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Korea: Chronik wichtiger Ereignisse

November/Dezember 2003

1. bis 9. November
  • Nordkorea hat den USA massive Spionagetätigkeit mit Hilfe von Flugzeugen vorgeworfen. Allein im Oktober habe es mindestens 200 solcher Flüge gegeben, meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am 1. November. In der Nähe der Grenze zu Südkorea seien Aufklärungsflugzeuge der Typen U-2 und RC-135 Tag und Nacht im Einsatz. Diese Aktionen der US-Streitkräfte stellten die öffentlichen Erklärungen aus Washington in Frage, dass die USA im Atomstreit mit Nordkorea eine friedliche Lösung anstrebten.
  • Nordkorea ist nach den Worten des Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk (CSU) unter Bedingungen bereit, seine Nuklearanlagen für Inspektionen vorübergehend stillzulegen. Pjöngjang stelle die Bedingung, dass Washington einen Schritt in Richtung einer Normalisierung und friedlichen Koexistenz mit Nordkorea mache, sagte Koschyk laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap am 3. November in Seoul. Er habe vergangene Woche während eines fünftägigen Besuchs in Pjöngjang mit dem zweitwichtigsten Mann Nordkoreas, Kim Yong Nam, und anderen Regierungsvertretern gesprochen. Diese hätten ihm gesagt, sie seien bereit, das von US-Präsident George W. Bush vorgelegte Angebot einer Nichtangriffserklärung zu prüfen.
  • Die USA haben Nordkorea nach einem japanischen Zeitungsbericht einen "neuen Friedensmechanismus" vorgeschlagen, der den seit einem halben Jahrhundert geltenden Waffenstillstand mit Südkorea ersetzen soll. Washington habe Pjöngjang diesen Vorschlag bei den Dreiergesprächen mit China im vergangenen April gemacht, berichtete die japanische Tageszeitung "Nihon Keizai Shimbun" (Ausgabe vom 5. November) unter Berufung auf Verhandlungskreise. Nordkorea habe noch nicht auf das Angebot reagiert. Washington macht die Aufnahme derartiger Verhandlungen mit Pjöngjang allerdings unter anderem von einem Ende des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms abhängig.
  • Die USA haben für einen zeitweiligen Ausstieg aus dem Bau zweier Leichtwasserreaktoren in Nordkorea die Unterstützung Japans und Südkoreas gewonnen. Auch die EU, die ebenfalls an der für das Projekt zuständigen Entwicklungsorganisation KEDO beteiligt ist, signalisierte am 5. November mögliche Zustimmung zu einer Suspendierung des Vorhabens für ein Jahr. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden, erklärte ein EU-Vertreter. Der Bau der rund 4,6 Milliarden Dollar (vier Milliarden Euro) teuren Leichtwasserreaktoren ist Teil eines Vertrags zwischen den USA und Nordkorea aus dem Jahr 1994. Darin sagte sich die Regierung in Pjöngjang von der Entwicklung eines Atomprogramms los. Nachdem Nordkorea vor einem Jahr laut US-Angaben jedoch ein solches Atomprogramm eingeräumt hatte, legte Washington den Vertrag auf Eis und stellte unter anderem die darin vereinbarten Öllieferungen ein. Südkorea, das den Löwenanteil an der Errichtung der Reaktoren trägt, zog seine Bauarbeiter bislang noch nicht aus Nordkorea ab. Sowohl Südkorea als auch Japan sprachen sich jedoch am 5. November für eine zeitweilige Einstellung der Arbeiten aus.
  • Nordkorea wehrt sich gegen die von den USA und ihren Verbündeten geplante Stopp des Baus zweier nordkoreanischer Leichtwasserreaktoren. Pjöngjang werde es nicht zulassen, dass Geräte und Datenmaterial von den Baustellen entfernt würden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am 6. November unter Berufung auf einen Regierungssprecher. Andernfalls stehe Nordkorea eine Entschädigung für den Baustopp zu.
  • Nordkorea verfügt den Worten seines Botschafters in Großbritannien zufolge über ein nukleares Abschreckungsmittel, mit dem es jeden US-Angriff abwehren kann. Auf die Frage, ob Nordkorea eine Atombombe habe, sagte Botschafter Ri Yong Ho am 7. November in einem Reuters- Interview weiter: "Wir sagen, ein nukleares Abschreckungspotenzial". Es sei aus Plutonium hergestellt, das in jüngster Zeit wiederaufbereitet worden sei, und bereit, eingesetzt zu werden, sollten die USA angreifen. Das Land hat bereits mehrfach den Besitz von Atomwaffen angedeutet, signalisierte damit jedoch offenbar erstmals auch die Einsatzbereitschaft einer etwaigen Waffe.
