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Zankapfel Rohstoffe

Nachrichtenpool Lateinamerika wirft mulitmedialen Blick auf die vielfältigen Ressourcenkonflikte

Von Susanne Friess *

Der Nachrichtenpool Lateinamerika hat jüngst eine interaktive CD mit Texten und Radiobeiträgen zum Thema »Knappe Ressourcen – gemeinsame Verantwortung« herausgegeben. Die Multimedia-CD liefert einen wertvollen Fundus an Material, der besonders für Schulen, Gemeinden und die Erwachsenenbildung wärmstens zu empfehlen ist.

Über soziale Kämpfe zu informieren ist das Alltagsgeschäft des Nachrichtenpools Lateinamerika (NPLA) – schriftlich als Nachrichtenagentur oder mündlich über Radiobeiträge. Die neueste Multimedia-CD umfasst beides: Radiobeiträge und Artikel, die Konflikte zwischen der Bevölkerung und (transnationalen) Unternehmen im Umfeld von Erdölbohrungen, Bergbauprojekten oder der Landwirtschaft thematisieren. Und sie berichtet über die massiven Umweltprobleme, mit denen Lateinamerika dadurch konfrontiert ist. Die Beiträge führen aber auch an verwandte Themenbereiche heran, beispielsweise die meist ungelöste Herausforderung eines effizienten Recyclings. So entführt etwa der Audiobeitrag »Chema und die Detektive« im Stile eines Road-Movies in die mexikanische Halbwüste von Hidalgo, wo die Bevölkerung Stück für Stück entdeckt, dass sie bald in der Nähe eines Endlagers leben wird. Marco Arana, Träger des Aachener Friedenspreises 2010, berichtet in einem Interview vom Kampf der indigenen Bauern Perus gegen die Minen von Cajamarca und erklärt, weshalb er das Priesteramt aufgeben und in die Politik gehen will. In einem packenden Feature erfahren die Hörer, dass es in Brasilien ein Atomkraftwerk mit dem Namen Angra III geben wird – mit mangelndem Sicherheitskonzept, einer ungelösten Endlagerfrage und deutscher Beteiligung.

Es ist eine Stärke der CD, dass immer wieder der Bezug zu Deutschland hergestellt wird: Mehrere Beiträge thematisieren etwa, dass Schweine aus deutscher Massentierhaltung für billige Schnitzel auf unseren Tellern sorgen, die mit (Gen)Soja aus Südamerika gefüttert werden. Dabei hat der massive Anbau des Sojas in den Ländern des Südens die Vertreibung von Kleinbauern zur Folge, während Kleinbauern in Deutschland gegen die Massentierhaltung ankämpfen. Andere Beiträge beschäftigen sich mit dem neu errichteten Stahlwerk von ThyssenKrupp in Brasilien, das die Existenz tausender Fischerfamilien bedroht.

Die CD zeigt eine Realität, die uns oft nicht bewusst ist: Der Wohlstand der Industrienationen beruht zum Großteil auf günstigen Rohstoffen, die in anderen Teilen der Welt abgebaut werden, häufig ohne Berücksichtigung von Interessen der Menschen vor Ort oder gar unter Verletzung ihrer grundlegenden Menschenrechte. Beiträge zum Fairen Handel, zur Sojaproblematik oder der Gentechnik verdeutlichen aber auch, dass die Leidtragenden dieses Umgangs mit Rohstoffen nicht nur in den Ländern des Südens sitzen. Je aggressiver der Kampf um die Rohstoffe geführt wird, umso wichtiger ist es, gemeinsame Lösungswege zu suchen. Dafür plädieren die Menschen, deren Stimmen hier zu hören sind.

Per Mausklick kann man in die Länder Lateinamerikas reisen, wo die Beiträge thematisch zugeordnet sind. Die Navigation ist dank der einfachen Menüführung sehr leicht, es macht Spaß, in dieser liebevoll gestalteten CD zu stöbern. Zahlreiche kurze sowie längere Hintergrundtexte und weiterführende Links ergänzen die gelungene Zusammenstellung.

* Die Autorin ist Beraterin für Bergbau und Entwicklung bei Misereor.

Die CD kann beim Nachrichtenpool Lateinamerika per E-Mail bestellt werden:
info@npla.de, 3 Euro.

Aus: Neues Deutschland, 7. September 2010


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