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"Der Krieg ist nie ein unabwendbares Schicksal, er ist immer eine Niederlage für die Menschheit" / "War is not always inevitable. It is always a defeat for humanity"

Im Wortlaut: Botschaft des Papstes vor dem diplomatischen Corps / ADDRESS OF HIS HOLINESS POPE JOHN PAUL II TO THE DIPLOMATIC CORPS (verbatim)

Im Folgenden dokumentieren wir die aufsehenerregende Ansprache des Papstes vor den im Vatikan akkreditierten Botschaftern aus aller Welt vom 13. Januar 2003 in deutscher und englischer Sprache (13.1.2003)


Nein zum Tod! Nein zum Egoismus! Nein zum Krieg!
Ja zum Leben! - Ja zum Frieden!

Ansprache von Papst Johannes Paul II. beim Neujahrsempfang für das beim Hl. Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps am 13. Januar


Exzellenzen,
meine Damen und Herren!

1. Eine willkommene Tradition ist dieses Treffen zum Jahresbeginn, das mir die Freude zuteil werden lässt, Sie zu empfangen und gewissermaßen alle von Ihnen vertretenen Völker zu umarmen! In der Tat erfahre ich durch Sie und dank Ihrer Anwesenheit von deren Hoffnungen und Zielen, Erfolgen und Niederlagen. Am heutigen Tag möchte ich Ihren Ländern aus tiefem Herzen Glück, Frieden und Wohlergehen wünschen.
Zu Beginn des neuen Jahres ist es mir eine besondere Freude, Ihnen allen meine besten Glückwünsche auszusprechen, und ich rufe auf Sie, Ihre Familien und Ihre Mitbürger den reichen Segen Gottes herab.
Bevor ich Ihnen einige Gedanken mitteile, zu denen ich von den aktuellen Geschehnissen in Welt und Kirche angeregt worden bin, danke ich Ihrem Doyen, Botschafter Giovanni Galassi, für die Ansprache, die er soeben an mich gerichtet hat, und für die Glückwünsche für meine Person und mein Amt, die er in Ihrer aller Namen so zuvorkommend zum Ausdruck gebracht hat. Nehmen Sie alle hierfür meinen herzlichen Dank entgegen!
Herr Botschafter, Sie haben mit schlichten Worten an die berechtigten Erwartungen unserer Zeitgenossen erinnert, die leider allzu oft unter politischen Krisen, unter Waffengewalt, unter sozialen Konflikten und Armut oder unter Naturkatastrophen zu leiden haben. Zu Beginn dieses Jahrtausends spürt der Mensch deutlicher denn je, wie zerbrechlich die von ihm gestaltete Welt ist.

2. Ich bin persönlich beeindruckt von dem Gefühl der Angst, das oft in den Herzen unserer Mitmenschen wohnt. Der heimtückische Terrorismus, der jederzeit und überall zuschlagen kann; das ungelöste Problem des Nahen Ostens mit dem Hl. Land und dem Irak; die Unruhen, die Südamerika und insbesondere Argentinien, Kolumbien und Venezuela erschüttern; die Konflikte, die zahlreiche afrikanische Länder davon abhalten, sich ihrer Entwicklung zu widmen; Krankheiten, die Ansteckung und Tod verbreiten; das schwere Problem des Hungers, vor allem in Afrika; unverantwortliche Verhaltensweisen, die zum Versiegen der Ressourcen unseres Planeten beitragen: Dies alles sind Geißeln, die das Überleben der Menschheit, die innere Ruhe des einzelnen und die Sicherheit der Gesellschaften gefährden.

