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Iran: Chronik wichtiger Ereignisse

August 2007


Mittwoch, 1. August, bis Sonntag, 5. August
  • Im Iran sind am 1. Aug. sieben verurteilte Straftäter öffentlich hingerichtet worden. Die Männer wurden in der Stadt Maschad gehängt, wie der staatliche Rundfunk unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft auf seiner Website berichtete. Sie waren demnach wegen Vergewaltigung, Entführung und Raubes zum Tod verurteilt worden. Es war bereits die zweite kollektive Hinrichtung im Iran binnen zehn Tagen: Im Juli hatten die Behörden zwölf Todesurteile in der Hauptstadt Teheran vollstrecken lassen.
  • In der iranischen Hauptstadt Teheran sind am 2. Aug. erstmals seit fünf Jahren wieder Menschen öffentlich gehängt worden. Die beiden Männer waren zum Tode verteilt worden, weil sie 2005 einen hochrangigen Richter ermordet haben sollen. Die Hinrichtung fand am zweiten Jahrestag der Tat am Ort des Verbrechens im Zentrum Teherans statt. Der ermordete Richter war für viele im Ausland kritisierte Urteile verantwortlich. So hatte er unter anderem den prominenten Regierungskritiker Akbar Gandschi zu sechs Jahren Haft verurteilt.
  • Die iranische Polizei hat am 4. Aug. westlich von Teheran 230 Besucher eines Rockkonzerts festgenommen, unter ihnen britische und schwedische Staatsbürger. 230 Besucher des "satanischen" Rockkonzerts im Stadtteil Mohammadschahr in Karadsch seien "identifiziert und festgenommen" worden, sagte der Staatsanwalt der Stadt, Ali Farhadi, laut der Website des iranischen Fernsehens. 110 der Festgenommenen seien ins örtliche Gefängnis gebracht worden, die anderen seien noch in Polizeigewahrsam. Ermittlungen seien eingeleitet worden. Die Urteile gegen die "wichtigsten Vertreter dieser satanischen Organisation" sollten bald gesprochen werden, ergänzte Farhadi. Den Angaben zufolge hatten die Organisatoren auf den Einladungskarten die Frauen aufgefordert, kurze Kleidung zu tragen. Zudem hätten "kompromittierende Fotos" aufgenommen werden sollen, um die Frauen zu "erpressen", berichtete das Fernsehen weiter. Bei den Festgenommenen handle es sich überwiegend um junge, wohlhabende Menschen. Die Polizei habe Musikanlagen, Alkohol, Raubkopien von CDs, Frauenkleidung und Drogen beschlagnahmt.
  • Vertreter der USA und des Iran wollen am kommenden Montag (6. Aug.) erneut zusammenkommen und mit irakischen Repräsentanten über die geplante Einrichtung einer gemeinsamen Sicherheitskommission sprechen. Die neue Runde soll in Bagdad zusammentreten, berichtete die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna am 4. Aug. unter Berufung auf den Botschafter Teherans im Irak. Es werde um Einzelheiten der Kommission gehen, sagte Hassan Kasemi Komi, ohne darauf einzugehen, wer den Iran bei dem Treffen vertreten wird.
  • Der iranische Atomunterhändler Ali Laridschani hat vor weiteren UN-Sanktionen gegen sein Land gewarnt. "Sanktionen führen zu mehr Feindseligkeit zwischen beiden Seiten", sagte er in einem am 5. Aug. vorab veröffentlichten Interview mit dem Magazin "Focus". "Wenn der Weltsicherheitsrat einen irrationalen Beschluss gegen uns fasst, werden wir mit Sicherheit darauf reagieren." Laridschani fügte hinzu, die Fortschritte bei der Technologie zur Urananreicherung könnten nicht rückgängig gemacht werden. "Es mag ja sein, dass das dem Westen nicht gefällt, aber so ist es nun einmal." Auf die Frage, ob die Suspendierung der Urananreicherung ein denkbares Ergebnis von Verhandlungen sei, sagte er im "Focus": "Das ist nicht völlig ausgeschlossen".
  • Vor dem Hintergrund der Geiselkrise in seinem Land ist der afghanische Präsident Hamid Karsai am 5. Aug. zu Gesprächen mit US-Präsident George W. Bush in den USA eingetroffen. Im Vorfeld der Gespräche, bei denen es um die angespannte Sicherheitslage und die internationalen Friedensmissionen in Afghanistan gehen sollte, sorgte Karsai mit Bemerkungen über den Iran für Aufsehen. "Iran hat Afghanistan unterstützt, im Friedensprozess, im Kampf gegen den Terror und gegen die Drogen", sagte Karsai im Interview mit dem Fernsehsender CNN. Er betonte, sein Land habe "sehr sehr gute und enge Beziehungen zu Iran".
