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Demokratie kann im Irak gedeihen

Rede des US-Präsidenten George W. Bush: "Ein Beispiel für Freiheit und Wohlstand"

Im Folgenden dokumentieren wir die unwesentlich gekürzte und vom Amerika Dienst übersetzte Rede von Präsident George W. Bush in Dearborn (Michigan) vom 28. April 2003.

Vielen Dank für die herzliche Begrüßung; ich freue mich, hier zu sein. Schade, dass ich nicht vor einigen Wochen hier war, als die Statue gestürzt wurde. Ich habe gehört, Sie haben das ordentlich gefeiert. Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Viele Leute hier in der Gegend von Detroit haben Jahre auf diesen großen Tag gewartet.

Viele Amerikaner irakischer Abstammung kennen die Schrecken von Saddam Husseins Regime aus erster Hand. Sie kennen aber auch die Freuden der Freiheit, die Sie hier in Amerika gefunden haben. Sie sind der lebende Beweis, dass das irakische Volk die Freiheit liebt und der lebende Beweis, dass das irakische Volk in einer Demokratie gedeihen kann. Die im Irak lebenden Menschen verdienen die gleiche Freiheit, deren Sie und ich uns hier in Amerika erfreuen. Nach Jahren der Tyrannei und Qual ist diese Freiheit endlich da.

Ich habe Vertrauen in die Zukunft eines freien Irak. Das irakische Volk ist voll und ganz in der Lage, sich selbst zu regieren. Jeden Tag machen die Iraker einen Schritt zur Demokratie und übernehmen die Verantwortung aktiver Staatsbürger. Das tägliche Leben im Irak wird besser, weil die Koalitionsstreitkräfte daran arbeiten, unsichere Gegenden zu sichern und den Bedürftigen Nahrungsmittel und medizinische Versorgung zu bringen.

Die Vereinigten Staaten haben sich verpflichtet, den Irak von einem unterdrückerischen Regime zu befreien, und wir haben Wort gehalten. Die Vereinigten Staaten versprechen jetzt, den Irakern beim Aufbau einer wohlhabenden und friedlichen Nation behilflich zu sein, und wir werden erneut Wort halten.

Kurz bevor ich hierher kam, hatte ich Gelegenheit, mit einigen herausragenden Männern und Frauen zu sprechen - unseren amerikanischen Mitbürgern, die die Grausamkeiten des alten Irak kannten. Und wie ich glauben sie in ihrem tiefsten Inneren an die Versprechen eines neuen Irak.

Ich habe mit Nadja Egaily gesprochen, einer sunnitischen Muslimin aus Basra, die vor fünf Jahren in die Vereinigten Staaten gekommen ist. Nadja lernte den Preis des Niedergangs 1988 im Irak kennen, als ihr Schwager getötet wurde, nachdem er in einem abgehörten Haus über einen Witz über Saddam Hussein gelacht hatte.

Im Irak, so Nadja, konnten wir nie mit irgendjemanden über Saddam Hussein sprechen - wir mussten sicherstellen, dass die Fenster geschlossen waren. Jetzt sind die Fenster im Irak offen. Nadja und ihre Freunde werden nie die Bilder der Befreiung in Bagdad vergessen. Sie sagte: "Wir haben uns gegenseitig angerufen und laut geschrieen und gejauchzt; wir hätten nie geglaubt, dass Saddam Hussein verschwunden ist."

Ich habe mit Tarik Daoud gesprochen, einem Katholiken aus Basra, der jetzt in Bloomfield Hills lebt. Als das diktatorische Regime fiel, sagte Trarik Folgendes: "Ich habe heute mehr Hoffnung als je seit 1958. Wir müssen die kleinen Kinder im Irak an die Hand nehmen und ihnen wirklich beibringen, was Freiheit bedeutet." Er sagte: "Dank der neuen Generation könnte Demokratie wirklich funktionieren."

Er hat Recht, optimistisch zu sein. Seit Beginn dieses Konflikts sehen wir tapfere irakische Bürger, die sich an ihrer eigenen Befreiung beteiligen. Die Iraker warnen unsere Truppen vor Landminen, feindlichen Verstecken und militärischen Waffenarsenalen.

