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Droht "Präventivschlag" gegen Irans Atomanlagen?

Alleingang Israels ist eher unwahrscheinlich - Mit dem Eingreifen der USA müßte gerechnet werden

Von Knut Mellenthin*

Im Streit um das Atomprogramm des Iran hat am 18. September die Internationale Atomenergiebehörde in Wien (IAEA) Teheran aufgefordert, als »freiwillige vertrauensbildende Maßnahme« alle Entwicklungsarbeiten an der Urananreicherung einzustellen. Bei diesem Vorgang kann, je nach dem Grad der Anreicherung, neben Brennstoff für zivile Atomkraftwerke auch Material für Atomwaffen produziert werden. Der Atomwaffensperrvertrag erlaubt die Urananreicherung, sofern sie – wie im Iran – unter Aufsicht der IAEA stattfindet. Iranische Politiker haben daher erklärt, daß es für den IAEA-Beschluß vom 18. November keine legale Grundlage gibt und Iran sich das Recht zur Urananreicherung weiterhin vorbehält. Damit rückt erneut die mehrfach angedrohte Option eines israelischen und/oder amerikanischen »Präventivschlags« gegen die iranischen Atomanlagen in den Bereich der Möglichkeiten.

Am 7. Juni 1981 griffen sechs bis acht israelische Kampfflugzeuge den weithin sichtbaren irakischen Atomreaktor »Tammuz« 30 Kilometer südlich von Bagdad an und zerstörten ihn innerhalb von nur anderthalb Minuten. Die Anlage war bekannter unter dem Namen »Osirak«, den ihr die Franzosen gegeben hatten, mit deren Hilfe der Reaktor errichtet worden war. »Tammuz« war kurz vor der Fertigstellung, aber noch ohne nuklearen Brennstoff, so daß keine radioaktive Verstrahlung der Umgebung eintreten konnte. Die Israelis hatten als Angriffstag einen Sonntag gewählt, an dem sich aller Voraussicht nach keine französischen Arbeiter und Wissenschaftler in der Anlage befanden.

Israel hatte damals eine Likud-Regierung unter Menachem Begin. Sie begründete den Angriff mit der Behauptung, Irak wäre mit dem Reaktor innerhalb absehbarer Zeit in der Lage gewesen, eine Atombombe in der Stärke derjenigen, die am 6. August 1945 Hiroshima vernichtete, zu bauen. Begin verkündete damals die Doktrin, mit der auch seine Nachfolger ihre präventiven Kriegsspiele in alle Richtungen rechtfertigen: »Unter keinen Umständen werden wir es einem Feind erlauben, Massenvernichtungswaffen gegen unser Volk zu entwickeln.«

»Osirak« ist nicht wiederholbar

Das mag – angesichts dessen, was dem jüdischen Volk im Lauf der Geschichte angetan wurde – auf den ersten Blick plausibel erscheinen. Offensichtlich ist aber auch, daß es absolut unmöglich wäre, dieses Prinzip zur Grundlage einer allgemeinen Weltordnung zu machen. Schnellste gegenseitige Zerstörung wäre die Folge. Israel reklamiert also ein einzigartiges, ausschließlich für seinen Staat geltendes Recht. Und da in der internationalen Politik der Freund schnell zum Feind werden kann, läuft die Begin-Doktrin pur und simpel auf die bedingungslose Verteidigung eines dauerhaften israelischen Massenvernichtungswaffen-Monopols für die gesamte Region hinaus. Wobei der Begriff der Region so dehnbar ist, daß in Israel auch schon laut und vernehmlich über »Präventivschläge« gegen die Atomwaffen Pakistans nachgedacht wurde.

