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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

Januar 2009


Donnerstag, 1. Januar, bis Sonntag, 18. Januar
  • Im Irak hat ein Selbstmordattentäter am 2. Januar 23 Menschen mit in den Tod gerissen, die sich zu einem Versöhnungstreffen im Haus eines Stammesführers versammelt hatten. 42 weitere Menschen seien verletzt worden, als sich der Attentäter im Hause von Scheich Mohammed Abdullah Saleh in der Ortschaft Jussifija südlich von Bagdad in die Luft gesprengt habe.
  • Am 4. Januar starben bei einem Selbstmordanschlag 40 schiitische Pilger, 79 Menschen wurden insgesamt verletzt. Die Attentäterin zündete eine Sprengstoffweste, nachdem sie sich unter die Pilgergruppe gemischt hatte.
  • Bei einem Anschlag nordöstlich von Bagdad sind am 8. Januar sechs irakische Soldaten ums Leben gekommen. Unterdessen ist die erste wegen eines Einsatzes im Irak desertierte US-Soldatin offenbar aus Kanada ausgewiesen worden. Kimberley Rivera müsse mit ihrem Mann und den drei Kindern Kanada bis zum 27. Januar verlassen, teilte die Organisation War Resisters Support Campaign auf ihrer Internetseite am 8. Januar mit. Ansonsten müsse Rivera damit rechnen, in die USA abgeschoben zu werden.
  • Am 12. Januar sind bei einer Serie von Bombenanschlägen auf irakische Sicherheitskräfte in Bagdad mindestens 14 Menschen getötet worden. Laut Polizei explodierte allein in einem vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteil nahezu gleichzeitig zwei Sprengsätze, als gerade eine Armeepatrouille vorüber fuhr. In Mossul wurde ein Polizeioffizier, sowie zwei seiner Leibwächter von Unbekannten erschossen.
Montag, 19. Januar, bis Samstag, 31. Januar
  • Der Journalist Montasser al-Saidi wird seit seinen Schuh-Würfen auf US-Präsident George W. Bush als irakischer Volksheld gefeiert und von vielen Muslimen verehrt, nun strebt er die Ausreise in die Schweiz an, wie am 20. Januar in der Süddeutschen Zeitung berichtet wurde. Al-Saidi sei zu kritisch gegenüber der irakischen Regierung eingestellt und könne daher seinem Beruf in einer namhaften irakischen Zeitungsredaktion nicht mehr nachgehen. Die "Aggressionen gegen einen ausländischen Staatschef" können dem Journalisten bis zu 15 Jahre Freiheitsstrafe einbringen, jedoch wurde der Prozess auf unbestimmte Zeit aufgeschoben, da ein Einspruch der Verteidigung geprüft werden müsse, so ein Gerichtssprecher.
  • In Irak stellen Söldner laut Europarat-Bericht, welcher am 24. Januar veröffentlicht wurde, die Hälfte der für die USA kämpfenden Truppen. Sie bewachen im Auftrag Washingtons Gefangene ebenso wie US-Einrichtungen und Konvois, sammeln Informationen und verwalten Militärbasen. Bedenklich ist, dass "private" Militärs und Sicherheitsdienste darauf aus wirtschaftlichen Gründen angewiesen sind, dass es permanent Spannungen und Konflikte gibt und die juristische Grauzone sehr groß ist.
  • Am 25. Januar ist nach Angaben des irakischen Innenministerium ein namhafter Al Quaida Terrorist gefasst worden. Ismail Abdessattar al-Rubai gilt als Al Quaida Vize und sei in einem Vorort von Bagdad festgenommen worden. Al-Rubai sei ein spiritueller Anführer verschiedener Terrorgruppen gewesen. Am selben Tag (25. Januar) töteten US-Soldaten in einem Dorf in der Provinz Salaheddin einen Offizier der irakischen Armee und dessen Frau. Das US-Militär erklärte, der Mann wäre ein gesuchter Terrorist, seine Frau sei erschossen worden, wei sie nach einer Pistole gegriffen habe.
  • Die britische Regierung ist zur Veröffentlichung der Protokolle von Kabinettssitzungen verpflichtet worden, bei denen im Frühjahr 2003 über die Beteiligung Großbritanniens am bevorstehenden Irak-Krieg beraten wurde. Das hat ein Schiedsgericht am 28. Januar in London angeordnet. Bei den Sitzungen der Regierung des damaligen Premiers Tony Blair am 13. und 17. März 2003 ging es um die Frage, ob eine Invasion in Irak ohne entsprechendes Mandat der UNO mit internationalem Recht vereinbar wäre. Der damalige Chefjurist der Regierung, Lord Goldsmith, hatte zunächst Zweifel geäußert. Zehn Tage später wer er sich dann aber sicher. Brown hatte sich geweigert, die Protokolle gemäß des Gesetzes über die Auskunftspflicht öffentlicher Einrichtungen zu publizieren.
  • In Irak hat der von Ministerpräsident Nuri al-Maliki unterstützte Parteienblock nach ersten Ergebnissen die Kommunalwahl in den großen Städten Bagdad und Basra für sich entschieden, so die Presse am 31. Januar, damit verzeichnen religiöse Parteien klare Verluste. Die dem radikalen Schiitenführer Moktada al-Sadr nahestehende Gruppe erreichte neun Prozent der Wählerstimmen und musste sich damit mit dem zweitbesten Ergebnis begnügen.


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