Die Batterie Asiens
Laotische Träume werden wahr
Von Alfred Michaelis, Vientiane*
Seit Jahren geht der Spruch um, verkündet vor allem von den führenden Vertretern des Landes:
Laos wird die Batterie Asiens.
Es war ein Traum: Getrieben von den schier unerschöpflichen Wasserkraftreserven der Nebenflüsse
des Mekong, sollten Generatoren den Strom erzeugen, mit dem die Wirtschaft Thailands ihren
unaufhaltsamen Aufschwung vollzieht. Die Laoten, deren Land heute noch zu den 25 ärmsten der
Welt gehört, sollten sich derweil an ihrer künstlichen Seenlandschaft ergötzen. Die Kraftwerke, hieß
es, würden so viel Einkommen bringen, dass es für alle reicht.
Der Traum schien ausgeträumt, als die Asienkrise den Energieverbrauch des Nachbarn Thailand
nicht wachsen, sondern sinken ließ. Zudem liefen Umweltorganisationen Sturm gegen das Kraftwerk
Nam Theun 2, das größte aller Vorhaben. Das Jahr 2005 aber brachte die Wende: Waren bis dahin
einige kleine und mittlere Kraftwerke entstanden, die neben dem Export nach Thailand vor allem der
Ablösung von Stromimporten und der Elektrifizierung bisher stromloser Landesteile dienten, so
dachte man nun wieder in anderen Größenordnungen. Die Weltbank beschloss nach umfangreichen
Studien, das Projekt Nam Theun 2 zu unterstützen. Damit kam das Projekt, dessen mehr als 1000
Megawatt installierte Leistung rund eine Milliarde Euro an Investitionen erfordern, endlich offiziell aus
den Startblöcken. Und das wirkte wie eine Initialzündung. Nun gibt es einen förmlichen Ansturm auf
laotische Bergflüsse. Keine Frage, dass auch die Kapriolen des Ölpreises dazu beitrugen.
Waren es bisher vor allem westliche Konsortien, die sich für die Errichtung von Kraftwerken und den
Stromexport nach Thailand interessierten, kamen nun auch alte Freunde auf neue Gedanken:
Vietnams rasch wachsende Wirtschaft verspürt Energiehunger und interessiert sich für Strom aus
laotischem Wasser. In Südlaos, also relativ nah an der Region um Ho-Chi-Minh-Stadt, wollen die
Vietnamesen selbst investieren und 2006 mit dem Bau eines 250-MW-Kraftwerks Xekaman 3
beginnen. Schon 2009 soll Strom fließen.
Ende Dezember unterzeichnete eine russische Firma in Vientiane eine Vereinbarung über Studien
für drei weitere Kraftwerksprojekte mit einer Gesamtkapazität von rund 600 MW in Südlaos.
Exportiert werden soll auch diese Energie vor allem nach Vietnam.
Doch auch die Elektrifizierung in Laos geht weiter. Haben derzeit 45 Prozent der laotischen
Haushalte Stromanschluss, so soll diese Zahl bis 2010 auf 70 Prozent steigen. Steigende Nachfrage
und generell steigende Energiepreise werden sicher dafür sorgen, dass noch weitere der gut 30
Kraftwerksprojekte, die auf der Liste der laotischen Energiebehörde stehen, Interessenten finden.
* Aus: Neues Deutschland, 5. Januar 2006
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