3. All dies kann sich jedoch ändern. Das hängt von jedem einzelnen von uns ab. Jeder kann in sich selbst sein Potential an Glauben, Redlichkeit, gegenseitigem Respekt und an Hingabe im Dienst an den anderen entfalten. Das hängt natürlich auch von den politisch Verantwortlichen ab, die dazu aufgerufen sind, dem Gemeinwohl zu dienen. Es wird Sie nicht überraschen, daß ich vor einem Publikum von Diplomaten diesbezüglich einige Imperative aufzeige, die meiner Ansicht nach erfüllt werden müssen, wenn man vermeiden will, dass ganze Völker, ja vielleicht sogar die gesamte Menschheit in den Abgrund stürzen.
Zunächst ein "Ja zum Leben!" Die Achtung vor dem Leben an sich und vor dem Leben jedes einzelnen: Dies ist der Ausgangspunkt für alles weitere, denn das fundamentalste aller Menschenrechte ist gewiss das Recht auf Leben. Abtreibung, Euthanasie und das Klonen von Menschen beispielsweise bergen das Risiko in sich, die menschliche Person auf ein bloßes Objekt zu reduzieren: gleichsam Leben und Tod auf Bestellung! Wenn der wissenschaftlichen Forschung, die sich mit dem Ursprung des Lebens befasst, jegliches moralische Kriterium fehlt, wird sie zu einer Verneinung des Wesens und der Würde des Menschen. Auch der Krieg ist ein Angriff auf das menschliche Leben, weil er Leid und Tod mit sich bringt. Der Kampf für den Frieden ist immer auch ein Kampf für das Leben!
Dann die Einhaltung des Rechts. Das gesellschaftliche Leben - insbesondere auf internationaler Ebene - setzt gemeinsame, unantastbare Prinzipien voraus, deren Ziel es ist, die Sicherheit und Freiheit von Bürgern und Nationen zu garantieren. Diese Verhaltensnormen sind die Grundlage der nationalen und internationalen Stabilität. Heute verfügen die Verantwortlichen in der Politik über äußerst zweckmäßige Texte und Institutionen. Es genügt, sie in die Tat umzusetzen. Die Welt wäre ganz anders, wenn man damit anfinge, die unterzeichneten Abkommen aufrichtig anzuwenden!
Schließlich die Pflicht zur Solidarität. In einer mit Informationen überfrachteten Welt, der jedoch paradoxerweise die Kommunikation so schwer fällt und in der die Lebensbedingungen so skandalös ungleich sind, ist es wichtig, nichts unversucht zu lassen, damit sich alle für das Wachstum und das Wohlergehen aller verantwortlich fühlen. Es geht dabei um unsere Zukunft. Junge Menschen ohne Arbeit, ausgegrenzte Behinderte, allein gelassene ältere Menschen, Länder, die in Hunger und Elend gefangen sind: All dies führt viel zu oft dazu, daß der Mensch verzweifelt und der Versuchung erliegt, sich in sich selbst zu verschließen oder Gewalt zu gebrauchen.

