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Bauern hoffen auf Venezuela

Kolumbien: Polizei geht brutal gegen Bevölkerung vor

Von Santiago Baez *

Nach wochenlangen Protesten der Landbevölkerung und Übergriffen der Polizei in Catatumbo, einer Region im Nordosten Kolumbiens, haben Vertreter der örtlichen Bauernvereinigung Ascamcat am Montag (Ortszeit) das benachbarte Venezuela gebeten, ihnen Zuflucht zu gewähren. In einem Schreiben an den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro beklagen sie die brutale Repression der Polizei, in deren Verlauf bereits vier Menschen getötet worden seien. Nun müsse man davon ausgehen, daß der gewaltfreie Protest »in den nächsten Stunden« brutal unterdrückt werde. Davon würden »Tausende Frauen, Alte, Kranke und Kinder« betroffen sein, heißt es. Um diese in Sicherheit zu bringen, erbitte man von Venezuela, die Grenzen für Flüchtende zu öffnen und diesen Schutz zu gewähren.

Die seit fast anderthalb Monaten andauernden Proteste waren durch eine vom Militär in Gang gesetzte Kampagne zur Zerstörung von Koka-Plantagen ausgelöst worden (jW berichtete). Die Bauern kritisieren, daß ihnen die Regierung keine alternativen Verdienstmöglichkeiten eröffnet und fordern, die Region zu einem Notstandsgebiet zu erklären, um die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. Die Regierung von Staatschef Juan Manuel Santos wirft der Widerstandsbewegung hingegen vor, von der FARC-Guerilla unterwandert zu sein.

Diese hat den Vorwurf in einem ebenfalls am Montag bekanntgewordenen Schreiben zurückgewiesen. Zugleich bekunden die FARC darin aber ihre volle Solidarität mit den Bauern der Region und bieten ihre Unterstützung an: »Wenn sie nicht auf euch hören und euch wieder angreifen, sind wir da. Ihr könnt mit unseren Reihen, unseren Waffen, unseren Kämpfern rechnen, die bereit sind, euch zu empfangen, euch zu unterstützen und euch bis zum Sieg zu führen.« Daran änderten auch die derzeit in Havanna geführten Friedensverhandlungen nichts, denn eine Beendigung des Kampfes sei unmöglich, solange das Volk vergewaltigt werde.

Am Montag abend sind die beiden Staatschefs von Venezuela und Kolumbien erstmals seit Monaten wieder zu einem Treffen zusammengekommen. Im venezolanischen Puerto Ayacucho besiegelten Maduro und Santos mit einem Handschlag ein Ende der Spannungen, die im Mai durch den Empfang des venezolanischen Oppositionsführers Henrique Capriles Radonski durch Santos ausgelöst worden waren.

* Aus: junge Welt, Mittwoch, 24. Juli 2013


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