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Greift Israel demnächst den Iran an? Ernsthafte Warnungen durch israelische Militärs und Geheimdienstmitarbeiter

Ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter plaudert in einer Radioshow *

Der langjährige CIA-Mitarbeiter Robert Baer, welcher 21 Jahre im Nahen Osten verbrachte, bekräftigte in einer US-Radioshow (1), dass der israelische Premierminister Netanjahu einen Angriff auf den Iran plane und äußerte die Vermutung, dass dieser im September stattfinden werde. Netanjahu würde dabei - wohl mit Erfolg - versuchen, auch die USA in den dadurch entstehenden Krieg gegen den Iran hineinzuziehen.

Baer erklärte, es sei "nahezu sicher", dass Netanjahu einen Angriff auf den Iran plane, und dieser werde "meiner Vermutung nach wahrscheinlich im September, vor der (UNO-) Abstimmung über einen palästinensischen Staat" stattfinden. Er bezog sich dabei auf öffentlich geäußerte Warnungen seitens dreier früherer Chefs der israelischen Geheimdienste und des israelischen Militärs, u.a. von Meir Dagan (2) , der bis 2010 Leiter des Auslandsgeheimdiensts Mossad war. Dagan hatte die derzeitige israelische Regierung als "gefährlich und unverantwortlich" bezeichnet; auf die Frage, was auf einen israelischen Angriff auf den Iran folgen werde, sagte er: "Dem wird ein Krieg gegen den Iran folgen. Das ist eine von den Sachen, von denen wir wissen, wie sie beginnen, aber nicht wie sie enden" (3).

Nach Baers Einschätzung hofft Netanjahu dabei, die Vereinigten Staaten in den Konflikt hineinzuziehen. Die israelische Luftwaffe würde Natanz und andere Atomanlagen angreifen, um ihre Potenziale zu zerstören. "Die Iraner werden zurückschlagen, wo sie können: Basra, Bagdad...". Dann würden die Vereinigten Staaten mit Angriffen auf iranische Ziele in den Kampf eingreifen: "Unsere Spezialeinheiten suchen schon nach iranischen Zielen im Irak und jenseits der Grenze (im Iran), gegen die wir zurückschlagen würden. Wem wir hier entgegensehen, das ist eher eine Eskalation als ein durchdachter Plan. Es ist ein Alptraum-Szenario. Wir haben nicht genug Truppen im Nahen Osten, um einen Krieg wie diesen zu führen."

Baer fügte hinzu: " Ich denke, wir schauen in den Abgrund".

Der Radiomoderator fragte Baer dann, warum das US-Militär diesen Krieg nicht zu verhindern versuche. Baer antwortete, dass das Militär dagegen sei und die Lage sehr wohl einschätzen könne. Trotzdem handele es sich um eine reale Gefahr: schon in der Bush-Administration habe es "ernsthafte Gespräche" über einen Angriff auf den Iran gegeben."Tatsächlich gibt es einen Warnaufruf innerhalb des Pentagon, sich auf einen Konflikt mit dem Iran vorzubereiten".

Nach Baers Ansicht käme ein Angriff auf den Iran auch dem Regime dort nicht ungelegen. Die Iraner seien "paranoid" und "besorgt über das, was mit ihrem Land ökonomisch geschieht, bezüglich des Ölembargos und anderer Sanktionen." "Die islamischen Revolutionsgarden brauchen einen äußeren Feind. Weil wir den Irak verlassen, ist es jetzt Israel. Aber um diese Bedrohung glaubhaft zu machen, würden sie einen Angriff auf ihre Atomanlagen begrüßen, sie würden gerne nach Bahrain und Saudiarabien und in den Irak gehen und uns treffen, wo sie können. Ihre Verteidigung ist asymmetrisch. Wir können alle ihre gepanzerten Einheiten auslöschen, es macht für sie kaum einen Unterschied, oder ihre Boden-Luft-Raketen. Es würde kaum einen Unterschied machen, weil sie in der Lage wären, Terror zu benutzen, worin sie übrigens sehr gut sind. Sie würden unserer Flotte im Golf ernsthaften Schaden zufügen."

Würden die USA esdenn - all dies vorausgesetzt - Israel erlauben, den Iran anzugreifen, wenn der US-Präsident wisse, dass er gezwungen sei, sich dem Krieg an der Seite Israels anzuschließen? Blaer führte dazu aus, dass

"für den Präsidenten im nächsten Jahr die Wahl ansteht", und dass "Israel wirklich außer Kontrolle" sei. "Was passiert, wenn Sie sehen, dass sich 100 F-16-Kampfjets dem Irak nähern und es einen Anruf (von Netanjahu) im Weißen Haus gibt: 'Wir gehen 'rein, wir sind im Krieg mit dem Iran'? Was wird der Präsident der Vereinigten Staaten tun? Wir haben wenig Einfluss auf Bibi Netanjahu oder das (israelische) Militär ...Wir können sie nicht stoppen. Und sie wissen das. Und sie hoffen, dass die Iraner gegen uns reagieren werden..."

Anmerkungen
  1. KPFK Los Angeles, "Background Briefing" http://ianmasters.com/sites/default/files/mp3/bbriefing_2011_07_12a_robert_baer.mp3
  2. Dagan gilt als einer der rechtsgerichtetsten Politiker Israels; auf ihn geht auch die sogenannte "Operation Gerechtfertigte Rache" zurück, das auch als "Dagan-Plan" bekanntgewordene Szenario der gewaltsamen Kantonisierung Palästinas mit dem Ziel der Vertreibung der dort noch lebenden Palästinenser. Vgl. dazu: Michel Chossudovsky, The Invasion of Gaza: "Operation Cast Lead", Part of a Broader Israeli Military-Intelligence Agenda, http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=11606 . - Eine Folge dieses Plans dürfte u.a. auch der israelische Angriff auf den Gazastreifen Ende 2008 gewesen sein, bei dem über 1400 PalästinenserInnen durch israelische Angriffe getötet wurden.
  3. s. http://politicalcorrection.org/fpmatters/
Heinz Eckel schickte uns diese deutsche Zusammenfassung eines längeren Berichts, der am 15. Jukli 2011 auf der Website "Politicalcorrection.org" erschien: "Former CIA Official: Israel Will Bomb Iran In September" (http://politicalcorrection.org/fpmatters/


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