4. Aus diesem Grund müssen Entscheidungen getroffen werden, damit der Mensch noch eine Zukunft hat. Dazu müssen die Völker der Erde und ihre Verantwortlichen manchmal den Mut haben, "Nein" zu sagen.
"Nein zum Tod!" Das bedeutet Nein zu allem, was die unvergleichliche Würde aller Menschen zu verletzen droht, angefangen bei der Würde der ungeborenen Kinder. Wenn das Leben wirklich ein Schatz ist, muss man es zu erhalten wissen und es Früchte bringen lassen, ohne es zu verfälschen. Nein zu allem, was die Familie, diese Keimzelle der Gesellschaft, schwächt. Nein zu allem, was beim Kind das Gefühl von Tatendrang, die Achtung vor sich selbst und den anderen und das Pflichtbewusstsein zerstört.
"Nein zum Egoismus!", also zu all dem, was den Menschen dazu bringt, sich in der Nische einer privilegierten sozialen Klasse oder einer kulturellen Behaglichkeit, die andere ausschließt, abzukapseln. Der Lebensstil derer, die im Wohlstand leben, und ihre Konsumgewohnheiten müssen im Licht der Auswirkungen auf die anderen Länder überprüft werden. Man denke beispielsweise an das Wasserproblem, das die Organisation der Vereinten Nationen im Jahr 2003 in das Bewusstsein aller Menschen rücken möchte. Egoismus ist auch die Gleichgültigkeit der wohlhabenden Länder gegenüber den Nationen, die sich selbst überlassen sind. Alle Völker haben das Recht, einen angemessenen Anteil an den Gütern dieser Welt und am Know-how der entwickelten Länder zu erhalten. Wie könnte man in diesem Zusammenhang nicht an den Zugang aller zu den grundlegenden Arzneimitteln denken, die im Kampf gegen die Seuchen der Gegenwart so wichtig sind? Leider wird dieser Zugang oft durch kurzfristige wirtschaftliche Erwägungen gehemmt.
"Nein zum Krieg!" Er ist nie ein unabwendbares Schicksal. Er ist immer eine Niederlage der Menschheit. Das Völkerrecht, der aufrichtige Dialog, die Solidarität zwischen den Staaten und die ehrenvolle Ausübung der Diplomatie sind jene Mittel zur Lösung von Streitigkeiten, die des Menschen und der Nationen würdig sind. Ich sage dies mit Blick auf jene, die ihr Vertrauen noch immer in Atomwaffen setzen, und auf die allzu zahlreichen Konflikte, die unsere Mitmenschen noch immer gefangen halten. Zu Weihnachten hat uns Betlehem an die ungelöste Krise im Nahen Osten erinnert, wo zwei Völker, das israelische und das palästinensische, dazu aufgerufen sind, Seite an Seite zu leben, beide in Freiheit und Souveränität und in gegenseitigem Respekt. Ohne noch einmal zu wiederholen, was ich Ihnen bereits im letzten Jahr beim gleichen Anlass gesagt habe, beschränke ich mich heute darauf, angesichts der zunehmenden Verschärfung des Nahost-Konflikts hinzuzufügen, dass dessen Lösung nie durch Terrorismus oder bewaffnete Konflikte durchgesetzt werden kann in der Annahme, militärische Siege könnten der Ausweg sein. Und was soll man über einen drohenden Krieg sagen, der über die Bevölkerung des Irak, des Landes der Propheten, hereinbrechen könnte, eine Bevölkerung, die schon von einem zwölf Jahre andauernden Embargo entkräftet ist? Der Krieg ist nie ein Mittel wie andere, das man zur Beilegung von Auseinandersetzungen zwischen Nationen einsetzen kann. Die Charta der Vereinten Nationen und das Völkerrecht erinnern daran, dass der Krieg, auch wenn es um die Sicherung des Gemeinwohls geht, nur im äußersten Fall und unter sehr strengen Bedingungen gewählt werden darf, ohne dabei die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung während und nach den Kampfhandlungen zu vergessen.

