einstellung aller Feindseligkeiten aufgefordert werden sollen. Die Resolution nennt aber keinen Zeitpunkt, so dass Israel noch Spielraum bei seiner Militäraktion bleibt.
    Das Resolutionsprojekt, auf das sich Frankreich und die USA geeinigt hatten, verlangt laut Präsidialamt in Paris eine vollständige Einstellung der Feindseligkeiten. Darüber hinaus solle eine "dauerhafte Feuerpause" und eine "langfristige Lösung" für den Konflikt angestrebt werden. Außerdem wird die Entsendung einer internationalen Truppe in Aussicht gestellt, unter der Bedingung, dass Israel und der Libanon einer dauerhaften Lösung zustimmen. Problematisch dürfte insbesondere sein, dass der Resolutionsentwurf von der radikalislamischen Hisbollah nicht die Freilassung der beiden verschleppten israelischen Soldaten fordert; und Israel wird nicht aufgefordert, seine Truppen aus Südlibanon abzuziehen.
  • Israel hat positiv auf die von Frankreich im UN- Sicherheitsrat eingebrachte Libanon-Resolution reagiert. Israelische Medien berichteten am 6. Aug. unter Berufung auf Regierungskreise, der Entwurf werde in Jerusalem mit Zufriedenheit betrachtet. Das Kabinett will über die Resolution beraten. Der mit den USA abgestimmte Entwurf fordert Israel und die Hisbollah-Miliz zur Beendigung ihrer Kämpfe auf. In einer zweiten Resolution soll das Mandat für eine internationale Sicherheitstruppe im Südlibanon festgelegt werden.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Libanon-Resolutionsentwurf als "wichtigen Schritt zur Beendigung der Kampfhandlungen" begrüßt. "Die Verständigung auf eine Nahost-Resolution ist ein starkes Zeichen der Staatengemeinschaft an die Konfliktparteien", zitierte ein Regierungssprecher die Kanzlerin am 6. Aug. in Berlin.
  • Bei Raketenangriffen der Hisbollah auf den Ort Kfar Giladi im Norden Israels wurden am 6. Aug. zwölf Menschen getötet, zwei Menschen schwer verletzt. Weitere drei Menschen wurden getötet und mehr als 20 Menschen verletzt bei einem Raketenangriff auf die nordisraelische Stadt Haifa am Abend des 6. Aug. Wie das israelische Fernsehen berichtete, wurden zwei Häuser in einem Wohnviertel der drittgrößten Stadt Israels getroffen. Auch in Vororten Haifas schlugen Raketen ein, dabei sei aber niemand verletzt worden. Mindestens 160 Raketen seien auf den Norden Israels abgefeuert worden, mehr als 40 von ihnen hätten Häuser getroffen, teilte die Polizei mit. Es war der blutigste Angriff der schiitischen Miliz seit Beginn des Konflikts am 12. Juli. Seitdem hat die Hisbollah rund 2.700 Raketen auf den Norden Israels abgefeuert; 43 Menschen wurden dabei getötet.
  • Nach Einschätzung von US-Außenministerin Condoleezza Rice wird die Gewalt im Nahen Osten vorerst anhalten, auch wenn eine UN-Resolution mit dem Ziel verabschiedet wird, die Kämpfe zwischen der radikalislamischen Hisbollah und Israel zu beenden. "Ich möchte betonen, dass eine Resolution der erste Schritt ist und nicht der einzige bleiben kann", sagte sie am 6. Aug. vor Journalisten auf der Ranch von US-Präsident George W. Bush in Crawford im US-Bundestaat Texas. Es handele sich um ein Problem, dass seit Jahren im Libanon brodele "und nicht durch eine Resolution" gelöst werden könne, sagte sie Blick auf die Hisbollah.
  • Bei einem Luftangriff auf die libanesische Stadt Kana haben die israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben die Raketenwerfer zerstört, die für die jüngsten Hisbollah-Angriffe auf Haifa genutzt wurden. Israelische Kampfjets hätten am 6. Aug. auch eine weitere Abschussvorrichtung für Raketen nördlich der libanesischen Küstenstadt Tyrus zerstört, erklärten die Streitkräfte.
  • Israelische Truppen haben am 6. Aug. im Westjordanland einen weiteren Hamas-Abgeordneten festgenommen, wie palästinensische Sicherheitskräfte und Augenzeugen berichteten. Die Soldaten seien in etwa zehn Militärfahrzeugen in Ramallah eingerückt und hätten den Abgeordneten Fadel Salah gefangen genommen, erklärten Anwohner.
Montag, 7. August, bis Sonntag, 13. August
  • Die israelische Luftwaffe hat ihre Bombardements im Südlibanon in der Nacht zum 7. Aug. fortgesetzt: Kampfflugzeuge flogen Dutzende Luftangriffe auf vermutete Stellungen der Hisbollah und Verbindungsrouten nach Syrien. Dabei starben nach Polizeiangaben elf Einwohner zweier südlibanesischer Dörfer.
    Bei den Angriffen auf die beiden südlibanesischen Dörfer Kfar Tebnit und Ghassanijeh zerstörten israelische Kampfflugzeuge zwei Häuser, insgesamt elf Menschen starben nach Angaben der libanesischen Polizei. Binnen einer Stunde flogen Kampfflugzeuge im Morgengrauen fünf Angriffe auf den südlichen Stadtrand von Beirut. Im Osten des Landes bombardierten Kampfjäger mehrere Routen nach Syrien.
    Die Hisbollah berichtete von heftigen Kämpfen in der Nähe des südlibanesischen Dorfs Hula. Dabei habe sie drei israelische Soldaten und einen Offizier getötet. Die israelische Armee sprach dagegen von fünf Verletzten.
  • Die überwältigende Mehrheit der Palästinenser unterstützt die Hisbollah-Miliz in ihrem Kampf gegen Israel. In einer vom Institut Near East Consulting am 7. Aug. veröffentlichten Umfrage sprachen sich 97 Prozent der Befragten im Westjordanland und im Gazastreifen für die radikalislamische Gruppierung im Libanon aus. Nur drei Prozent lehnten sie ab. Auch unter der christlichen Minderheit der Palästinenser war die Unterstützung der Hisbollah mit 95 Prozent sehr hoch.
  • Bei Raketenangriffen der Hisbollah sind am Vormittag des 7. Aug. nach Angaben von Rettungskräften mindestens zwei Israelis verletzt worden. Eine Reihe von Geschossen schlugen im Norden Israels ein. Explosionen waren unter anderem in Kirjat Schemona zu hören.
  • Die britische Polizei hat insgesamt sieben Pazifisten festgenommen, nachdem ein Teil der Gruppe auf dem schottischen Flughafen Prestwick in ein US-Militärflugzeug eingedrungen war. Die Sicherheitsvorkehrungen seien so lax gewesen, dass sich zwei Männer und eine Frau in der Nacht zum 7. Aug. in die Maschine schleichen konnten, sagte ein Sprecher der Friedensorganisation Trident Ploughshares. Ziel der Aktion sei es gewesen zu prüfen, ob mit der Maschine Bomben nach Israel geliefert werden sollten. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich gemeinsam mit dem libanesischen Regierungschef Fuad Siniora für eine schnellstmögliche Verabschiedung der geplanten Nahost-Resolution eingesetzt. Die Kanzlerin führte nach Regierungsangaben am 7. Aug. mit Siniora ein ausführliches Telefonat über die politische Situation. In der geplanten Resolution, fordert der UN-Sicherheitsrat Israel und die Hisbollah zur Beendigung ihrer Kämpfe auf. Sie stellt zudem die Entsendung einer internationalen Sicherheitstruppe in Aussicht.
  • Auch nach der Einigung der USA und Frankreichs auf einen Resolutionsentwurf zur Libanon-Krise ringt der UN-Sicherheitsrat am 7. Aug. weiter um die Entschließung. Eine Überarbeitung des Textes verlangte insbesondere der libanesische Parlamentspräsident Nibih Berri, der der schiitischen Hisbollah nahe steht. Es müsse klar sein, dass nach einem Waffenstillstand und der Stationierung von UN-Soldaten kein israelischer Soldat mehr auf libanesischem Territorium verbleiben dürfe. Diese Klausel sei im derzeitigen Text jedoch nicht enthalten, was die gesamte Resolution inakzeptabel mache, sagte Berri. Auch Syrien und der Iran, die die Hisbollah unterstützen, wandten sich gegen den Entwurf.
