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Hilfe für Kuba nach Wirbelstürmen

Russischer Vizepremier zu Besuchen in Havanna und Caracas

Von André Scheer *

Rußland wird Kuba beim Wiederaufbau der Stromnetze und mit Getreide- und Mehllieferungen unterstützen, damit die Insel die Folgen der verheerenden Wirbelstürme »Gustav« und »Ike« bewältigen kann. Der russische Vizepremier Igor Setschin, der am Montag zu einem eintägigen Arbeitsbesuch in Kuba eingetroffen war, sprach sich zugleich für einen weiteren Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Pharmazeutik und Transportwesen aus. Nach einem Treffen Setschins mit dem kubanischen Präsidenten Raúl Castro würdigte dessen Stellvertreter Carlos Lage die wieder intensivere Zusammenarbeit zwischen Rußland und Kuba: »Den Freund erkennt man in der Not. In der heutigen Not ist uns unser alter Freund zu Hilfe gekommen, und wir sind Rußland für diese rechtzeitige Hilfe dankbar.«

In Begleitung Setschins waren auch der russische Energieminister Sergej Iwanowich und Vizeaußenminister Sergej Rjabkow nach Havanna gereist. Beamte des russischen Landwirtschaftsministeriums blieben gleich in Kuba, um mit den Partnern die versprochenen Lieferungen zu konkretisieren, während am Mittwoch Energiespezialisten in Havanna eintreffen sollen, die sich um die Wiederherstellung der Energieversorgung im ganzen Land kümmern.

Einer offiziellen Bilanz der Hurrikanschäden zufolge, die von der kubanischen Agentur Prensa Latina veröffentlicht wurde, muß die Insel neben dem Verlust von sieben Menschenleben materielle Verluste in Höhe von etwa fünf Milliarden US-Dollar beklagen. 444000 Wohnhäuser wurden beschädigt, wodurch 200000 Menschen obdachlos geworden sind. Im ganzen Land fiel in Folge der Stürme, der heftigen Regenfälle und der Überschwemmungen der Strom aus und konnte erst nach und nach provisorisch wiederhergestellt werden. Insbesondere die am schwersten von den Wirbelstürmen betroffenen Teile des Landes haben nach wie vor unter Stromausfällen zu leiden.

Die russische Delegation ist unterdessen nach Venezuela weitergereist, wo Setschin mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez zusammentraf. Neben der militärisch-technischen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern, die sich Setschin zufolge »hervorragend« entwickelt, standen Fragen der Zusammenarbeit im Bereich der Energie, im Auto- und Schiffbau sowie im kulturellen und Bildungswesen im Mittelpunkt der Gespräche. Chávez selbst wird in der kommenden Woche neben China und Portugal auch Rußland besuchen, um mit der Regierung in Moskau weitere bilaterale Projekte zu diskutieren.

Unterdessen haben die gegenwärtig in Venezuela stationierten russischen Kampfflugzeuge vom Typ Tu-160 ihre Trainingsflüge fortgesetzt. Einem Bericht des venezolanischen Fernsehens zufolge absolvierten sie am Dienstag einen sechsstündigen Patrouillenflug entlang der südamerikanischen Küste. Der Sprecher der russischen Luftwaffe, Wladimir Brik, betonte, daß sich die Flugzeuge dabei über internationalen Gewässern bewegt und den Luftraum keines Landes verletzt hätten.

* Aus: junge Welt, 18. September 2008

Solidarität mit Kuba **

Am Dienstag (16. September) richteten zahlreiche Künstler und Wissenschaftler Kubas einen »Weltweiten Aufruf an Künstler und Intellektuelle zur Unterstützung Kubas«:

Unser Land sieht sich einer dramatischen Situation gegenüber. Wir haben innerhalb von nur acht Tagen den Zorn von zwei mächtigen Hurrikans, Gustav und Ike, erleiden müssen. Diese Naturkatastrophen haben die Nahrungsmittelproduktion und lebenswichtige Bereiche der Wirtschaft landesweit ernstlich beeinträchtigt. Obwohl nur sehr wenige Todesfälle zu beklagen sind, ist doch eine riesige Zahl an Häusern, Schulen und kulturellen Einrichtungen beschädigt oder vollständig zerstört worden. Angesichts dieser Tragödie hat eine Debatte über die von den US verhängten Einschränkungen gegenüber dort lebenden Kubanern, ihre Familien in Kuba zu besuchen oder ihnen Sachmittel und Geld zukommen zu lassen, begonnen.

Kuba hat angefragt, in den USA Materialien zur Instandsetzung von Häusern und Stromleitungen einkaufen zu dürfen. Zusätzlich hat Kuba angefragt, ob US-Firmen Erlaubnis erhalten könnten, der Insel Warenkredite einzuräumen, um damit Nahrungsmittel kaufen zu können.

Die Antwort der Bush-Regierung war eine lächerliche Hilfszusage bei gleichzeitiger Bestätigung ihrer Politik der politischen und wirtschaftlichen Blockade, die unter den derzeitigen Umständen noch grausamer und unmoralischer wirkt.

Wir senden einen Aufruf an Künstler und Intellektuelle weltweit, das sofortige Ende der kriminellen US-Blockade zu fordern und Solidarität und Unterstützung für unser Land zu befördern.

Zu den Erstunterzeichnern gehören u. a.:
Alicia Alonso, Roberto Fernandez Retamar, Silvio Rodriguez, Cintio Vitier, Pablo Milanes, Miguel Barnet, Chucho Valdes, Omara Portuondo, Eusebio Leal, Leo Brouwer, Alfredo Guevara, Fernando Alonso, Nancy Morejon, Cesar Portillo de la Luz, Rosita Fornes, Harold Gramatges, Graziella Pogolotti, Pablo Armando Fernandez, Angel Augier, Julio Garcia Espinosa, Anton Arrufat, Alexis Leyva (Kcho), Digna Guerra, Cesar Lopez, Fernando Perez, Manuel Mendive, Juan Padron, Roberto Valera, Guido Lopez Gavilan, Maria de los Angeles Santana, Frank Fernandez, Fina Garcia Marruz, Roberto Fabelo, Fernando Martinez Heredia, Pedro Pablo Oliva, Vicente Revuelta, Antonio Vidal, Carilda Oliver, Loipa Araujo, Aurora Bosch, Ramona de Saa, Abelardo Estorino, Ambrosio Fornet, Luis Carbonell, Electo Silva, Santiago Alfonso, Rogelio Martinez Fure, Eduardo Torres Cuevas (...)

** Aus: junge Welt, 18. September 2008




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