  • Die USA und China sehen Chancen für eine baldige Einigung auf eine neue Runde der multinationalen Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm. Die Vorbereitungen dafür hätten begonnen, sagte der stellvertretende chinesische Außenminister Wang Yi am 7. November in Washington nach einem Treffen mit US-Außenminister Colin Powell. Einzelheiten nannte er nicht. Außenamtssprecher Richard Boucher sagte, Powell fühle sich angesichts der Aussicht auf neue Gespräche ermutigt.
  • Nord- und Südkorea haben am 8. November beschlossen, Anfang nächsten Jahres mit dem Bau des ersten gemeinsamen Industrieparks im Norden der geteilten Halbinsel zu beginnen. Der Park soll in der Stadt Kaesong nahe der streng bewachten Grenze entstehen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung nach viertägigen Wirtschaftsgesprächen in Pjöngjang. Demnach soll bis Mitte 2004 in Kaesong zudem ein gemeinsames Handelsbüro entstehen. Durch den Industriepark soll der wirtschaftliche Austausch zwischen den verfeindeten Nachbarn gefördert werden. Der Bau des Parks ist Teil der nach dem interkoreanischen Gipfel im Sommer 2000 beschlossenen Maßnahmen zur Annäherung.
10. bis 23. November
  • Die multinationalen Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm sollen nach einem Zeitungsbericht im Dezember in eine weitere Runde gehen. Das Treffen mit Vertretern aus Nordkorea, Südkorea, China, den USA, Japan und Russland solle vom 10. bis 13. Dezember in Peking stattfinden, berichtete die japanische Tageszeitung "Asahi Shimbun" unter Berufung auf südkoreanische Regierungskreise am 12. November. Die USA und Nordkorea hätten sich bereits grundsätzlich auf diese Daten geeinigt.
  • Nordkorea strebt nach Angaben von zwei seiner Diplomaten die Einstellung des Atomwaffenprogramms gegen entsprechende Sicherheitsgarantien seiner Nachbarländer und der USA an. Wie die US-Zeitung "Washington Times" am 14. November berichtete, erwartet Pjöngjang dafür schriftliche Sicherheitsgarantien sowie Entschädigung für finanzielle Einbußen bei der Schließung von zwei Atomkraftwerken.
  • Der US-Geheimdienst CIA hat erneut vor atomaren Interkontinentalraketen Nordkoreas mit einer Reichweite bis in die USA gewarnt. In einem am 14. November bekannt gewordenen Bericht an den US-Kongress weist der Dienst auf Basis neuer Analysen des nordkoreanischen Raketenprogramms daraufhin, dass Pjöngjang zum Test einer mehrstufigen Atomrakete in der Lage sei. Die "mehrstufige Taepodong-2", die eine atomare Sprengladung tragen könne, sei soweit "für Flugtests bereit", heißt es in dem Dossier, das sich mit der Herstellung von Massenvernichtungswaffen im ersten Halbjahr 2003 befasst. (Quelle: AFP)
  • Nordkorea hat seine Bereitschaft zur Einstellung des Atomprogramms angedeutet, dies aber von einem Kurswechsel der USA abhängig gemacht. So müssten die Vereinigten Staaten ihre feindselige Politik gegen Nordkorea beenden, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am 16. November einen Sprecher des Außenministeriums in Pjöngjang.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und sein südkoreanischer Kollege Cho Young Kil haben Nordkorea aufgefordert, seine atomaren Aktivitäten "überprüfbar und unabänderlich" einzustellen. Die beiden Ressortchefs äußerten sich am 17. November nach Gesprächen in Seoul über Nordkorea, die Stationierung von US-Truppen in Südkorea und die Lage in Irak. Wegen einer Demonstration gegen seine Präsenz in Südkorea musste Rumsfeld das Verteidigungsministerium über einen Nebeneingang betreten. Die Demonstration von etwa 60 Pazifisten richtete sich auch gegen die Entscheidung von Staatspräsident Roh Moo Hyun, zusätzlich zu den bereits 500 in Irak stationierten südkoreanischen Militärs weitere 3.000 Soldaten in das Zweistromland zu entsenden. Washington hatte sich die Entsendung von mehr als 5.000 zusätzlichen südkoreanischen Soldaten gewünscht.
