Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Die Energie-Arbeitsgruppe der Bush-Regierung legte schon 2001 Karten von irakischen Ölfeldern an
CHENEY ENERGY TASK FORCE DOCUMENTS FEATURE MAP OF IRAQI OILFIELDS

Erklärung von "Judicial Watch" - Wir dokumentieren Öl-Karte und Firmenlisten
Judicial Watch Presse Release shows a map of Iraqi oilfields and two charts

Im Folgenden berichten wir über eine Veröffentlichung der US-amerikanischen Organisation "Judicial Watch", die noch mehr Licht in die möglichen Hintergründe des Irakkriegs bringen könnte.
  • In deutscher Sprache zuerst die kurz kommentierte Zusammenfassung einer AP-Meldung vom 18. Juli;
  • dann die Presseerklärung von Judicial Watch in Englisch.
Von den in dem Bericht angesprochenen Karten und Listen dokumentieren wir
  1. die Karte über die irakischen Ölfelder aus dem Jahr 2001,
  2. die Liste der Ölfirmen aus rund 30 Ländern (darunter auch Deutschland), die an Verträgen mit dem Irak interessiert waren bzw. solche Verträge schon in der Tasche hatten (Liste in zwei Teilen).

Die Nachrichtenagentur AP sowie mehrere US-amerikanische Zeitungen berichteten am 18. Juli 2003 in ihren Ausgaben über eine brisante Dokumentation von "Judicial Watch", einer konservativen privaten Organisation, die nach eigenem Bekunden gegen Korruption und Amtsmissbrauch von Regierungsstellen vorgeht. Die Dokumentation befasst sich mit der Arbeit einer Arbeitsgruppe, die von US-Präsident Bush kurz nach dessen Amtsantritt eingesetzt worden war und dessen Vorsitz der aus der Ölbranche stammende US-Vizepräsidenten Richard Cheney inne hatte. Zwei Jahre vor dem Irakkrieg hat diese Arbeitsgruppe Energie (Energy Task Force) detaillierte Informationen über die irakische Ölindustrie zusammengestellt. Entsprechende Dokumente wurden nun am 17. Juli von Judicial Watch in Washington veröffentlicht. Die Informationen bestätigen, was schon lange kein Geheimnis war, dass für die Regierung von US-Präsident George W. Bush vor dem Krieg das Nahost-Öl, insbesondere das irakische Öl eine große Rolle spielte.

Judicial Watch erhielt die Papiere über Cheneys Arbeitsgruppe Energie offenbar aus dem amerikanischen Handelsministerium. Neben einer exakten Karte mit Ölfeldern, Raffinerien und Pipelines findet sich darin auch eine Liste mit den Namen ausländischer Firmen, die Ölverträge mit Saddam Hussein abschließen wollten (Die Liste in zwei Teilen: Teil 1: Algerien bis Italien und Teil 2: Japan bis Vietnam). Darüber hinaus legte die Arbeitsgruppe ein Dossier über die Ölfelder und Entwicklungsprojekte in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten an.

Die Papiere datieren von Anfang März 2001. Zwei Monate darauf legte die Arbeitsgruppe der Regierung einen Bericht über die amerikanischen Energiebedürfnisse inklusive Empfehlungen zu einer künftigen Energiepolitik vor. "Kriegsgegner werden in den Dokumenten Beweise dafür sehen, dass Bush bei den Kriegsvorbereitungen Öl im Sinn hatte", sagte der Präsident von Judicial Watch, Tim Fitton. "Kriegsbefürworter werden sie lediglich als Analyse der Ölvorkommen im Mittleren Osten deuten." ("Opponents of the war are going to point to the documents as evidence that oil was on the minds of the Bush administration in the run-up to the war in Iraq," said Fitton. "Supporters will say they were only evaluating oil reserves in the Mideast, and the likelihood of future oil production", heißt es dazu in der AP-Meldung.) Jedenfalls zeigten die Dokumente, wie wichtig es sei, über die Arbeit der Cheney-Gruppe Bescheid zu wissen, sagte Fitton.

Judicial Watch erhielt die interessanten Akten im Rahmen einer Gemeinschaftsklage mit dem Sierra Club. Ziel der Klage ist es, der Öffentlichkeit Informationen über die Arbeitsgruppe zugänglich zu machen, die Bushs Energieplan entwickelte. Das Büro von Richard Cheney gab zu der Veröffentlichung zunächst keine Stellungnahme ab.

