Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Israel baut Siedlungen aus

Tel Aviv treibt Zerstückelung Palästinas voran. Klage in Den Haag angedroht *

Israel treibt den Siedlungsbau im besetzten Ostjerusalem weiter voran. Wie die Tageszeitung Haaretz meldete, genehmigte das bezirkliche Bau- und Planungskomitee von Jerusalem am Mittwoch rund 2600 neue Wohnungen in der Siedlung Givat Hamatos im Ostteil der Stadt.

Der palästinensische Unterhändler Mohammed Schtajeh erklärte daraufhin, mit diesem Vorhaben dränge Israel die Palästinenser dazu, vor den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zu ziehen. Die Vertretung der Palästinenser in der UNO war Ende November aufgewertet worden. Als Nichtmitgliedsstaat mit Beobachterstatus haben sie nun Zugang zu verschiedenen UN-Institutionen und können Israel in Den Haag verklagen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte international für Empörung gesorgt, als er unmittelbar nach dem Beschluß der Vereinten Nationen angekündigt hatte, 3000 weitere Wohnungen in Ostjerusalem und im Westjordanland zu bauen.

Erst Anfang der Woche hatte das israelische Innenministerium grünes Licht für 1500 neue Wohnungen im Viertel Ramat Schlomo in Ostjerusalem gegeben. Das Vorhaben hatte im März 2010 während eines Besuchs von US-Vizepräsident Joseph Biden in Jerusalem eine heftige diplomatische Krise zwischen den Regierungen Israels und der USA ausgelöst. Im August 2011 wurde es vorerst auf Eis gelegt.

Nach Angaben der israelischen Friedensgruppe Peace Now will die Planungskommission am heutigen Donnerstag zudem über den Bau von 1100 zusätzlichen Wohnungen in der Siedlung Gilo beraten, bevor sie bei einer weiteren Sitzung am 7. Januar die Errichtung eines Hotels mit tausend Zimmern in Givat Hamatos diskutiert.

Im Westjordanland leben inzwischen mehr als 340000 jüdische Siedler, über 200000 haben sich in Ostjerusalem niedergelassen. Israel hatte den Osten der Stadt während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 besetzt und später annektiert.

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 20. Dezember 2012

Tel Aviv fühlt sich im Recht / UNO: Siedlungsbau ist ein Hindernis zum Frieden

Dokumentiert: Ein Artikel, der von der israelischen Botschaft in Berlin verbreitet wird - und ein Bericht aus dem UN-News-Centre

E1 ist nicht das Problem

Von Yochanan Visser, Ynet, 19.12.12

In der vergangenen Woche hat der Rat für Auswärtige Angelegenheiten der EU eine Erklärung zu den jüngsten Entwicklungen im von ihm so genannten „Friedensprozess im Nahen Osten“ abgegebem. Die EU erklärt darin, dass alle Parteien Schritte vermeiden sollten, die das Vertrauen und die Möglichkeit für eine Zweistaatenlösung gefährden.

Die Erklärung zeigt, wie weit die EU heute von der Realität in Israel entfernt ist. Tatsache ist, dass es überhaupt keinen Friedensprozess mehr gibt, seit die Palästinenser-Führung 2009 entschieden hat, die bilateralen Verhandlungen mit Israel abzubrechen – ein Schritt, der das Ergebnis eines kalkulierten Strategiewechsels in der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) darstellte. [...]

Als sie ihrer „tiefen Betroffenheit“ und „deutlichen Opposition“ gegenüber israelischen Plänen für die Entwicklung des sogenannten E1-Gebiets zwischen Jerusalem und Ma’ale Adumim Ausdruck verlieh, erklärte die EU, dieser Plan „gefährde die Möglichkeit eines zusammenhängenden und lebensfähigen palästinensischen Staates“. Die EU erklärte sogar, der Plan „könnte den erzwungenen Transfer von Zivilbevölkerung zur Folge haben“.

Diese beiden Aussagen entstammen der PA-Propaganda. Die Tatsachen zeigen, dass der Plan für E1 nicht im Mindesten die Kontinuität eines lebensfähigen palästinensischen Staates gefährdet.

E1 ist ein 11,7 qkm großes Gebiet auf den kargen Hügeln, die an die östlichen Ränder Jerusalems und an Ma’ale Adumim angrenzen, eine Vorstadt mit 40.000 Einwohnern 4,5 km östlich von Jerusalem.

Die Stadt steht für Israel nicht zur Diskussion. Jede israelische Regierung, auch die von Yitzhak Rabin, hat erklärt, dass Ma’ale Adumim in jedem Friedensabkommen Teil Israels bleiben würde, und dass die Entwicklung von E1 notwendig ist, um zu verhindern, dass Jerusalem jemals wieder zur Frontstadt würde. So war es vor und nach 1948 und bis 1967, als Jerusalem geteilt war und ständig angegriffen wurde.