Montag, 6. August, bis Sonntag, 12. August
  • Die iranische Zensur hat am 6. Aug. zum zweiten Mal in einem Jahr die gemäßigte Tageszeitung "Schargh" verboten. In den Augen der Sittenwächter in Teheran war ein ganzseitiges Interview mit einer in Kanada lebenden iranischen Schriftstellerin, die sich als Lesbe für die Sache der Homosexuellen engagiert, Grund genug für die Schließung. Der zuständige Abteilungsleiter im Kulturministerium sagte, die Dichterin Saghi Ghahreman sei eine "Konterrevolutionärin, die unmoralisches Gedankengut verbreiten will". Jetzt müssten Gerichte entscheide, ob mit "Schargh" endgültig Schluss sei.
    Das Blatt war erst im Mai nach einem neunmonatigen Verbot wegen einer als beleidigend eingestuften Karikatur von Präsident Mahmud Ahmadinedschad wieder erschienen. Chefredakteur Mehdi Rahmanian sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Interview sei mit Ghahreman "als Dichterin" geführt worden. Die Redaktion sei von den Behörden informiert worden, dass die Exil-Iranerin sich im Internet mit ihrer Homosexualität "brüstet". Am 6. Aug. entschuldigte sich "Schargh" auf der ersten Seite für das Interview mit Ghahreman, deren Einstellung der Redaktion nicht bekannt gewesen sei. Künftig würden solche Gesprächspartner gemieden.
  • Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat die USA wegen der geplanten milliardenschweren Waffenlieferungen in den Nahen Osten scharf kritisiert. "Dass ein Strom neuer Waffen den Weg zum Frieden erleichtern wird, ist unwahrscheinlich. Bei Waffen weiß man nie, gegen wen sie schließlich gerichtet werden", erklärte der EKD-Bevollmächtigte Stephan Reimers am 8. Aug. in seiner Predigt zum Hohen Friedensfest in Augsburg. Reimers verwies dabei auch darauf, dass nach europäischen Richtlinien Waffenlieferungen in Spannungsgebiete verboten sind. Die USA wollen an Israel, Saudi-Arabien und Ägypten Waffen im Wert von mindestens 63 Milliarden US-Dollar liefern, um so ein Gegengewicht zum Iran aufzubauen.
  • Der scheidende israelische Botschafter in Berlin, Shimon Stein, hat Deutschland aufgefordert, den Iran am Bau einer Atombombe zu hindern. "Wir erwarten, dass sich Deutschland, wie sämtliche Staaten der EU, daran beteiligt, das atomare Waffenprogramm der Iraner zu stoppen", sagte Stein der in Frankfurt an der Oder erscheinenden "Märkischen Oderzeitung" (Ausgabe vom 6. Aug.). Israel und die USA verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel der friedlichen Kernkraftnutzung am Bau einer Atombombe zu arbeiten.
  • Im Atomstreit mit dem Iran verstärkt Russland offenbar den politischen Druck. Der Kreml warnte die iranische Regierung nach Angaben eines europäischen Diplomaten, dass Russland keine Brennstäbe für den nahezu fertiggestellten Atomreaktor Buschehr liefern werde, falls Teheran weiterhin Auskunft über frühere Atomprojekte verweigert. Ein US-Regierungsbeamter sagte am 7. Aug. der Nachrichtenagentur AP in Wien, dass Russland weiteren Verpflichtungen zur Inbetriebnahme von Buschehr bislang nicht nachgekommen sei. Er legte nahe, dass die Verzögerung die Absicht verfolgt, den Iran dazu zu bewegen, die Forderungen des UN-Sicherheitsrats im Atomstreit zu erfüllen.
  • Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat bei einem Besuch in Algerien die Absicht bekräftigt, am Atomprogramm des Landes festzuhalten. Zugleich kündigte er am 7. Aug. vor Journalisten an, dass seine Regierung den Dialog mit allen denjenigen Staaten einstellen wolle, die dem Iran das Recht auf die friedliche Nutzung der Atomenergie verwehrten. «Der Iran kann nicht Diskussionen mit Ländern führen, die dieses Recht nicht anerkennen», sagte Ahmadinedschad.