In dem Kapitel "Stärkung Globaler Allianzen" wird der Mittlere Osten als "zentral für die globale Öl-Sicherheit" bezeichnet. Die Verfasser des Dossiers fordern die Unterstützung regionaler Ölproduzenten bei ihren Bemühungen um Auslandsinvestitionen. Eine Liste verzeichnet Firmen aus 30 Ländern, die sich bei Saddam Hussein um Verträge bemühten, um die irakische Ölindustrie zu entwickeln. Neben französischen und russischen Konzernen, deren Interesse am irakischen Öl bekannt war, finden sich auch Firmen aus Deutschland, Kanada, Australien oder Indonesien auf der Liste. Aus Deutschland wurden "Deminex", "Preussag" und "Slavneft" verzeichnet. Frankreich weist fünf Firmen auf, Russland sogar sieben. Selbst Vietnam wollte sich engagieren und stand dem Bericht zufolge 1999 kurz vor Abschluss eines Vertrages. Interessant ist natürlich auch, dass ein Land überhaupt nicht in der Liste vorkommt: die USA. Um nicht das Nachsehen im irakischen Ölgeschäft zu haben, musste nach Ansicht der US-amerikanischen Ölinteressenten also etwas geschehen.

Bislang haben Judicial Watch und Sierra-Club nahezu 40.000 Seiten interner Dokumente der Cheney-Task-Force veröffentlicht. Die Cheney-Arbeitsgruppe selbst hat jede Herausgabe der Akten verweigert.

Pst

Auskunft über die Öl-Papiere gibt die Homepage von Judicial Watch: http://www.judicialwatch.org

CHENEY ENERGY TASK FORCE DOCUMENTS FEATURE MAP OF IRAQI OILFIELDS

Commerce & State Department Reports to Task Force Detail Oilfield & Gas Projects, Contracts & Exploration

Saudi Arabian & UAE Oil Facilities Profiled As Well


july 17, 2003

(Washington, DC) Judicial Watch, the public interest group that investigates and prosecutes government corruption and abuse, said today that documents turned over by the Commerce Department, under court order as a result of Judicial Watch’s Freedom of Information Act (FOIA) lawsuit concerning the activities of the Cheney Energy Task Force, contain a map of Iraqi oilfields, pipelines, refineries and terminals, as well as 2 charts detailing Iraqi oil and gas projects, and “Foreign Suitors for Iraqi Oilfield Contracts.” The documents, which are dated March 2001, are available on the Internet at: www.JudicialWatch.org.

The Saudi Arabian and United Arab Emirates (UAE) documents likewise feature a map of each country’s oilfields, pipelines, refineries and tanker terminals. There are supporting charts with details of the major oil and gas development projects in each country that provide information on the projects, costs, capacity, oil company and status or completion date.

Judicial Watch has been seeking these documents under FOIA since April 19, 2001. Judicial Watch was forced to file a lawsuit in the U.S. District Court for the District of Columbia (Judicial Watch Inc. v. Department of Energy, et al., Civil Action No. 01-0981) when the government failed to comply with the provisions of the FOIA law. U.S. District Court Judge Paul J. Friedman ordered the government to produce the documents on March 5, 2002.

The documents were produced in response to Judicial Watch’s on-going efforts to ensure transparency and accountability in government on behalf of the American people. Judicial Watch aggressively pursues those goals by making FOIA requests and seeking access to public information concerning government operations. When the government fails to abide by these “sunshine laws” Judicial Watch files lawsuits in order to obtain the requested information and to hold responsible government officials accountable.

“These documents show the importance of the Energy Task Force and why its operations should be open to the public,” stated Judicial Watch President Tom Fitton.

Source: http://www.judicialwatch.org


Hier noch einmal der direkte Zugang zu den Dokumenten:

Irak-Karte mit Ölfeldern, Raffinerien und Pipelines
Aus den Akten der Cheney Energy Task Force 2001
Liste der Ölfirmen mit Interesse an Irak-Geschäften
Teil 1: Algerien bis Italien
Liste der Ölfirmen mit Interesse an Irak-Geschäften
Teil 2: Japan bis Vietnam



Zurück zur Irak-Seite

Zur USA-Seite

Zurück zur Homepage