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Israelisches Spionageflugzeug über Libanon gerät unter Beschuss

Vereinte Nationen werfen Israel Bruch der UN-Resolution 1701 vor

Von Karin Leukefeld *

Die UN-Friedentruppen im Südlibanon (UNIFIL) und Experten der libanesischen Armee untersuchen derzeit Spionagegeräte, die von Israel an mindestens zwei Stellen nahe der israelischen Grenze unter der Erde versteckt wurden. Die mit Sensoren versehenen Geräte waren am vergangenen Sonntag offenbar durch Fernzündung von Israel gesprengt worden. Die zerstörten Geräte wurden in Hula und in Meis al-Jabal zur Explosion gebracht. Beide Orte liegen etwa zwei Kilometer nördlich der "Blauen Linie", der von UNIFIL-Truppen kontrollierten Grenze zwischen Israel und Libanon. Nach Angaben der Hisbollah war mindestens eines der Geräte an einem Kabel installiert, das zwei Ortschaften miteinander verband und mit einer Sprengfalle versehen war. Israel habe es offenbar gesprengt, nachdem es von der Hisbollah entdeckt worden war.

Uneinigkeit besteht, wann Israel die Spionagegeräte dort installiert haben könnte. Während eine UN-Sprecherin erklärte, man gehe davon aus, dass die Geräte während der israelischen Invasion in den Südlibanon im Sommer 2006 hinterlassen wurden, ist die Hisbollah der Auffassung, das Israel die Geräte erst später dort installiert hat. In jedem Falle müsse die technische Untersuchung der Geräte abgewartet werden, kritisierte der Hisbollah Abgeordnete Hassan Fadlallah die Äußerungen der UN. Mehr als 70 Personen wurden 2009 im Libanon wegen angeblicher Spionagetätigkeit für Israel festgenommen, viele von ihnen stammen aus Militärkreisen.

Nach den Explosionen am frühen Sonntagmorgen (18. Okt.), kreiste ein israelisches Spionageflugzeug stundenlang über dem Ort des Geschehens und wurde von der Libanesischen Armee (LAF) mit Luftabwehrgeschützen schließlich unter Beschuss genommen, als es sich den Truppen näherte. Die UNIFIL erklärte, man habe die israelische Armee aufgefordert, "sofort die Verletzung (des libanesischen Luftraums) zu unterlassen". Israel antwortete mit einem weiteren Spionageflugzeug, das offenbar die Untersuchungen der UN- und libanesischen Truppen an den Explosionsorten filmte.

Ansonsten schweigt Israel zu der Spionage Südlibanon, ein offensichtlicher Verstoß gegen die UN-Resolution 1701, die 2006 den Krieg Israels gegen Libanon beendet hatte. Libanon hat sich mehrfach über israelische Grenzverletzungen zu Land, See und Wasser beim UN-Sicherheitsrat beschwert, dem eine lange Liste solcher Vorfälle vorliegt, die von der UNIFIL eingereicht wurde. Im Juli hatte die UN erklärt, sich ernsthaft mit den Vorfällen zu befassen. Eine Verurteilung des israelischen Vorgehens gab es in dem höchsten UN-Gremium bisher in keinem Fall.

Israel lenkt derweil mit neuen Anschuldigungen gegen die Hisbollah ab. Angeblich plane die Organisation Anschläge auf israelische Touristen in der Türkei, heißt es in dem israelischen Onlinedienst Ynet. Außerdem bestehe die Gefahr, dass die Organisation russische Raketen aus Syrien erhalte.

Eine gekürzte Fassung erscheint am 22. Oktober in der "jungen Welt" ("Explosive Spionage")

Israel submits complaint following explosion at Hizbullah weapons depot

Israel wirft der Hisbolla eine grobe Verletzung der UN-Resolution 1701 vor, wie die folgende Stellungnahme eines Sprechers des Außenministers vom 14. Oktober zeigt.

14 Oct 2009

Israel submits urgent letter of complaint to UN following the explosion of the Hizbullah weapons depot near the town of Tyre in south Lebanon yesterday.

(Communicated by the MFA Spokesman)

Following the explosion of the Hizbullah weapons depot yesterday near the town of Tyre in south Lebanon, Israel's Ambassador to the UN Prof. Gabriella Shalev submitted an urgent complaint to UN Secretary-General Ban Ki-moon and to the President of the UN Security Council,Vietnamese Ambassador Le Luong Minh, regarding the severe violation of UN Security Council resolution 1701. Ambassador Shalev stated that this is the second explosion of a Hizbullah weapons depot in three months, proving once again that the organization is stockpiling illegal weapons south of the Litani River and is renewing its military infrastructure in the region.

The Israeli complaint clarifies that Hizbullah is storing weapons in villages occupied by civilians, is using the residents as human shields, and is concealing evidence - as it did in the last episode, when the organization transported military equipment immediately after the explosion to an adjacent village.

Israel's complaint states that "Elements in the Lebanese army deliberately turn a blind eye to the renewal of Hizbullah's infrastructure in southern Lebanon" and that "Israel holds the government of Lebanon responsible for all activity that takes place within its territory, and therefore expects it to take decisive measures in order to stop the rearmament of Hizbullah south of the Litani River." Ambassador Shalev demanded that UNIFIL initiate an urgent enquiry into the recent incident and provide the relevant parties with their conclusions.

Prof. Shalev added that Israel expects that these incidents, as well as Hizbullah's rearmament in south Lebanon, receive appropriate attention in the UN Security Council and the report on the implementation of resolution 170, due at the end of this month: "The Security Council should also address key issues related to the implementation of resolution 1701, including the rearmament of Hizbullah and the unimplemented arms embargo on Lebanon."

Israel Ministry of Foreign Affairs; www.mfa.gov.il




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