Kindersoldaten in Lateinamerika
Zahl rückläufig - aber Brutalisierung der Rekruten
In der ganzen Region sind bewaffnete Konflikte zu einem Ende gekommen, daher hat sich die Zahl der
Kindersoldaten in Lateinamerika reduziert. Trotzdem kämpfen auch weiterhin tausende von Kindern unter 18
Jahren sowohl in staatlichen wie auch nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen und Organisationen. Die am
meisten von diesem Problem betroffenen Länder waren Kolumbien und Peru, zudem dienen eine große Anzahl
Kinder in der paraguayanischen Armee. Auch aus Mexico gibt es Berichte über Kindersoldaten. Die
Reintegration ehemaliger Kindersoldaten stellt El Salvador, Guatemala und Nicaragua vor größere
Herausforderungen. Die meisten lateinamerikanischen Staaten haben sowohl für die Wehrpflicht wie auch die
Anwerbung von Freiwilligen als Mindestalter 18 Jahre festgelegt. Der einzige Staat in der Region, der unter 18-
jährige Wehrpflichtige einzieht, ist Kuba. Einige Länder erlauben die Rekrutierung von Freiwilligen ab dem 16.
Lebensjahr. Die allgemeinen Gesetze werden jedoch nicht immer in die Praxis umgesetzt, und über
verschiedene Länder - insbesondere Paraguay und Peru - gibt es Berichte über die Rekrutierung von
Minderjährigen in die Streitkräfte. Außerdem werden die Wehrpflichtgesetze oft in diskriminierender Weise
angewendet, sie treffen besonders die Armen und ethnischen Minderheiten.
Ein fast durchgängiges Merkmal der Streitkräfte im gesamten Kontinent ist die Brutalisierung der Rekruten,
besonders von jungen Wehrpflichtigen. In Argentinien führte der Missbrauch an den Rekruten zum Ende der
Wehrpflicht, regelmäßige Berichte über Probleme gibt es aus Bolivien, Chile, Kuba, Paraguay, Peru und
Venezuela. Wie bereits dargestellt, starben 56 unter- 18- jährige während des Militärdienstes in Paraguay,
allein sechs im Jahr 2000.
Regierungsnahe Milizen und Paramilitärs haben eine lange Tradition der Rekrutierung von Kindern während der
Bürgerkriege, die seit Jahrzehnten die Region heimsuchen. In Kolumbien waren beispielsweise bis zu 50
Prozent mancher Einheiten der Paramilitärs unter 18. Auch Militärschulen sind in ganz Lateinamerika weit
verbreitet, sie nehmen Jahr für Jahr zehntausende Teenager auf. In manchen Ländern , z.B. in Chile, werden die
Schüler als Mitglieder der Streitkräfte angesehen.
Bewaffnete Oppositionsgruppen in der Region sind ebenso verantwortlich für die Rekrutierung und den Einsatz
von Kindersoldaten. In Kolumbien haben die FARC mitgeteilt, dass ihr Mindestalter für die Rekrutierung 15
Jahre ist, die ELN hat bestritten, unter-16 jährige zu rekrutieren. Von beiden Gruppen ist bekannt, dass sie
jüngere Kinder rekrutiert hat. Die FARC hat sogar Kinder über die Grenzen zu Venezuela hinweg rekrutiert,
wo sie ebenfalls aktiv ist. In Peru wird angenommen, das die linksgerichtete "Leuchtende Pfad" - Bewegung
(Sendero Luminoso) tausende Kinder aus indigenen Gemeinschaften zwangsrekrutiert hat, bevor sie
zerschlagen wurde.
Aus: Zusammenfassung des "Globalen Berichts über Kindersoldaten 2001"
in der Übersetzung durch terre des hommes.
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