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Militärkooperation Japan-Südkorea

Beide Staaten vereinbaren mit Blick auf Pjöngjang engere Zusammenarbeit

Von Sebastian Maslow, Tokio *

Japan und Südkorea kündigten am Montag (10. Jan.) einen Ausbau ihrer militärischen Zusammenarbeit an. Bei einem Treffen in Seoul erklärten Japans Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa und sein südkoreanischer Kollege Kim Kwan Jin, man strebe die ersten gemeinsamen Militärabkommen in der Geschichte beider Staaten an.

Die Beziehungen zwischen dem Kaiserreich Japan und der Republik (Süd-)Korea sind historisch belastet durch die 35-jährige japanische Besatzungsherrschaft über die koreanische Halbinsel (1910- 1945). Eben deshalb gab es bisher auch keine militärischen Abkommen zwischen beiden Staaten. Jetzt aber sind gleich zwei solcher Vereinbarungen geplant. Eines soll die gegenseitige logistische Unterstützung der Streitkräfte bei Friedens- und Rettungseinsätzen im Ausland vorsehen, das andere den Austausch wichtiger militärischer Informationen. Das teilten beide Seiten zum Abschluss der Ministergespräche am Montag in Seoul mit.

Die Abkommen sollen es Tokio und Seoul vor allem ermöglichen, Informationen über Atom- und Waffenprogramme der (Nord-)Ko- reanischen Demokratischen Volksrepublik (KDVR) auszutauschen. Außerdem kündigten Kitazawa und Kim regelmäßige Gespräche zur Sicherheitsund Verteidigungspolitik an, um das beiderseitige Vertrauen zu stärken.

Mit der Vereinbarung engerer Zusammenarbeit beim Umgang mit Nordkorea folgten Tokio und Seoul den Wünschen der USA. Nach den jüngsten Spannungen in der Region hatte Washington mehr militärische Kooperation zwischen seinen engsten Verbündeten in Nordostasien gefordert. Im Dezember sprach sich der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte Mike Mullen für gemeinsame Militärübungen der Streitkräfte Japans, der USA und Südkoreas aus. Im November hatten neue Informationen über Pjöngjangs Programm zur Urananreicherung und ein Artilleriegefecht im Gelben Meer, bei dem auf der südkoreanischen Insel Yonpyong, unmittelbar vor der Küste der KDVR, zwei Soldaten und zwei Bauarbeiter ums Leben kamen, die Konfliktlage in der Region dramatisch verschärft.

Ähnliche Abkommen wie mit Südkorea hat Japan bisher nur mit den USA und mit Australien geschlossen. In Südkorea trifft der Ausbau der militärischen Zusammenarbeit mit der ehemaligen Kolonialmacht allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung. Zumal beide Staaten regelmäßig über die Zugehörigkeit zweier unbewohnetr Felseninseln streiten, die in Südkorea Dokdo, in Japan Takeshima genannt werden. Selbst das sie umgebende Meer dürfte nach südkoreanischen Vorstellungen nicht Japanisches Meer genannt werden. Beobachter in Seoul wie in Tokio befürchten außerdem, dass eine intensivierte militärische Zusammenarbeit zu Protesten in China und zu harschen Reaktionen der KDVR führen könnten.

* Aus: Neues Deutschland, 12. Januar 2011


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