Anfang dieses Monats halfen die Iraker den Marineinfanteristen, sieben amerikanische Kriegsgefangene ausfindig zu machen, die dann im Nordirak gerettet wurden Ein mutiger irakischer Mann hat den Marineinfanteristen detaillierte Pläne eines Krankenhauses in An Nasriyah gegeben, die zur Rettung der amerikanischen Soldatin Jessica Lynch führten.

Die Iraker arbeiten jetzt bei der Wiederherstellung der Ordnung in ihren Städten und der Verbesserung der Lebensumstände ihrer Nation eng mit unseren Truppen zusammen. In Basra patrouillieren hunderte freiwillige Polizisten zusammen mit den Koalitionsstreitkräften in den Straßen. In Bagdad führen über Tausend Bürger gemeinsam mit den Soldaten der Koalition Patrouillen durch. Auch die Einwohner arbeiten mit den Koalitionsstreitkräften zusammen, um Blindgänger aufzusammeln und das Telefonsystem zu reparieren. Die Menschen arbeiten darauf hin, das Leben aller Bürger im Irak zu verbessern.

Ich möchte, dass Sie hören, was ein irakischer Ingenieur sagte, der mit Ingenieuren der US-Armee bei der Wiederherstellung der Stromversorgung in Bagdad zusammenarbeitete. Er sagte: "Wir sind sehr froh, mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten, damit wir wieder Strom für die Versorgungsunternehmen haben. Die Amerikaner helfen uns." Amerikaner irakischer Abstammung, darunter auch einige aus Michigan, schlagen Brücken zwischen unseren Truppen und den irakischen Zivilisten. Mitglieder der Free Iraqi Forces arbeiten als Übersetzer für unsere Truppen und leisten humanitäre Hilfe für die Einwohner.

Einer dieser Freiwilligen, ein Amerikaner irakischer Abstammung, der 1991 vor Saddam Husseins Regime geflohen war, kam vor kurzem mit der 101. Luftlandedivision in sein Heimatland zurück. Vor einigen Wochen, als er zum ersten Mal die jubelnde Menge der Iraker sah, die die Koalitionstruppen in Hillah begrüßte, weinte er. Er erzählte, die Menschen konnten kaum glauben, was geschah, und er sagte ihnen: "Glaubt es - die Befreiung naht."

Ja, es gab einige in unserem Land, die bezweifelten, dass das irakische Volk die Freiheit wollte, oder die sich einfach nicht vorstellen konnten, dass sie willkommen seien - willkommen als Befreiungsmacht. Sie hatten Unrecht, und wir wissen, warum. Der Wunsch nach Freiheit ist nicht das Eigentum einer Kultur, er ist die universelle Hoffnung der Menschen in jeder Kultur.

Ob Sie Sunnite, Schia, Kurde oder Chaldäer, Assyrer oder Turkmene, Christ, Jude oder Muslim sind - unabhängig von Ihrem Glauben ist die Freiheit Gottes Geschenk an jeden Menschen in jeder Nation. Während die Freiheit im Irak Fuß fasst, wird das irakische Volk seine eigene Führung und seine eigene Regierung wählen. Die Vereinigten Staaten haben nicht die Absicht, ihre Regierungsform oder ihre Kultur aufzuzwingen. Dennoch werden wir sicherstellen, dass alle Iraker in der neuen Regierung eine Stimme haben und die Rechte aller Bürger geschützt werden.

In der Stadt An Nasiriyah, in der die freien Iraker vor kurzem zur Erörterung der politischen Zukunft ihres Landes zusammenkamen, gaben sie eine Erklärung ab, die mit folgenden Worten begann: Der Irak muss demokratisch sein.

Diese historische Erklärung bringt die Verpflichtung des irakischen Volks und seiner amerikanischen Freunde zum Ausdruck. Die Tage der Unterdrückung - von welcher Seite auch immer - sind vorüber. Der Irak wird demokratisch sein.

Die Aufgabe, einen neuen Irak aufzubauen, wird Zeit erfordern. Diese Nation erholt sich nicht nur von Wochen des Konflikts, sondern von Jahrzehnten totalitärer Herrschaft.