Aufgrund der damaligen Konstellation war der Angriff auf »Osirak« nur als israelischer Alleingang möglich. Die Beziehungen der US-amerikanischen Regierung zum Regime Saddam Husseins, das im September 1980 einen Krieg gegen den Iran begonnen hatte, der den USA äußerst gelegen kam und erst im August 1988 endete, waren zu dieser Zeit eng und freundschaftlich. Das hatte US-Dienststellen freilich nicht gehindert, den Israelis im Zuge des regen nachrichtendienstlichen Austausches wichtige Informationen für die Planung des »Präventivschlags« zu liefern. Außerdem waren die eingesetzten Kampfflugzeuge ein Geschenk der USA, und Israel hätte sie eigentlich für diese Angriffsaktion nicht verwenden dürfen. Entsprechend ungehalten klangen die amerikanischen Reaktionen. Praktische negative Folgen ergaben sich daraus jedoch nicht. Weithin, nicht nur in der arabischen Welt, wurden Vermutungen angestellt, daß der israelische Alleingang in Wirklichkeit eine mit Washington abgesprochene Sache gewesen war.

Auf Bagdads Atomwaffenwünsche wirkte der Angriff Israels sehr beflügelnd. Einem Staat seine militärische Schwäche und Hilflosigkeit vor Augen zu führen und ihn öffentlich zu demütigen, was ein beliebtes Spiel der israelischen Politiker und Militärs mit ihren Nachbarn ist, kann auf diesen nur aufreizend und anspornend wirken. Irak lernte aus der Zerstörung des Reaktors »Tammuz«, daß man solche Anlagen nicht offen und ungeschützt präsentieren darf und daß man über ein im Lande verteiltes, soweit wie möglich getarntes, teilweise unterirdisch angelegtes Netz verfügen sollte.

Obwohl Bagdads Atomprogramm nach Aussagen irakischer Experten beschleunigt fortgesetzt wurde, gab es keine weiteren israelischen »Präventivschläge«. Statt dessen hatte Israel hinter den Kulissen einen nicht unerheblichen Anteil an der Herbeiführung des ersten Irak-Kriegs 1991, in dessen Folge Saddam Hussein seine meisten Waffenpläne unter internationaler Aufsicht begraben mußte.

Mehr als zwanzig Anlagen

Zum iranischen Atomprogramm gehören mehr als zwanzig Anlagen. Einige davon sind verbunkert, manche sogar unterirdisch. Das heißt nicht unbedingt, daß bei einem »Präventivschlag« mehr als zwanzig Ziele angegriffen werden müßten, aber mehr als nur der im Bau befindliche Reaktor von Buschehr auf jeden Fall. Amerikanische Militärstudien gehen davon aus, daß zumindest auch die Anlagen in Natanz, Arak, Isfahan und Ardekan zerstört werden müßten.

Der Leichtwasser-Reaktor Buschehr wird mit russischer Unterstützung gebaut. Seine Fertigstellung, zunächst schon für Ende 2003 geplant, wurde »aus technischen Gründen« auf 2005 und inzwischen sogar auf 2006 verschoben. Eine Rolle spielt dabei vermutlich, daß Rußland, das unter starkem Druck der USA steht, den Bau unter Vorwänden verzögert. Anscheinend soll der Reaktor nicht fertig werden, solange sich Teheran nicht dem Diktat beugt, auf die Urananreicherung zu verzichten. Buschehr liegt im Westen Irans, am Persischen Golf, nur wenige hundert Kilometer von der irakischen Stadt Basra entfernt.

In Natanz wird eine Gaszentrifugenanlage zur Urananreicherung errichtet. Hoch angereichertes Uran könnte zur Waffenproduktion benutzt werden. Iran wird bis zum tatsächlichen Beginn der Urananreicherung allerdings voraussichtlich noch mehrere Jahre brauchen. Der Gebäudekomplex von Natanz ist sehr weitläufig, teilweise unterirdisch unter einem meterdicken Betonschutz. Er liegt im Zentrum Irans, 300 km südlich von Teheran.

In Arak sollen eine Fabrik zur Herstellung von schwerem Wasser und ein Schwerwasser-Versuchsreaktor gebaut werden. Die Fabrik ist nach iranischen Angaben weitgehend fertiggestellt. Der Reaktor, dessen Bau gerade erst beginnen soll, könnte, nach manchen Schätzungen, in mehreren Jahren in der Lage sein, waffenfähiges Plutonium für den Bau von zwei Bomben jährlich zu produzieren. Nach iranischen Angaben dienen die Vorhaben ausschließlich friedlichen Zwekken. Arak liegt 200 Kilometer südwestlich von Teheran, im Westen des Landes.

