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Die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) im Überblick

Zahlen und Fakten

Allgemeines/Verwaltung

Landesname in Deutsch/Englisch: Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK)/Democratic People's Republic of Korea (DPRK)

Einwohnerzahl: zirka 24 Millionen

Hauptstadt: Pjöngjang / P'yôngyang (etwa 2,6 Millionen Einwohner)

Verwaltung: Neun Provinzen (do) sowie vier Städte mit besonderem Status bzw. kreisfreie Städte (si) = Pjöngjang; Gaeseong; Namp'o und Najin Sônbong. Weitere Großstädte sind Hamhûng (an dessen Wiederaufbau nach dem Koreakrieg maßgeblich die DDR beteiligt war), Ch'ôngjin und Wônsan

Höchste Feiertage
  • 15. April (1912): Tag der Geburt von Kim Il-Sung (»Tag der Sonne«)
  • 16. Februar (1942): Tag der Geburt von Kim Jông-Il
  • Unabhängigkeitstag: 15. August 1945 (Befreiung von Japan)
  • Nationalfeiertag: Gründung der DVRK am 9. September (1948)
Exekutive: »Ewiger Präsident« bleibt laut Verfassung der im Juli 1994 verstorbene frühere Staats- und Parteichef Kim Il-Sung. Seitdem ist faktisch sein Sohn Kim Jông-Il Staatschef, der Anfang September 2003 auch als Vorsitzender des eigentlichen Machtzentrums, des Nationalen Verteidigungskomitees, wiedergewählt wurde.

Legislative: Einkammer-System -- Der Obersten Volksversammlung gehören gegenwärtig 687 Mitglieder an, die auf fünf Jahre gewählt sind.

Nordkorea ist mit einer Ständigen Mission bei den Vereinten Nationen in New York vertreten. Mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen seit dem 1. März 2001 volle diplomatische Beziehungen (mit der DDR seit 7.11.1949).

Geographie/Infrastruktur

Höchste Erhebung ist der Paektu-san (Mount Paektu, in Nordkorea = Paekdusan) mit 2750 Metern über dem Meeresspiegel.

Die Grenze zu China bilden die Flüsse Amnok-gang (Yalu) und Tuman-gang (Tumen) = 1 025 Kilometer lang. Die Grenze mit Rußland im äußersten Nordosten mißt hingegen nur 25 Kilometer

Fläche: 122 762 Quadratkilometer (etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands)

Gesamtfläche der koreanischen Halbinsel: 222209 Quadratkilometer, wovon die DVRK 56 Prozent bedeckt. Von Nordkoreas Bodenfläche sind allerdings nur gut 20 000 Quadratkilometer landwirtschaftlich nutzbar.

Der etwa 430 Kilometer lange Fluß Taedong ist bedeutsam für die Binnenschiffahrt. Das Eisenbahnnetz, welches größtenteils eingleisig und elektrifiziert ist, umfaßt etwa 5250 Kilometer. 2000 Kilometer des gesamten Straßennetzes in der Volksrepublik sind befestigt, d. h. als Allwetterstraßen befahrbar. Ein Dutzend Hafenstädte -- darunter Ch'ôngjin, Hamhûng, Namp'o, Sinûiju und Wônsan.

Bevölkerung/Sprache/Religion

Nahezu 100 Prozent Koreaner mit einem nur kleinen Anteil von Chinesen. Ursprünglich aus Zentralasien (Tungusen) nach Korea gelangt, sprachlich zum Ural-Altaischen zählend, somit u.a. (entfernt) verwandt mit dem Ungarischen, Finnischen, Mongolischen, Türkischen und Japanischen.

Chinesische Schriftzeichen wurden seit dem letzten Jahrhundert langsam verdrängt durch das 1446 geschaffene Han-gûl, das koreanische Alphabet, das (heute) aus zehn Grundvokalen und 14 Konsonanten besteht.

Bevölkerungswachstum: jährlich 0,84 Prozent (2006 geschätzt)

Lebenserwartung: im Durchschnitt 71,6 Jahre; Männer = 68,9 und Frauen = 74,5 Jahre

Religion: traditionell buddhistisch und konfuzianisch sowie Christen (beider Hauptkonfessionen) und die einheimische Chôndogyo (Religion des Himmlischen Weges); aufgrund der herrschenden Staatsideologie atheistisch, wenngleich in den vergangenen Jahren die Mitglieder der katholischen und evangelischen Kirche bei der Ausübung ihres Glaubens kaum behindert wurden.

