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Libyen: Hafen von Sirte eingenommen

Stadt weiter umkämpft / Botschaft Gaddafis *

Die Truppen der neuen libyschen Führung haben nach eigenen Angaben den Hafen der Stadt Sirte unter ihre Kontrolle gebracht.

Das Hafengelände von Sirte sei in der Nacht zum Dienstag (27. Sept.) besetzt worden, sagte ein militärischer Vertreter des Nationalen Übergangsrates. »Gegenwärtig kontrollieren wir den Hafen«, so Truppenkommandeur Mustafa ben Dardef. Die Kämpfer bereiteten sich nun auf die weitere Einnahme der Stadt vor. Auch mit Straßenkämpfen in Muammar al-Gaddafis Heimatstadt werde gerechnet, fügte ein weiterer Truppenvertreter hinzu. Die Kämpfer des Übergangsrates gehen davon aus, dass sich Gaddafis 36-jähriger Sohn Mutassim, ein Arzt und Soldat, in Sirte aufhält und den Widerstand befehligt. Grundeinkommen

Sirte, das etwa 360 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis liegt, ist eine der letzten Hochburgen der Gaddafi-Getreuen. Nach Angaben der UNO flohen rund 2000 der 70 000 Bewohner aus der Stadt. Berichtet wird, dass es in Sirte an Wasser, Strom und Nahrungsmitteln mangele.

In den vergangenen Tagen verstärkten die in Libyen kämpfenden NATO-Einheiten und die Truppen der neuen Führung des Landes den militärischen Druck auf Sirte sowie auf die Wüstenstadt Bani Walid, rund 170 Kilometer südöstlich von Tripolis. Die Truppen des Übergangsrates berichteten von hartem Widerstand in Bani Walid und beschossen die Stadt mit schwerer Artillerie.

Der ehemalige Staatschef Gaddafi versicherte nach Angaben der Internetseite des ihm treuen Fernsehsenders »Allibija«, er befinde sich weiterhin in Libyen. Demnach kündigte er in einer Ansprache im Lokalradio von Bani Walid an, er wolle in seinem Land als »Märtyrer« sterben. »Die Helden haben Widerstand geleistet und sind als Märtyrer gefallen«, sagte er, »auch wir rechnen damit, als Märtyrer zu sterben.« In seiner Botschaft an Stammeskämpfer sagte Gaddafi: »Durch euren Heiligen Krieg wiederholt ihr die Heldentaten eurer Vorfahren... Ich bin unter meinem Volk, und die kommenden Tage halten für diese Agentenclique eine unerwartete Überraschung bereit.«

* Aus: Neues Deutschland, 28. September 2011


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