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Hurrikan traf auch Kubas Agrarreform

Schäden behindern Restrukturierung der landwirtschaftlichen Kooperativen

Von Harald Neuber *

In Kuba dauert der Wiederaufbau nach dem verheerenden Hurrikan »Sandy« an. Mitte November gab die Regierung bekannt, sie übernehme die Kosten für Baumaterialien zur Hälfte. Damit sollen vor allem Reparaturen im schwer getroffenen Osten des Landes beschleunigt werden.

In der Provinz Santiago de Cuba sind nach bisherigen offiziellen Angaben 46 000 Häuser beschädigt oder zerstört. Rund 100 000 Hektar Ackerland wurden verwüstet, knapp 13 000 Tonnen Lebensmittel zerstört. Dabei hatten die Agrarbehörden zuletzt ehrgeizige Pläne für die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion.

Die seit 20 Jahren bestehenden Agrargenossenschaften hatten im September mehr Autonomie zugestanden bekommen, auch die Zuckerindustrie soll neu aufgebaut werden. Vorrangiges Ziel bleibe, die Selbstversorgung Kubas zu stärken. Denn nach wie vor müssen über zwei Drittel der Nahrungsmittel importiert werden. Allein im vergangenen Jahr wurden 1,7 Milliarden US-Dollar für die Einfuhr von Lebensmitteln verwendet.

»Natürlich wirft eine solche Naturkatastrophe wie der Hurrikan uns auch in den Anstrengungen zurück, die Importe durch gesteigerte Eigenproduktion auszugleichen«, sagte Teresa Planas, die Präsidentin der Kubanischen Vereinigung für Tierproduktion (ACPA). Bei den landwirtschaftlichen Vorhaben, die etwa von der deutschen Solidaritätsorganisation Cuba Sí unterstützt werden, sei der Wiederaufbau besonders schwierig, weil Pflanzenproduktion und Viehzucht aufeinander aufbauen, erläuterte Planas. Anders als in dem ebenfalls schwer getroffenen Haiti lege Kuba Wert auf Hilfe zur Selbsthilfe. »Deswegen schickt uns Cuba Sí kein Milchpulver, sondern Material und Geräte, damit wir die Projekte aufbauen und nachhaltig gestalten«, sagte Teresa Planas gegenüber »nd«. Die gleiche Linie wird innerhalb Kubas verfolgt.

Mitte September erschienen im Amtsblatt neue Regeln für die »Basiseinheiten der Kooperativen Produktion« (UBPC). Die derzeit knapp 2000 Genossenschaftsbetriebe erhalten demnach mehr betriebswirtschaftliche Autonomie. Zwar werden die UBPC ihre Produkte weiter an Staatsbetriebe, vor allem in der Tourismusindustrie, verkaufen. Darüber hinaus produzierte Erzeugnisse sollen die Betriebe künftig aber frei verkaufen können. Auch werden die UBPC auf dem Binnenmarkt weitreichende Freiheiten haben, um etwa Baumaterialien zu kaufen.

Die Tageszeitung »Granma« beschrieb das Problem der 1993 gegründeten Agrargenossenschaften ohne Umschweife: Die ursprünglich geplante Autonomie der Unternehmen habe faktisch »nur auf dem Papier bestanden«. Deswegen sollen sie nun eine klare Unternehmensstruktur und mehr Rechte erhalten. Vor allem aber werden die Mitglieder nach der jüngsten Liberalisierung am Erfolg ihres Betriebs beteiligt. Damit soll ein bislang kaum bestehender Anreiz zur Steigerung der Produktion geschaffen werden. Die neuen, liberaleren Regeln gelten auch für andere Kooperativenbetriebe im Agrar-, Finanz- und Dienstleistungssektor, sagte Julio A. Martínez vom Agrarministerium.

Die UBPC verfügen in Kuba über gut 28 Prozent des Agrarlandes. Allerdings wird knapp ein Viertel dieser Flächen derzeit nicht bebaut, was auch an dem schlechten Zustand der Betriebe liegt.

Sonderspendenkonto beim Parteivorstand DIE LINKE/Cuba Sí: Kontonr.: 13 2222 10, BLZ 100 500 00, Verwendungszweck: Milch für Kubas Kinder/Guantánamo

* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 28. November 2012


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