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"Bildung vertreibt Armut" in Mosambiks Dörfern

Der Maler Mahumana Mankeu war Ehrengast zweier Berliner Solidaritätstreffen

Von Jochen Reinert

Mit Hilfe vieler ND-Leser wurden der Bau einer Schule und deren Erweiterung in Mahulana ermöglicht. Der Maler und Förderer der Schule, Mahumana Valente Mankeu, kam nun aus Mosambik zu Besuch nach Berlin. Der mosambikische Maler ist ebenso erstaunt wie erfreut. So viel Zuwendung, so viel Interesse an seinem Land hat Mahumana Valente Mankeu wohl nicht erwartet, als er jüngst als Ehrengast an zwei Solidaritätstreffen in Berlin teilnahm.

Deutschland, zumal der östliche Teil, ist für den Maler und Bildhauer keine unbekannte Größe. Schon vor knapp 30 Jahren lernte er in Maputo die ersten DDR-Helfer kennen. Einer von ihnen, Harald Heinke, damals Abgesandter der Liga für Völkerfreundschaft, hat sogar gemeinsam mit ihm gemalt. Nun, auf dem 5. Rahnsdorfer Treffen der Freunde Mosambiks am Wochenende, sah Mankeu viele seiner alten Bekannten wieder, die ihn in seinem kleinen Atelier besucht oder bei seinen Berlin-Besuchen in den 80er Jahren begleitet hatten. Die Mosambik-Freunde verfolgen lebhaft die Entwicklung des Landes und setzen in der einen oder anderen Form ihre solidarische Hilfe fort. Und das ist, wie sich zeigte, weiter dringend notwendig.

Mosambik hat zwar die letzten Jahre ein beachtliches Wirtschaftswachstum – durchschnittlich sieben Prozent – verzeichnet, aber nach wie vor mit den Folgen eines verheerenden Bürgerkrieges, eines fehlgeschlagenen sozialistischen Experiments und neoliberaler Deregulierung zu kämpfen. Der Friedensschluss vor 14 Jahren war Voraussetzung einer Gesundung des Landes, der Verminderung der Armut und des Analphabetentums. Aber noch immer, berichtet der mosambikische Geschäftsträger Fernando Conselho, lebe über die Hälfte der gut 20 Millionen Mosambiker unter der Armutsgrenze – eine gigantische Aufgabe für die neue Regierung unter Präsident Armando Guebuza.

Bei einem kurzen Blick zurück vergisst Conselho auch nicht die Hilfe der acht- bis zehntausend DDR-Bürger zu erwähnen, die von Mosambiks Unabhängigkeitserklärung 1975 bis 1990 im Bergbauzentrum Moatize, in der Volksbildung, im Gesundheitswesen oder in der Land- und Fischwirtschaft tätig waren. »Einige der mit DDR-Experten entwickelten Programme sind in die neue Entwicklung eingepasst worden«, erläutert er, »andere wurden aufgegeben.«

Auch Dr. Ulf-Dieter Klemm, von 2002 bis Ende 2005 deutscher Botschafter in Maputo, betrachtet die DDR-Hilfe ganz ohne Scheuklappen als einen nicht unwesentlichen Teil der Gesamtbeziehungen Deutschlands zu Mosambik und freut sich, dass die sozialen Ansprüche der nahezu 25 000 mosambikischen Vertragsarbeiter in der DDR nun endlich befriedigt werden. Er selbst beteiligte sich auch an der Publikation des zweisprachigen Buches »Mosambik – Deutschland hin und zurück«, das aus einem Wettbewerb des neu gegründeten Instituto Cultural Mocambique-Alemanha (ICMA) hervorgegangen ist.

Wie Bernhard Guttsche, früher Pädagoge an der Frelimo-Schule, möchte der eine oder andere »DDR-Mosambiker« auch in Zukunft dem ehemaligen Gastland helfen. Guttsche, heute Portugiesisch-Lehrer in Niedersachsen, ist an einer Partnerschaft mit einer Schule in Mosambik interessiert. Diplomingenieur Ralf Straßburg, vormals in Berlin zuständig für die Vertragsarbeiter, will unbedingt etwas für Mosambik tun und hat als erstbeste Gelegenheit das Angebot einer christlichen Glaubensgemeinschaft für ein Workcamp in Mosambik angenommen. Waltraud Spill, langjährige Leiterin des Vereins Projektarbeit Hoyerswerda e.V., wiederum konnte ebenso wie SODI-Vorsitzender Johannes Schöche von bereits gut funktionierender nichtstaatlicher Hilfe berichten. Die Hoyerswerdaer konnten dank vieler Spenden aus ihrer Stadt eine Schule mit fünf Klassen übergeben. Schöche, vor einigen Jahren Leiter eines Entminungsprojektes nördlich von Maputo, berichtete, dass die Erweiterung der auf dem geräumten Gelände errichteten Schule von Mahulana unlängst vollendet wurde.

Das 40 Kilometer nördlich von Maputo gelegene Dorf Mahulana stand drei Tage zuvor auch im Zentrum einer Mosambik-Solidaritätsveranstaltung mit ebenfalls weit über 100 Teilnehmern im Lichtenberger Rathaus. Lichtenberg selbst verbindet seit Jahren eine Partnerschaft mit dem 5. Bezirk von Maputo. SODI-Projektleiter Klaus-Dieter Peters, unlängst aus Mahulana zurückgekehrt, machte mit einem Video die große Freude der Schülerinnen und Schüler über ihre neuen Möglichkeiten lebendig – bis zu 800 Mädchen und Jungen erhalten hier Unterricht bis zur 7. Klasse. Allerdings gibt es nach wie vor keinen Strom und Lehrmittel sind Mangelware – Gelegenheit für ND-Leser, ihre solidarische Hilfe für Mahulana im Rahmen des Lothar-Killmer-Fonds fortzusetzen und Geld für eine einfache Solaranlage und Lehrmittel zu spenden.

»Bildung vertreibt Armut«, meint der Maler Mankeu, der als Vater von acht Kindern weiß, wie wichtig Bildungschancen sind. Mit seinen Grafiken für das von Landolf Scherzer initiierte Büchlein »Schwarze Weisheiten« hat er die Schule Mahulana tatkräftig unterstützt. Nun will der Maler dieses Engagement mit einem Wandbild an der Schule gleichsam krönen.

Solidaritätsdienst International, Kto. 43 85 20 50 00, Berliner Bank, BLZ 100 200 00, Kennwort: Schule Mahulana (Killmer).

* Aus: Neues Deutschland, 25. April 2006


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