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Kolumbien - Plan Colombia

Artikel eines Insiders der FARC

Nein zum Kriegsplan
Gastkommentar von Alberto Martínez


Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens - Armee des Volkes (FARC-EP) weisen die Versuche der kolumbianischen Regierung aufs schärfste zurück, in den Ländern der Europäischen Union zusätzliche Mittel zu akquirieren, um unter dem Vorwand des Humanismus die Aggression der Vereinigten Staaten zu unterstützen. Dem Plan ist im Zweiparteienkongreß des »Herrenstaates« der Weg politisch und wirtschaftlich bereits geebnet worden. Gelingt er, sind die Folgen für Kolumbien wie für den Friedensprozeß und die Beziehungen zu den FARC und den Anrainerstaaten nicht vorhersehbar.

Vom 5. bis zum 7. Juli wird die Regierung Pastrana unter Federführung der spanischen Regierung Aznar erneut bei den europäischen Staaten hausieren gehen. Sie benutzten das trügerische Argument, die Gelder im Agrarsektor zu benötigen, um so den illegalen Anpflanzungen in den verarmten Gebieten des Landes entgegenzuwirken.

Der Kolumbienplan ist aber keineswegs das Produkt eines Dialoges zwischen der Regierung Pastrana und den Vertretern der verschiedenen Sektoren der Gesellschaft, die unter der wirtschaftlichen Krise und der daraus resultierenden Gewalt am meisten zu leiden haben. Weniger noch als das gingen dem Plan Gespräche mit den FARC voraus. Es ist daher inakzeptabel und gefährlich, den Plan zu unterstützen. Das einzige Offensichtliche ist, daß die kolumbianische Oligarchie dem US-Kongreß das Prinzip der staatlichen Souveränität opfert. Die widerspricht damit allen Grundsätzen unserer Organisation im bewaffneten Kampf. Während der Jahrzehnte der Auseinandersetzungen haben wir kompromißlos die Position vertreten, daß der kolumbianische Konflikt nur von Kolumbianern mit Hilfe der internationalen Solidarität und mit Respekt vor unserer Souveränität, den Menschen und der Natur gelöst werden kann.

Wenn wir am Verhandlungstisch in San Vicente de Caguán im Einvernehmen mit den Unterhändlern der Regierung Pastrana eine internationale Konferenz über Ökologie und illegale Anpflanzungen für den 29. und 30. Juli organisieren, dann liegen dem zwei Dinge zugrunde: Daß die FARC keine Bewegung ist, die vom Drogenhandel lebt und daß die Lösung des Problems nur in Übereinkunft mit den Konsumländern und denen, die das Grundprodukt, das Kokablatt, erzeugen, erzielt werden kann. Das wird die Herausforderung der modernen Gesellschaft sein. Der ehemalige Hochkommissar der kolumbianischen Regierung für den Friedensprozeß, Victor G. Ricardo, hat das Problem kürzlich in Stockholm treffend beschrieben: »Der Konflikt muß vom Drogenproblem unabhängig behandelt werden.«

Alberto Martínez gehört der Internationalen Kommission der FARC-EP an
Aus: junge welt vom 5.7.2000

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