  • Der libanesische Ministerpräsident Fuad Saniora sprach sich in der "Washington Post" (Ausgabe vom 7. Aug.) für die sofortige Stationierung von 15.000 libanesischen Soldaten an der Grenze zu Israel aus. Diese sollten von 2.000 internationalen Soldaten unter einem UN-Mandat unterstützt werden. Die Stationierung solle nahezu zeitgleich mit dem In-Kraft-Treten eines Waffenstillstands und dem Rückzug Israels beginnen, erklärte Saniora.
  • Ein israelischer Luftangriff auf ein libanesisches Grenzdorf hat nach Angaben Beiruts mehr als 40 Menschen das Leben gekostet. Der libanesische Ministerpräsident Fuad Saniora berichtete am 7. Aug. in einer Ansprache vor Außenministern der Arabischen Liga von dem Zwischenfall in dem Ort Hula und sprach von einem Massaker.
    Am Abend räumte er auf einer Pressekonferenz ein, unrichtige Informationen wiedergegeben zu haben. Nach neuesten Polizeiangaben sei lediglich ein Mensch bei der Attacke ums Leben gekommen. 65 Menschen seien lebend aus den Trümmern geborgen worden.
  • Vor einer Abstimmung im UN-Sicherheitsrat sind die USA und Frankreich zu Gesprächen über ihre Libanon-Entschließung bereit. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte am 7. Aug. im texanischen Crawford, dass Vermittler mit Israel und dem Libanon über deren Einwände sprechen wollten. Frankreichs UN-Botschafter Jean-Marc de la Sablière sagte in New York, der Entschließungsentwurf sei gut, könne aber verbessert werden. (Eine eingehende kritische Würdigung des Resolutionsentwurfs können Sie hier lesen: Lizenz zum Krieg".)
  • Opfer-zwischen-bilanz:
    Nach Angaben des staatlichen libanesischen Rettungsdienstes starben bei den israelischen Angriffen bislang (7. Aug.) mindestens 938 Zivilisten, unter ihnen fast ein Drittel Kinder. Zudem seien 30 Soldaten und Polizisten sowie 51 Kämpfer der schiitischen Hisbollah-Miliz getötet worden. Knapp 3400 Menschen wurden demnach verletzt; rund eine Million Menschen, fast ein Viertel der Bevölkerung, ist auf der Flucht. Auf israelischer Seite starben 94 Menschen, unter ihnen 58 Soldaten.
  • Bei einem israelischen Luftangriff auf einen südlichen Vorort von Beirut sind mindestens acht Menschen getötet worden. Es sei damit zu rechnen, dass die Opferzahl noch steigt, sagte ein Rettungshelfer des libanesischen Roten Kreuzes. Nach Polizeiangaben war es das erste Mal, dass die israelische Armee das Viertel Dschijah angriff. Viele der Bewohner seien deshalb zum Zeitpunkt des Angriffs am Abend des 7. Aug. noch nicht geflohen gewesen.
  • Bei Kämpfen mit der Hisbollah in dem Dorf Bint Dschbeil im Süden des Libanon wurden am 7. Aug. nach Armeeangaben drei israelische Soldaten getötet. Damit erhöhte sich die Zahl der seit Beginn der Offensive im Libanon getöteten israelischen Soldaten auf 61. Insgesamt starben auf israelischer Seite bislang mindestens 97 Menschen.
  • Die libanesische Regierung ist bereit, 15.000 Soldaten in den umkämpften Süden des Landes zu entsenden, sobald sich die israelischen Truppen aus dem Grenzgebiet zurückziehen. Dies kündigte Informationsminister Ghasi Aridi am 7. Aug. an. Seine Regierung werde zudem die UN-Friedensmission UNIFIL bitten, die Stationierung der Truppen zu unterstützen. Die Truppen sollten nach der Entsendung die einzige bewaffnete Streitmacht in der Region sein, betonte Aridi mit Blick auf die bewaffneten Hisbollah-Milizen. Laut Verteidigungsminister Elias Murr stimmten auch die Hisbollah-Minister im Kabinett dem Beschluss zu.
  • Die israelischen Streitkräfte haben die Anwohner im südlichen Libanon aufgefordert, keine Fahrzeuge mehr zu benutzen. Das allgemeine Fahrverbot gelte für die Region südlich des Litani-Flusses, hieß es auf Flugblättern, die von israelischen Flugzeugen abgeworfen wurden. Die Regelung trat am Abend des 7. Aug. um 22.00 Uhr Ortszeit in Kraft. Wie lange sie dauern sollte, wurde nicht mitgeteilt. Ein Sprecher der Streitkräfte erklärte, es gehe darum, der schiitischen Hisbollah-Miliz die Zulieferung von Waffen und Munition unmöglich zu machen. Fahrzeuge, die zu humanitären Einsätzen unterwegs seien, würden von der Regelung ausgenommen.
  • Hilfsorganisationen haben nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am 7. Aug. keine Genehmigung für die Verteilung von Lebensmitteln und medizinischen Versorgungsgütern im südlichen Libanon erhalten. Israel habe sozusagen eine Blockade über Teile das Grenzgebiet verhängt, sagte IKRK-Sprecher Richard Huguenin in Tyrus. So hätten die Militärbehörden entgegen früheren Zusagen keine Sicherheitsgarantien abgegeben. Schon seit zwei Tagen seien deshalb keine Hilfstransporte mehr möglich gewesen. Auch auf dem Seeweg war es Huguenin zufolge nicht mehr möglich, die südlibanesische Bevölkerung zu versorgen. Ein griechisches Schiff mit Hilfsgütern des Roten Kreuzes habe keine Genehmigung erhalten, den Hafen von Tyrus anzusteuern. Es sei schließlich nach Sidon nördlich des Litani-Flusses umgeleitete worden.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den tödlichen Luftangriff Israels auf das libanesische Dorf Kana vom 30. Juli noch einmal scharf kritisiert. Der Angriff spiegele die wachsende Tendenz wider, bei den gegenwärtigen Kämpfen im Libanon die internationalen Gesetze, einschließlich der Menschenrechte, zu missachten, schrieb Annan in seinem Bericht an den UN-Sicherheitsrat vom 8. Aug.
  • Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht zum 8. Aug. erneut Angriffe auf Ziele im Libanon geflogen. Dabei starben laut CNN mindestens zehn Menschen. Die israelische Armee und Hisbollah- Milizionäre lieferten sich in der Nacht zudem heftige Gefechte bei Bint Dschbeil im Südlibanon. Nach israelischen Angaben wurden drei israelische Soldaten getötet.
  • Frankreich hat den Vorschlag der libanesischen Regierung begrüßt, 15.000 Soldaten an der Grenze zu Israel im Süden des Landes zu stationieren. Dies sei "ein sehr wichtiges politisches Ereignis", sagte der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy am 8. Aug. im Radiosender France Inter. Frankreich unterstütze die Initiative. "Jetzt muss geprüft werden, auf welche Weise dieser Vorschlag umgesetzt werden kann." Frankreich wolle das Projekt im UN-Sicherheitsrats debattieren lassen, sagte Douste-Blazy. Er wollte darüber im Laufe des Tages mit dem libanesischen Regierungschef Fuad Siniora und anderen Verrtretern arabischer Staaten reden.
  • Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist am 8. Aug. zum zweiten Mal seit Beginn des Libanon-Kriegs im Nahen Osten eingetroffen. Nach einem Zwischenstopp in Zypern flog er mit einem Hubschrauber in die libanesische Hauptstadt Beirut, deren Flughafen bei israelischen Luftangriffen zerstört wurde. Im Mittelpunkt der Reise steht nach Angaben des SPD-Politikers das Werben für eine UN-Sicherheitsratsresolution, über die noch in dieser Woche abgestimmt werden solle. Ziel der Vermittlermission ist eine Waffenruhe und eine Beendigung der Krise. Eine Waffenruhe setzt nach den Worten Steinmeiers voraus, dass sowohl der Libanon als auch Israel mit einer internationalen Stabilisierungstruppe im südlibanesischen Grenzgebiet einverstanden sind.
