Durchbruch blieb in Islamabad aus
Pakistan und Indien finden keinen Konsens
Von Hilmar König *
In Islamabad ging am Freitag (16. Juli) ein dreitägiges Treffen der Außenminister Indiens und Pakistans zu
Ende. Die Erwartungen waren hoch, das Ergebnis sind bescheiden.
In Islamabad wie in Delhi war die Enttäuschung spürbar: Waren die Begegnungen zwischen dem
indischen Außenminister Somanahalli Mallaiah Krishna und seinem pakistanischen Kollegen Shah
Mahmud Qureshi, die Treffen mit Präsident Asif Ali Zardari und Premier Jusuf Raza Gilani wirklich
ein Schritt zum nachhaltigen Friedensdialog? Oder ist man auf der Stelle getreten?
Beide Minister mühten sich vor der Presse, das Gesicht zu wahren. »Nützlich und konstruktiv« seien
die Gespräche verlaufen, sie hätten geholfen, ein »besseres Verständnis« füreinander zu
entwickeln. »Vergessen wir die Geschichte nicht«, mahnte Qureshi mit dem Gedanken an drei indopakistanische
Kriege und den seit 1947 schwelenden Streit um Kaschmir. Jedenfalls einigte man
sich, weiter miteinander zu konferieren.
Darüber hinaus aber, beklagte die pakistanische Zeitung »Dawn«, sei nichts Handfestes zu
erkennen, »kein klarer Fahrplan für ein nachhaltiges Engagement, kein Konsens über
vertrauensbildende Maßnahmen«. Offen bleibt, ob und wie die zahlreichen zwischenstaatlichen
Probleme, vom Kaschmirkonflikt über terroristische Aktivitäten bis zum Streit um die Aufteilung des
Wassers mehrerer Grenzflüsse, angepackt werden.
Vor und nach dem Treffen nahmen beide Außenminister gegenüber Journalisten kein Blatt vor den
Mund. Gegenseitig warfen sie sich vor, unflexibel zu sein und nicht willig, die »Kernfragen«
anzugehen. Freilich hat jede Seite dabei andere Prioritäten. Für Pakistan ist es der Kaschmirkonflikt,
für Delhi der auf pakistanischem Gebiet wurzelnde Terrorismus. Indiens Innenstaatssekretär G.K.
Pillai hatte Stunden vor dem Eintreffen seines Außenministers in Pakistan für Irritationen gesorgt, als
er dem pakistanischen Geheimdienst ISI vorwarf, den Terroranschlag von Mumbai im November
2008, bei dem 166 Menschen getötet wurden, »kontrolliert und koordiniert« zu haben. Diese Vorlage
aufnehmend, forderte Krishna von Qureshi ein entschiedenes Handeln gegen die in Pakistan
sitzenden Verantwortlichen für das Blutbad. Der Gastgeber revanchierte sich mit Bemerkungen über
die ernste Lage im indischen Teil Kaschmirs, was die Gäste als Einmischung in ihre inneren
Angelegenheiten verstanden.
Bei viel gutem Willen lässt sich Krishnas Pakistanbesuch als Beitrag zu Entspannung und
Vertrauensbildung bewerten. Als Fazit bleibt ein Satz Qureshis: »Politiker schöpfen Hoffnung selbst
aus Hoffnungslosigkeit.«
* Aus: Neues Deutschland, 17. Juli 2010
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