Bildung/Ausbildung

Pflichtschuljahre wurden seit dem Kriegsende (1953) ständig erhöht:

Von vier Jahren (1956) auf heute elf Jahre (vier Jahre Grundschule, fünf Jahre Mittelschule und zwei Jahre Oberschule); dann ggf. eine vierjährige Studienzeit an der Universität oder vergleichbaren Hochschuleinrichtungen

Seit 1959 ist es gelungen, die Analphabetenrate von damals 80 auf zehn Prozent Ende der 1970er Jahre zu senken. Heute gibt es im Lande so gut wie keine Analphabeten.

Wirtschaft

Bruttoinlandsprodukt (BIP) = 2004 umgerechnet 20,8 Mrd. US-Dollar (USD)

BIP pro Kopf: umgerechnet 914 USD (2004) und gegenwärtig zirka 1 000 USD

Wirtschaftswachstum = ein Prozent (Schätzung für das Jahr 2005)

Bodenschätze/natürliche Ressourcen: Kohle, Blei, Tungsten, Zink, Graphit, Magnesium, Eisenerze, Kupfer, Bauxit, Gold, Salz, Hydroenergie

Exporte: umgerechnet 1,275 Mrd. USD (geschätzt 2004) für Mineralien, Waffen, Textilien, Fischereiprodukte

Haupthandelspartner (2005): VR China (45,6 Prozent), Südkorea (20,2 Prozent), Japan (12,9 Prozent)

Importe: umgerechnet 2,819 Milliarden USD (geschätzt 2004) für Energieträger, Maschinen und Ersatzteile, Weizen

Haupthandelspartner (2005): VR China (32,9 Prozent), Thailand (10,7 Prozent), Japan (4,8 Prozent)

Währung: Nordkoreanischer Won. Ein Won = 100 Chon

Im Jahre 2002 erfolgte eine Währungsreform. Der offizielle Umtauschkurs des Euro betrug Ende Juli 2006 181,59 Won (1 USD = 143,05 Won). Dennoch bekommt man beispielsweise im Kaufhaus Pjöngjang Nr. 1 beim Kauf von Waren einen mitunter um das Zehnfache besseren Kurs. Auf dem Schwarzmarkt sollen im Sommer 2006 2 000 bis 3 000 Won für einen Euro gezahlt worden sein.

2002 wurde auch das Preis- und Lohnsystem »marktkonform« reformiert, sogenannte Bauernmärkte und -- letztlich reglementierte -- »freie Märkte« wurden zugelassen, und der Euro löste den US-Dollar als ausländisches Hauptzahlungsmittel ab.

Landesverteidigung/Militär

Die Koreanische Volksarmee hält in allen Landstreitkräften, Marine und Luftwaffe 1,1 Millionen Mann unter Waffen, den Löwenanteil stellen mit knapp 87 Prozent die Landstreitkräfte. Im Fiskaljahr 2002 entsprachen die Militärausgaben mit umgerechnet 5,2 Milliarden US-Dollar annähernd 40 Prozent des Bruttosozialproduktes.

(Internationale) Konflikte

Seit Mitte der 1990er Jahre ließen sich Tausende Nordkoreaner/innen illegal in der Volksrepublik China nieder, um vor allem Hunger und politischer Repression zu entkommen. Die chinesischen Behörden vermochten dieses Problem bislang nicht zu lösen, wenngleich sie es in Einzelfällen tolerierten, daß Flüchtlinge von Peking aus ins Ausland (auch nach Südkorea) reisen durften. Zwar kommt es hin und wieder mit Südkorea zu Disputen über die Seegrenzen der sogenannten Northern Limit Line, doch Nordkorea unterstützt Südkoreas Anspruch auf die kleine Insel Dok-do, die Japan unter dem Namen Takeshima als Teil seines Territoriums beansprucht.

Internationale Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen beklagen wiederholt die politische Repression im Lande, wo Menschen unter unwürdigen Bedingungen in Arbeitslagern und Gefängnissen leben sollen und auch Folterungen ausgesetzt seien. Schließlich schwelt seit Mitte der 1990er Jahre international ein Streit über Nordkoreas Nuklearprogramm.

* Zusammengestellt und kommentiert von Rainer Werning auf der Basis verschiedener UN-Statistiken und internationaler NGO-Reports. Verläßliche Daten aus Nordkorea selbst sind rar und werden quasi als Staatsgeheimnisse unter Verschluß gehalten.

Aus: junge Welt, 9. September 2008


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