  • Die Hisbollah hat am 8. Aug. nach israelischen Angaben erneut 90 Raketen auf Orte im Norden des Landes abgefeuert. Zehn der Geschosse trafen bewohnte Gebiete, wie der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld erklärte. Verletzte habe es jedoch nicht gegeben. Die Raketenangriffe der Hisbollah haben seit Beginn der Gefechte am 12. Juli 48 Menschen in Israel das Leben gekostet.
  • Ein Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland hat Kritik an den Angriffen Israels gegen Libanon geübt. Das berichtet die "Tageszeitung" am 8. Aug. unter Berufung auf einen intern verschickten Brief des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein, Rolf Verleger. Verleger, der dem Direktorium des Zentralrats angehört, verurteile darin "Israels Gewaltpolitik". Zudem werfe Verleger dem Präsidium des Zentralrats vor, in seinen öffentlichen Stellungnahmen die dunkle Seite der israelischen Politik im Libanon und gegenüber den Palästinensern zu verschweigen. In seinem Schreiben an das Präsidium und an die anderen Direktoriumsmitglieder protestiere Verleger dagegen, dass der Zentralrat "öffentlich Partei für die militärischen Maßnahmen der israelischen Regierung gegen den Libanon ergriffen" hat. Es sei ihm zwar klar, dass dies die Mehrheitsmeinung der Juden in Deutschland ausdrücke. Er hätte jedoch vom Präsidium "noch etwas mehr erwartet", so der Lübecker Neurophysiologieprofessor. Der jüdische Staat diskriminiere andere Menschen und bestrafe sie in Kollektivverantwortung, praktiziere Tötungen ohne Gerichtsverfahren, lasse für jeden getöteten Israeli zehn Libanesen umbringen und ganze Stadtviertel in Schutt und Asche legen, heißt es dem Bericht zufolge in Verlegers Schreiben. "Ich kann doch wohl vom Zentralrat der Juden in Deutschland erwarten, dass dies wenigstens als Problem gesehen wird."
    Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Kritik seines Direktoriumsmitglieds Rolf Verleger am militärischen Vorgehen Israels im Nahost-Konflikt scharf zurückgewiesen: Der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, nannte den Vorwurf Verlegers, Israel betreibe Gewaltpolitik, "absurd". Verleger bediene sich "anti-israelischer Klischees, die durch keine sachlichen Argumente belegt sind", sagte Kramer der "Netzeitung" am 8. Aug. Kramer bekräftigte, dass der Zentralrat bei seiner solidarischen Haltung zu Israel und den Menschen dort bleibe.
  • Israel hat nach Angaben der Botschaft in Berlin am 8. Aug. 22 Konvois mit Hilfslieferungen für Südlibanon genehmigt. Sprecher Amit Gilad teilte mit, wegen der militärischen Auseinandersetzungen zwischen der israelischen Armee und der radikalschiitischen Hisbollah sowie aus Sorge um die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen müssten die humanitären Aktivitäten mit Israel koordiniert werden. Jede Anfrage werde einzeln geprüft und entsprechend der Sicherheitslage beantwortet. "Heute wurden die Routen von neun Konvois der UNO und 13 Konvois des Internationalen Roten Kreuzes in den Südlibanon besprochen und genehmigt," hieß es in der Erklärung.
    [Empfehlung des Chronisten: Die Luft- und Bodenangriffe einstellen, dann können alle Hilfskonvois ungehindert passieren!]
  • Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei Kämpfen im Südlibanon 30 Milizionäre der Hisbollah-Organisation getötet. Die Soldaten hätten auch acht Raketen-Abschussrampen zerstört, teilte das Militär am 8. Aug. mit. Israelische Kampfflugzeuge haben Angriffe auf Ziele im Bekaa-Tal im Libanon geflogen. Die Gegend sei erstmals seit dem Beginn des bewaffneten Konflikts bombardiert worden, teilte die Polizei mit. Israel verschärfte auch die Blockade rund um die Hafenstadt Tyrus.
  • Dem Libanon steht es nach der Ansicht von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nicht zu, Änderungen an der geplanten UN-Entschließung zu fordern. Über den endgültigen Resolutionstext hätten die Mitglieder des Weltsicherheitsrates zu entscheiden, sagte Steinmeier bei seinem Besuch im Libanon am 8. Aug. Er halte es nicht für gerecht, wenn ein Staat, der kein Mitglied im Sicherheitsrat sei, Anweisungen gebe. Der Libanon lehnt den gemeinsamen Entschließungsentwurf von Frankreich und den Vereinigten Staaten ab, weil Israel darin nicht zum Truppenabzug aus dem Südlibanon aufgefordert wird.
  • Die Vereinigten Staaten haben den Vorschlag des Libanon begrüßt, Regierungstruppen in den Süden des Landes zu entsenden. Die USA seien natürlich daran interessiert, dieses Angebot näher zu begutachten, sagte Präsidentensprecher Tony Snow am 8. Aug. in Crawford im Bundesstaat Texas, wo US-Präsident George W. Bush für zehn Tage Urlaub macht. Die US-Regierung sei aber der Ansicht, dass die libanesischen Soldaten "etwas Hilfe brauchen werden". Eine internationale Stabilisierungstruppe solle als "Ergänzung" dienen. Der Libanon hatte zuvor angeboten, 15.000 Soldaten im Süden zu stationieren, wenn Israel sich von dort zurückziehe.
  • Israel hat vor dem Weltsicherheitsrat den Abzug seiner Soldaten aus dem Libanon angeboten, dafür allerdings Bedingungen gestellt. Eine starke internationale Sicherheitstruppe müsse dafür sorgen, dass Israel nie mehr von der radikal-islamischen Hisbollah angegriffen werden könne, sagte der israelische UN- Botschafter Dan Gillerman am 8. Aug. in New York.
  • Die Zahl der Opfer israelischer Luftangriffe im Libanon steigt ständig an. Nach der Bombardierung des Beiruter Stadtteils Tschiah wurden bis zum Aben des 8. Aug. 30 Leichen aus den Trümmern geborgen. Damit galt dieser Angriff vom Vorabend als der bislang folgenschwerste für die libanesische Zivilbevölkerung. Die Gesamtzahl der Toten am 7. Aug. wurde mit 77 angegeben - die höchste Zahl seit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen
  • Erstmals seit dem Beginn der Offensive hat Israel ein palästinensisches Flüchtlingslager im Südlibanon angegriffen und dabei mindestens zwei Menschen getötet. Die Marine bombardierte nach Angaben der libanesischen Polizei in der Nacht zum 9. Aug. das Lager Ain Heloue in der Nähe von Saida, in dem etwa 50.000 Flüchtlinge leben. Zunächst seien zwei Getötete aus den Trümmern eines zerstörten Hauses geborgen worden, hieß es nach Krankenhausangaben. 15 Menschen, unter ihnen mindestens fünf Kinder seien verletzt worden. Das zerstörte Haus grenze an ein Zentrum, das dem radikalen Fatah-Führer Munir Makdah unterstehe. Auch dieses Gebäude sei beschädigt worden.
  • Das israelische Sicherheitskabinett hat am 9. Aug. über eine Ausweitung der Bodenoffensive im Südlibanon beraten. Das Kabinett wurde am Morgen von Regierungschef Ehud Olmert einbestellt, wie aus Regierungskreisen in Jerusalem verlautete. Der Generalstab der Armee und Verteidigungsminister Amir Perez sind für eine Ausweitung der Offensive bis zum libanesischen Fluss Litani und darüber hinaus, um weitere Raketenangriffe der Hisbollah auf Israel weitgehend zu stoppen. Olmert ist gegen solche Pläne, da zu befürchten ist, dass die israelische Armee höhere Verluste erleidet und eine Ausweitung des Einsatzes international auf starke Kritik stoßen würde.