In Isfahan, südlich von Teheran im Zentrum Irans gelegen, befindet sich das wichtigste atomare Forschungszentrum Irans. Angeblich arbeiten dort 3 000 Wissenschaftler. Außerdem wird in der Nähe Isfahans eine Fabrik zur Herstellung von Brennstäben für Atomkraftwerke errichtet.

In Ardekan wird eine Fabrik gebaut, die ein zur Urananreicherung nötiges Vorprodukt, den sogenannten Yellow Cake (gelber Kuchen) herstellen soll. Ardekan liegt in der zentraliranischen Provinz Yazd, in der Nähe der Uranminen von Saghand. Iran besitzt soviel Uran, daß es auf absehbare Zeit nicht auf Importe angewiesen sein wird.

Aus der Vielzahl der Ziele, ihrer Weitläufigkeit und teilweise auch ihrer Verbunkerung ergibt sich, daß eine Militäraktion ungleich schwieriger und aufwendiger wäre als der israelische Angriff auf den irakischen Reaktor 1981. Als erschwerender Faktor kommt die Entfernung hinzu, die von Israel aus für die meisten Ziele ungefähr doppelt so groß wäre wie die 1981 zu bewältigende Strecke, die damals von den Kampfflugzeugen in rund 100 Minuten zurückgelegt wurde.

Ein weiteres Argument, das in manchen Studien gegen die Option eines israelischen Alleingangs angeführt wird, ist weniger ernst zu nehmen: Daß beim Anflug auf den Iran auf jeden Fall fremder Luftraum verletzt werden muß – ob nun über Irak, Jordanien oder Saudi-Arabien – wird den Verantwortlichen in Jerusalem noch nicht einmal ein Achselzucken wert sein.

Ein mögliches Szenario

Die Zahl, Art und Größe der Ziele machen es äußerst unwahrscheinlich, sie an einem einzigen Tag erfolgreich angreifen zu können. Erfahrungen der US-Luftwaffe in beiden Irak-Kriegen deuten darauf hin, daß mehrmalige Angriffe mit einer großen Zahl von Flugzeugen, unterstützt durch Beschuß mit Cruise Missiles, erforderlich sein würden, um die Anlagen wirklich und gesichert zu zerstören. Da wichtige Gebäude wie der Reaktor von Buschehr durch eine starke Luftabwehr geschützt sind, könnte es zweckmäßig erscheinen, zunächst in einer ersten mehrtägigen Angriffswelle Radar und Luftabwehr des Irans auszuschalten. Außerdem besitzt Iran eine nicht unbeträchtliche Luftwaffe, so daß auch deren Ausschaltung und die Zerstörung der wichtigsten iranischen Flughäfen von den »Präventiv«-Strategen in Erwägung gezogen werden müßten.

All das zusammen bedeutet, daß der spezielle Effekt eines »Präventivschlages«, der kurz und möglichst überraschend durchgeführt werden sollte, im Fall des Irans höchstwahrscheinlich nicht erreichbar ist. Selbst wenn die Angriffe lediglich auf die Atomanlagen beschränkt blieben, kämen sie einer Kriegseröffnung mit unkalkulierbaren Folgen gleich. Für Israel allein wäre ein solches Unternehmen aus vielen Gründen, auch wegen der damit verbundenen Kosten, eigentlich um mehrere Nummern zu groß.

Der israelischen Politik entspricht es, sich dennoch vollständig auf einen Alleingang vorzubereiten, da man sich von niemandem, auch nicht von dem engsten Verbündeten USA, abhängig machen will. Außerdem übt die öffentlich bekundete Tatsache, daß Israel jederzeit zu einem unkontrollierten Alleingang bereit sein könnte, Druck auf die USA aus, sich nicht nur auf diese Eventualität vorzubereiten, sondern auch eigene Planspiele zu entwickeln.

