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Anschlagserie in Israel

Mehrere Tote bei bewaffnetem Überfall auf Reisebus und Militärpatrouille / Israel fliegt Angriffe auf Gazastreifen / Eskalation der Gewalt *

Bei einer Angriffsserie auf einen Reisebus und andere Fahrzeuge sind im Süden Israels mindestens sieben Menschen getötet worden. Der Hintergrund der Taten war am Donnerstag (18. Aug.) bis zum Redaktionsschluß unklar. Nach israelischen Angaben nahmen Bewaffnete, die angeblich aus dem Gazastreifen über Ägypten in das Land gelangt seien, zunächst den Bus unter Beschuß, der auf dem Weg in den Badeort Eilat am Roten Meer gewesen sei. Anschließend sei mehrere Kilometer davon entfernt mit einer Panzerabwehrrakete auf ein zweites Fahrzeug gefeuert worden. Kurze Zeit später sei eine Militärpatrouille auf einen Sprengsatz aufgefahren. Israel entsandte Sondereinsatzkräfte, die nach Angaben des Militärs zwischen zwei und vier Angreifer töteten, während die Polizei und die Armee die Straßen rund um Eilat abriegelten. 25 Menschen seien verletzt worden, teilte das Militär mit.

Verteidigungsminister Ehud Barak bezeichnete den Angriff als »schweren terroristischen Vorfall, der an mehreren Orten stattgefunden hat«. Die Angriffe, für die Barak die Palästinenser verantwortlich machte, seien »ein Beweis für die mangelnde Kontrolle der Ägypter auf der Sinai-Halbinsel und das Erstarken terroristischer Gruppen dort«. Barak kündigte an, »mit aller Macht und Entschlossenheit« zurückzuschlagen. Politische Beobachter interpretierten diese Drohung dahingehend, daß Israels Armee neue Luftangriffe gegen den Gazastreifen fliegen wird.

Ein Sprecher von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu behauptete, es lägen »präzise Informationen« vor, daß die Täter aus dem Gazastreifen gekommen seien. Da die Grenze zu Israel schwer bewacht sei, hätten die Angreifer den Umweg über Ägypten genommen, ergänzte ein israelischer Regierungsvertreter. Aus ägyptischen Sicherheitskreisen verlautete derweil, es sei unwahrscheinlich, daß die Angreifer vom Sinai aus nach Israel gelangt seien. Grenzpatrouillen sei jedenfalls nichts Verdächtiges aufgefallen.

Kurz nach den Anschlägen hatte Israel Luftangriffe auf den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen geflogen und dabei sechs Palästinenser getötet. Unter den Toten war auch der Anführer des palästinensischen Volkswiderstandskomitees, einer bewaffneten Palästinensergruppe, die von Israel direkt für die Anschläge verantwortlich gemacht wird. Auch weitere ranghohe Mitglieder der Gruppe wurden nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes Schin Beth getötet.

Das palästinensische Volkswiderstandskomitee kündigte Vergeltungsmaßnahmen für die Tötung ihres Anführers an und erklärte, sieben Raketen auf israelisches Gebiet abgeschossen zu haben. Ein Sprecher der Gruppe sagte bei der Beerdigung der fünf getöteten Aktivisten aber, die Gruppe stehe nicht hinter den Anschlägen vom Vortag. Gleichwohl werde der Angriff "begrüßt".

In der Nacht zum Freitag (19. Aug.) flog die israelische Luftwaffe weitere Angriffe auf den Gazastreifen. Dabei wurde laut palästinensischen Angaben ein Mensch getötet, 17 weitere wurden verletzt. In den Stunden darauf gab es demnach zwei weitere Luftangriffe, bei denen ein Mensch leicht verletzt wurde. Die israelische Armee erklärte, Angriffe auf sieben Ziele im Gazastreifen geflogen zu haben, unter anderem auf zwei Trainingslager palästinensischer Extremisten, eine Waffenfabrik und zwei Schmugglertunnel.