  • Prekäre Sicherheitsfragen und der bilaterale Handel stehen im Mittelpunkt eines Iran-Besuchs, zu dem der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki am 8. Aug. in Teheran eingetroffen ist. Al-Maliki sagte der Nachrichtenagentur AP, er wolle während der dreitägigen Gespräche die Handelskontakte ausweiten und die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen stärken. Der Schiit Al-Maliki hat sich seit seinem Amtsantritt um eine Verbesserung der Beziehungen zum ebenfalls schiitischen Nachbarland bemüht und dabei einen schwierigen Balance-Akt ausgeführt, um die USA nicht zu verprellen.
  • Die iranische Regierung hat am 11. Aug. Warnungen von US-Präsident George W. Bush vor zu engen Beziehungen zwischen dem Irak und dem Iran zurückgewiesen. "Die Unsicherheit im Irak ist die Folge von falscher Politik und falschen Entscheidungen der USA", erklärte Teherans Außenamtssprecher Mohammad Ali Hosseini in der iranischen Hauptstadt. Bush hatte nach einem Besuch des irakischen Regierungschefs Nuri el Maliki in Teheran eine zu starke Annäherung der beiden Länder als unerwünscht bezeichnet. Washington wirft dem schiitischen Staat vor, militante Islamisten im Irak zu unterstützen. Maliki ist wie die Mehrheit der irakischen Bevölkerung Schiit.
  • Im Iran leben nach Angaben der Regierung etwa 9,2 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Rund 10,5 Prozent der städtischen und 11 Prozent der ländlichen Bevölkerung lebten unterhalb der Armutsgrenze, zitierte die iranische Wirtschaftszeitung "Sarmajeh" den Sozialminister Abdolreza Mesri am 12. Aug. Zudem leben seinen Aussagen zufolge fast zwei der 9,2 Millionen unter der absoluten Armutsgrenze, also von weniger als 650.000 Rial (rund 51 Euro) im Monat. Drei Millionen der insgesamt 70,4 Millionen Iraner sind demnach arbeitslos.
  • Im Iran sind am 12. Aug. der Ölminister und der Industrieminister zurückgetreten. Präsident Mahmud Ahmadinedschad habe den ranghohen Ministeriumsmitarbeiter Gholamhossein Nosari als Nachfolger des zurückgetretenen Ölministers Kasem Wasiri Hamaneh nominiert, meldete die Nachrichtenagentur Isna. Hamaneh sei zum Berater des Präsidenten für Öl- und Gasfragen ernannt worden. Kurz zuvor nahm Ahmadinedschad den Rücktritt von Industrieminister Ali Resa Tahmassebi an, wie die Nachrichtenagentur Mehr unter Berufung auf Präsidentenberater Modschtaba Samareh Haschemi meldete. Nun solle Ali Akbar Mehrabian das Industrieministerium leiten, der bislang das Komitee für die Kontrolle des seit Juni rationierten Benzinverbrauchs lenkte.
Montag, 13. August, bis Sonntag, 19. August
  • Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat im Rahmen einer Kabinettsumbildung die Minister für Öl und Industrie ausgetauscht. Ölminister Kasem Vasiri Mahaneh und Industrieminister Ali Resa Tahmassebi reichten am 12. Aug. ihren Rücktritt ein, wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete. In den größten Zeitungen des Landes hieß es dagegen am 13. Aug. , Ahmadinedschad habe die beiden praktisch entlassen. Der Schritt wurde als Versuch des Präsidenten gewertet, größere Kontrolle über die Schlüsselindustrien des Landes zu erlangen. Die staatlichen Medien gaben am 13. Aug. keinen Grund für die Kabinettsumbildung an. Das Ölministerium soll den Angaben zufolge vorerst von Gholam Hossein geleitet werden, dem Leiter der staatlichen Ölgesellschaft NIOC. Das Industrieressort übernimmt danach zunächst der Geschäftsmann Ali Akbar Mehrabian. Ahmadinedschad hatte vor seiner Wahl 2005 versprochen, Armut und Arbeitslosigkeit im Iran entschlossen zu bekämpfen. Wegen seines mangelnden Erfolgs sieht er sich wachsender Kritik von Konservativen wie Reformern ausgesetzt.
  • Im Iran sind zwei Touristen aus Belgien vermisst gemeldet worden. Das Paar sei am 12. Aug. in der südöstlichen Provinz Sistan-Balutschistan, zwischen den Städten Bam und Sahedan, verschwunden, sagte der Präfekt von Bam der iranischen Nachrichtenagentur Irna am 13. Aug. Die beiden 27 und 30 Jahre alten Reisenden seien mit dem Wagen unterwegs gewesen.
  • Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat Vorwürfe des Westens zurückgewiesen, Teheran unterstütze die Taliban mit Waffen. Er habe "ernsthafte Zweifel" an solchen angeblichen Waffenlieferungen nach Afghanistan, sagte Ahmadinedschad am 14. Aug. bei einem Besuch in Kabul. Die USA wollten mit diesen Anschuldigungen ein freundschaftliches Verhältnis zwischen dem Iran und Afghanistan verhindern, sagte Ahmadinedschad auf einer Pressekonferenz mit seinem afghanischen Kollegen Hamid Karsai.
  • Erstmals seit 27 Jahren haben der Iran und der Irak am 14. Aug. wieder über Fragen der gemeinsamen Grenze gesprochen. Wie das staatliche Fernsehen berichtete, ging es bei dem Treffen zweier Unterhändler in Teheran um die im irakisch-iranischen Krieg in den 80er Jahren zerstörten Grenzanlagen und um den Schmuggel von Waffen und Alkohol über den Schatt el Arab. Dort ist auch der Verlauf der Grenze umstritten. Im Mündungsgebiet des Flusses im Persischen Golf waren im März 15 britische Marinesoldaten von der iranischen Marine festgesetzt worden, nach britischer Darstellung ereignete sich der Vorfall in irakischen Gewässern.
  • Die beiden im Iran vermissten belgischen Touristen sind wieder aufgetaucht. Wie das Außenministerium in Brüssel am 14. Aug. mitteilte, hatte die Mutter eines der beiden Touristen telefonischen Kontakt mit ihnen. Demnach befinde sich das Paar 150 Kilometer südwestlich von dem Ort, an dem es verschwand, in Sicherheit und sei bei guter Gesundheit. Zu den Umständen des Verschwindens machte das Ministerium keine Angaben.
  • Einer der beiden im Iran entführten belgischen Touristen befindet sich offenbar weiter in der Hand von Geiselnehmer. Wie die staatliche iranische Nachrichtenagentur IRNA am 15. Aug. unter Berufung auf einen Polizeisprecher berichtete, wurde nur die entführte Frau am 14. Aug. freigelassen. Ihr Begleiter werde weiter gefangen gehalten. Die Polizei unternehme sämtliche Anstrengungen für die Freilassung auch der zweiten Geisel, sagte der Sprecher. Belgische Medien hatten am Vortag an sich berichtet, beide Geiseln seien bereits freigelassen worden. Dies habe der entführte Mann seiner Mutter telefonisch mitgeteilt.
  • Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat UN-Generalsekretär Kofi Annan in einem Brief aufgerufen, sich für zwei zum Tode verurteilte Journalisten im Iran einzusetzen. Die beiden Kurden Adnan Hassanpour und Hiva Botimar wurden 2005 im Anschluss an eine Kundgebung in Sanandadsch verhaftet. Sanandadsch ist die Hauptstadt der iranischen Provinz Kurdistan. Hassanpour und Botimar waren für die Wochenzeitung "Asou" tätig, die 2005 wegen ihrer Berichterstattung über die angespannte Lage in der Provinz Kurdistan von den Behörden geschlossen wurde. Sie wurden im Juli wegen Verbrechen gegen den Islam und gegen den Staat zum Tode verurteilt, wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA meldete. In ihrem Brief riefen die Reporter ohne Grenzen Ban auf, sich für die Journalisten einzusetzen. Den beiden seien grundlegende Rechte versagt worden. Da ihnen bei der Verlesung des Urteils die Anwesenheit im Gericht verwehrt worden sei, hätten sie erst aus der Zeitung von dem Todesurteil erfahren. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation sind zurzeit elf iranische Journalisten in Haft. (AP, 15. Aug.)
  • Die USA planen trotz einer härteren Gangart gegenüber Teheran keinen Militärschlag gegen den Iran. "Eine Militäraktion wird nicht erwogen", sagte die Sprecherin von US-Präsident George W. Bush, Dana Perino, am 15. Aug. in Crawford. Auch wenn kein US-Präsident diese Option ausschließen sollte, setze Bush auf eine Lösung im UN-Sicherheitsrat. Zum US-Plan, die iranische Revolutionsgarde als terroristische Gruppe einzustufen, wollte Perino keine Stellungnahme abgeben. Das Vorhaben war von einem Vertreter der US-Regierung, der nicht namentlich genannt werden wollte, bestätigt worden. Washington verdächtigt die Garde, Aufständische im Irak, in Afghanistan und im Nahen Osten zu unterstützen.
