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Die berühmte Zwiebel aus Nore

nd-Spendenaktion: In Mosambik will eine Gemeinde mit Hilfe von Wasserpumpen ihre Ernteerträge verbessern

Von Christine Wiid, INKOTA *

In Mosambik setzt ein Verein aus Kleinbauern große Erwartungen in die Zukunft ihrer Gemüseernte. Die Zwiebelzucht läuft gut, aber ein ordentliches Bewässerungssystem würde vieles einfacher machen.

Die Gemeinde Nore im Distrikt Ribaue in Mosambik hat große Erwartungen an die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband ORAM. »Was wir brauchen, ist Arbeit, von der wir leben können«, sagt Antonio Salipa, der Vorsitzende des Bauernvereins der Gemeinde. »Und Wasserpumpen könnten uns helfen, die Felder, die nicht direkt am Fluss liegen, zu bewässern. Und ein Traktor wäre nützlich, um größere Flächen zu erschließen. Unser Land ist nämlich sehr fruchtbar, wir könnten viel mehr produzieren, wenn wir die Möglichkeit dazu hätten. Unsere Zwiebelernte war sehr gut, das möchten wir ausbauen.« Calisto Ribeiro von ORAM muss den Vereinsvorsitzenden enttäuschen: Wasserpumpen und Traktoren kann ORAM den Bauern nicht zur Verfügung stellen, wohl aber Beratung und das nötige Wissen, um solche Maschinen in Zukunft vielleicht aus eigener Kraft erwerben zu können.

Bisher bauen die Bauern aus der Gemeinde Nore hautsächlich Mais, Maniok, Erdnüsse und Sesam an. In den Flussniederungen allerdings haben sie auch mit der Gemüsezucht begonnen. Aber: Alle Arbeiten werden mühevoll per Hand verrichtet: Der Boden wird mit einer Kurzhacke bearbeitet, die Bewässerung erfolgt mit Eimern und Gießkannen.

Seit sich 20 Familien vor ein paar Jahren zu einem Verein zusammengeschlossen haben, ist aber schon einiges in der landwirtschaftlichen Arbeit leichter geworden: »Wir helfen uns gegenseitig, zum Beispiel wenn wir neue Ackerflächen erschließen wollen und den Boden zuerst von Wurzeln und Gestrüpp befreien müssen«, erklärt Antonio Salipa.

Den Verein haben sie gegründet, als ein Investor Holz in der Gemeinde schlagen wollte. »Laut Forstrecht stehen unserer Gemeinde nämlich 20 Prozent der Lizenzgebühren zu, die ein Holzfäller entrichten muss«, sagt Salipa. Mit der Verwaltung des Geldes ist ein Gemeindekomitee beauftragt.

Gemeinsam wurde beschlossen, das Geld in den Bau einer Schule zu investieren. Das ist aber nur zu Teilen geglückt: Momentan werden die Kinder wieder in der alten, strohgedeckten Schule unterrichtet. Das Zinkdach der neuen Schule ist abgedeckt, und dass schon zum zweiten Mal. »Der Wind hier weht stark, und das Dach ist nicht richtig verankert. Nun fehlt uns das Geld, es ein drittes Mal auszubessern«, erklärt Antonio Salipa.

Calisto Ribeiro von ORAM meint, dass das ein häufiges Problem vor Ort sei: »Die Gemeinden entscheiden sich für ein Projekt, aber dann bedenken sie häufig nicht, dass Folgekosten entstehen - zum Beispiel für die Wartung.« ORAM schult die Gemeinden nun in Dingen wie Projektplanung und -verwaltung und auch in Verhandlungstechniken, zum Beispiel gegenüber Investoren. So will ORAM verhindern, dass die Schule in Nore dauerhaft ohne Dach bleibt.

Das Land, auf dem die Gemeinde lebt, hat ORAM ebenfalls bereits vermessen. Nun möchte der Verein von Antonio Salipa mit Hilfe von ORAM einen Teil des Gemeindelandes demarkieren lassen und im Namen des Vereins registrieren. ORAM kann dem Verein mit Zugtieren und einem Pflug aushelfen. »Das wird uns bei der Produktion sicher helfen«, meint Salipa. »Wir werden in diesem Jahr mehr Gemüse anbauen. Die Zwiebeln aus Nore sollen im ganzen Distrikt bekannt werden!« Die anderen Vereinsmitglieder stimmen ihrem Vorsitzenden zu. Vielleicht ist das ja der erste Schritt zum eigenen Traktor …

* Die Autorin ist INKOTA-Projektreferentin für Mosambik.

Aus: neues deutschland, Freitag, 04. Januar 2013


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