Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Der Einsatz von Waffen mit abgereichertem Uran im Irak. Ein Bericht

Von Karin Leukefeld *

Von Karin Leukefeld *

Im Sommer 1991 explodierte in Kuwait ein US-Waffendepot mit katastrophalen Folgen. US-Soldaten hatten dort Überreste des Golfkrieges gesammelt, durch den der Irak Anfang des Jahres aus Kuwait vertrieben worden war. Es handelte sich um Artillerie, Panzer, Kampffahrzeuge, konventionelle und unkonventionelle Munition, die wahllos im Camp Doha (Kuwait) untergebracht waren. Bei der Explosion gab es nicht nur Tote und Verletzte, die Folge war eine weitreichende Umweltverseuchung durch abgereicherte Uranmunition (Depleted Uranium – DU) und konventionellen Sprengstoff. Kuwait forderte die USA schließlich auf, die Überreste zu entsorgen. In einer teuren Operation wurden daraufhin mehr als 6700 Tonnen kontaminierter Sand und Schrott in die USA zurückgebracht und in Idaho vergraben.

Seit mehr als 30 Jahren wird abgereichertes Uran militärisch eingesetzt. NATO-Staaten haben DU-Waffen in ihrem Arsenal und setzten sie in Jugoslawien, Afghanistan und im Irak ein, Auskunft darüber wollen sie nicht geben.

Das Land, das am stärksten unter DU-Munition zu leiden hat, ist der Irak. Dort wurde sie in den Kriegen 1991 und 2003 eingesetzt. Selbst während der Besatzungszeit (2003 bis 2011) kam DU bei der Belagerung der Stadt Falludscha (April 2004) zum Einsatz. Die irakischen Behörden erkannten nach 1991 wohl die Gefahr, doch – »dank« der langjährigen UNO-Sanktionen – fehlten ihnen Mittel und Geld für Entseuchung.

Mit Unterstützung des norwegischen Außenministeriums konnten nun die holländische Sektion von Pax Christi und der Interkirchliche Friedensrat (IKV) einen umfassenden Bericht über den Einsatz von DU-Munition im Irak durch US-amerikanische und britische Truppen vorlegen. Unter dem Titel »Stadium der Unsicherheit« wird als zentrales Ergebnis der Mangel an Transparenz seitens der »Koalitionsstreitkräfte« genannt, die diese Munition eingesetzt haben. Es fehle an Koordinaten, wo das geschah, an Angaben über Menge und Art. Das erschwere die Markierung betroffener Gebiete und deren Dekontaminierung. Der Report kritisiert den Einsatz von DU-Munition durch die Luftwaffe und Panzer in Wohngebieten. Als größtes Problem im Irak wird die Schwierigkeit genannt, eine Vergiftung festzustellen und Material zu entsorgen. Verwiesen wird auf die Forderung der UNO. Sie schlägt in solchen Fällen vor, das UN-Umweltprogramm, die Internationale Atomenergiebehörde und die Weltgesundheitsorganisation einzusetzen.

Heute sind noch mehr als 300 Gebiete im Irak zu dekontaminieren, was »eine riesige finanzielle Last für die irakische Regierung« darstelle. Das deutlichste Zeichen für die Verbreitung des Giftes sei die hohe Zahl an Mißgeburten, die zuletzt aus Falludscha und aus den südlichen Provinzen Al Basra und Al Muthanna gemeldet werden. Weil Teile von verseuchtem Militärschrott der früheren Kriege aus Unwissenheit im Irak weiter verwertet und verarbeitet wurden, sei das ganze Land betroffen.

* Aus: junge Welt, Dienstag, 12. März 2013


Der Bericht kann hier heruntergeladen werden: In a State of Uncertainty
Impact and implications of the use of depleted uranium in Iraq, January 2013 [pdf-Datei, externer Link]




Zurück zur Irak-Seite

Zur Uranwaffen-Seite

Zurück zur Homepage