Regierungschef Ariel Scharon hat im Herbst vorigen Jahres den Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, Meir Dagan, mit der Koordinierung sämtlicher Aspekte des Kampfs gegen das iranische Atomprogramm, von den diplomatischen bis zu den militärischen, beauftragt. Am 18. Juli dieses Jahres schrieb die Sonntagsausgabe der konservativen Londoner Times, Israel habe die Vorbereitungen für einen »Präventivschlag« abgeschlossen. Angebliche Quelle: anonyme israelische Beamte. Eine solche Militäraktion wäre laut Sunday Times wahrscheinlich, sobald Rußland mit der Lieferung der Brennstäbe für den Reaktor Buschehr beginnt.

Israel würde es aber aus Gründen der Risiken, der Kosten und der außenpolitischen Auswirkungen bevorzugen, den USA die militärische Hauptrolle zu überlassen. Die Voraussetzungen dafür sind gut, auf jeden Fall weitaus besser als 1981. Die US-Regierung hat mehrfach eindeutig geäußert, daß ein militärischer »Präventivschlag« für sie eine Option ist, falls die angestrebte politische Erpressung mit Hilfe der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und des UNO-Sicherheitsrats nicht zum Erfolg führt.

Eine denkbare Variante wäre: Israel greift – abgesprochen oder auch nicht – zunächst im Alleingang beispielsweise den Reaktor Buschehr an und provoziert Iran damit zu einer Reaktion. Die US-Regierung ergreift sodann die Gelegenheit, wieder einmal dem angeblich schwer bedrängten Israel in höchster Not und Gefahr zur Hilfe zu kommen, indem die amerikanische Luftwaffe die Angriffe fortsetzt.

Auf jeden Fall würden Militärschläge gegen die iranischen Atomanlagen, auch wenn sie als begrenzt konzipiert werden, zumindest nahe an einen umfassenden Krieg heranführen, wenn sie ihn nicht gar auslösen. Iranische Politiker haben in sehr drastischer Weise angekündigt, ein israelischer Angriff werde umfassend beantwortet werden. Iran sei mit seinen Mittelstreckenraketen vom Typ Schahab 3 (Reichweite 1 300 km) in der Lage, jeden Punkt Israels zu treffen. »Wenn Israel eine Rakete auf Buschehr abfeuert, kann es seiner Atomanlage in Dimona für immer Lebewohl sagen«, drohte beispielsweise der stellvertretende Chef der Revolutionären Garden, Brigadegeneral Muhammad Baker Zolkadr.

Iran besitzt von der Schahab 3, einer gerade erst abgeschlossenen Weiterentwicklung der sowjetischen Scud-Rakete, die offenbar noch nicht einmal in Serie produziert wird, erst höchstens 100 Stück. Wie ihre Vorgängerin, die Scud, liegt ihre Zielgenauigkeit vermutlich zwischen einem und drei Kilometern. Saddam Hussein ließ während des ersten Irak-Kriegs 1991 rund 40 Scuds auf Israel abschießen. Es starben in dieser Zeit mehr Israelis bei Verkehrsunfällen als durch die irakischen Raketen. Die Sprengladung der Schahab 3 ist stärker als die der Scud, etwa vergleichbar einer großen Autobombe, doch wird das bei der Ungenauigkeit der Rakete keinen wesentlichen Unterschied machen. Außerdem behauptet Israel, über eine gut funktionierende Raketenabwehr zu verfügen. Unabhängig von tatsächlichen Verlusten und Schäden würde ein Einsatz der Schahab 3 aber wahrscheinlich massive Vergeltungsangriffe Israels und vielleicht auch der USA auslösen.

Flächenbrand in der Region

Irans weitaus gefährlichere Option ist der Einsatz seiner internationalen Verbindungen zur maximalen Schädigung der US-amerikanischen Positionen im Irak, im Libanon und im Westen Afghanistans. Die schiitische Hisbollah-Miliz im Südlibanon ist vom Iran mit Hunderten oder Tausenden Kurzstreckenraketen ausgerüstet worden, die den Norden Israels erreichen und in der Masse einen gewissen Schaden anrichten könnten. Die Hisbollah hat sich in den letzten Jahren ruhig verhalten. Eine Aktivierung als Folge eines Angriffs auf den Iran würde an Israels Nordgrenze eine kritische Situation herbeiführen, die zum Auslöser eines neuen Einmarsches in den Libanon werden könnte.