  • Vor dem Hintergrund des verschärften Nahost-Konflikts fordern die Grünen ein Aussetzen der Waffenlieferungen an Israel. "Jede Rüstungslieferung ist angesichts der Art der israelischen Kriegsführung ein Beitrag zur Spannungsförderung", sagte Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei am 9. Aug. der "Netzeitung". "Ein Moratorium wäre da sehr angebracht." Die Bundesregierung muss sich nach Ansicht Nachtweis an die Richtlinien zum Export von Kriegswaffen in Krisengebiete halten. Dies schließe Lieferungen in den Nahen Osten "zurzeit" aus. Jede Waffenlieferung in die Nahost-Region wäre "politisch schädlich und muss deshalb unterbleiben", sagte Nachtwei. Das Entscheidende sei, dass die Bundesregierung "alles dafür tut, dass die kriegerischen Handlungen beider Seiten aufhören", sagte der Grünen-Politiker. Ein "sofortiger Waffenstillstand" sei überfällig.
  • Vier Wochen nach Beginn der Offensive im Libanon hat der israelische Generalstab die Militärführung für den Einsatz im Norden ausgetauscht. Generalstabschef Dan Halutz betraute am Abend des 8. Aug. seinen Stellvertreter, Generalmajor Mosche Kaplinski, mit der Leitung der Militäroperationen. Abgelöst wurde der bisherige Kommandeur des Militärbereichs Nord, Generalmajor Udi Adam. In der israelischen Öffentlichkeit wurde die Entscheidung als Konsequenz der wachsenden Kritik am Verlauf der Offensive gewertet und mit der erwarteten Ausweitung der Militäraktionen am Boden in Verbindung gebracht. Die Streitkräfte wiesen dies zwar offiziell zurück. Der israelische Militärexperte Amir Oren sagte jedoch, Adam sei zu langsam und zu vorsichtig gewesen. Deswegen habe Generalstabschef Halutz keine andere Wahl gehabt, als ihn in dieser kritischen Phase der Offensive abzulösen. Diese Entscheidung werde der Hisbollah-Miliz moralischen Auftrieb geben, sagte Oren am 9. Aug. im israelischen Rundfunk.
  • Papst Benedikt XVI. hat sich erneut für eine "dauerhafte und gerechte Lösung" im Nahen Osten und für eine Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah ausgesprochen. Im Nahen Osten müsse "Vernunft, guter Wille, Vertrauen und die Verwirklichung der gegenseitigen Verpflichtungen zwischen den verantwortlichen Partnern" wieder eine Rolle spielen, sagte der Papst am 9. Aug. bei einer Generalaudienz im Vatikan. Damit könne der "Lauf der Dinge" geändert werden.
  • Die libanesische Hisbollah-Miliz hat bis zum Nachmittag des 9. Aug. erneut rund 100 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert. Größere Schäden seien jedoch nicht angerichtet worden, sagte ein israelischer Polizeisprecher. Mehrere Raketen mittlerer Reichweite schlugen im Westjordanland in der Nähe von Dschenin sowie südlich der israelischen Stadt Afula ein.
  • Im Anschluss an seine Gespräche in Beirut hat sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am 9. Aug. in Jerusalem die israelische Haltung zur geplanten Libanon-Resolution der Vereinten Nationen erläutern lassen. Bei einem Treffen mit Steinmeier sagte Perez nach Angaben von Teilnehmern, Israel werde keiner diplomatische Lösung zustimmen, "die uns nicht für viele Jahre Stabilität und Ruhe verspricht".
    (Damit spielte er auf die geplante UN-Resolution an. Steinmeier ließ dies unkommentiert. Einen Tag zuvor hatte er noch den Libanon zurecht gewiesen, der die UN-Resolution kritisiert hatte. Dem Libanon stünde das Recht auf Kritik nicht zu, da er nicht Mitglied im UN-Sicherheitsrats sei. Nun, Israel gehört ebenso wenig dem Sicherheitsrat an. Anm. d. Chronisten)
    Zugleich kündigte Perez an, dass er im Sicherheitskabinett eine Ausweitung der Militäraktionen im Südlibanon beantragen werde.
  • Die Bundesregierung unterstützt ausdrücklich die Nahostmission von Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte nach einer Sitzung des Bundeskabinetts am 9. Aug. in Berlin, der Minister werbe für die im Entstehen begriffene Resolution des UN-Sicherheitsrates, durch die die Kämpfe beendet werden sollen. Für ihre Umsetzung sei die Zustimmung sowohl des Libanons als auch Israels erforderlich.
  • Der französische Staatspräsident Jacques Chirac hat die USA am 9. Aug. eindringlich aufgefordert, einer UN-Resolution zum Libanon zuzustimmen. Es wäre "die unmoralischste Lösung", die Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe aufzugeben, sagte Chirac nach einer Dringlichkeitssitzung seiner Regierungsspitze in Toulon. Frankreich wolle einige Forderungen der libanesischen Regierung in den Resolutionsentwurf mit aufnehmen. "Es scheint, als gebe es Widerstand der USA dagegen", sagte Chirac. Ein Scheitern der Entschließung des UN-Sicherheitsrates könne er sich nicht vorstellen, denn das hieße, den derzeitigen Zustand hinzunehmen.
  • Bei Kämpfen mit der schiitischen Hisbollah-Miliz sind am 9. Aug. 15 israelische Soldaten im Südlibanon getötet worden. Ein Sprecher der israelischen Armee teilte mit, 38 weitere Soldaten seien verletzt worden. In der Nacht zum 10. Aug. setzten nach Armeeangaben beide Seiten ihre heftigen Kämpfe fort. Der private israelische Fernsehsender Kanal-10 berichtete von bedeutenden Truppenbewegungen zwischen Nordisrael und Südlibanon. Vor allem Panzer seien auf der Höhe des israelischen Ortes Metulla zu sehen. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte der Nachrichtenagentur AFP jedoch, es handele sich bei den Truppenbewegungen nicht um die Ausweitung der Bodenoffensive, die das Kabinett zuvor beschlossen hatte.
  • Kurz nach dem Beschluss zur Ausweitung der Bodenoffensive sind die israelischen Truppen kilometerweit in den Südlibanon vorgerückt. Israelische Einheiten seien in der Nacht zum 10. Aug. aus Metulla im Norden Israels rund sieben Kilometer vorgerückt und stünden vor der Stadt Chiam im Südostlibanon, sagte ein libanesischer Polizeioffizier. Truppen drangen nach Chiam vor, weil sich dort nach Angaben des Offiziers Hisbollah-Kämpfer verschanzt hielten. Die Kämpfer schössen Panzerabwehrraketen ab, während die israelische Luftwaffe sie bombardiere.
  • Israelische Kampfflugzeuge haben am 10. Aug. zum ersten Mal Flugblätter über dem Nordlibanon abgeworfen. Darauf wurde gewarnt, dass nach 20.00 Uhr keine Lastwagen mehr auf den Straßen fahren dürften, wie Bewohner der Region erklärten. Mit den Lastwagen erhalte die Hisbollah Raketen und Granaten. Die Flugblätter wurden nördlich von Tripoli abgeworfen, etwa 25 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt.
  • Die israelische Luftwaffe hat die Bewohner von drei südlichen Vororten Beiruts aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Auf Flugblättern, die am 10. Aug. über der libanesischen Hauptstadt abgeworfen wurden, wurde mit einer "schmerzhaften und starken" Antwort auf Angriffe der libanesischen Hisbollah-Miliz gedroht. «Die israelischen Verteidigungskräfte beabsichtigen ihre Operationen in Beirut auszuweiten», hieß es auf den Flugblättern weiter. Dies sei eine Reaktion auf Aussagen "des Anführers der Bande". Gemeint war offenbar Hisbollah-Chef Scheik Hassan Nasrallah, der sich am Abend des 9. Aug. in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung gewandt und alle in der israelischen Stadt Haifa lebenden Araber aufgefordert hatte, die Stadt zu verlassen.