5. Es ist daher durchaus möglich, den Lauf der Ereignisse zu ändern, sobald der gute Wille und das Vertrauen in den anderen vorherrschen und die Umsetzung der übernommenen Verpflichtungen und die Zusammenarbeit zwischen verantwortungsbewussten Partnern an erster Stelle stehen. Ich werde zwei Beispiele hierfür anführen. Das heutige Europa ist zugleich ein vereintes und erweitertes Europa. Es konnte die Mauern niederreißen, von denen es verunstaltet wurde. Es hat sich für die Entwicklung und den Aufbau einer Wirklichkeit eingesetzt, die Einheit und Vielfalt, nationale Souveränität und gemeinsames Handeln, wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Gerechtigkeit miteinander zu verbinden vermag.
Dieses neue Europa trägt in sich die Werte, die im Laufe von zwei Jahrtausenden eine Denk- und Lebenskunst zur Entfaltung gebracht haben, von denen die ganze Welt profitiert hat. Unter diesen Werten nimmt das Christentum insofern einen vorrangigen Platz ein, als es einen Humanismus entwickelte, der seine Geschichte und Institutionen geprägt hat. In Erinnerung an dieses Erbe haben sich der Hl. Stuhl und alle christlichen Kirchen bei den Urhebern der künftigen Verfassung der Europäischen Union dafür eingesetzt, dass diese einen Hinweis auf die Kirchen und religiösen Institutionen enthält.
Es erscheint uns in der Tat wünschenswert, dass - unter voller Achtung der Laizität - drei ergänzende Elemente anerkannt werden: die Religionsfreiheit in ihrer nicht nur individuellen und kultischen, sondern auch in ihrer sozialen und gemeinschaftlichen Dimension; die Zweckmäßigkeit von gut strukturiertem Dialog und Absprachen zwischen den Regierenden und den Glaubensgemeinschaften; die Achtung des rechtlichen Status, den die Kirchen und religiösen Institutionen schon jetzt in den Mitgliedstaaten genießen. Ein Europa, das seine Vergangenheit missachten und das Religiöse leugnen würde und das keine spirituelle Dimension besäße, hätte sicherlich schlechte Chancen im Hinblick auf das ehrgeizige Projekt, für das es seine gesamten Kräfte mobilisiert, nämlich ein Europa für alle aufzubauen!
Auch Afrika gibt uns heute Gelegenheit zur Freude: Angola hat mit seinem Wiederaufbau begonnen, Burundi hat einen Weg eingeschlagen, der zum Frieden führen könnte, und erwartet von der internationalen Gemeinschaft Verständnis und finanzielle Unterstützung; die Demokratische Republik Kongo hat ernsthaft einen Dialog auf nationaler Ebene aufgenommen, der zur Demokratie führen soll. Der Sudan hat seinen guten Willen unter Beweis gestellt, auch wenn der Weg zum Frieden noch lang und mühsam ist. Zweifelsohne darf man sich über solche Fortschritte freuen und die politisch Verantwortlichen dazu ermutigen, keine Mühe zu scheuen, damit die Völker Afrikas nach und nach den Anfang einer Befriedung und somit des Wohlergehens erleben - jenseits von ethnischen Konflikten, Willkür und Korruption. Aus diesem Grund können wir die schlimmen Ereignisse, die die Elfenbeinküste und die Zentralafrikanische Republik erschüttern, nur beklagen und ihre Einwohner auffordern, die Waffen niederzulegen, sich an ihre jeweilige Verfassung zu halten und die Basis für einen nationalen Dialog zu schaffen. Dadurch wird es leichter sein, alle Glieder der Gemeinschaft des Landes in die Ausarbeitung eines gesellschaftlichen Projektes einzubeziehen, indem sich alle wiedererkennen. Außerdem ist es erfreulich, festzuhalten, dass die Afrikaner immer mehr danach streben, die geeignetsten Lösungen für ihre Probleme zu finden, dank des Wirkens der Afrikanischen Union und dank effizienter regionaler Vermittlungen.

