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Israel rüstet auf

Kauf von 20 Tarnkappenbombern von der US-Firma Lockheed besiegelt

Von Karin Leukefeld *

Angeblich um seine Grenzen in Zukunft besser schützen zu können, kauft Israel in den USA 20 Tarnkappenbomber von der Rüstungsfirma Lockheed Martin. Das Geschäft hat mindestens ein Finanzvolumen von 2,75 Milliarden US-Dollar, die Maschinen des Typs F-35 sollen zwischen 2015 und 2017 geliefert werden. Die F-35 gilt als das modernste Kampfflugzeug, das derzeit auf dem Markt ist, eine Maschine kostet 96 Millionen US-Dollar. Zusätzliche Vereinbarungen sehen die Lieferung von Flugsimulatoren, Ersatzteilen und Wartung vor. Die endgültigen Kosten liegen wegen des von Israel durchgesetzten Einbaus eigener elektronischer Kampftechnik, Kommunikations- und anderer Systeme noch nicht fest. Der Tarnkappenbomber F-35 ist eine Koproduktion der USA mit Großbritannien, Italien, den Niederlanden, der Türkei, Kanada, Australien, Dänemark und Norwegen, die zusammen etwa 730 dieser Maschinen abnehmen.

Die Unterzeichnung des Kaufvertrags im israelischen Konsulat in New York am Donnerstag sei ein »Ereignis von größter strategischer und historischer Bedeutung«, begrüßte der israelische Botschafter in den USA, Michael Oren, das Geschäft. Damit sei Israel zukünftig in der Lage, »sich selbst gegen jede Gefahr oder ein Bündel von Gefahren von wo auch immer im Mittleren Osten zu verteidigen«. Medien spekulieren bereits, daß diese Kampfflugzeuge von Radar nahezu unbemerkt bis in den Iran fliegen könnten. Auf entsprechende Reporterfragen erklärte Ehud Shani vom israelische Verteidigungsministerium, die F-35-Jets seien eine Antwort darauf, daß der Iran »ein Problem für die gesamte demokratische und freie Welt« darstelle.

Erst Mitte August hatten die USA Saudi-Arabien Rüstung im Wert von 60 Milliarden US-Dollar verkauft. Israel kritisierte das Geschäft damals, weil es seine militärische Vormachtstellung in der Region gefährdet sah. Beobachter prophezeiten schon damals ein baldiges Rüstungsgeschäft mit Israel, um dessen militärische Überlegenheit zu untermauern.

Andererseits bestätigt das Waffengeschäft Versprechungen, die die US-Administration der Regierung Netanjahu offenbar für den Fall gemacht hat, daß Israel Entgegenkommen bei den Gesprächen mit den Palästinensern zeigt. Das Weiße Haus hatte zwar ein angebliches Schreiben dementiert, nicht aber die Versprechungen. Danach soll Israel für die Verlängerung des Baustopps für Siedlungen um zwei weitere Monate militärisch, politisch und wirtschaftlich großzügig unterstützt werden.

Das Rüstungsgeschäft zeigt erneut die »unerschütterliche Freundschaft« der USA mit Israel, wie es US-Außenministerin Hillary Clinton formulierte, und ist ein deutliches Signal an das Außenministertreffen der Arabischen Liga, das am Freitag in Sirte (Li­byen) begann. Dort sollte entschieden werden, ob der Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas die Gespräche mit Israel fortsetzen soll. Die PLO-Führung hatte sich bereits Anfang der Woche für einen Abbruch der Gespräche ausgesprochen.

* Aus: junge Welt, 11. Oktober 2010


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