  • Die Vereinten Nationen haben am 10. Aug. erneut die Behinderung der Hilfstransporte zur Versorgung der Zivilbevölkerung im Krisengebiet im Libanon beklagt. Es sei eine Schande, dass Israel und die Hisbollah-Miliz die Hilfskonvois nicht durchließen, sagte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, am 10. Aug. am europäischen Sitz der Vereinten Nationen in Genf.
  • Angesichts der internationalen Krisendiplomatie hat Israel die geplante Großoffensive der Bodentruppen im Libanon vorerst ausgesetzt. Die Ausweitung des Einsatzes habe "noch nicht begonnen", sagte Regierungssprecher Avi Pasner am 10. Aug. Im Militärrundfunk war von einem Aufschub um "mindestens 48 Stunden" die Rede. Israel will damit offenbar den diplomatischen Bemühungen eine Chance geben. Die Kämpfe im Libanon gingen dennoch weiter, in der sieben Kilometer nördlich der Grenze gelegenen Ortschaft Mardschajun kam es zu heftigen Gefechten. In Mardschajun rückten nach libanesischen Angaben israelische Panzer in die Stadt vor. Soldaten durchsuchten eine Kaserne der libanesischen Armee. Ein örtlicher Politiker sagte, in den Schulen der Stadt hielten sich 600 Flüchtlinge auf. Nach libanesischen Angaben wurden vier israelische Panzer in der Nähe der Stadt gefunden, die zerstört und ausgebrannt waren. Bei den Kämpfen in der Region Mardschajun kam ein israelischer Soldat ums Leben, wie die Armee mitteilte. Israelische Panzer bezogen auch Stellung vor der Stadt Chiam und rückten gegen Klaiaa vor, eine Ortschaft an der Straße zwischen Mardschajun und Chiam. Chiam gilt als Hisbollah-Hochburg. Dort zerstörte die israelische Luftwaffe vor über zwei Wochen den Posten der UN-Beobachtermission UNIFIL, wobei vier Blauhelm-Soldaten getötet wurden.
  • Die Verhandlungen des UN-Sicherheitsrats über eine gemeinsame Libanon-Resolution mit der Forderung nach einem Waffenstillstand sind am 10. Aug. zunächst gescheitert. Frankreich und die USA hätten sich immer noch nicht verständigt und verhandelten weiter, sagte der russische UN-Botschafter Vitali Tschurkin in New York. Der bisher diskutierte Resolutionsentwurf würde keinen unmittelbaren Fortschritt bringen.
  • Russland hat dem Weltsicherheitsrat in New York einen Resolutionsentwurf mit der Forderung nach einer 72-stündigen Feuerpause im Libanon vorgelegt. Wie der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin am 10. Aug. mitteilte, soll ein Stopp der Feindseligkeiten die humanitäre Hilfe im Libanon ermöglichen. Die Krise sei zu ernst, um auf einen permanenten Waffenstillstand warten zu können, erklärte Tschurkin. Der amerikanische UN-Botschafter John Bolten sagte, er halte es nicht für hilfreich, die Aufmerksamkeit von den Verhandlungen über den amerikanisch-französischen Resolutionsentwurf zum Stopp der Kämpfe abzulenken.
  • Israel hat die russische Initiative bei den Vereinten Nationen zurückgewiesen. "Das wäre eine sehr schlechte Lösung", sagte der israelische UN-Botschafter Dan Gillerman am 11. Aug. im israelischen Radio über den russischen Entschließungsentwurf. "Sie würde der Hisbollah erlauben, sich neu zu gruppieren." Der russische Vorstoß zeige vor allem, dass die Regierung in Moskau bei der Überwindung des Konflikts "eine unabhängige Politik" verfolgen wolle. Auch der US-Botschafter bei der UNO, John Bolton, reagierte verärgert auf den russischen Entwurf.
  • Israel hat am Morgen des 11. Aug. zahlreiche Luftangriffe auf den Libanon geführt und dabei im Norden des Landes elf Menschen getötet. Israelische Kampfflugzeuge warfen in der Nähe der syrischen Grenze im Nordlibanon zunächst mehrere Bomben auf eine Brücke ab, wie die Polizei mitteilte. Als dort mehrere Menschen zusammengelaufen seien, um sich den Schaden anzusehen, seien die Flugzeuge zu einem erneuten Angriff zurückgekommen. Dabei seien elf Einheimische ums Leben gekommen und weitere elf verletzt worden. Wenige Kilometer weiter habe das Militär einen dritten Luftangriff verübt.
  • Einen Monat nach Beginn der Libanon-Offensive verliert der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert Umfragen zufolge an Rückhalt in der Bevölkerung. In einer am 11. Aug. veröffentlichten Erhebung der Tageszeitung "Haaretz" zeigten sich nur 48 Prozent der Befragten zufrieden mit Olmerts Amtsführung seit Beginn des Einsatzes am 12. Juli. 40 Prozent äußerten ihre Unzufriedenheit. In einer Umfrage der Zeitung "Jediot Aharonot" gaben 45 Prozent der Befragten an, mit der Art der Kriegsführung im Libanon nicht einverstanden zu sein. Zwei Drittel der Befragten sprachen sich allerdings dafür aus, den Einsatz fortzuführen.
  • UN-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour hat eine unabhängige Untersuchung von Übergriffen auf Zivilisten im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah gefordert. Derzeit herrsche in Nahost eine völlig unübersichtliche Lage, "in der Tatsachen und Behauptungen gleichviel wert sind", ohne dass sie "systematisch, unabhängig, gründlich und glaubhaft" geprüft würden, sagte Arbour am 11. Aug. bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Diese Lage müsse "eindeutig und dringend" geklärt werden.
    Der UN-Menschenrechtsrat hat Israel wegen des Militäreinsatzes im Libanon scharf kritisiert und eine unabhängige Untersuchung von Übergriffen auf Zivilisten gefordert. 27 der 47 Ratsmitglieder stimmten am 11. Aug. in Genf einer von moslemischen Staaten eingebrachten Resolution zu, in der "die schweren israelischen Verletzungen der Menschenrechte und die Verstöße gegen internationales humanitäres Recht im Libanon auf das Schärfste verurteilt" werden. Israel wurde aufgefordert, "sofort alle Militäroperationen gegen die Zivilbevölkerung einzustellen". Die Angriffe der libanesischen Hisbollah auf Nordisrael wurden in dem Text nicht ausdrücklich verurteilt.
  • Mit der Vorbereitung einer ausgedehnten Bodenoffensive im Südlibanon hat Israel den UN-Sicherheitsrat unter Zugzwang gesetzt. Ministerpräsident Ehud Olmert befahl der Armee, sich auf eine Ausweitung der Offensive im Südlibanon vorzubereiten, wie ein ranghoher Regierungsvertreter am 11. Aug. sagte. Dies sei auch eine Reaktion darauf, dass sich der UN-Sicherheitsrat bislang nicht auf ein gemeinsames Vorgehen zur Beilegung der Krise geeinigt habe. Die Marathon-Beratungen des UN-Sicherheitsrat in New York über eine Resolution zur Entschärfung des Konfliktes gingen weiter.
  • Der UN-Sicherheitsrat hat der von Frankreich und den USA ausgearbeiteten Resolution zur Beendigung des Libanon-Konflikts zugestimmt. Die 15 Mitglieder des UN-Gremiums verabschiedeten am Abend des 11. Aug. einstimmig die Resolution 1701, in der die libanesische Hisbollah-Miliz aufgefordert wird, den Beschuss israelischen Gebiets einzustellen. Gleichzeitig muss Israel seine "offensiven Militäroperationen" beenden und sich im Gegenzug zur Stationierung einer internationalen Friedenstruppe aus dem Südlibanon zurückziehen. Die derzeit aus 1190 Mann bestehende UNIFIL-Truppe soll auf bis zu 15.000 Soldaten aufgestockt werden und zusammen mit der libanesischen Armee die Kontrolle über die bislang von der Hisbollah dominierte Region übernehmen.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Annahme der Nahost-Resolution im Weltsicherheitsrat begrüßt. Merkel erklärte nach Angaben eines Regierungssprechers am 12. Aug. in Berlin: "Dies ist ein wichtiges Signal der Entschlossenheit der Staatengemeinschaft, die Kampfhandlungen zu beenden." Die Bundesregierung habe sich immer für eine diplomatische Lösung des Konflikts eingesetzt. Jetzt komme es darauf an, die Resolution schnell und konsequent umzusetzen.