    Die USA wollen ihre in Südkorea stationierten Truppen "so bald wie möglich" von der Grenze zu Nordkorea abziehen, sagte Rumsfeld. Ein konkreter Zeitplan für die Verlegung der US-Truppen, die weiter im Süden des Landes stationiert werden sollen, stehe aber noch nicht fest.
  • Die USA erwarten nach den Worten von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld von Südkorea einen größeren Beitrag zur militärischen Sicherung des eigenen Landes als bisher. "Es ist an der Zeit, dass sie sich ein Ziel setzen, sich etwas mehr auf eigene Kräfte zu verlassen", sagte Rumsfeld am 18. November bei einem Truppenbesuch auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Osan, 13 Kilometer südlich der Grenze zu Nordkorea. Schließlich stehe Südkorea in der Rangliste der Wirtschaftskraft weltweit auf Platz 13. Die USA haben rund 37.000 Soldaten in Südkorea stationiert. Für die kommenden Jahre ist eine Straffung der Stützpunkte geplant, die voraussichtlich auch mit einer Reduzierung der Truppenstärke verbunden sein wird.
  • Vor dem Hintergrund des Atomstreits mit Nordkorea will sich eine Delegation der EU im kommenden Monat ein eigenes Bild der Lage im Land machen. Der italienische Außenminister Franco Frattini kündigte den Besuch in Nordkorea am 19. November nach einem Gespräch mit seinem südkoreanischen Kollegen Yoon Young Kwan in Rom für den 9. Dezember an. Die Delegation werde zwei oder drei Tage im Land bleiben. Ihr sollen Vertreter der EU sowie Italiens und Irlands angehören - diese beiden Staaten wechseln sich zum Jahresende in der EU-Ratspräsidentschaft ab.
  • Die Vereinten Nationen haben am 20. November einen Spendenaufruf zur Abwendung einer Hungersnot in Nordkorea gestartet. Wie Rick Corsino, Direktor des UN-Welternährungsprogrammes (WFP) für Nordkorea, sagte, werden im Jahr 2004 221 Millionen Dollar (185 Millionen Euro) für Nahrungsmittel und medizinische Hilfe benötigt. Rund 192 Millionen Dollar seien davon für Nahrungslieferungen insbesondere für Schwangere und Kinder bestimmt.
  • Vor dem Hintergrund des Streits um das nordkoreanische Atomprogramm wollen die USA, die EU, Südkorea und Japan den Bau zweier Leichtwasserreaktoren in dem asiatischen Land aussetzen. Die vier sind Vorstandsmitglieder des für das Projekt zuständigen Energiekonsortiums KEDO. Dessen Sprecher Roland Tricot sagte am 21. November in New York, der Baustopp trete am 1. Dezember in Kraft und gelte für ein Jahr. Ob die Bauarbeiten angesichts des Streits um das Atomprogramm danach wieder aufgenommen werden, blieb offen. Die Reaktoren sollten 2007 ans Netz gehen. Der Bau der rund 4,6 Milliarden Dollar (vier Milliarden Euro) teuren Leichtwasserreaktoren ist Teil eines Vertrags zwischen den USA und Nordkorea aus dem Jahr 1994.
24. bis 30. November
  • Ein nordkoranisches Marineboot ist am 24. November in südkoreanische Gewässer eingedrungen. Nach dem ein südkoreanisches Marineboot fünf Warnschüsse abfeuerte, sei das nordkoreanische Schiff abgedreht, teilte ein Militärsprecher in Seoul mit. Der Vorfall ereignete sich vor der Westküste Südkoreas, das nordkoreanische Bott sei eine halbe Seemeile in den von Südkorea kontrollierten Raum eingedrungen. Es war bereits das fünfte Mal in diesem Jahr, dass ein Schiff aus Nordkorea in südkoreanische Gewässer fuhr.
