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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

September 2006

Freitag, 1. September, bis Sonntag, 3. September
  • Die Gewalt zwischen den Volksgruppen im Irak breitet sich einem US-Bericht zufolge immer weiter im Land aus. Todesschwadrone, die irakische Zivilisten angriffen, seien ein wachsendes Problem, das auch die Gefahr eines Bürgerkriegs vergrößere, heißt es in dem am 1. Sept. veröffentlichten und ungewöhnlich düsteren Bericht des Pentagons an den Kongress. Die Sicherheitslage sei so schwierig wie nie zuvor seit der US-Invasion im März 2003. Die Gewalt werde zum Teil durch die Nachbarn Iran und Syrien geschürt und von "lautstarken Minderheiten" religiöser Extremisten vorangetrieben, die die Demokratie ablehnten, heißt es weiter. "Todesschwadrone und Terroristen sind in einem sich verstärkenden Kreislauf der Gewalt gefangen." Auch der Aufstand vorwiegend sunnitischer Gruppen sei weiter lebendig, auch wenn er derzeit von der Gewalt zwischen den Volksgruppen überschattet werde. Die illegalen Milizen seien immer stärker in den Stadtteilen von Bagdad verankert, wo sie sowohl Sicherheit als auch soziale Dienste gewährten. "Bedingungen, die zu einem Bürgerkrieg führen können, sind im Irak vorhanden, besonders in und um Bagdad", berichtet das Pentagon. In der Bevölkerung sei in den vergangenen Monaten die Angst gewachsen, dass es zu einem Bürgerkrieg kommen könne. Die Zahl der Angriffe auf US-Truppen und Iraker stieg demnach seit der Amtsübernahme der Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki am 20. Mai auf 792 pro Woche, das war ein Anstieg um ein Viertel im Vergleich zur Zeit vom 11. Februar bis 19. Mai. Es ist auch die höchste Zahl seit Beginn des Krieges.
  • In der Nähe der irakischen Stadt Samarra haben Unbekannte sechs Lastwagenfahrer ermordet. Bewaffnete Männer töteten am 2. Sept. vier Lastwagenfahrer, die Munition für die US-Armee transportierten, wie die Polizei in Samarra mitteilte. Die Angreifer hätten die Fahrer etwa zwanzig Kilometer südlich der Stadt überfallen und die Lastwagen in Brand gesteckt. Nördlich von Samarra wurden demnach zwei Lastwagenfahrer aus Pakistan umgebracht. Ihre Fahrzeuge hätten ein kuwaitisches Nummernschild gehabt. Samarra liegt rund 110 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad.
  • Die US-Armee hat das berüchtigte Gefängnis Abu Ghraib im Irak geräumt und an die dortigen Behörden übergeben. Die US-geführte Koalition habe die leere Haftanstalt im Westen der Hauptstadt Bagdad am 1. Sept. an den Irak übergeben, sagte ein irakischer Regierungssprecher am 2. Sept. "In dem Gefängnis sind jetzt keine Häftlinge mehr." Abu Ghraib sei "Zeuge vieler Menschenrechtsverletzungen" geworden, nicht nur während der Herrschaft des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein, "sondern auch durch die amerikanischen Streitkräfte".
  • In der irakischen Stadt Kerbela haben Aufständische 14 Pilger aus Pakistan und Indien umgebracht. Die Wallfahrer seien in einem Kleinbus in einem Wüstengebiet in der Nähe der schiitischen Stadt unterwegs gewesen, sagte ein Sprecher des irakischen Innenministeriums am 2. Sept. Sie hätten die Behörden vorab nicht über die Fahrt unterrichtet und hätten deshalb nicht geschützt werden können. Mehrere Angreifer hätten den Bus angehalten, Frauen und Kinder aussteigen lassen und die Männer mit Kopfschüssen getötet. Die Täter seien vermutlich radikale Sunniten gewesen.
  • Nach einer Serie von Gewalttaten gegen Schiiten im Irak hat Großayatollah Ali Sistani die Regierung aufgefordert, für Sicherheit im Land zu sorgen. Wenn dies nicht gelinge, würden "andere Gruppen" die Kontrolle übernehmen, warnte der oberste schiitische Geistliche nach einem Treffen mit Regierungschef Nuri el Maliki am 2. Sept. in Nadschaf. Mit seiner Äußerung spielte Sistani möglicherweise auf Schiitenmilizen wie die Mehdi-Armee des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr an.