In einer Nation, in der der Diktator sich selbst Paläste mit goldenen Wasserhähnen und riesigen Brunnen gönnte, hatte ein Viertel der Bevölkerung nicht einmal sauberes Trinkwasser. Während ein früheres Regime Milch, Datteln, Mais und Getreide gewinnbringend exportierte, waren über eine halbe Million irakischer Kinder unterernährt. Während Saddam Hussein Medikamente und medizinische Versorgungsgüter im Wert von über 200 Millionen Dollar in den Lagerhäusern stapelte, starb jedes achte Kind, bevor es fünf Jahre alt war. Und während der Diktator Milliarden für Waffen ausgab, darunter vergoldete AK-47, wurde nahezu ein Viertel der irakischen Kinder mit Untergewicht geboren. Saddam Husseins Regime machte das irakische Volk in jeder nur erdenklichen Weise ärmer.

Heute hat der Irak nur noch halb so viele Krankenhäuser wie 1990. 70 Prozent seiner Schulen sind heruntergekommen und überfüllt. Ein Viertel der irakischen Kinder geht überhaupt nicht zur Schule. Unter Saddam Husseins Regime hatten die Iraker keine Stromversorgung, auf die sie sich verlassen konnten. Von diesen Problemen wurde der Irak lange vor dem jüngsten Konflikt heimgesucht. Wir helfen dem irakischen Volk bei der Bewältigung dieser Herausforderungen, und wir werden an seiner Seite stehen, wenn es das Vermächtnis des Diktators bekämpft.

Jetzt sind Ingenieure vor Ort, um zusammen mit irakischen Experten die Stromversorgung wiederherzustellen und geborstene Wasserrohre in Bagdad und anderen Städten zu reparieren. Wir arbeiten mit dem Internationalen Roten Kreuz, dem Internationalen Verband der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften, dem Internationalen Medizinischen Korps und anderen Hilfsorganisationen zusammen, damit die irakischen Krankenhäuser sauberes Wasser, medizinische Versorgungsgüter und zuverlässige Stromversorgung bekommen. Unsere Koalition arbeitet mit den Vereinten Nationen zusammen, um das Lebensmittelverteilungssystem wieder aufzunehmen, mit dem Nahrungsmittel an tausenden Stellen im Irak verteilt werden. In den medizinischen Einrichtungen der Koalition wurden Iraker mit Knochenbrüchen und Verbrennungen bis zu Symptomen für einen Schlaganfall behandelt.

Ein Iraker, der zusammen mit seiner Frau und seiner Schwester an Bord der Comfort, einem Schiff der US-Marine, medizinisch versorgt wurde, sagte: "Sie behandeln uns wie Familienangehörige. Im Irak gibt es Babys, die von ihren Müttern nicht so gut behandelt werden wie wir von den Krankenschwestern behandelt wurden."

Wir sehen bereits bedeutende Fortschritte im Irak. Es ist noch nicht so lange her, dass die Statue gestürzt wurde, und jetzt sehen wir Fortschritte.

Der Zugverkehr wird wieder aufgenommen, und die Feuerwehr reagiert auf Feueralarm. Öl - irakisches Öl im Besitz des irakischen Volks - fließt wieder, um die irakischen Kraftwerke anzutreiben. In Hillah gibt es jetzt in über 80 Prozent der Stadt fließendes Wasser. Die Einwohner können Fleisch und Getreide und Obst und Gemüse in den örtlichen Läden kaufen. Die Büros des Bürgermeisters und des Stadtrats wurden wieder eingerichtet.

In Basra, wo über die Hälfte der Wasseraufbereitungsanlagen vor dem Konflikt nicht funktionierte - über die Hälfte funktionierte nicht - erreicht die Wasserversorgung jetzt 90 Prozent der Stadt. Der opulente Präsidentenpalast in Basra wird jetzt einem neuen und hehren Zweck dienen. Wir haben dort eine Wasserreinigungsanlage eingerichtet, um den Einwohnern der Stadt Basra hunderttausende Liter sauberes Wasser zur Verfügung stellen zu können.

Tag für Tag, Stunde für Stunde verbessern sich die Lebensumstände der irakischen Bürger. Es bleibt jedoch noch viel zu tun. Ich habe Jay Garner und sein Team angewiesen, dem Irak zu helfen, konkrete langfristige Ziele zu erreichen. Sie leisten hervorragende Arbeit. Der Kongress hat kürzlich knapp 2,5 Milliarden Dollar für Hilfsleistungen und Wiederaufbau im Irak zugewiesen. Mit diesem Geld erneuern wir den Irak mit Hilfe von Fachleuten aus unserer Regierung, aus der Privatwirtschaft, aus der internationalen Gemeinschaft und - was am wichtigsten ist - aus dem Irak selbst.