  • Im Atomstreit mit Nordkorea sollen Mitte Dezember die multinationalen Gespräche der so genannten Sechserrunde wieder aufgenommen werden. Das Treffen solle "ungefähr" um den 17. oder 19. Dezember stattfinden, sagte der russische Vize-Außenminister Alexander Losjukow am 24. November nach einem Treffen mit dem US-Beauftragten James Kelly in Washington. Der Termin hänge davon ab, "wie gut die Vorbereitungen vorankommen". Vor allem China bemüht sich derzeit verstärkt um eine Wiederaufnahme der Multinationen-Gespräche.
  • Nordkorea hat von den USA Entschädigungszahlungen wegen des vorläufigen Stopps eines Atomreaktorprojektes verlangt. Die Entscheidung des US-geführten Konsortiums KEDO, den Bau von zwei Leichtwasserreaktoren auszusetzen, sei "eine Maßnahme offenen Misstrauens" gegen Nordkorea und ein "brutaler Schlag" gegen die Vereinbarungen zwischen Washington und Pjöngjang, hieß es am 29. November in der nordkoreanischen Zeitung "Rodong Sinmun", wie die chinesische Nachrichtenagentur Neues China meldete. Kedo hatte am 21. November bekannt gegeben, den Reaktorbau ab dem 1. Dezember für ein Jahr auszusetzen. Zur Begründung hieß es, Nordkorea habe seine Verpflichtungen für die Fortsetzung des Projekts nicht erfüllt.
  • Der Start einer japanischen Trägerrakete mit zwei Spionagesatelliten zur Überwachung Nordkoreas ist am 29. November misslungen. Das Kontrollzentrum löste die Selbstzerstörung der H-2A-Rakete aus, wie ein Sprecher der Weltraumbehörde sagte.
1. - 7. Dezember
  • Der Irak hat nach US-Angaben in Syrien noch bis unmittelbar vor dem amerikanischen Einmarsch mit Nordkorea über die Lieferung von Raketentechnologie verhandelt. Das berichtete die "New York Times" am 1. Dezember. Details über die Treffen seien auf Computern im Irak gefunden worden. Der syrische Präsident Baschar el Assad sagte dem Blatt: "Es ist das erste Mal, dass ich davon höre." Nach dem Bericht wollte Bagdad von Nordkorea nicht nur Raketen, sondern die gesamte Technologie zur Raketenproduktion kaufen.
  • Die Vorbereitungen für eine neue Runde der Sechs-Länder-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm sind nach US-Angaben ins Stocken geraten. Es sei denkbar, dass die Gespräche mit Nordkorea nicht mehr wie geplant im Dezember, sondern erst im Januar oder Februar stattfinden könnten, sagte ein Beamter des US-Außenministeriums am 2. Dezember in Washington.
  • Trotz des tödlichen Überfalls auf zwei südkoreanische Ingenieure in Irak will Präsident Roh Moo Hyun wie geplant Truppen in das Land schicken. Roh verwies am 3. Dez. auf die Bedeutung guter Beziehungen zu den USA in einer Zeit erhöhter Spannungen mit Nordkorea. "Wir müssen die engen Beziehungen zu den USA aufrechterhalten", sagte Roh nach Angaben seines Sprechers Yoon Tae Young. "Jetzt ist die Zeit, da Washington die Kooperation am meisten braucht."
    Nordkorea verurteilte am 3. Dez. die geplante Stationierung südkoreanischer Truppen in Irak. Die Soldaten würden dort «Kanonenfutter für die US-Truppen», erklärte Pjöngjang nach dem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA in einer Stellungnahme.
  • Wirtschaftsreformen in Nordkorea haben nach Angaben eines UN-Gesandten in Teilen der Bevölkerung zur Verelendung geführt. Rund eine Million Arbeiter bräuchten internationale Unterstützung, sagte Masud Hyder, der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Korea, am 3. Dezember. Die an sich positiven Reformen führten in einigen Branchen zu Problemen mit der Folge, dass Arbeitszeiten und Löhne gekürzt würden. Gleichzeitig stiegen die Preise, so dass eine wachsende Zahl von Arbeitern sich nicht einmal mehr das Nötigste leisten könnte. Mit einem Spenden-Aufruf wollten die UN Nordkorea den Aufbau eines Sozialsystems ermöglichen, damit der Staat die Reformen fortsetze. Schon jetzt sei der Wandel sichtbar: Es gebe florierende Kleinunternehmen, neue Geschäfte, und die Nutzung von Mobiltelefonen nehme zu.
