Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

US-Militär soll in Golfregion bleiben

Obama zum Irak-Abzug *

US-Präsident Barack Obama plant nach dem Abzug der US-Truppen aus Irak eine Verstärkung der Militärpräsenz am Persischen Golf. Dieser Schritt könnte zusätzliche Kampftruppen in Kuwait einschließen, um etwa auf eine Konfrontation mit Iran oder ein Sicherheitschaos in Irak vorbereitet zu sein, wie die »New York Times« am Sonntag (30. Okt.) meldete.

Obama hatte unlängst angekündigt, nach gut acht Jahren Krieg alle US-Soldaten bis Jahresende aus Irak heimzuholen. Allerdings wird eine Instabilität in der Region als Folge des Abzugs befürchtet. Das Verteidigungsministerium habe die neuen Pläne ins Auge gefasst, nachdem Forderungen der Militärs nach einem Verbleib von bis zu 20 000 US-Soldaten in Irak über 2011 hinaus auf taube Ohren gestoßen seien.

Die US-Regierung erwäge überdies, zusätzliche Kriegsschiffe in den Persischen Golf zu entsenden, meldete die Zeitung unter Berufung auf Militärs und Diplomaten weiter. Washington wolle auch die militärische Kooperation mit den im Golf-Kooperationsrat zusammengeschlossenen Staaten Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Katar, Kuwait und Oman stärken. Über den Umfang der Kampftruppen in Kuwait werde derzeit noch verhandelt.

* Aus: neues deutschland, 1. November 2011


Säbelrasseln im Golf

Von Olaf Standke **

Nach Bekanntgabe des Abzugs aller US-Einheiten aus Irak bis Jahresende hatten die Republikaner Präsident Barack Obama scharf kritisiert. Schon da deutete Pentagon-Chef Leon Panetta an, dass die Tür nicht endgültig geschlossen sei. Man werde mit Bagdad weiter über den Verbleib von 20 000 Soldaten verhandeln, zu wichtig sei die Region. Und er erinnerte daran, dass ja auch in Nachbarländern Iraks Truppen stationiert seien. Die werden nun massive Verstärkung erhalten. Nichts weniger als eine »neue Sicherheitsstruktur« strebe die Obama-Regierung in der Golfregion an, wusste jetzt die »New York Times« zu berichten.

Mit den Ölstaaten Saudi-Arabien, Katar, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman wolle man die militärische Kooperation etwa bei der Raketenabwehr ausbauen und Luft- und Seepatrouillen abstimmen. Nach Kuwait sollen neue Kampfverbände verlegt werden, die wie zusätzliche Kriegsschiffe im Persischen Golf nicht nur in Irak eingreifen könnten, sondern zielgerichtet auch für den Fall einer militärischen Konfrontation mit Iran ausgewählt werden. Wie wenig dabei der in anderen arabischen Ländern so gern beschworene Schutz der Menschenrechte zählt, zeigt exemplarisch die Situation in Bahrain, wo bisher jede Protestbewegung brutal unterdrückt wurde. Trotzdem strebt Washington einen Vertrag über die Lieferung von Kriegsgerät im Wert von 53 Millionen Dollar an. Kein Wunder: Im Königreich befindet sich das Hauptquartier der 5. Flotte der US-Navy.

* Aus: neues deutschland, 1. November 2011 (Kommentar)


Zurück zur Irak-Seite

Zur Nahost-Seite

Zurück zur Homepage