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Drei Monate nach dem Fall Bagdads: Bedingungen schlechter denn je

Die Hilfsorganisation CARE zieht Bilanz

Presseinformation Nr. 20/2003
10. Juli 2003

Bonn/ Bagdad. Wasserknappheit, Seuchengefahr und Überfälle – drei Monate nach dem Fall Bagdads kämpfen die Menschen im Irak mit den selben Problemen wie direkt nach dem Krieg. Die Lage verschlechtert sich zunehmend, anstatt sich zu verbessern, so die Bilanz der Hilfsorganisation CARE. Seit 1991 kontinuierlich im Irak tätig, leistet CARE trotz der derzeit wieder kritischen Sicherheitslage weiter lebensrettende Nothilfe. Die Durchführung langfristiger Hilfs- und Aufbaumaßnahmen bleibt jedoch schwierig.

"Die Sicherheit im Irak wird seit dem Krieg zunehmend schlechter statt besser. Sie ist das größte Hindernis für eine effektive humanitäre Hilfe", sagt Margaret Hassan, Leiterin des CARE Büros Bagdad, seit mehr als 30 Jahren vor Ort. "Auch die Basisversorgung der Bevölkerung mit Wasser und Strom sowie Möglichkeiten der medizinischen Versorgung haben in den letzten Wochen wieder drastisch abgenommen. Die Wiederherstellung von Sicherheit und funktionierenden öffentlichen Einrichtungen ist für eine Besserung der Lage dringend erforderlich."

Angst und Unsicherheit auf Bagdads Straßen

Trotz Abklingen der Plünderungswelle der ersten Nachkriegstage bleiben Morde, Überfälle und das Kidnappen von Fahrzeugen auf offener Straße Alltag. Die Ängste der irakischen Bevölkerung vor Übergriffen sind groß. So wurde CARE von Mitarbeitern eines Gesundheitszentrums in Bagdad gebeten, keine hochwertigen Proteinkekse für unterernährte Kinder zu verteilen. Die Verteilung von Kindernahrung könne Plünderer anlocken. Doch viele der Kinder Bagdads benötigen die Nahrungsergänzung, um zu Kräften zu kommen. CARE erhöhte daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen des Zentrums, reparierte Fenster, Türen und Schlösser und setzt trotz Übergriffsversuche auf Lager, Autos, Fahrer und Mitarbeiter seine Hilfe so gut es geht landesweit fort. Derzeit hat CARE seine Tätigkeit auch in Ramadi, einer der unsichersten Regionen des Iraks, aufgenommen, um den hier Not leidenden Menschen helfen zu können. Umfassende Vorsichtsmaßnahmen erschweren jedoch eine schnelle Hilfe.

Ein Land ohne Elektrizität, Wasser und Kommunikationsnetz

Trinkwasser, Abwasser- und Abfallentsorgung, Krankenhäuser und Unternehmen im Irak sind von Elektrizität abhängig. Die Seuchengefahr steigt mit den nunmehr herrschenden hohen Temperaturen von über 40 Grad, den wachsenden Müllbergen und Abwasserlachen in den Straßen. Sauberes Trinkwasser wird zur Mangelware und Ärzten bleiben nur bescheidene Mittel, die wachsenden Patientenzahlen, die Minenopfer und die durch den Krieg drastisch gestiegene Zahl an Frühgeburten zu behandeln. Seit Ende Juni leidet die irakische Bevölkerung erneut unter unzureichender Stromversorgung. In vielen Vierteln bleiben nicht mehr als zwei Stunden Strom pro Tag, um Essen und Wasser für die Familie abzukochen. Gleichzeitig führt der anhaltende Zusammenbruch des Kommunikationsnetzes zu einem Gefühl der Isolation von der Außenwelt.

CARE-Hilfe nach Ende des Krieges

Die Wiederherstellung der Basisversorgung der irakischen Bevölkerung mit Wasser, Strom und Medizin ist derzeit das Hauptanliegen der Hilfsorganisationen. CARE hat gemeinsam mit dem Internationalen Roten Kreuz in den vergangenen drei Monaten über 60 Wasseranlagen im Irak erfolgreich repariert und in Gang gesetzt. Die Reparaturen der Wasseraufbereitungsanlage in Hillah ist gerade in Arbeit. Sind diese abgeschlossen, können hier 550.000 Menschen ihren Leitungen sauberes Trinkwasser entnehmen. CARE hat in den letzten 3 Monaten Notreparaturen in 100 Gesundheitsstationen durchgeführt, um einen Basisbetrieb zu ermöglichen. Innerhalb von 72 Stunden nach Kriegsende lieferte CARE zweimonatige Lebensmittel- und Hygieneartikelrationen an alle 97 Krankenhäuser in Zentral- und Südirak: Nothilfe-Maßnahmen, die längst durch langfristige Aufbau- und Hilfsmaßnahmen fortgeführt werden müssten.

Quelle: www.care.de

CARE ist nach eigenen Angaben eine der weltweit größten internationalen und politisch unabhängigen Hilfsorganisationen mit langjähriger Erfahrung in der Not- und Flüchtlingshilfe. Im Irak arbeitet CARE seit 1991 mit den Schwerpunkten Wasser, sanitäre Einrichtungen, Ernährung und Gesundheit. In den vergangenen zwölf Jahren hat CARE durch humanitäre Hilfe und Wiederaufbau mehr als 7 Millionen Menschen erreicht – etwa ein Drittel der irakischen Bevölkerung.

Für die Arbeit im Irak ist CARE dringend auf Spenden angewiesen:
Spendenkonto 44 040
Sparkasse Bonn (BLZ 380 500 00)


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