  • Japan plant nach einem Medienbericht die baldige Einführung eines Raketenabwehrsystems, um sich vor möglichen Angriffen aus Nordkorea zu schützen. Ministerpräsident Junichiro Koizumi habe dafür bei einem Treffen mit ranghohen Ministern am Mittwoch grünes Licht gegeben, berichtete die Zeitung "Mainichi" am 4. Dez.. Ein Zeitrahmen wurde nicht genannt. Japan forscht schon seit 1999 gemeinsam mit den Vereinigten Staaten an einem verbesserten Abwehrsystem gegen zunehmend zielgenauere nordkoreanische Sprengköpfe. Die USA wollen bis 2005 einen neuen Schutzschild gegen Raketen aus so genannten Schurkenstaaten aufbauen.
  • Im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm haben die USA, Japan und Südkorea einen gemeinsamen Vorschlag zur Lösung des Konflikts erarbeitet. Die drei Verbündeten wollten China bitten, das Papier an Nordkorea weiterzuleiten, teilte der stellvertretende südkoreanische Außenminister Lee Soo Hyuck am 6. Dez. nach seiner Rückkehr aus Washington mit. Von der Reaktion Pjöngjangs hänge ab, ob neue Verhandlungen über den Konflikt zu Stande kämen.
8. bis 14. Dezember
  • Die Vereinten Nationen haben vor einer neuen Hungerkatastrophe in Nordkorea gewarnt. Wegen knapper Hilfsgelder seien bis zu drei Millionen Menschen vorübergehend von den Verteilungslisten für Lebensmittel gestrichen worden, erklärte das UN-Büro für die Koordinierung Humanitärer Angelegenheiten (OCHA) am 8. Dez. in New York. Sollten nicht bald Hilfszusagen gemacht werden, könnten laut OCHA bis Mai landesweit 3,3 Millionen Menschen hungern. Demnach leiden in diesem Monat bereits 2,2 Millionen Menschen im Westen Nordkoreas unter den knappen Getreidevorräten. Die Vergabe von Getreide an 700.000 ältere Menschen sei im November eingestellt worden.
  • Nordkorea hat sich unter Bedingungen zur Einstellung seines umstrittenen Atomprogramms bereit erklärt. Washington müsse Pjöngjang im Gegenzug aber in mehreren Punkten entgegenkommen, sagte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums am 9. Dez. der amtlichen Nachrichtenagentur Korean Central News Agency, wie die südkoreanische Agentur Yonhap meldete. Unter anderem müssten die USA das kommunistisch regierte Land von der Liste der Staaten streichen, die nach Ansicht Washingtons den Terrorismus unterstützen. Nordkorea verlange zudem die Aufhebung "politischer, wirtschaftlicher und militärischer Sanktionen".
    US-Präsident George W. Bush hat das Angebot Nordkoreas, gegen Zugeständnisse der USA sein Atomwaffenprogramm einzufrieren, am 9. Dez. als unzulänglich zurückgewiesen. "Das Ziel der USA ist nicht ein Einfrieren, sondern die unwiederbringliche Auflösung des Programms", sagte er nach einem Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao im Weißen Haus.
  • Nach Einschätzung der amerikanischen Regierung wird es in diesem Jahr keine neuen Gesprächen zur Beilegung des Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm mehr geben. Eine neue Gesprächsrunde werde frühestens im Januar stattfinden, verlautete am 13. Dez. aus Regierungskreisen in Washington. Als Grund nannten die Gewährsleute das Beharren Nordkoreas auf Vorbedingungen für eine Fortsetzung der Sechsländergespräche. Die südkoreanische Regierung hatte zuvor erklärt, sie halte eine neue Gesprächsrunde noch in diesem Jahr für möglich. Der stellvertretende südkoreanische Außenminister Lee Soo Hyuck machte nach einem Besuch in China ein solches Treffen von der Unterzeichnung eines entsprechenden Dokuments abhängig. Der Inhalt des Papiers wurde nicht bekannt.
15.- 21. Dezember
  • US-Präsident George W. Bush hat sich zufrieden über "Fortschritte" bei den diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung der Atomkrise mit Nordkorea gezeigt. "Ich bin zufrieden mit den bislang erzielten Fortschritten", sagte Bush am 15. Dez. im Weißen Haus. Den diplomatischen Bemühungen zur Lösung der Atomfrage hätten sich mittlerweile China, Japan, Südkorea sowie Russland angeschlossen. Gemeinsam mit den Vereinigten Staaten versuchten diese Staaten, den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il davon zu überzeugen, "seine Nuklearwaffen abzugeben." "Ich hoffe, er hört darauf", sagte Bush weiter.
