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Subventioniertes Brot gegen den Protest

Mocambique: Frelimo-Regierung sucht nach Rezepten im Umgang mit den weltweit steigenden Weizenpreisen

Von Gloria Fernandez *

Letztlich lenkte die mocambiquanische Regierung ein. »Die Sofortmaßnahmen schließen ein, die gegenwärtigen Brotpreise durch die Einführung von Subventionen zu halten«, erklärte Planungs- und Entwicklungsminister Aiuba Cuereneia am Dienstag vor der Presse in Maputo. Die Entscheidung des von der ehemaligen Befreiungsbewegung Frelimo gestellten Kabinetts erfolgte spät. Seit dem 1. September, als die Preise für Brot um 22 Prozent angehoben wurden, starben bei aufstandsähnlichen Unruhen 13 Menschen. 175 wurden verletzt. Vor allem in der Hauptstadt und dem nahegelegenen Matola, aber auch in verschiedenen Orten Zentral­mocambiques, darunter in der Hafenstadt Beira und in Chimoio an der Straße nach Simbabwe, zogen tagelang Tausende und Abertausende Demonstranten durch die Zentren, bauten Straßenblockaden auf und stürmten unter anderem 66 Läden. Es kam zu 286 Verhaftungen, die entstandenden Sachschäden liegen bei etlichen Millionen Dollar.

Ob der südostafrikanische Staat die angekündigten Subventionszahlungen auf Grundnahrungsmittel tatsächlich aufbringen kann, blieb unklar. Um diese zu bewältigen, wurde ein Lohnstopp in verschiedenen öffentlichen Bereichen, darunter auf Regierungsebene ebenso wie im Managementbereich von Staatsbetrieben, angekündigt. Der Flugverkehr von Beamten soll eingeschränkt, »das Recht, die erste Klasse zu benutzen, neu definiert« werden, so Cuereneia. Ziel sei es, »Rücklagen für eine spätere Neuorientierung der notwendigen Subsistenzmaßnahmen« zu schaffen.

Tatsächlich befindet sich Mocambique in einer aus eigener Kraft kaum zu lösenden Misere. Wie bei vergleichbar armen Staaten des Südens hat das Land kaum Einfluß auf die Weizenpreise, die allein im vergangenen Jahr um 50 Prozent anzogen. Zwar wachsen global die Lagerbestände – 2010 sind 181 Millionen Tonnen Weizen eingebunkert (zum Vergleich 2007/2008: 144 Millionen) –, doch wirkt sich das nicht positiv auf die Preisentwicklung aus. Im Gegenteil, Spekulanten nutzen weltweit Dürresituationen, Brände, Überschwemmungen ebenso aus wie die steigende Nachfrage nach Getreide. Getroffen werden die Ärmsten.

* Aus: junge Welt, 9. September 2010


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