  • Der irakische Regierungschef Nuri el Maliki hat am 3. Sept. angeordnet, die irakische Fahne "auf jedem Zentimeter irakischer Erde" zu hissen. Solange das Parlament in dieser Angelegenheit keine Entscheidung getroffen habe, müsse dies gemäß der Verfassung so gehandhabt werden, erklärte der Regierungschef am Sonntag. Er reagierte damit auf die Entscheidung der kurdischen Regionalregierung im Nordirak vom vergangenen Montag (28. Aug.), an öffentlichen Gebäuden in der autonomen Region nur noch kurdische Fahnen zu hissen. Bislang waren dort bisweilen beide Fahnen - kurdische und irakische - nebeneinander zu sehen gewesen.
  • Fast drei Monate nach dem Tod des El-Kaida-Chefs im Irak, Abu Mussab el Sarkawi, hat die Regierung in Bagdad die Festnahme eines weiteren ranghohen Mitglieds der Terrororganisation verkündet. Der Vize-Chef von El Kaida im Irak, Hamed Dschumaa el Saidi, sei "vor einigen Tagen" gefasst worden, sagte Sicherheitsberater Muaffak el Rubaie am 3. Sept. Saidi sei nördlich von Baakuba nicht weit von dem Ort entfernt gefasst worden, wo der Jordanier Sarkawi Anfang Juni von der US-Luftwaffe getötet wurde, sagte Rubaie im irakischen Fernsehen. Der Festgenommene sei der direkte Vertreter von Abu el Masri, der nach dem Tod von Sarkawi im Juni an die Spitze der El Kaida im Irak rückte. Zudem sei Saidi der direkte Chef von Haithem el Badri, der für den Anschlag auf die schiitische Moschee von Samarra verantwortlich gewesen sei. Die Zerstörung der bedeutenden Stätte im Februar hatte eine Welle der Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten ausgelöst.
  • Im südirakischen Amara erschossen Bewaffnete am 3. Sept. den Stellvertreter des Großayatollahs Ali Sistani.
    Im Osten Bagdads wurden nach Armeeangaben zwei US-Soldaten getötet, als beim Vorbeifahren ihrer Patrouille ein Sprengsatz explodierte.
    Seit dem US-geführten Einmarsch im März 2003 starben nach Pentagon-Angaben mehr als 2.600 US-Soldaten im Irak.
Montag, 4. September, bis Sonntag, 10. September
  • Aufständische haben im Westirak zwei amerikanische Soldaten getötet. Nach Angaben der US-Armee vom 4. Sept. starben die beiden Marineinfanteristen bereits am 3. Sept. in der Anbar-Provinz.
    In der selben Provinz erschossen bewaffnete Extremisten am gleichen Tag acht Angehörige einer Familie, darunter mehrere Frauen und Kinder. Nach Angaben von Krankenhausärzten eröffneten zehn Männer das Feuer auf die Familie. Der Vorfall ereignete sich in der Stadt Hit, rund 150 Kilometer westlich von Bagdad.
  • In Bagdad ist ein populärer irakischer Fußballspieler verschleppt worden. Der 22-Jährige Ghanim Ghudajer sei am Abend des 3. Sept. von unbekannten Männern überfallen und entführt worden, sagte ein Polizeisprecher am 4. Sept. Einige der Geiselnehmer hätten Militäruniformen getragen. Ghudajer gilt als einer der besten Spieler seines Vereins Air Force Club. Der Vereinsvorsitzende Samir Chadim sagte, der Spieler habe gerade zu einer Trainingseinheit gehen wollen, als er von den Männern in zwei Autos gestoppt worden sei.
  • Bei einem Bombenanschlag auf einen britischen Militärkonvoi im Irak sind zwei Soldaten getötet worden. Zwei weitere wurden verletzt. Das teilte das Verteidigungsministerium am 4. Sept. in London mit, berichtet die BBC. Danach war die Bombe wahrscheinlich am Straßenrand versteckt. Der Anschlag habe sich rund 40 Kilometer von der südirakischen Hafenstadt Basra entfernt ereignet. Im Süden des Irak sind rund 7200 britische Soldaten stationiert, die meisten im Gebiet um Basra.