  • Immer mehr Menschen flüchten aus dem kommunistischen Nordkorea in den Süden der Halbinsel. Das südkoreanische Vereinigungsministerium erklärte am 18. Dez., zwischen Januar und November seien 1.117 Nordkoreaner nach Südkorea gekommen. Das waren zehn Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2002. Wahrscheinlich werde die Zahl weiter steigen, da sich auch noch Flüchtlinge in China und anderen Ländern aufhielten, erklärte das Ministerium.
  • Nordkorea steht nach Darstellung der katholischen Hilfsorganisation Caritas international vor einer neuen Hungersnot. Rund 3,8 Millionen Menschen seien davon bedroht, fast die Hälfte aller Kinder litten unter chronischer Unterernährung, berichtete der Caritas-Mitarbeiter Matthias Schmidt-Eule am 18. Dez. in Freiburg. Jetzt, da der Winter beginne und die Hilfe der Vereinten Nationen aus finanziellen Gründen gekürzt werden müsse, werde die Situation immer dramatischer.
  • Japan will sich künftig mit einem in den USA entwickelten Raketenabwehrsystem vor möglichen Angriffen schützen. Ein solches Abwehrsystem sei "die einzig wirksame Methode", um der "ausschließlich verteidigungsorientierten Politik" des Landes nachzukommen und etwaige Raketenangriffe abzuwehren, sagte Regierungssprecher Yasuo Fukuda nach einer entsprechenden Entscheidung der japanischen Regierung am 19. Dez. in Tokio. Das System sei ausschließlich auf die Verteidigung ausgerichtet "und sollte unsere Nachbarn nicht bedrohen".
  • Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen muss seine Nahrungsmittellieferungen an drei Millionen Nordkoreaner mangels Spenden voraussichtlich bald einstellen. Die Geberländer hätten nicht ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt, um alle 6,5 Millionen Bedürftigen in Nordkorea zu versorgen, sagte der Leiter des Welternährungsprogramms, James Morris, am 20. Dez. in Peking.
22. bis 31. Dezember
  • In Seoul steht seit Wochen der koreanisch-deutsche Professor Song Du-yul vor Gericht. Ihm werden vom südkoreanischen Geheimdienst unerlaubte Kontakte zu Nordkorea vorgeworfen. Der Soziologe Jürgen Habermas hat sich in einem Brief an das Gericht für den koreanischen Wissenschaftler eingesetzt. Die Frankfurter Rundschau berichtet am 23. Dezember, in dem Brief äußerte Habermas die Sorge, dass Song zum Spielball innenpolitischer Querelen werde. Song, der bei Habermas studiert hat, sei ein untadeliger Wissenschaftler und Demokrat.
  • Libyens Revolutionsführer Muammar el Gaddafi hat Iran, Syrien und Nordkorea aufgerufen, dem Beispiel Libyens zu folgen und auf Massenvernichtungswaffen zu verzichten. "Auf diese Weise könnten sie Unheil für ihr eigenes Volk abwenden", sagte Gaddafi in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN am 23. Dez. Der Revolutionsführer bestritt, dass Libyen Massenvernichtungswaffen besitzt. Die libysche Verzichtserklärung beziehe sich auf Programme "mit friedlichem Zweck". Dennoch habe sich Libyen entschlossen, "sie komplett loszuwerden".
  • Nordkorea hat nach chinesischer Vermittlung einer Wiederaufnahme der Gespräche über das Atomprogramm Anfang 2004 zugestimmt. Beide Seiten seien übereingekommen, die "notwendigen Vorbereitungen" für die nächste Sechser-Runde zu treffen, meldete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 27. Dez. Die erste Runde der Sechser-Gespräche (USA, China, Nord- und Südkorea, Russland, Japan) fand im August 2003 ohne konkretes Ergebnis statt.
  • Die USA haben am 30. Dez. ein erstes Stück Land in Südkorea an die Regierung in Seoul zurück gegeben. Es handelt sich um ein 10.000 qm großes Grundstück im Zentrum Seouls. Im Vorjahr hatten die USA angekündigt, die Hälfte ihrer Militärbasen in Südkorea zu schließen.


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