6. Exzellenzen, meine Damen und Herren, es drängt sich hier eine Feststellung auf: Die Unabhängigkeit der Staaten ist nur noch in einer gegenseitigen Abhängigkeit voneinander denkbar. Alle sind im Guten wie im Schlechten miteinander verbunden. Deshalb ist es richtigerweise erforderlich, das Gute vom Schlechten unterscheiden zu können und beide beim Namen zu nennen. Wenn sich diesbezüglich Zweifel oder Verwirrung einstellen, sind die größten Übel zu befürchten, wie uns die Geschichte schon viele Male gelehrt hat. Es scheint mir, dass zwei Anforderungen unabdingbar sind, wenn man vermeiden will, ins Chaos zu stürzen. Zunächst muss innerhalb der Staaten und zwischen den Staaten der fundamentale Wert des Naturrechts wiederentdeckt werden, das in vergangener Zeit das Völkerrecht und die ersten Denker des internationalen Rechts inspiriert hat. Auch wenn manche seine Gültigkeit heute in Frage stellen, bin ich überzeugt, dass seine allgemeinen und universalen Grundsätze immer noch in der Lage sind, die Einheit des Menschengeschlechts besser wahrnehmbar werden zu lassen und die Schärfung des Gewissens bei Regierenden wie Regierten zu fördern. Zudem bedarf es des beharrlichen Wirkens rechtschaffener und selbstloser Staatsmänner.
In der Tat kann die unabdingbare berufliche Eignung der politisch Verantwortlichen nur durch ihr Festhalten an starken ethischen Überzeugungen legitimiert werden. Denn wie könnte man die Geschicke der Welt lenken, ohne Bezug auf all jene Werte zu nehmen, die an der Basis jenes "universalen Gemeinwohls" stehen, von dem die Enzyklika Pacem in terris von Papst Johannes XXIII. so treffend gesprochen hat? Es wird einem logisch denkenden Führer mit seinen Überzeugungen immer möglich sein, sich gegen ungerechte Situationen und institutionelle Abweichungen von der Norm zu verwahren oder ihnen ein Ende zu setzen. Darin finden wir, so meine ich, was man heute üblicherweise als "gutes Regieren" bezeichnet. Das materielle und spirituelle Wohlergehen der Menschheit, der Schutz der Freiheiten und Rechte des Menschen, der selbstlose öffentliche Dienst, die Nähe zu den konkreten Lebenssituationen haben Vorrang vor allen politischen Programmen und stellen eine ethische Forderung dar, die den inneren Frieden der Nationen und den Frieden zwischen den Staaten am besten zu gewährleisten vermag.

7. Für einen Glaubenden kommen zu diesen Motivationen natürlich noch jene hinzu, die ihm der Glaube an Gott als Schöpfer und Vater aller Menschen eingibt, ein Gott, der ihm die Verwaltung der Erde und die Verpflichtung zur Bruderliebe überantwortet hat. Dies bedeutet auch, dass es im Interesse des Staates liegt, über eine wirksame Gewährleistung der Religionsfreiheit, eines Naturrechts - das heißt eines zugleich persönlichen und gemeinschaftlichen Rechts - für alle Menschen zu wachen. Wie ich schon bei anderen Anlässen sagte, werden die Gläubigen, die sich in ihrem Glauben respektiert fühlen und ihre Gemeinschaften rechtlich anerkannt sehen, sich umso überzeugter an dem gemeinsamen Projekt ihrer jeweiligen bürgerlichen Gesellschaft beteiligen.
Sie werden also verstehen, warum ich mich zum Sprecher all der Christen mache, die von Asien bis Europa immer noch Opfer von Gewalt und Intoleranz sind, wie dies auch in jüngster Zeit anlässlich des Weihnachtsfestes der Fall gewesen ist. Der ökumenische Dialog zwischen Christen und die respektvollen Kontakte zu den anderen Religionen, insbesondere zum Islam, sind das beste Gegenmittel zu sektiererischen Verirrungen, zum Fanatismus oder religiösen Terrorismus. Was die katholische Kirche anbelangt, werde ich nur eine Situation erwähnen, die mir großen Kummer bereitet: das Schicksal der katholischen Gemeinschaften in der Russischen Föderation, wo seit Monaten einige ihrer Seelsorger aus administrativen Gründen daran gehindert werden, dorthin zu gelangen.
Der Hl. Stuhl erwartet von den Regierungsbehörden konkrete Entscheidungen, die dieser Krise ein Ende setzen und den internationalen, von einem modernen und demokratischen Rußland unterzeichneten Verpflichtungen entsprechen. Die russischen Katholiken möchten wie ihre Brüder und Schwestern in der restlichen Welt leben - mit der gleichen Freiheit und der gleichen Würde.