  • Als erstes westliches Orchester seit drei Jahrzehnten werden die Osnabrücker Symphoniker Ende August in der iranischen Hauptstadt Teheran auftreten. "Das ist das größte kulturelle Dialogprojekt zwischen Deutschland und dem Iran seit der islamischen Revolution im Jahr 1979", sagte der Musikproduzent und Initiator der Tournee, Michael Dreyer, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp in Osnabrück. Die Konzertreise, bei der die Musiker am 29. und 30. August Werke von Brahms und Beethoven spielen werden, sei Bestandteil des von ihm geleiteten Osnabrücker "Morgenland Festivals" vom 19. August bis 2. September. Er ging davon aus, dass sich die Osnabrücker Musiker während ihres achttägigen Besuchs sehr wohlfühlen werden. "Jeder, der nach Teheran fährt, merkt sofort, dass es sehr freundlich ist, dass es eine ehrliche Form von Gastfreundschaft gibt", sagte Dreyer. Die Besucher aus Osnabrück müssten sich jedoch an die islamischen Regeln halten. Frauen müssten ein Kopftuch tragen und auf körperbetonte Kleidung verzichten. (ddp, 16. Aug.)
  • Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat am 16. Aug. versichert, nicht nur sein Land, auch ganz Asien würden durch ein geplantes US-Raketenabwehrsystem in Europa bedroht. "Ein solches Projekt geht über die Bedrohung für ein einzelnes Land hinaus. Das betrifft den größten Teil des Kontinents, ganz Asien", sagte er beim Jahrestreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) am 16. Aug. in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek. Er richtete sich in seiner Rede unter anderem an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der das Rüstungsprojekt der Vereinigten Staaten ebenfalls vehement ablehnt.
  • Die USA haben mit Israel am 16. Aug. einen Vertrag über Militärhilfe in der Rekordhöhe von 30 Milliarden Dollar (22 Milliarden Euro) geschlossen. Das Abkommen stellt eine Erhöhung der bisherigen Unterstützung um 25 Prozent dar. Unterzeichnet wurde die Absichtserklärung von US-Außenstaatssekretär Nicholas Burns und dem israelischen Generaldirektor im Außenministerium, Aharon Abramowitsch, in Jerusalem. Es sei der einzige Weg zum Frieden, Ländern wie dem Iran und Syrien zu zeigen, dass "die USA der erste Faktor der Stabilität in der Region bleiben werden", erklärte Burns.
  • Ein im Iran entführter belgischer Tourist ist laut einem Bericht des iranischen Staatsfernsehens wieder freigelassen worden. Der Mann war gemeinsam mit seiner Frau am Wochenende in der Gegend der historischen Stadt Bam im Südosten des Irans verschwunden. Die Frau kam nach Behördenangaben am 14. Aug. frei. Wann der Mann auf freien Fuß gesetzt wurde, ging aus dem Fernsehbericht vom 16. Aug. nicht hervor. In der Gegend um Bam wurden seit Ende der 90er Jahre mehrere westliche Touristen entführt, darunter 2003 auch zwei Deutsche. Sie kamen später wieder frei
  • Frankreich prüft eine weitere UN-Entschließung mit härteren Sanktionen gegen den Iran. "Wir denken über weitere Maßnahmen gegen Mitglieder und Unterstützer des iranischen Regimes nach, das sich den Forderungen der Weltgemeinschaft nicht beugen will", sagte ein Sprecher des französischen Außenamtes am 17. Aug. in Paris. Diese Maßnahmen sollten "im Rahmen einer neuen Resolution des Sicherheitsrates" festgelegt werden. Frankreich sei im Übrigen nicht darüber informiert worden, dass die USA die iranische Revolutionsgarde als terroristische Vereinigung einstufen wollen; soweit er wisse, sei dies bislang nicht entschieden, sagte der Sprecher.
  • Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat sich abermals abfällig über Israel geäußert. Der jüdische Staat sei der Fahnenträger des Satans und werde schon bald auseinanderfallen, sagte Ahmedinedschad laut der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA am 18. Aug. auf einer religiösen Konferenz in Teheran. Beobachtern zufolge bezog er sich dabei vermutlich auf den engen Kontakt Israels zu den USA, die im Iran seit der Revolution von 1979 häufig als "Großer Satan" bezeichnet werden. Israel verurteilte die Bemerkungen als schädlich für den Weltfrieden und die internationale Stabilität.
