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Das Ziel bleibt der Sozialismus

Regierungspartei in Laos zieht positive Bilanz der wirtschaftlichen Entwicklung

Von Sebastian Carlens *

In dem kleinen südostasiatischen Land Laos hat die regierende Revolutionäre Volkspartei (LRVP) auf ihrem am Mittwoch zu Ende gegangenen neunten Parteitag bekräftigt, daß die strategische Orientierung die »Schaffung einer soliden Basis für die Überwindung der Unterentwicklung bis 2020 und weiterer Fortschritt bei der Erreichung des sozialistischen Ziels« sei. Das Hauptaugenmerk der Tagung in der Hauptstadt Vientiane lag entsprechend auf der weiteren ökonomischen Entwicklung des bis heute agrarisch geprägten Landes. Zufrieden stellte der Kongreß fest, daß das durchschnittliche jährliche Wachstum mit 7,9 Prozent höher ausfiel, als es im vergangenen Fünfjahrplan mit 7,5 Prozent veranschlagt worden war.

Gewählt wurden Zentralkomitee und Politbüro, Choummaly Sayasone wurde im Amt des Generalsekretärs der 191700 Mitglieder zählenden LRVP bestätigt. »Die Gründung der Partei war eine Reaktion auf die Bedürfnisse der laotischen Bevölkerung, die diese Organisation benötigte, um den Kampf anzuführen und alle Laoten zu ermutigen, Opfer für ihre Nation zu bringen«, sagte der Vientianer Oberbürgermeister Sombat Yialiher, der den Parteitag eröffnete. »Nach der Gründung führte die Partei das laotische Volk über 20 Jahre zum Kampf gegen die ausländischen Kolonialherren und siegte auf allen Schlachtfeldern, bis es zur Vollendung der nationalen Befreiung 1975 kam.«

Die LRVP entstand 1955, als aus der früheren französischen Kolonie »Indochina« im Zuge der antikolonialen Freiheitskämpfe unabhängige Nationalstaaten entstanden und die von Ho Chi Minh 1930 gegründete Kommunistische Partei in nationale Organisationen aufgeteilt wurde. Neben der späteren KP Vietnams wurde so auch die laotische Partei gegründet. Auch die kommunistisch geführte, zunächst antijapanische Widerstandsbewegung Pathet Lao, die auch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die französische Kolonialmacht leistete, ging in der LRVP auf. Am 2. Dezember 1975 wurde die Demokratische Volksrepublik Laos ausgerufen, die Revolutionäre Volkspartei übernahm die Regierung. In Abstimmung mit der KP Vietnams wurde auch hier eine Volksdemokratie errichtet. Schwierigkeiten beim Aufbau einer modernen Volkswirtschaft verursachten dabei nicht nur die durch feudale Strukturen bedingte Rückständigkeit des Landes, sondern auch ungelöste Nationalitätenprobleme, die die französische Kolonialmacht dem jungen Staat hinterließ. Die LRVP orientiert auf eine Förderung der laotischen Bergvölker, die unter der Kolonialherrschaft durchgängig unterdrückt wurden. »Unsere Partei hat bei der Entwicklung ihres politischen Kurses immer Aufmerksamkeit auf die Meisterung der Theorien des Marxismus-Leninismus gelegt, um die Realitäten des Landes zu berücksichtigen«, unterstrich Sombat. So führte die LRVP ab 1986 eine Linie des »Neuen Ökonomischen Mechanismus« ein, die als »Renovierungspolitik« bekannt wurde. Im Rahmen dieser Modernisierung fand auch in Laos, vergleichbar mit der SR Vietnam, eine Stärkung marktwirtschaftlicher Elemente statt. Gleichzeitig hält das Land jedoch bis heute an einer sozialistischen makroökonomischen Planung fest.

Auch wenn über 80 Prozent der Laoten bis heute immer noch in der Landwirtschaft arbeiten, sind die wirtschaftlichen Fortschritte spürbar. Laos zählte bis vor zwei Jahren zu einem der wenigen Länder, die über keine Eisenbahninfrastruktur verfügten. Das ist Vergangenheit: 2009 wurde das erste Teilstück einer thailändisch-laotischen Eisenbahnverbindung eingeweiht. Dieses gemeinsame Projekt beider Staaten wurde finanziell durch die VR China unterstützt und soll den Grundstein für eine Erschließung des Landes durch moderne Infrastruktur bilden.

* Aus: junge Welt, 26. März 2011


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