8. Exzellenzen, meine Damen und Herren, wir, die wir an diesem Ort, einem Symbol der Spiritualität, des Dialogs und des Friedens, versammelt sind, sollen durch unser tägliches Tun dazu beizutragen, dass alle Völker der Erde in Gerechtigkeit und Eintracht auf glücklichere und gerechtere Zeiten zugehen können, fern von Armut, Gewalt und Kriegsgefahr!
Gott möge Sie und alle Menschen, die Sie vertreten, mit seinem reichen Segen erfüllen. Ihnen allen ein gutes und glückliches neues Jahr!

Quelle: Deutsche Bischofskonferenz, http://dbk.de


ADDRESS OF HIS HOLINESS POPE JOHN PAUL II TO THE DIPLOMATIC CORPS

Monday, 13 January 2003

Your Excellencies,
Ladies and Gentlemen,

1. This meeting at the beginning of the New Year is a happy tradition which affords me the joy of welcoming you and in some way of embracing all the peoples whom you represent! For it is through you and thanks to you that I come to know their hopes and aspirations, their successes and their setbacks. Today I wish to offer your countries my fervent good wishes of happiness, peace and prosperity.

At the threshold of the New Year I am also pleased to offer all of you my best wishes, as I invoke upon you, your families and your fellow citizens an abundance of divine blessings.

Before sharing with you some reflections inspired by the present situation in the world and in the Church, I must thank your Dean, Ambassador Giovanni Galassi, for his kind words and for the good wishes which he has thoughtfully expressed, in the name of all present, for my person and for my ministry. Please accept my deep gratitude!

Mr Ambassador, you have also pointed to the legitimate expectations of modern men and women, all too often frustrated by political crises, by armed violence, by social conflicts, by poverty or by natural catastrophes. Never as at the beginning of this millennium has humanity felt how precarious is the world which it has shaped.

2. I have been personally struck by the feeling of fear which often dwells in the hearts of our contemporaries. An insidious terrorism capable of striking at any time and anywhere; the unresolved problem of the Middle East, with the Holy Land and Iraq; the turmoil disrupting South America, particularly Argentina, Colombia and Venzuela; the conflicts preventing numerous African countries from focusing on their development; the diseases spreading contagion and death; the grave problem of famine, especially in Africa; the irresponsible behaviour contributing to the depletion of the planet’s resources: all these are so many plagues threatening the suvival of humanity, the peace of individuals and the security of societies.

3. Yet everything can change. It depends on each of us. Everyone can develop within himself his potential for faith, for honesty, for respect of others and for commitment to the service of others.

It also depends, quite obviously, on political leaders, who are called to serve the common good. You will not be surprised if before an assembly of diplomats I state in this regard certain requirements which I believe must be met if entire peoples, perhaps even humanity itself, are not to sink into the abyss.

First, a "YES TO LIFE"! Respect life itself and individual lives: everything starts here, for the most fundamental of human rights is certainly the right to life. Abortion, euthanasia, human cloning, for example, risk reducing the human person to a mere object: life and death to order, as it were! When all moral criteria are removed, scientific research involving the sources of life becomes a denial of the being and the dignity of the person. War itself is an attack on human life since it brings in its wake suffering and death. The battle for peace is always a battle for life!

Next, RESPECT FOR LAW. Life within society – particularly international life – presupposes common and inviolable principles whose goal is to guarantee the security and the freedom of individual citizens and of nations. These rules of conduct are the foundation of national and international stability. Today political leaders have at hand highly relevant texts and institutions. It is enough simply to put them into practice. The world would be totally different if people began to apply in a straightforward manner the agreements already signed!

Finally, the DUTY OF SOLIDARITY. In a world with a superabundance of information, but which paradoxically finds it so difficult to communicate and where living conditions are scandalously unequal, it is important to spare no effort to ensure that everyone feels responsible for the growth and happiness of all. Our future is at stake. An unemployed young person, a handicapped person who is marginalized, elderly people who are uncared for, countries which are captives of hunger and poverty: these situations all too often make people despair and fall prey to the temptation either of closing in on themselves or of resorting to violence.