Brigadegeneral Joaw Mordetschai drohte im israelischen Rundfunk mit einer Bodenoffensive der Israelischen Streitkräfte im Gazastreifen. "Wenn die Hamas eine Eskalation will, dann wird sie einen hohen Preis zahlen", sagte Mordetschai.

* Quelle: junge Welt und Nachrichtenagenturen, 19. August 2011

Aus dem Newsletter der Israelischen Botschaft:

Anschlagsserie in Südisrael

Im Süden Israels sind heute Mittag mehrere Terroranschläge verübt worden. Nach aktuellem Kenntnisstand wurden die Anschläge im Gaza-Streifen geplant.

Bei einem Anschlag, der um die Mittagszeit stattfand, haben Terroristen das Feuer auf einen Linienbus eröffnet, der von Be’er Sheva nach Eilat unterwegs war. Die Route führt entlang der isarelisch-ägyptischen Grenze. 14 Personen wurden dabei verwundet.

Gleichzeitig wurde das Feuer auf zwei Privatautos und einen weiteren Linienbus eröffnet. Auch hierbei wurden mehrere Menschen verletzt.

Kurze Zeit später explodierte ein Sprengsatz in der Nähe einer Einheit der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL), die zum Ort des Anschlags gekommen war. Mehrere Soldaten wurden verletzt.

Später feuerten Terroristen Mörsergranaten auf Routinebauarbeiten am Grenzzaun zwischen Israel und Ägypten ab.

Alle Anschläge ereigneten sich ca. 20 km nördlich der Stadt Eilat. Offiziell wurden 41 Verletzte bestätigt. Israelische Medien sprechen darüber hinaus von bis zu sieben Todesopfern.

ZAHAL verfolgt die Terroristen, die die Anschläge ausgeführt haben. Die Kampfhandlungen dauern noch an.

Der Sprecher von ZAHAL, Brigadegeneral Yoav Mordechai erklärte, die Angriffe seien Teil eines „schwerwiegenden und komplexen Ereignisses“, während dessen Zivilisten und Soldaten verletzt worden seien.

Verteidigungsminister Ehud Barak erklärte: „Es handelt sich um einen schwerwiegenden Terroranschlag mit mehreren Anschlagsorten. Das Ereignis zeigt die Schwäche der Ägypter im Sinai und die Ausweitung des Aktionsradius‘ der Terroristen. Die Quelle der Terrorangriffe liegt im Gaza-Streifen und wir werden dies aus voller Kraft verfolgen.“

(Israelische Verteidigungsstreitkräfte, 18.08.11)

Ministerpräsident Binyamin Netanyahu wird sich heute abend (18. Aug.) ausführlich zu der Anschlagsserie äußern. In einer ersten Stellungnahme erklärte er:
"Es handelt sich um einen Anschlag auf die Souveränität Israels. Wir werden darauf angemessen reagieren."
(Zweites Israelisches Fernsehen, 18.08.11)

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle verurteilte in einem Statement die Anschläge. Westerwelle erklärte:
„Ich verurteile die Anschlagsserie im Süden Israels auf das Schärfste. Wir stehen in dieser schweren Stunde an der Seite unserer israelischen Freunde. Die Drahtzieher müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Das schwierige Ringen um Frieden und Ausgleich im Nahen Osten darf nicht durch Terror und Gewalt torpediert werden.“
(Auswärtiges Amt, 18.08.11)

Auch das „American Jewish Committee“ in Berlin hat mit Betroffenheit auf die Terrorangriffe reagiert. Die Direktorin des Büros, Deidre Berger, brachte in einem Schreiben an den israelischen Botschafter in Deutschland, Yoram Ben-Zeev, ihr Mitgefühl mit den Opfern und deren Angehörigen zum Ausruck.
(American Jewish Committee, 18.08.11)

Auch die Jüdische Gemeinde zu Berlin brachte ihr Entsetzen über die Anschlagsserie zum Ausdruck. In einer Pressemitteilung heißt es:
"Beim Beschuss von Linienbussen und Privatautos sind zahlreiche Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Wir fühlen mit den Opfern und ihren Angehörigen."
(Jüdische Gemeinde zu Berlin, 18.08.11)




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