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Washington und Seoul demonstrieren Stärke

Gemeinsames Militärmanöver heizt die Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel weiter an

Nach dem Feuergefecht zwischen Nord- und Südkorea im Gelben Meer planen Seoul und Washington als Machtdemonstration ein gemeinsames Militärmanöver.

US-Präsident Barack Obama versicherte in Washington, dass sein Land im Konflikt mit Pjöngjang »Schulter an Schulter« mit Südkorea stehe. Die Behörden in Seoul teilten am Mittwoch mit, beim Angriff aus Nordkorea am Dienstag auf der Insel Yonpyong seien außer zwei Soldaten auch zwei Zivilisten ums Leben gekommen.

Die viertägige Militärübung der südkoreanischen und der US-Armee solle am Sonntag im Gelben Meer beginnen, teilte das US-Truppenkontingent in Südkorea mit. Das Manöver mitsamt dem Flugzeugträger »USS George Washington« sei schon lange geplant gewesen. Es zeige aber die Verpflichtung der USA zu »regionaler Stabilität durch Abschreckung«. In Südkorea sind 28 500 USSoldaten stationiert. Die Regierung in Seoul kündigte an, dass sie das Militär auf Yonpyong und anderen Inseln in der Nähe der umstrittenen Seegrenze zu Nordkorea verstärken werde. Nach südkoreanischen Angaben waren am Dienstag aus dem Norden 170 Granaten in Richtung Yonpyong geschossen worden. 80 davon seien auf der Insel eingeschlagen, Südkorea feuerte zurück. Pjöngjang bestritt die südkoreanische Darstellung und erklärte, südkoreanisches Militär habe »trotz Warnungen« in Richtung nordkoreanischer Hoheitsgewässer geschossen. Die Insel Yonpyong liegt westlich der Koreanischen Halbinsel im Gelben Meer, unweit der Seegrenze, die nach dem Ende des Koreakriegs 1953 festgelegt worden war und von Nordkorea nicht anerkannt wird.

Vor dem südkoreanischen Verteidigungsministerium forderten über 100 Demonstranten mit Rache- Rufen Vergeltung gegen den Norden. Sie steckten KDVR-Flaggen sowie Porträts von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il und dessen Sohn und designiertem Nachfolger Kim Jong Un in Brand. Etwa 40 weitere Demonstranten versammelten sich in der Nähe der US-Botschaft in Seoul, um nordkoreanische Flaggen zu verbrennen. Die Regierung sagte Gespräche mit Nordkorea über Familienzusammenführungen ab und setzte Fluthilfen für das Nachbarland aus.

Angesichts des Konflikts wurden die Appelle an China lauter, mäßigend auf Pjöngjang einzuwirken. Peking solle seinen »bedeutenden Einfluss auf Nordkorea« nutzen, um die Spannungen zu verringern, sagte Japans Regierungschef Naoto Kan in Tokio.

US-Präsident Obama hatte zuvor China in einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC aufgerufen, Nordkorea zur Beachtung der »internationalen Regeln« zu bewegen. Peking zeigte sich »angesichts der Situation beunruhigt« und rief beide Seiten zu Gesprächen auf.

Das Auswärtige Amt bestellte am Mittwoch den nordkoreanischen Botschafter ein. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Pjöngjang solle weitere »Provokationen« unterlassen.

Die LINKE erklärte, auf keinen Fall dürfe der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea weiter angeheizt werden. Die Entsendung eines US-Flugzeugträgers zur Koreanischen Halbinsel sei ebenso kontraproduktiv wie die kriegerische Sprache Nordkoreas. »Notwendig ist jetzt sachliche Vermittlung und Konfliktminderung«, sagte Wolfgang Gehrcke, außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion. »In dem speziellen Konflikt zwischen Nord- und Südkorea fällt die UNO als Klärungsinstanz aus. Das erhöht die direkte Verantwortung der USA und Chinas«, so Gehrcke.

* Aus: Neues Deutschland, 25. November 2010


Druck auf die KDVR: Südkorea und USA kündigen Seemanöver an **

Demonstration der Stärke: Einen Tag nach dem Artillerieangriff Nordkoreas haben die Streitkräfte der USA und Südkoreas ein gemeinsames Seemanöver angekündigt. Die USA schicken den atombetriebenen Flugzeugträger »USS George Washington« ins Gelbe Meer, wie die amerikanischen Streitkräfte in Korea (USFK) am Mittwoch mitteilten. Südkorea will die unter Beschuss geratene Insel Yonpyong im Gelben Meer stärker bewaffnen. Bei dem Angriff am Dienstag wurden vier Menschen getötet. Nach zwei Soldaten wurden jetzt auch die Leichen von zwei Zivilisten gefunden.

Das geplante viertägige Manöver vor der Westküste Südkoreas soll an diesem Sonntag beginnen. Nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap wurde China informiert. Zwar war die Übung bereits lange vor dem »unprovozierten Artillerieangriff« vom Dienstag geplant, sie demonstriere aber die Stärke der Allianz der USA und Südkoreas, hieß es. Das »verteidigungsorientierte« Manöver unterstreiche zudem ihre »Verpflichtung zur Stabilität in der Region durch Abschreckung«.

Trotz der kriegerischen Rhetorik aus Seoul und Pjöngjang kündigte Washington indes eine »maßvolle und gemeinsame« Antwort an, bei der China und die anderen Länder der Sechs-Parteien-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm eingebunden sein sollen. An den Sechser- Gesprächen sind die USA, Nordkorea, China, Südkorea, Japan und Russland beteiligt.

Auch will Obama die die internationale Gemeinschaft zu einem geschlossenen Vorgehen gegen Nordkorea bewegen. »Wir rufen erneut die internationale Gemeinschaft zusammen, um Druck auf Nordkorea auszuüben«, sagte Obama in einem Interview des Senders ABC.

** Aus: Neues Deutschland, 25. November 2010

Nordkorea droht erneut mit Militärschlägen

Nach dem Angriff auf eine südkoreanischen Insel durch seine Streitkräfte setzt das kommunistische Nordkorea seine Drohgebärden fort. Ohne zu zögern, werde die Volksarmee «einen zweiten und dritten starken Vergeltungsschlag» ausführen, falls es von Südkorea provoziert werde, hieß es in einer Erklärung des Militärs. Die neuen Drohungen kamen einen Tag, nachdem die Streitkräfte der USA und Südkoreas ein gemeinsames Seemanöver im Gelben Meer angekündigt hatten. Bei dem Beschuss der südkoreanischen Insel Yonpyong am Dienstag mit Granaten wurden vier Menschen getötet.

dpa, 25.11.2010




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