4. This is why choices need to be made so that humanity can still have a future. Therefore, the peoples of the earth and their leaders must sometimes have the courage to say "No".

"NO TO DEATH"! That is to say, no to all that attacks the incomparable dignity of every human being, beginning with that of unborn children. If life is truly a treasure, we need to be able to preserve it and to make it bear fruit without distorting it. "No" to all that weakens the family, the basic cell of society. "No" to all that destroys in children the sense of striving, their respect for themselves and others, the sense of service.

"NO TO SELFISHNESS"! In other words, to all that impels man to protect himself inside the cocoon of a privileged social class or a cultural comfort which excludes others. The life-style of the prosperous, their patterns of consumption, must be reviewed in the light of their repercussions on other countries. Let us mention for example the problem of water resources, which the United Nations Organization has asked us all to consider during this year 2003. Selfishness is also the indifference of prosperous nations towards nations left out in the cold. All peoples are entitled to receive a fair share of the goods of this world and of the know-how of the more advanced countries. How can we fail to think here, for example, of the access of everyone to generic medicines, needed to continue the fight against current pandemics, an access — alas — often thwarted by short-term economic considerations?

"NO TO WAR"! War is not always inevitable. It is always a defeat for humanity. International law, honest dialogue, solidarity between States, the noble exercise of diplomacy: these are methods worthy of individuals and nations in resolving their differences. I say this as I think of those who still place their trust in nuclear weapons and of the all-too-numerous conflicts which continue to hold hostage our brothers and sisters in humanity. At Christmas, Bethlehem reminded us of the unresolved crisis in the Middle East, where two peoples, Israeli and Palestinian, are called to live side-by-side, equally free and sovereign, in mutual respect. Without needing to repeat what I said to you last year on this occasion, I will simply add today, faced with the constant degeneration of the crisis in the Middle East, that the solution will never be imposed by recourse to terrorism or armed conflict, as if military victories could be the solution. And what are we to say of the threat of a war which could strike the people of Iraq, the land of the Prophets, a people already sorely tried by more than twelve years of embargo? War is never just another means that one can choose to employ for settling differences between nations. As the Charter of the United Nations Organization and international law itself remind us, war cannot be decided upon, even when it is a matter of ensuring the common good, except as the very last option and in accordance with very strict conditions, without ignoring the consequences for the civilian population both during and after the military operations.

5. It is therefore possible to change the course of events, once good will, trust in others, fidelity to commitments and cooperation between responsible partners are allowed to prevail. I shall give two examples.

Today’s Europe, which is at once united and enlarged. Europe has succeeded in tearing down the walls which disfigured her. She has committed herself to planning and creating a new reality capable of combining unity and diversity, national sovereignty and joint activity, economic progress and social justice. This new Europe is the bearer of the values which have borne fruit for two thousand years in an "art" of thinking and living from which the whole world has benefitted. Among these values Christianity holds a privileged position, inasmuch as it gave birth to a humanism which has permeated Europe’s history and institutions. In recalling this patrimony, the Holy See and all the Christian Churches have urged those drawing up the future Constitutional Treaty of the European Union to include a reference to Churches and religious institutions. We believe it desirable that, in full respect of the secular state, three complementary elements should be recognized: religious freedom not only in its individual and ritual aspects, but also in its social and corporative dimensions; the appropriateness of structures for dialogue and consultation between the Governing Bodies and communities of believers; respect for the juridical status already enjoyed by Churches and religious institutions in the Member States of the Union. A Europe which disavowed its past, which denied the fact of religion, and which had no spiritual dimension would be extremely impoverished in the face of the ambitious project which calls upon all its energies: constructing a Europe for all!