Montag, 20. August, bis Sonntag, 26. August
  • Der Iran und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) haben sich am 21. Aug. auf einen Zeitplan für die Überprüfung des umstrittenen Atomprogramms Teherans geeinigt. "Wir haben es geschafft, einen Kalender zu fixieren", sagte der Vize-Chef des nationalen Sicherheitsrates, Dschawad Waidi, vor Journalisten. IAEA-Vizedirektor Olli Heinonen seinerseits sprach von "einem Arbeitsplan mit seinen Modalitäten und einem Kalender."
  • Die Einigung zwischen dem Iran und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) auf einen Zeitplan zur Überprüfung des umstrittenen Atomprogramms Teherans ist nach Ansicht der USA "unzureichend". Die Abmachung sei zwar "ermutigend", sagte ein Sprecher des Weißen Hauses am 21. Aug. in Washington. "Aber das allein reicht nicht aus und erfüllt auch nicht die Forderungen des UN-Sicherheitsrates an den Iran." Deshalb würden die USA weiter auf neue Sanktionen gegen Teheran drängen.
  • Eine iranisch-stämmige US-Wissenschaftlerin, die wegen Spionagevorwürfen seit Mai im Iran inhaftiert war, ist am 21. Aug. gegen eine Kaution aus der Haft entlassen worden. Haleh Esfandiari sei gegen eine Kaution von drei Milliarden Rial (240.000 Euro) aus der Haft entlassen worden, sagte die Anwältin der Wissenschaftlerin, die Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, der Nachrichtenagentur AFP. Ein Sprecher des Weißen Hauses begrüßte die Freilassung umgehend als "ermutigend". Die heute 68-jährige Wissenschaftlerin hatte den Iran nach dem Sturz des Schahs 1979 verlassen. Sie kehrte im Dezember 2006 zurück, um ihre 93-jährige kranke Mutter zu besuchen. Im Mai wurde sie festgenommen. Trotz Forderungen der USA, die US-Bürgerin aus der Haft zu entlassen, hielten die iranischen Behörden sie weiter mit der Begründung fest, Esfandiari sei Iranerin und der Fall eine innere Angelegenheit.
  • Nach dem Rückzug deutscher Großbanken aus dem Iran hat die Regierung des Landes den Instituten mit einem Verbot der Rückkehr gedroht. "Wir sind nicht glücklich mit der Entscheidung der Banken", sagte Notenbank-Vizegouverneur Mohammed Dschafar Modscharrad der "Financial Times Deutschland" vom 23. Aug. "Es gibt keine Garantie dafür, dass man in guten Zeiten wieder zurückkehren kann", fügte er hinzu. Die Wirtschaftsbeziehungen beruhten auf Vertrauen, und es sei sehr "schwer, dieses Vertrauen wiederherzustellen, wenn es erst einmal verletzt wurde", sagte Modscharrad.
  • Der Iran hat nach eigenen Angaben eine neue "intelligente Bombe" entwickelt. Die 900-Kilogramm-Bombe mit der Bezeichnung "Kased" (Botschafter) könne von Kampfflugzeugen abgeworfen werden, berichtete am 23. Aug. das staatliche Fernsehen.
    Der Staat hat sein Rüstungsprogramm im Krieg gegen den Irak (1980 bis 1988) forciert. Seit 1992 produziert der Iran eigene Panzer, Schützenpanzer und Raketen. Anfang August hatte die Regierung erklärt, dass nun auch eigene Kampfflugzeuge entwickelt werden sollen. Bisher besteht die iranische Luftwaffe vor allem aus veralteten US-Maschinen der Typen F-4 und F-5, die noch vor der islamischen Revolution von 1979 unter dem Schah-Regime angeschafft wurden.
  • Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat sich besorgt über den Gesundheitszustand von zwei zum Tode verurteilten Journalisten im Iran geäußert (siehe auch unsere Meldung vom 15. Aug.). Adnan Hassanpur und Hiva Botimar hätten seit 42 Tagen nur Wasser zu sich genommen. Sie seien sehr schwach und hielten nicht mehr lange durch, erklärte Reporter ohne Grenzen am 24. Aug. unter Berufung auf den Anwalt der beiden Kurden, Saleh Nichbacht. Sie seien aus Protest gegen die Bedingungen im Sanandadsch-Gefängnis in den Hungerstreik getreten.
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