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Japan tritt an zum Wettlauf um Afrika

Premier Shinzo Abe mit Milliarden-Verträgen und der Hoffnung auf größeren Einfluss unterwegs

Von Markus Schönherr, Kapstadt *

Schon lange beobachten Entwicklungsexperten Chinas wachsenden Einfluss in Afrika. Jetzt bekommt das Land Konkurrenz durch Japan.

Bis Mittwoch tourt Japans Premier Shinzo Abe über den afrikanischen Kontinent. Im Gepäck hat er Verträge über 14 Milliarden US-Dollar an Hilfsgeldern und noch mehr an Krediten. Damit will Abe Japans Einfluss in Afrika ausbauen. Ein Sprecher der Regierung in Tokio erklärte, der Großteil der Hilfsgelder werde in den humanitären Bereich fließen, so in medizinische oder sanitäre Versorgung. Selbstlos dürfte das nicht sein. »Afrika wird in den nächsten Dekaden ein Zentrum des Wachstums sein«, prophezeit Japans Premier.

Abes erste Station ist die Elfenbeinküste. Nach dem Bürgerkrieg von 2011 und dem Wiederaufbau gilt das Land unter Investoren als Tor zu Westafrika. Mit geschickten Investitionen eröffnet sich Handelspartnern hier ein Markt von 300 Millionen Menschen.

Am wichtigsten wird für Premier Abe die Reise nach Mosambik. Begleitet von 29 Großunternehmern, will der Premier Entwicklungskredite in Millionenhöhe anbringen. Der »Japan Daily Press« zufolge hat Tokio bereits 557 Millionen US-Dollar für den Bau von Autobahnen versprochen. Davon sollen japanische Bergbauunternehmen am meisten profitieren. Äthiopiens Premierminister, Hailemariam Desalegn, erhofft sich einen »Transfer von Technologie«. Zunächst will Japan ein Erdwärme-Kraftwerk in dem ostafrikanischen Staat finanzieren.

Japan drückt sich um klare Worte. Dennoch steht für viele fest, dass es den Übergang von einer Geber-Nehmer-Beziehung zur wirtschaftlichen Partnerschaft sucht. Für China ein Schlag ins Gesicht: Gerade noch schien sein Einfluss auf dem schwarzen Kontinent unanfechtbar. 2009 hatte China die USA als wichtigsten Handelspartner abgelöst. Das Handelsvolumen betrug 2012 mehr als 198 Milliarden US-Dollar und könnte laut der Standard Chartered Bank bis 2015 noch um die Hälfte ansteigen.

Peking reagierte empört. Außenminister Wang Yi unterstellte Abe »starke politische Motive«. Sein Trip nach Afrika ziele darauf ab, mit China zu konkurrieren, zitiert ihn die chinesische Tageszeitung »Ming Pao«. Wang ist derzeit selbst auf einer Tour durch Afrika, wo er Äthiopien, Dschibuti, Ghana und Senegal bereist. Dem äthiopischen Gesundheitsminister versicherte Wang, die Kooperation sei selbstlos. Dies bezweifeln vor allem westliche Beobachter. Sie werfen China vor, afrikanische Länder und deren Rohstoffreserven auszubeuten. Menschenrechte spielten demnach in Chinas Überseepolitik eine untergeordnete Rolle. Die USA warfen China 2011 vor, autoritäre Regimes in Afrika zu unterstützen, darunter die von Robert Mugabe in Simbabwe oder Omar al-Bashir in Sudan.

Militärisch versucht Japan ebenfalls aufzuholen. 2011 eröffnete es eine Militärbasis am Horn von Afrika – sein erster Überseestützpunkt seit dem Zweiten Weltkrieg. Der UN-Mission in Südsudan stellte Tokio 210 Ingenieure zur Verfügung. Und erst im Dezember übergab es den Blauhelmen in dem bürgerkriegszerrütteten Land 10 000 Einheiten Munition. Japan strebe nach einem Sitz im UN-Sicherheitsrat und wolle sich die Gunst der 53 afrikanischen Regierungen sichern, meint Zhang Hongming von der »Chinese Academy of Social Sciences«. Diese Bemühungen seien aber keine ernste Konkurrenz, weil Chinas Vorsprung zu groß sei.

* Aus: neues deutschland, Montag, 13. Januar 2014


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