  • Ungeachtet einer UN-Resolution zur Beendigung des Libanon-Konflikts hat Israel am 12. Aug. eine Großoffensive im Nachbarland gestartet. Dabei sollen die israelischen Einheiten nach Angaben eines Armeesprechers bis zum Litani-Fluss vordringen. Die Einheiten am Boden würden "durch Luft- und Marine-Einsätze unterstützt". Die neue Bodenoffensive der israelischen Armee im Libanon läuft nach Angaben eines israelischen Regierungssprechers zeitlich "unbefristet". Ziel der Angriffe sei es, weitere Raketenangriffe der Hisbollah-Miliz auf den Norden Israels zu verhindern. Bei Luftangriffen auf einen Ort im Osten der Stadt Tyrus wurden nach Angaben der libanesischen Polizei fünf Zilivisten getötet. In Sidon wurde ein Elektrizitätswerk bombardiert. Die Hisbollah feuerte nach Angaben der libanesischen Polizei rund 20 Raketen auf den Norden Israels ab. Israel startete die Bodenoffensive wenige Stunden nach dem Beschluss des UN-Sicherheitsrats.
  • Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora hat die Resolution des Weltsicherheitsrats zum Konflikt seines Landes mit Israel begrüßt. "Die Resolution zeigt, dass die ganze Welt dem Libanon zur Seite steht", sagte Siniora am 12. Aug. auf einer Pressekonferenz in Beirut. Sie diene den Interessen des Landes. Siniora erklärte weiter, sein Kabinett werde noch am selben Tag über die Resolution abstimmen.
  • US-Präsident George W. Bush hat die Resolution des UN-Sicherheitsrats zur Libanon-Krise begrüßt. Die internationale Gemeinschaft müsse nun die Worte in Taten umsetzen und alle Anstrengungen unternehmen, um der Region einen dauerhaften Frieden zu bringen, erklärte Bush am 12. Aug. im texanischen Crawford. Zugleich bekräftigte er, die Krise sei durch einen "terroristischen Angriff" der libanesischen Hisbollah-Miliz auf Israel ausgelöst worden. Die "Terrorgruppe" Hisbollah werde von Iran und Syrien unterstützt, betonte Bush.
  • Die Hisbollah-Miliz will der Forderung des Weltsicherheitsrats nach "vollständiger Einstellung der Feindseligkeiten" nachkommen. Das kündigte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah am 12. Aug. im Hisbollah-TV-Sender Al Manar an. Er betonte aber zugleich, dass die Hisbollah das Recht zum Widerstand gegen Israel habe. Sie wolle zunächst abwarten, wie sich Israel verhalten werde.
  • Die libanesische Regierung hat am 12. Aug. einstimmig der UN-Resolution zur Beendigung der Feindseligkeiten mit Israel zugestimmt. Zugleich äußerte sie jedoch Vorbehalte, teilte Finanzminister Dschihad Kazaur der Nachrichtenagentur AFP in Beirut mit. Das Kabinett habe die Resolution "trotz Vorbehalten" gebilligt, hieß es in der Erklärung. Die Vorbehalte bezögen sich unter anderem auf die in der Resolution fehlende Verurteilung der israelischen Gewalt und die fehlenden Aussagen über das Schicksal libanesischer Gefangener in Israel. Am 13. Aug. werde das Kabinett erneut zusammenkommen, um über Details der Umsetzung der Entschließung zu beraten.
  • Zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen hat die israelische Luftwaffe des größte palästinensische Flüchtlingslager im Libanon unter Beschuss genommen. Kampfflugzeuge hätten in der Nacht zum 13. Aug. eine Luft-Boden-Rakete auf das Lager Ail el Hilwa nahe der südlibanesischen Stadt Sidon abgefeuert, teilte die Polizei mit. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt. In dem Lager leben etwa 50.000 Flüchtlinge. Bei einem Luftangriff in der Nacht zum 9. Aug. waren dort zwei Palästinenser gestorben.
  • Im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah sollen ab Montagmorgen (14. Aug.) die Waffen schweigen. Wie UN-Generalsekretär Kofi Annan am 12. Aug. in New York mitteilte, soll der Waffenstillstand am 14. Aug. um 07.00 Uhr (MESZ) in Kraft treten. Dies hätten ihm die Regierungschefs von Israel und Libanon in Beratungen zugesichert, erklärte Annan. Der Generalsekretär bat die Konfliktparteien, ihre Kämpfe schon vor dem offiziellen Inkrafttreten des Waffenstillstands einzustellen. "In Respekt vor dem Geist und dem Ziel der Resolution des Sicherheitsrats sollten die Kämpfe nun aufhören." Dies habe er beiden Seiten mitgeteilt. Zudem habe er den Regierungen in Beirut und Jerusalem zugesichert, dass die UN-Beobachtertruppe im Südlibanon (UNIFIL) bei der Umsetzung der Vereinbarung helfen wird.
  • Der israelische Verteidigungsminister Amir Perez hat am 13. Aug. die trotz Verabschiedung einer UN-Resolution andauernde Offensive im Südlibanon gerechtfertigt. Israel setze alles daran, das Vorrücken seiner Armee zu stoppen, sagte Perez im öffentlichen Rundfunk. Die Truppen würden aber so eingesetzt, dass sie sich so gut wie möglich verteidigen könnten. Zudem solle mit der jüngsten Militäroffensive dem "Ersatz der israelischen Armee" durch eine internationale Friedenstruppe der Boden bereitet werden, betonte Perez.
  • Bei einer Demonstration gegen den israelischen Grenzzaun zum Westjordanland ist ein Deutscher schwer verletzt worden. Der 27-Jährige wurde am 11. Aug. von einem israelischen Grenzpolizisten mit einem Gummigeschoss am Kopf getroffen. Einem Krankenhaussprecher zufolge musste das Geschoss operativ entfernt werden. Der seit sieben Jahren in Israel lebende Deutsche wurde auf der Intensivstation eines Krankenhauses bei Tel Aviv behandelt. Der Rechtsanwalt Lymor Goldstein demonstrierte mit rund 100 anderen Personen gegen den Grenzzaun in der Stadt Bilin. Die Demonstranten näherten sich einer Straßensperre bis auf 50 bis 70 Meter. Nachdem die Polizisten die Demonstranten per Megafon gewarnt hatten, eröffneten sie das Feuer und rückten gegen die Menschenmenge vor. Auf einem Video ist zu sehen, dass Demonstranten mit Knüppeln geschlagen wurden. Demonstranten warfen der Polizei vor, sich nicht schnell genug um die Verletzten gekümmert zu haben.(AP, 13. Aug.)
  • Trotz der Waffenstillstandsvereinbarung im Libanon-Krieg hat die Hisbollah-Miliz den Norden Israels am 13. Aug. erneut mit Raketen angegriffen. Dabei wurde ein Bewohner der Ortschaft Schlomi getötet. Sieben Menschen wurden nach Angaben israelischer Sanitäter verletzt. Seit Beginn der Kämpfe vor einem Monat hat die Hisbollah mehr als 3.500 Raketen auf Israel abgefeuert.
  • Einen Tag vor Beginn der geplanten Waffenruhe hat Israel seine Offensive im Libanon noch einmal massiv verstärkt. Kampfjets bombardierten Gebäude im Süden von Beirut, in denen das israelische Militär möglicherweise Spitzenfunktionäre der radikal- islamischen Hisbollah vermutete. Fallschirmjäger nahmen strategisch wichtige Positionen im Südlibanon ein.
