Aufmarsch gegen Iran
US-Marine stationiert Kriegsschiff und Mini-U-Boote aus deutscher Produktion am Persischen Golf
Von Knut Mellenthin *
Die USA haben ihre Einsatzkräfte am Persischen Golf weiter verstärkt.
Die New York Times meldete am Mittwoch, daß Ende voriger Woche eine
schwimmende »Kriegsführungsplattform« in der Region angekommen sei, die
vom Stützpunkt Bahrain aus operiert. Es handelt sich dabei um eines der
ältesten Transportschiffe der US-Marine, die schon 1971 in Dienst
gestellte Ponce. Sie sollte eigentlich demnächst verschrottet werden,
wurde aber kurzzeitig für den Einsatz gegen Iran umgebaut. Die Ponce
kann nun wahlweise als Startplatz für Hubschrauber, Versorgungsstation
für andere Schiffe, Basis für Kampfschwimmer oder auch als Stützpunkt
für Spezialtruppen dienen, die beispielsweise Sabotageakte oder
militärische Aufklärung durchführen könnten. Der Oldtimer ist allerdings
nur eine Übergangslösung, bis zwei eigens für solche Aufgaben in Auftrag
gegebene Schiffe fertiggestellt sind. Sie sollen voraussichtlich 2015
und 2016 zur Verfügung stehen.
Die Ponce könnte auch als Mutterschiff für die ferngesteuerten
Mini-U-Boote genutzt werden, mit deren Verlegung in die Golfregion die
US-Marine – einem Bericht der Los Angeles Times vom Mittwoch zufolge –
begonnen hat. Insgesamt soll es sich um mehrere Dutzend dieser
Unterwasserdrohnen handeln. Hersteller ist die deutsche Atlas
Elektronik, die auf diesem Gebiet seit Jahren eine wenig beachtete
internationale Führungsstellung hat. Laut LA Times gehören die jetzt am
Persischen Golf eingesetzten Mini-U-Boote zum Typ SeaFox, sind etwa 1,20
Meter lang und kosten pro Stück 100000 Dollar. Die Version SeaFox C
dient nicht nur zum Aufspüren und Filmen von Gegenständen unter Wasser,
sondern auch als ferngelenkte Einwegbombe. Bei der Explosion zerstört
sie sich zugleich selbst. Angesichts ihres Preises ist es
unwahrscheinlich, daß diese Drohnen wirklich nur zum Sprengen von Minen
eingesetzt werden sollen, wie die LA Times schreibt.
Das ist allerdings vorläufig immer noch der behauptete Zweck. Die
Kriegsmarine der USA bereitet sich angeblich darauf vor, eine eventuelle
Sperrung der Straße von Hormuz durch den Iran zu brechen. Durch diese
Meerenge, die den Persischen Golf letztlich mit dem Indischen Ozean
verbindet, werden fast die gesamten Erdölexporte der arabischen
Halbinsel und Iraks, aber auch des Iran selbst transportiert. Offiziell
glaubt die Navy, mit einer Blockade der Meerenge in fünf bis zehn Tagen
fertig werden zu können.
Iranische Medien hatten Anfang des Monats gemeldet, der
Parlamentsausschuß für Nationale Sicherheit und Außenpolitik bereite ein
Gesetz vor, das die Regierung bevollmächtigen soll, allen Tankern die
Durchfahrt durch die Hormus-Straße zu verwehren, die Öl in Staaten
transportieren, die Sanktionen gegen Iran verhängt haben.
Parlamentssprecher Ali Laridschani, ein ehemaliger Chefunterhändler im
Atomstreit, dementierte kurz darauf: Grundsätzlich hätten die
Abgeordneten das Recht, innen- und außenpolitische Fragen zu diskutieren
und auch Gesetze auf den Weg zu bringen, aber in diesem Fall werde daran
zur Zeit nicht gearbeitet.
Zum selben Thema erklärte das Teheraner Außenministerium am Dienstag,
Iran plane aktuell keine Sperrung der Meerenge, würde sie aber als Waffe
gegen eine Seeblockade in Erwägung ziehen. Das sei »vermutlich« auch die
Intention der Parlamentarier, die die Idee eines entsprechenden Gesetzes
zur Diskussion gestellt hätten, sagte Außenminister Ali Akhbar Salehi.
Indessen planen einige Abgeordnete eine Anhörung über das Für und Wider
einer Sperrung der Straße von Hormus. Eingeladen werden sollen dazu
unter anderem Vertreter des Generalstabs und des Außenministeriums sowie
der Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrats, Said Dschalili,
der zugleich Chefunterhändler in den internationalen Atomgesprächen ist.
Ende Juli wolle man dann einen Gesetzentwurf einbringen, kündigte der
Abgeordnete Sejed Mehdi Mussawinedschad am Sonntag an.
* Aus: junge Welt, Samstag, 14. Juli 2012
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