Africa too gives us today an occasion to rejoice: Angola has begun its rebuilding; Burundi has taken the path which could lead to peace and expects from the international community understanding and financial aid; the Democratic Republic of Congo is seriously engaged in a national dialogue which should lead to democracy. The Sudan has likewise shown good will, even if the path to peace remains long and arduous. We should of course be grateful for these signs of progress and we should encourage political leaders to spare no effort in ensuring that, little by little, the peoples of Africa experience the beginnings of pacification and thus of prosperity, safe from ethnic struggles, caprice and corruption. For this reason we can only deplore the grave incidents which have rocked Côte-d’Ivoire and the Central African Republic, while inviting the people of those countries to lay down their arms, to respect their respective constitutions and to lay the foundations for national dialogue. It will then be easy to involve all the elements of the national community in planning a society in which everyone finds a place. Furthermore, we do well to note that Africans are increasingly trying to find the solutions best suited to their problems, thanks to the activity of the African Union and effective forms of regional mediation.

6. Your Excellencies, Ladies and Gentlemen, it is vital to note that the independence of States can no longer be understood apart from the concept of interdependence. All States are interconnected both for better and for worse. For this reason, and rightly so, we must be able to distinguish good from evil and call them by their proper names. As history has taught us time and time again, it is when doubt or confusion about what is right and wrong prevails that the greatest evils are to be feared.

If we are to avoid descending into chaos, it seems to me that two conditions must be met. First, we must rediscover within States and between States the paramount value of the natural law, which was the source of inspiration for the rights of nations and for the first formulations of international law. Even if today some people question its validity, I am convinced that its general and universal principles can still help us to understand more clearly the unity of the human race and to foster the development of the consciences both of those who govern and of those who are governed. Second, we need the persevering work of Statesmen who are honest and selfless. In effect, the indispensable professional competence of political leaders can find no legitimation unless it is connected to strong moral convictions. How can one claim to deal with world affairs without reference to this set of principles which is the basis of the "universal common good" spoken of so eloquently by Pope John XXIII in his Encyclical Pacem in Terris? It will always be possible for a leader who acts in accordance with his convictions to reject situations of injustice or of institutional corruption, or to put an end to them. It is precisely in this, I believe, that we rediscover what is today commonly called "good governance". The material and spiritual well-being of humanity, the protection of the freedom and rights of the human person, selfless public service, closeness to concrete conditions: all of these take precedence over every political project and constitute a moral necessity which in itself is the best guarantee of peace within nations and peace between States.

7. It is clear that, for a believer, these motivations are enriched by faith in a God who is the Creator and Father of all, who has entrusted man with stewardship of the earth and with the duty of brotherly love. This shows how it is in a State’s own interest to ensure that religious freedom — which is a natural right, that is, at one and the same time both an individual and social right — is effectively guaranteed for all. As I have had occasion to remark in the past, believers who feel that their faith is respected and whose communities enjoy juridical recognition will work with ever greater conviction in the common project of building up the civil society to which they belong. You will understand then why I speak out on behalf of all Christians who, from Asia to Europe, continue to be victims of violence and intolerance, such as happened recently during the celebration of Christmas. Ecumenical dialogue between Christians and respectful contact with other religions, in particular with Islam, are the best remedy for sectarian rifts, fanaticism or religious terrorism. As far as the Catholic Church is concerned, I will mention but one situation which is a cause of great suffering for me: the plight of Catholic communities in the Russian Federation, which for months now have seen some of their Pastors prevented from returning to them for administrative reasons. The Holy See expects from the Government authorities concrete decisions which will put an end to this crisis, and which are in keeping with the international agreements subscribed to by the modern and democratic Russia. Russian Catholics wish to live as their brethren do in the rest of the world, enjoying the same freedom and the same dignity.

8. Your Excellencies, Ladies and Gentlemen, may all of us who have gathered in this place, which is a symbol of spirituality, dialogue and peace, contribute by our daily actions to the advancement of all the peoples of the earth, in justice and harmony, to their progress towards conditions of greater happiness and greater justice, far from poverty, violence and threats of war! May God pour out his abundant blessings upon you and all those whom you represent. A Happy New Year to everyone!


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