  • Vor den Augen hunderter Zuschauer haben fünf Bewaffnete im Gazastreifen einen Palästinenser getötet, dem sie Zusammenarbeit mit Israel vorwarfen. Wie Augenzeugen berichteten, wurde der 22-Jährige auf einem öffentlichen Platz im Flüchtlingslager Dschenin erschossen. Die Täter, nach eigenen Angaben Mitglieder des Islamischen Dschihads, warfen dem Mann vor, den israelischen Streitkräften mit Informationen bei der gezielten Tötung von zwei palästinensischen Extremisten in der vergangenen Woche geholfen zu haben. Rund 500 Menschen waren dabei, als der 22-Jährige mit Schüssen in die Brust getötet wurde. Einige riefen "Allahu Akhbar", (Gott ist groß) und antiisraelische Slogans, wie Augenzeugen berichteten. (AP, 13. Aug.)
  • Die israelische Regierung hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, für eine strikte Umsetzung der UN-Resolution 1701 zu sorgen. Die Anwendung der Entschließung hänge vom Willen der libanesischen Regierung, aber vor allem von der Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft ab, sagte Außenministerin Zippi Livni am Sonntag in Jerusalem. Die schiitische Hisbollah-Miliz müsse aufgelöst werden, eine Entwaffnung reiche nicht aus. Zugleich forderte sie den "sofortigen" Einsatz der libanesischen Armee im Süden des Libanon, um weitere Aktivitäten der Hisbollah gegen Israel zu verhindern.
  • Israel hat sich erstmals zu Verhandlungen über die Freilassung der beiden von der Hisbollah-Miliz entführten Soldaten bereit erklärt. Die israelische Regierung werde Verhandlungen beginnen müssen, sagte die israelische Außenministerin Zippi Livni am 13. Aug. in Jerusalem. Ministerpräsident Ehud Olmert werde persönlich einen Beauftragten für die Gespräche ernennen.
  • In einem einstimmigen Votum haben die Mitglieder der libanesischen Regierung am Abend des 13. Aug. die Einhaltung der geplanten Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah zugesichert. Wenige Stunden vor dem geplanten Inkrafttreten der Feuerpause hätten die Kabinettsmitglieder ohne Gegenstimme ihre Absicht bekräftigt, die Vereinbarung zu respektieren, sagte der persönliche Gesandte von UN-Generalsekretär Kofi Annan, Geir Pedersen, in Beirut. Ministerpräsident Fuad Siniora habe ihm dies mitgeteilt. Dem Kabinett gehören zwei Minister der Hisbollah-Miliz an. Die Waffenruhe soll am Montagmorgen (14. Aug.) um 07.00 Uhr (MESZ) in Kraft treten.
Montag, 14. August, bis Dienstag, 15. August
  • Kurz vor einer vereinbarten Waffenruhe hat Israel erneut Luftangriffe im Libanon geflogen. Kampfflugzeuge beschossen am Montag ein Dorf in der Nähe der Hisbollah-Hochburg Baalbek und ein Büro der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) am Rand eines palästinensischen Flüchtlingslagers in Sidon. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt. Am Sonntagabend wurden nach Angaben des libanesischen Zivilschutzes bei der Bombardierung eines Dorfs in der Nähe von Baalbek mindestens sieben Menschen getötet. Der Waffenstillstand soll um 07.00 Uhr MESZ in Kraft treten. Bei dem Angriff am 13. Aug. in Brital seien rund 20 Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher des Zivilschutzes. Drei Häuser seien zerstört worden, unter den Trümmern würden weitere Opfer vermutet.
  • Nach 33 Tagen erbitterter Kämpfe mit mehr als tausend Toten und hunderttausenden Flüchtlingen ist am Morgen des 14. Aug. die von der UNO geforderte Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah in Kraft getreten. Die ersten israelischen Truppen begannen mit ihrem Abzug aus dem Libanon. In den Stunden vor Beginn der Waffenruhe hatten sich die Kämpfe intensiviert: Die israelische Luftwaffe flog in der Nacht schwere Bombenangriffe auf Ziele im Südlibanon, in Beirut und der Bekaa-Ebene. Die Hisbollah feuerte erneut Raketen auf Israel ab.
  • Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wird am Nachmittag des 14. Aug. zu seiner zweiten Nahost-Reise innerhalb einer Woche aufbrechen. Das teilte das Auswärtige Amt mit. Der Minister will nach Jordanien, Syrien und Saudi Arabien reisen. Im Mittelpunkt der dreitägigen Reise stehen die internationalen Anstrengungen zur Stabilisierung der Lage in der Region.
  • Auch nach Beginn der Waffenruhe will die israelische Armee ihre Luft- und Seeblockade im Libanon vorerst aufrecht erhalten. Dies gelte, bis es einen Kontrollmechanismus gebe, um illegale Waffenlieferungen an die schiitische Hisbollah-Miliz zu kontrollieren, hieß es am 14. Aug. aus israelischen Militärkreisen.
  • Deutschland wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit an der Sicherung des Waffenstillstands im Nahen Osten und einer dauerhaften Friedenslösung in dieser Region beteiligen. Unklar waren am 14. Aug. jedoch Art und Umfang an dieser Mission. Die Bundesregierung will frühestens in der kommenden Woche über die Möglichkeit und die Modalitäten einer Beteiligung entscheiden. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg sagte in Berlin, Ende der Woche werde mehr Klarheit über die deutsche Rolle bestehen.
  • Mit Inkrafftreten der Waffenruhe hat Israel den Abzug seiner Truppen aus dem Südlibanon eingeleitet. Die von den Vereinten Nationen geforderte Waffenruhe zwischen israelischer Armee und libanesischer Hisbollah-Miliz trat um 07.00 Uhr MESZ in Kraft. Bis auf zwei Zwischenfälle, bei denen die Armee im Südlibanon zwei Hisbollah-Kämpfer tötete, blieb die Lage am 14. Aug. ruhig. Zehntausende Flüchtlinge machten sich auf den Rückweg in ihre Häuser. Zwei Hilfskonvois starteten in Richtung Tyrus. In Schweden soll am 31. August eine internationale Hilfskonferenz für den Libanon stattfinden.
Bilanz des Krieges

Mehr als einen Monat lang hat der Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah die Menschen in beiden Ländern mit Schrecken und Leiden überzogen. Mehr als 1350 Menschen wurden in dem Krieg getötet, der mit einer Waffenruhe am Montagmorgen ein vorläufiges Ende fand. Die Nachrichtenagentur AFP dokumentiert die Verluste und Schäden seit Beginn der Kämpfe am 12. Juli:

TOTE und VERLETZTE: Im Libanon wurden mindestens 1200 Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Auch rund 40 Soldaten und Polizisten kamen ums Leben. Die Hisbollah-Miliz gibt an, dass 61 ihrer Kämpfer gestorben seien. Bei der verbündeten Amal-Miliz sollen es sieben Mitglieder gewesen sein. Bei einem israelischen Bombenangriff wurden vier UN-Soldaten getötet. Auf israelischer Seite wurden 41 Zivilisten und 117 Soldaten getötet. Verletzt wurden insgesamt mindestens 3700 Menschen, die Mehrheit von ihnen Zivilisten.

FLÜCHTLINGE: Fast eine Million Menschen sind im Libanon vor den israelischen Angriffen geflohen. 220.000, darunter rund 100.000 Ausländer oder Menschen mit doppelter Nationalität, haben das Land verlassen.

SACHSCHÄDEN: Die Zerstörungen durch die israelische Offensive im Libanon werden auf sechs Milliarden Dollar (etwa 4,7 Milliarden Euro) geschätzt. Nach libanesischen Angaben wurden 29 "lebenswichtige" Einrichtungen zerstört oder beschädigt, darunter der Flughafen von Beirut, Häfen, Wasserreservoirs und Stromwerke. Durch die Bombardements wurden demnach 630 Kilometer des Straßennetzes, 32 Tankstellen und 145 Brücken zerstört. 900 Fabriken, Geschäfte, Bauernhöfe und Märkte wurden in Schutt und Asche gelegt. Die Zahl der zerstörten Wohnhäuser wird auf 7000 geschätzt. Ebenfalls getroffen wurden Fernseh- und Radiostationen. Seit dem Angriff auf das Kraftwerk in Dschije am 14. Juli flossen schätzungsweise 30.000 Tonnen Öl ins Mittelmeer.

