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Bilanz des Schreckens: Fast 655.000 Menschen im Irak seit dem Krieg 2003 ums Leben gekommen

Eine Aufsehen erregende Untersuchung britischer und US-amerikanischer Ärzte

Laut einer vom britischen Medizin-Journal "The Lancet" veröffentlichten Studie amerikanischer und irakischer Ärzte sollen durch die Folgen des Irak-Krieges fast 655.000 Menschen ums Leben gekommen sein.
Die Wissenschaftler um Gilbert Burnham von der Johns-Hopkins- Universität in Baltimore (US-Staat Maryland) hatten für die am 11. Oktober 2006 veröffentlichte Untersuchung 1.849 Haushalte mit knapp 13.000 Menschen an 47 zufällig ausgewählten Orten in Irak besucht. Dort fragten sie nach Todesfällen zwischen Januar 2002 und Juni 2006. Das Ergebnis: Rund 87 Prozent der 629 Registrierten sind nach Kriegsausbruch (im März 2003) ums Leben gekommen. Das entspricht mehr als einer Verdoppelung der jährlichen Sterberate seit Beginn der US-Invasion im Jahr 1991 von 55 auf 133 Todesfälle unter 10.000 Menschen. Bei ihrer Hochrechnung kommen die Forscher demzufolge auf einen Mittelwert von landesweit 654.965 zusätzlichen Todesfällen – rund 2,5 Prozent der Bevölkerung – seit März 2003. Diese werten sie als kriegsbedingt.

Eine ähnliche Befragung zwei Jahre zuvor hatte noch zum Ergebnis gehabt, dass infolge des US-geführten Kriegs im Irak vom März 2003 bis September 2004 etwa 100.000 Iraker zu Tode gekommen seien. Die damalige Studie haben wir hier vorgestellt: "US-Wissenschaftler: 100.000 Tote infolge Krieg und Besatzung".

Im Folgenden dokumentieren wir die (englische) Zusammenfasung der Studie. Der gesamte Artikel ist als pdf-Datei hier zu haben:
"Mortality after the 2003 invasion of Iraq: a cross-sectional cluster sample survey
.
Und hier geht es zur Originalquelle:
www.thelancet.com.

Mit der "Lancet"-Studie befasst sich auch folgender Beitrag: Bodycount für Bush.


Mortality after the 2003 invasion of Iraq: a cross-sectional cluster sample survey

Gilbert Burnham, Riyadh Lafta, Shannon Doocy, Les Roberts

Summary

Background An excess mortality of nearly 100 000 deaths was reported in Iraq for the period March, 2003–September, 2004, attributed to the invasion of Iraq. Our aim was to update this estimate. Methods Between May and July, 2006, we did a national cross-sectional cluster sample survey of mortality in Iraq.

50 clusters were randomly selected from 16 Governorates, with every cluster consisting of 40 households. Information on deaths from these households was gathered.

Findings Three misattributed clusters were excluded from the final analysis; data from 1849 households that contained 12 801 individuals in 47 clusters was gathered. 1474 births and 629 deaths were reported during the observation period. Pre-invasion mortality rates were 5·5 per 1000 people per year (95% CI 4·3–7·1), compared with 13·3 per 1000 people per year (10·9–16·1) in the 40 months post-invasion. We estimate that as of July, 2006, there have been 654 965 (392 979–942 636) excess Iraqi deaths as a consequence of the war, which corresponds to 2·5% of the population in the study area. Of post-invasion deaths, 601 027 (426 369–793 663) were due to violence, the most common cause being gunfire.

Interpretation The number of people dying in Iraq has continued to escalate. The proportion of deaths ascribed to coalition forces has diminished in 2006, although the actual numbers have increased every year. Gunfire remains the most common cause of death, although deaths from car bombing have increased.




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