Um die entscheidenden Bedürfnisse des irakischen Volks beurteilen zu können, entsenden wir Teams in den Irak. Wir räumen Landminen. Wir arbeiten gemeinsam mit Irakern daran, Kunstgegenstände wiederzufinden und die Gangster ausfindig zu machen, die das Nationalmuseum in Bagdad ausraubten. Wie viele von Ihnen bedauern wir die Taten der Bürger, die dieses Museum ausraubten. Wir werden gemeinsam mit den irakischen Bürgern versuchen herauszufinden, wer sie sind und sie vor Gericht zu bringen.

Wir arbeiten daran, dass im Irak zum ersten Mal überhaupt eine verlässliche und weithin verfügbare Stromversorgung entsteht. Eines unserer Ziele im Irak ist zu gewährleisten, dass jeder Iraker Strom hat. Bereits 17 wichtige irakische Kraftwerke funktionieren. Unsere Ingenieure treffen sich mit irakischen Ingenieuren. Wir besichtigen Kraftwerke im ganzen Land und entscheiden von Fall zu Fall, welche repariert oder modernisiert werden müssen und welche abgeschaltet werden können. Mehr Iraker erhalten die benötigte Stromversorgung.

Wir arbeiten daran, dass das Trinkwasser im Irak sauber und die Versorgung verlässlich ist. Amerikanische und irakische Abwassertechniker inspizieren Aufbereitungsanlagen im ganzen Land, um zu gewährleisten, dass ausreichende Mengen Reinigungschemikalien und Energie vorhanden sind, um einwandfreies Wasser zu produzieren.

Wir arbeiten daran, dass jedem Iraker Impfstoffe und Notfallversorgung zur Verfügung stehen und kranke Kindern und Schwangere die notwendige Gesundheitsfürsorge erhalten. Irakische Ärzte und Schwestern sowie anderes medizinisches Personal kehren an ihre Arbeitsplätze zurück. Im ganzen Land stellen Gesundheitsexperten aus vielen Ländern den Bedarf irakischer Krankenhäuser fest, angefangen von der Ausstattung über Reparaturen bis hin zu Wasserversorgung und Medikamenten.

Mit der finanziellen Förderung einer Initiative "Zurück in die Schule" unterstützen wir die Ausbildung und Einstellung irakischer Lehrer, die Beschaffung von Lehr- und Ausstattungsmaterial sowie das Bemühen, Kinder im ganzen Land wieder in saubere und sichere Schulen schicken zu können.

Indem wir dies tun, gewährleisten wir, dass Schulen nicht länger als militärische Waffenlager und Bunker genutzt werden, und dass Lehrer statt Regimepropaganda das Lesen fördern. Und weil der Irak jetzt frei ist, sind Wirtschaftssanktionen sinnlos. Es ist an der Zeit für die Vereinten Nationen, die Sanktionen aufzuheben, damit die Iraker einige Ressourcen zur Schaffung ihres eigenen Wohlstands nutzen können.

Wie so viele andere Einwanderergenerationen haben irakischstämmige Amerikaner dieses großartige Land angenommen und bereichert, ohne je ihr Geburtsland zu vergessen. Die Befreiung des Irak hat lange auf sich warten lassen, aber Sie haben nie den Glauben daran verloren. Sie kannten die große Sorge um den Irak. Sie kannten auch das große Potenzial des Irak, und Sie teilten die Hoffnung des irakischen Volkes.

Sie und ich wissen, dass der Irak diese Hoffnungen in die Tat umsetzen kann. Der Irak kann für die gesamte Region des Nahen Ostens ein Beispiel für Frieden und Wohlstand sein. Es wird kein einfacher Weg sein, aber bei jedem Schritt wird der Irak mit dem amerikanischen Volk einen zuverlässigen Freund zur Seite haben.

Möge Gott weiterhin die Vereinigten Staaten von Amerika segnen, und lang lebe ein freier Irak.

Übersetzung: Amerika Dienst

Originaltext: Bush Says Democracy Can Flourish in Iraq (siehe http://usinfo.state.gov)


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