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US-Zollbeamter in Mexiko erschossen

Ermordeter arbeitete im Bereich Drogenhandel. Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf

Von Andreas Knobloch, Mexiko-Stadt *

Unbekannte haben am Dienstag nachmittag (15. Feb.) im Norden Mexikos einen Agenten der US-amerikanischen Immigrations- und Zollbehörde ICE (US Immigration and Customs Enforcement) getötet und einen weiteren verletzt. Die beiden befanden sich auf dem Weg von Mexiko-Stadt nach Monterrey, als ihr Wagen auf halber Strecke angegriffen wurde.

US-Heimatschutzministerin, Janet Napolitano, sagte in einem Statement, die Agenten seien der Zollagentur der US-amerikanischen Botschaft in Mexiko-Stadt unterstellt gewesen und auf einer Dienstfahrt beschossen worden. Der getötete Agent war Jaime J. Zapata. Er arbeitete seit 2006 für die ICE, zunächst in Laredo, Texas, bevor er nach Mexiko versetzt wurde. Der Name des anderen Agenten wurde nicht veröffentlicht; sein Gesundheitszustand sei stabil. Die mexikanische Außenministerin, Patricia Espinosa Cantellano, verurteilte in einer Stellungnahme den Angriff. Die mexikanische Staatsanwaltschaft (PGR) hat die Ermittlungen aufgenommen. Sie soll dabei eng mit US-Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten.

Nach Angaben von US-Offiziellen ist es das erste Mal, daß ein Beamter der ICE im Dienst in Mexiko verletzt oder getötet worden ist. Ausdruck des zunehmenden Risikos für US-Agenten, die in Mexiko in den Kampf gegen Drogenkartelle oder illegalisierte Migration involviert sind. Typischerweise sind US-amerikanische Einwanderungsagenten in größere Untersuchungen eingebunden, in Zusammenarbeit mit mexikanischen Strafverfolgungsbehörden. Laut ICE arbeiteten die beiden angegriffenen Beamten im Bereich Drogenhandel und Ressourcenüberwachung. Bei ihrer Fahrt am Dienstag befanden sie sich auf gefährlichem Terrain. Nach Angaben der Polizei im Bundesstaat San Luis Potosí, in dem sich der Angriff ereignete, hatte sich auf derselben Autobahn vor einem Monat eine Gruppe bewaffneter Männer einen Schußwechsel mit der Bundespolizei geliefert, bei dem fünf mutmaßliche Kriminelle getötet wurden.

Die jetzige Attacke erfolgte zu einem politisch sehr sensiblen Zeitpunkt. Erst in der vergangenen Woche hatten US-Regierungsvertreter vor einer möglichen Zusammenarbeit von Al-Qaida und den Drogenkartellen gewarnt sowie bei einem Übergreifen des Drogenkrieges auf die USA die Entsendung von Truppen an oder gar über die Grenze erwogen. Mexiko wies die Verlautbarungen als haltlos und Einmischung in seine innere Angelegenheiten vehement zurück.

Die USA unterstützen den von Mexikos Präsident Felipe Calderón initiierten Krieg gegen die Drogenkartelle, der seit 2006 mehr als 35000 Menschenleben gekostet hat, mit der an den Plan Columbia angelehnten Merída-Initiative. Dabei geht es neben finanzieller Unterstützung um die Bereitstellung von Militärberatern, die Ausbildung von Soldaten, den Ausbau von Telekommunikations- und Luftüberwachung und andere Maßnahmen. Allein im Jahr 2010 sind dafür 582 Millionen US-Dollar bereit gestellt worden.

* Aus: junge Welt, 17. Februar 2011


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