Ein »Präventivschlag« gegen die iranischen Atomanlagen, der eher ein zumindest mehrtägiger Krieg mit Luftwaffe, Raketen und Cruise Missiles wäre – würde also höchstwahrscheinlich eine die ganze Region erfassende Dynamik auslösen, die die militärische Niederwerfung Irans und die Besetzung des Landes erforderlich machen würde. Dies auch deshalb, weil anderenfalls nicht zu verhindern wäre, daß Iran nach dem »Präventivschlag« sein Atomprogramm besser geschützt und getarnt beschleunigt wieder aufnimmt. Aber daß die USA für einen langwierigen Krieg im Iran überhaupt noch die erforderlichen Kräfte, insbesondere die benötigten Bodentruppen, verfügbar hätten, kann – dem bewaffneten irakischen Widerstand sei Dank – bezweifelt werden.

Das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek berichtete am 27. September, der »Präventivschlag« sei in der vorigen Woche Gegenstand von Gesprächen zwischen amerikanischen und israelischen Militärexperten gewesen. Die amerikanischen Geheimdienste CIA und DIA (der eine dem Außenministerium, der andere dem Pentagon zugeordnet) hätten sich in Planspielen mit den voraussichtlichen Folgen einer solchen Aktion beschäftigt. Sie seien zur Schlußfolgerung gekommen, daß eine Eskalation des Konflikts dann nicht zu verhindern wäre. Eine anonyme israelische Quelle wird sogar mit der verblüffenden Aussage zitiert: »Wir müssen zu akzeptieren beginnen, daß Iran vermutlich die Bombe haben wird.« Es gebe nur eine einzige Lösung: »Nach Wegen suchen, um sicherzustellen, daß es nicht die Mullahs sein werden, die den Finger am Abzug haben.«

Am Dienstag dieser Woche wurde »eines der größten amerikanisch-israelischen Waffengeschäfte der letzten Jahre« gemeldet. Wie die israelische Tageszeitung Ha’aretz berichtete, werden die USA an Israel 5 000 sogenannte Smart Bombs liefern. Diese Bomben werden über ein Satellitensystem, über das Israel bereits verfügt, automatisch exakt ins Ziel gelenkt. Unter den zu liefernden Bomben sollen 500 sogenannte Bunker Busters sein, die zwei Meter dicke Betonmauern durchschlagen können.

Als Alternative zum »Präventivschlag« ist in den USA aber auch wieder die magische Formel vom »regime change«, vom Sturz der Mullahs, im Gespräch. Wie das ohne Krieg zu schaffen sein soll, weiß freilich niemand, außer einigen unbeirrbaren neokonservativen Predigern wie Michael Ledeen und Richard Perle, die schon im Fall des Irak prophezeit hatten, amerikanische Soldaten würden von der jubelnden Bevölkerung mit Blumen und orientalischen Süßigkeiten empfangen werden, ohne überhaupt richtig einmarschieren zu müssen, und die für den Iran die gleiche Prognose stellen.

Die Regierungen in Washington und Jerusalem müßten sehr weit über ihren Schatten springen, wenn sie wirklich akzeptieren würden, daß sie den Iran weder einschüchtern noch dauerhaft an der Entwicklung seines Atomprogramms hindern können. Eine solche Einsicht ist zwar nicht unmöglich, aber wenig wahrscheinlich. Doch die andere Alternative zum »Präventivschlag«, daß Teheran angesichts massiver militärischer Drohungen zu Kreuze kriecht und sämtliche Forderungen erfüllt, ist noch unwahrscheinlicher – zumal absehbar ist, daß eine Kapitulation in dieser Frage eine endlose Kette weiterer Erpressungen nach sich ziehen würde.

* Aus: junge Welt, 23.09.2004


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