E1, das zu Ma’ale Adumim gehört und im C-Gebiet liegt, hat immer wieder illegale palästinensische Bauaktivitäten und Landraub durch Beduinen-Stämme gesehen. Im C-Gebiet hat aber gemäß dem Vertrag Olso II Israel die Planungshoheit behalten.

Auf E1 zu bauen, wird die Kontinuität eines palästinensischen Staates nicht gefährden, da östlich von Ma’ale Adumim noch mindestens 15 km Land bleiben, die den Norden des Westjordanlands mit dem Süden verbinden. Darüber hinaus hat Israel einen Plan für den Bau einer Umgehungsstraße entwickelt, die Bethlehem und Ramallah miteinander verbinden würde. Die neue Straße würde die Fahrtzeit für die Palästinenser sogar noch verkürzen.
(...)
Weiter geht es auf unserer Website unter http://bit.ly/WSKommentE1

Der Autor ist freier Journalist.

Die auf der Website [der israelischen Botschaft] veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder, sondern bieten einen Einblick in die politische Diskussion in Israel.

Quelle: Newsletter der israelischen Botschaft, 20. Dezember 2012


Dokumentiert: UNO: Siedlungsbau verletzt das Völkerrecht und ist ein Hindernis zum Frieden

UN officials stress urgency of getting Israeli-Palestinian peace process back on track

> 19 December 2012 – United Nations officials today underscored the urgency of getting the Middle East peace process back on track, noting that the momentum for a solution to the Israeli-Palestinian conflict has slipped amid recent events and a resumption of meaningful talks is needed more than ever.

“The Middle East peace process is in a deep freeze,” Secretary-General Ban Ki-moon stated at his end-of-year press conference at UN Headquarters, adding that the two sides seem more polarized than ever.

Direct negotiations between the two sides have yet to resume since talks stalled in September 2010, after Israel refused to extend its freeze on settlement activity in the occupied Palestinian territory.

In addition, last month witnessed another cycle of violence in Gaza and Israel, as well as the granting by the General Assembly of non-member observer State status for Palestine at the UN.

“While bombs and rockets have stopped falling in Gaza and Israel, it has become clearer than ever that peace must be more than the absence of war,” said Mr. Ban.

Following the Assembly’s action, the Israeli Government announced it would approve plans for settlement construction of 3,000 housing units in the West Bank, including East Jerusalem, indicated that planning will proceed on several thousand housing units in an area of the West Bank between Jerusalem and the settlement of Maale Adumim.

Mr. Ban voiced deep concern at heightened settlement activity in the West Bank, particularly around Jerusalem, stating that this “gravely threatens” efforts to establish a viable Palestinian State.

“I call on Israel to refrain from continuing on this dangerous path, which will undermine the prospects for a resumption of dialogue and a peaceful future for Palestinians and Israelis alike,” he said. “Let us get the peace process back on track before it is too late.”

The UN Under-Secretary-General for Political Affairs, Jeffrey Feltman, who briefed the Security Council on the latest developments today, recalled that settlement construction in the West Bank violates international law and is an obstacle to peace.

“If implemented, these plans would represent an almost fatal blow to remaining chances of securing a two-State solution,” he told the 15-member body. “We strongly urge the Israeli Government to heed the wide international calls to rescind these plans.”

He added that recent events are a reminder of “just how much the momentum for the two-State solution has slipped and just how hard we should be working in the year ahead to reverse this trend while there is still time to do so.”

The backdrop to these developments, said Mr. Feltman, is a worsening security situation in the West Bank, a fragile calm in Gaza after last month’s round of hostilities and a shifting geopolitical landscape in the region.

He noted that the calm in Gaza brokered by Egypt on 21 November has largely held, but it remains “tenuous.” Since last month’s briefing, one rocket has been fired from Gaza into Israel and one Israeli tank shell has landed in Gaza. Israeli security forces conducted two incursions into Gaza.

More generally, the impact of last month’s violence has exacerbated the vulnerabilities of some of Gaza’s poorest people and left up to 3,000 people in need of emergency shelter support, he added.

Mr. Feltman stated that the Assembly vote last month symbolizes the growing international impatience with the longstanding occupation and a resounding endorsement of Palestinian aspirations to live in freedom and dignity in an independent state of their own, and side by side with Israel in peace and security.

“2013 will be a decisive year in the peace process,” he said. “It is incumbent upon all of us to support the parties in stabilizing the situation and permitting progress toward the goal of achieving a two-State solution that is so critical for regional peace and security.”

Source: UN News Centre, 19 December 2012; http://www.un.org




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