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Ahmadinedschad ärgert westliche Staaten

Provokante Rede in UNO-Vollversammlung *

Der iranische Präsident Ahmadinedschad hat mit seiner mit Spannung erwarteten Rede wie im vergangenen Jahr für Aufregung gesorgt.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat den Westen für alle Übel dieser Welt verantwortlich gemacht. Delegationen Dutzender Staaten, auch Deutschlands, verließen demonstrativ den Saal, als Ahmadinedschad den Holocaust als Ausrede für Zahlungen an Israel bezeichnete und vom »Massenmord« an Palästinensern sprach.

»Wirkliche Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Glück sind das Recht aller Nationen. Das kann nicht von der Arroganz und den Gewehrläufen der NATO unterdrückt werden«, sagte er. Die Medien seien unter einer »imperialistischen Knechtschaft und schweigen jeden tot, der den Holocaust und die Deutung des 11. September 2001 infragestellt.« Vor einem Jahr hatte Ahmadinedschad für einen ähnlichen Eklat gesorgt, als er behauptete, die Amerikaner hätten die Anschläge, bei denen fast 3000 Menschen starben, selbst inszeniert.

»Einige europäische Länder nutzen jetzt noch, nach sechs Jahrzehnten, den Holocaust als Ausrede, die Zionisten in Israel mit Geld zu versorgen«, sagte der Iraner. Ansonsten stellte er minutenlang Fragen zur Geschichte: »Wer hat den ersten und den zweiten Weltkrieg ausgelöst, die Kriege in Korea und Vietnam und den Massenmord an den Palästinensern? Welches Land gibt eine Billion Dollar für Rüstung aus, dominiert die Weltwirtschaft und ist für deren Krise verantwortlich? Wer wirft Bomben, versorgt aber nicht die Hungernden in Somalia?« Er empfahl zugleich eine neue Weltordnung. Erlösung von Tyrannei und Diskriminierung könne nur Allah bringen.

* Aus: Neues Deutschland, 24. September 2011


UNO-Schelte für Ahmadinedschad

Gespräch zwischen Generalsekretär und Irans Präsidenten **

Ungewohnt deutliche Kritik hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon an Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad geäußert. Die Vereinten Nationen sollten ein Forum der Toleranz, des beiderseitigen Respekts und der kulturenübergreifenden Verständigung sein, sagte Ban nach UN-Angaben vom Samstag (24. Sept.) in einem Gespräch mit Ahmadinedschad am Vortag. »Bemerkungen, die schmerzhafte historische Fakten wie den Holocaust und die Anschläge vom 11. September 2001 infrage stellen oder bestreiten, sind nicht akzeptabel.«

Mit Beschimpfungen gegen die USA und den Westen hatte Ahmadinedschad bei seiner Rede am Donnerstag (22. Sept.) vor der UN-Vollversammlung den Auszug Dutzender Diplomaten provoziert. Der Präsident hatte »die, die sich freiheitliche Demokratien nennen«, als »Wurzel des Bösen« bezeichnet. Sie seien verantwortlich für Sklaverei, Massenmord und Weltkriege und würden »mit den Gewehrläufen der NATO wirkliche Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Glück« unterdrücken. Wie in den Vorjahren bestritt er den Massenmord an den Juden. Außerdem behauptete er, die USA selbst würden hinter den Anschlägen auf World Trade Center stecken.

Unterdessen hat der iranische Außenminister Ali-Akbar Salehi der EU neue Gespräche über Teherans Atomprogramm vorgeschlagen. Bei einem Treffen mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton bekräftige Salehi in New York, dass es »neue Entwicklungen« hinsichtlich des iranischen Atomprogramms gebe, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars am Samstag (24. Sept.).

Am vergangenen Mittwoch (21. Sept.) hatte Ashton Atomgespräche mit Iran unter bestimmten Bedingungen in Aussicht gestellt. Iran müsse sich ernsthaft an den Gesprächen beteiligen und die internationalen Befürchtungen über das Atomprogramm zerstreuen. Der Westen wirft Iran vor, heimlich an einer Atombombe zu bauen. Iran betont indessen, sein Atomprogramm diene der zivilen Nutzung. Die Atomgespräche mit Iran und Vertretern aus den Großbritannien, Frankreich, Deutschland, USA, Russland und China sind in den vergangenen Jahren immer wieder gescheitert.

** Aus: Neues Deutschland, 26. September 2011


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