HISBOLLAH: Ziel der israelischen Angriffe war vornehmlich die Schiitenmiliz, deren Hauptquartier in Beirut, Büros, aber auch Wohnhäuser von führenden Vertretern bombardiert wurden. Zudem zerstörte Israel zahlreiche Stellungen und militärisches Material der Miliz. Im Visier waren zudem religiöse Einrichtungen und als Hisbollah-Hochburgen geltende Städte. Dazu zählen Tyrus, Bint Dschbeil, Kana, Sidon, Baalbek und die südlichen Vororte Beiruts.

LIBANESISCHE ARMEE: Zerstört oder beschädigt wurden unter anderem eine Kommandozentrale in Bint Dschbeil, Kasernen, ein Geheimdienststützpunkt, Stützpunkte der Marine in Tripoli und Beirut sowie mehrere Radarstationen.

ISRAEL: Tausende Raketen der Hisbollah schlugen unter anderem in den israelischen Städten Haifa, Nazareth, Tiberias und Karmiel und Akko ein.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat begrüßt, dass die am Montagmorgen geschlossene Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz bislang gehalten hat. Er sei "erleichtert" darüber, das beide Seiten ihre Feindseligkeiten offenbar eingestellt hätten, erklärte Annan am 14. Aug. in New York. Die Konfliktparteien müssten nun unter Vermittlung der UN-Mission im Libanon UNIFIL einen dauerhafte Waffenruhe verabschieden. Annan rief insbesondere jene UN-Mitgliedsländer, die sich an der internationalen Friedenstruppe beteiligen wollen, dazu auf, sich für die Waffenruhe einzusetzen.
  • srael hat den palästinensischen Arbeitsminister Mohammed Barghuti freigelassen. Das sagte die palästinensische Abgeordnete und Chefin des zuständigen Parlamentskomitees, Chalida Dscharar, am 14. Aug. der Nachrichtenagentur AFP. Barghuti ist Mitglied der radikal-islamischen Hamas, die die derzeitige palästinensische Regierung stellt. Er gehörte zu den 64 Funktionären der Hamas, unter ihnen acht Minister, die Ende Juni von der israelischen Armee aus Vergeltung für die Entführung eines israelischen Soldaten festgenommen worden waren.
  • Die Hisbollah-Miliz hat nach den Worten ihres Führers Scheich Hassan Nasrallah einen "strategischen, historischen Sieg" über Israel errungen. Die Hisbollah werde dabei helfen, die von israelischem Bombardement in den vergangenen 34 Tagen zerstörten Häuser im Libanon wieder aufzubauen, sagte Nasrallah am 14. Aug. in einer vom Fernsehsender der Miliz, Al Manar, ausgestrahlten aufgezeichneten Rede. Die im Libanon angerichtete massive Zerstörung spiegele Israels "Versagen und Impotenz", erklärte der Hisbollah-Führer. 15.000 Häuser seien von israelischem Bombardement vollständig zerstört worden.
  • Eine vollständige Umsetzung der Waffenruhe im Libanon bedeutet nach Ansicht des US-Außenministeriums einen strategischen Rückschlag für den Iran und Syrien. Denn damit würde die Demokratie im Libanon gestärkt und die Lage an der Grenze zu Israel stabilisiert, sagte Außenamtssprecher Sean McCormack am 14. Aug. in Washington. Die Hisbollah könne sich dann nicht mehr frei im Süden des Libanons bewegen, und Iran und Syrien erhielten keine Gelegenheit, die Miliz neu zu bewaffnen.
  • Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas will sich um die Freilassung eines von Extremisten entführten israelischen Soldaten und ein Ende der dadurch ausgelösten israelischen Militäraktion im Gazastreifen bemühen. Abbas sei am 14. Aug. zu Gesprächen mit der Hamas und anderen radikalen Gruppen in den Gazastreifen gereist, teilte einer seiner Berater mit. Dabei solle es auch um ein Ende der innerpalästinensischen Streitigkeiten gehen.
  • Die israelische Luftwaffe hat am 14. Aug. Angriffe gegen zwei Ziele im Gazastreifen geflogen. Dabei wurden nach israelischen Medienberichten insgesamt neun Menschen verletzt. Ziel der Angriffe seien Häuser extremistischer Palästinenser gewesen, teilten die Streitkräfte mit. Die Bewohner waren zuvor aufgefordert worden die Häuser zu verlassen.
  • Die israelischen Streitkräfte haben einen Beschuss des Südlibanon mit Raketen nach Angaben des britischen Senders BBC nicht als Bruch der Waffenruhe angesehen. Die Armee sehe keinen Anlass für eine unmittelbare Antwort. Fünf bis zehn Raketen waren zuvor im Süden des Libanon niedergegangen.
  • Trotz der geltenden Waffenruhe haben die Hisbollah-Milizen israelischen Angaben zufolge erneut Raketen abgeschossen. Rund ein dutzend Geschosse seien in der Nacht zum 15. Aug. bei israelischen Stellungen im Südlibanon eingeschlagen, sagte ein Armeesprecher. Die israelischen Soldaten hätten den Beschuss nicht erwidert. Die Raketen hätten niemanden verletzt und keine Schäden verursacht.
    Bei einem weiteren schwereren Zwischenfall waren nach israelischen Angaben am 14. Aug. vier Hisbollah-Kämpfer getötet worden, die angeblich israelische Soldaten angegriffen hatten.
  • Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat seinen Besuch in Syrien kurzfristig abgesagt. Grund sei eine vom syrischen Präsidenten Baschar el Assad gehaltene Rede, erklärte Steinmeier in der jordanischen Hauptstadt Amman. Die Rede, in der Assad das Nachbarland Israel als "Feind" bezeichnet hatte, sei "ein negativer Beitrag", der den gegenwärtigen Herausforderungen und Chancen im Nahen Osten in keiner Weise gerecht werde. Der Außenminister fliegt nun nach Saudi-Arabien, das nach Jordanien und Syrien eigentlich erst die dritte Station seiner Nahost-Reise gewesen wäre. Er habe sich entschieden, "jetzt nicht" nach Damaskus zu reisen, erklärte Steinmeier am 15. Aug. in Amman. Syrien könne durch positives und konstruktives Handeln das verloren gegangene Vertrauen der internationalen Gemeinschaft wiederherstellen und auf dieser Grundlage seine legitimen Interessen vertreten. Voraussetzung sei "jedoch ein klares und unzweideutiges Bekenntnis" zur Beilegung regionaler Interessensunterschiede durch friedliche Mittel.
    Assad hatte zuvor gesagt, Israel sei "auf der Grundlage von Aggression und Expansion gegründet worden", und daran habe sich nichts geändert. "Selbstverständlich schließen wir Israel aus dem Friedensprozess aus, denn Israel ist ein Feind." Israel habe die Entführung zweier israelischer Soldaten im Juli als Vorwand benutzt, um den Libanon anzugreifen. Frieden könne es nur geben, wenn Israel besetztes Land seinen Eigentümern zurückgebe und ihre Rechte wiederherstelle. Den Friedensprozess bezeichnete Assad als gescheitert.
  • Zwei Tage nach Beginn des Waffenstillstands im Libanon laufen die Vorbereitungen für den geplanten internationalen Friedenseinsatz auf Hochtouren. Nach Informationen von UN-Mitarbeitern könnte die israelische Armee bereits am 16. Aug. mit der Übergabe von Stellungen im südlibanesischen Grenzgebiet an ein Vorauskommando der Blauhelmtruppe beginnen. Der Einsatz von rund 15.000 libanesischen Soldaten könnte wenige Tage darauf folgen.
  • Die israelische Armee will ihren Rückzug aus dem Libanon in spätestens zehn Tagen beendet haben. Die Übergabe der Stellungen an die libanesische Armee solle in einer Woche bis zehn Tagen abgeschlossen sein, sagte Generalstabschef Dan Halutz am 15. Aug. Dann sollen die libanesischen Soldaten gemeinsam mit UN-Truppen für Ruhe im Grenzgebiet sorgen.



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