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Mexikanische Medien schießen gegen Zapatistas

Repressionswelle in Chiapas wird durch Diffamierung ergänzt

Von Luz Kerkeling *

Die mexikanische Tageszeitung »Reforma« behauptete jüngst auf ihrer Titelseite, Subcomandante Marcos von der zapatistischen Befreiungsarmee EZLN »demaskiert« zu haben und eine Verbindung zwischen der EZLN und der baskischen Untergrundorganisation ETA nachweisen zu können. Grundlage der Behauptungen sind Dokumente und Fotos eines mutmaßlichen EZLN-Deserteurs.

»Die genauen Motive sind noch unklar, aber wir gehen davon aus, dass es sich um eine plumpe Diffamierungskampagne« handelt. Miguel Pickard vom unabhängigen Forschungszentrum CIEPAC in San Cristóbal hält die neuerlichen Vorwürfe gegen die zapatistische Befreiungsbewegung EZLN für haltlos. Es sei nicht das erste Mal, dass die mexikanischen Medien »Ausländern« vorwerfen, die indigene Bevölkerung für ihre Interessen zu manipulieren. Der Zeuge, der angibt, eine ranghohe Position in der Organisation bekleidet zu haben, listet in seinem 83-seitigen Bericht angebliche personelle Strukturen, Hochburgen und Bewaffnung der Bewegung auf. Er berichtet, dass dem zivilen zapatistischen Verwaltungsrat in La Garrucha jüngst über eine Million Euro übergeben worden seien. Mindestens 150 000 Euro sollen von Personen aus Italien und dem Baskenland ausgehändigt worden sein. Dies, so der Zeuge, sei »einer der Beweise für eine Beziehung zwischen der EZLN und der baskischen terroristischen Organisation ETA«.

Diese Unterstellung ist für alle, die sich mit dem Zapatismus beschäftigen, absurd. Die EZLN hat sich schon vor Jahren eindeutig von den Methoden der ETA distanziert. In der mexikanischen Menschenrechtsszene ist zudem bekannt, dass die auf der Titelseite von »Reforma« abgebildete unmaskierte Person mit Sicherheit nicht Subcomandante Marcos ist. Es wird befürchtet, dass die noch immer starke internationale Solidaritätsbewegung angegriffen werden soll, um sie in ein kriminelles Licht zu stellen.

Seit Mitte 2009 ist eine deutliche Verschärfung von Medienkampagnen festzustellen, die sich gegen die Zapatistas und andere soziale Bewegungen in Mexiko richten. Sogar fortschrittliche Kreise der katholischen Kirche, darunter das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas, geraten ins Visier der Medien und werden als verlängerter Arm der EZLN dargestellt. Ein angebliches Geheimdienstdokument unterstellte dem Pfarrer Jesús Landín gar, Verbindungen zwischen Kirche, EZLN, der marxistischen Guerilla EPR und dem organisierten Verbrechen zu knüpfen und Schlüsselperson eines für 2010 geplanten bewaffneten Aufstands zu sein.

Begleitet werden die Medienkampagnen, die nach Ansicht von CIEPAC die zapatistische Bewegung vor allem bei der mexikanischen Bevölkerung diskreditieren sollen, von tatsächlicher Repression. Die Anzeigen gegen Angriffe auf soziale Aktivisten reißen nicht ab. Im Januar wurden zwei Gemeinden im Lakandonischen Regenwald gewaltsam geräumt. Im Februar wurde die zapatistische Gemeinde Bolon Ajaw mit Schusswaffen angegriffen.

Hintergrund der Auseinandersetzungen sind neben der Angst der Oligarchie vor einer weiteren Stärkung von Basisbewegungen Landstreitigkeiten und Entwicklungsprojekte in der Region. Sowohl die Regierung des Bundesstaates Chiapas als auch die Bundesregierung unter Präsident Felipe Calderón von der konservativ-neoliberalen Partei der Nationalen Aktion (PAN) fördern Monokulturen, Autobahnen und Tourismusprojekte in Zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen, ohne betroffene Gemeinden zu konsultieren.

* Aus: Neues Deutschland, 1. April 2010


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