  • Ein Mann hat am 4. Sept. in der jordanischen Hauptstadt Amman das Feuer auf eine Gruppe westlicher Touristen eröffnet. Augenzeugen erklärten, einer der Touristen sei getötet worden. Die Polizei bestätigte den Angriff, machte aber keine Angaben zu möglichen Opfern oder zur Nationalität der Touristen. Augenzeugen erklärten, es handele sich um Briten.
  • In Bagdad und in der Stadt Kut wurden am 4. Sept. die Leichen von 35 Männern entdeckt. Die Körper wiesen Schusswunden und Folterspuren auf. Die 33 in Bagdad getöteten Männer waren laut Polizei an Händen und Füßen gefesselt und trugen Augenbinden. Zwei weitere Leichen entdeckte die Polizei auf einer Schnellstraße in Kut, rund 160 Kilometer südöstlich der Hauptstadt. Den Opfern sei in Brust und Kopf geschossen worden, sagte ein Sprecher des örtlichen Krankenhauses.
  • Das irakische Parlament hat am 5. Sept. den seit fast zwei Jahren geltenden Notstand im Land um weitere 30 Tage verlängert. Damit behalten die Sicherheitskräfte ihre weit reichenden Befugnisse, wie das Recht zur Verhängung von Ausgehverboten und Festnahmen ohne Haftbefehl.
  • Die britische Außenministerin Margaret Beckett bezeichnete bei ihrem ersten Irak-Besuch die Übergabe der Verantwortung für Sicherheitsfragen auf die irakische Regierung als wichtigen Schritt. Teilweise sei dies bereits geschehen, "und wir glauben, dass dieser Prozess fortgesetzt wird". Die Ministerin sprach am 5. Sept. darüber mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Barham Saleh.
  • Großbritannien wird laut einem Pressebericht bis zum Jahresende 360 zusätzliche Soldaten im Süden Iraks stationieren. Die Soldaten sollten irakische Einsatzkräfte ausbilden und bei der Entschärfung von Sprengkörpern helfen, berichtete die Tageszeitung "The Guardian" am 5. Sept. unter Berufung auf das britische Verteidigungsministerium. Zudem sollten Marinetruppen auf dem Schatt el Arab, dem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris an der irakisch-iranischen Grenze zum Einsatz kommen. Ein Sprecher der britischen Armee im südirakischen Basra sagte der Nachrichtenagentur AFP, die zusätzlichen Soldaten seien wegen des Abzugs einer Einheit im Zuge einer geplanten Rotation erforderlich. Sie sollten den Irak spätestens im Januar wieder verlassen.
  • Im Irak sind am 6. Sept. 27 wegen Terrorakten verurteilte Straftäter hingerichtet worden. Die größtenteils aus dem Irak stammenden "Terroristen" seien gehängt worden, teilte ein Sprecher des Innenministeriums in Bagdad mit. Sie seien zum Tode verurteilt worden, weil sie irakische Zivilisten angegriffen hätten. Die Anordnung für die Exekutionen sei vom irakischen Vizepräsidenten unterzeichnet worden.
  • Ein Selbstmordattentäter hat am 7. Sept. neben einer Tankstelle in Bagdad mindestens zehn Menschen mit in den Tod gerissen. Nach Angaben des Nachrichtensenders Al-Arabija wurden 20 weitere Iraker verletzt, als sich der Angreifer in seinem Auto in die Luft sprengte. Terroristen zünden im Irak ihre Bomben immer häufiger vor Tankstellen, weil dort wegen der Benzinknappheit großer Andrang herrscht.
  • Die irakische Regierung hat am 7. Sept. den ersten Schritt zur Übernahme des Kommandos über die Truppen des Landes getan. Während einer Zeremonie in Bagdad unterzeichneten Regierungschef Nuri el Maliki und der US-General George Casey, der die multinationalen Truppen im Irak kommandiert, ein entsprechendes Dokument. Danach soll Maliki schrittweise die Kontrolle über die Streitkräfte des Landes erhalten. Das Abkommen sieht die Schaffung eines irakischen Generalstabs vor, der für die rund 115.000 Soldaten der drei Waffengattungen Infanterie, Marine und Luftwaffe zuständig sein soll. Bisher unterstanden die Truppen dem US-Generalstab.
  • Der Chef des Terrornetzwerks El Kaida im Irak, Abu Hamsa el Muhadscher, hat alle Sunniten aufgerufen, innerhalb der nächsten zwei Wochen mindestens einen US-Amerikaner zu töten. In einer Audio-Aufnahme, die am 7. Sept. auf einer islamistischen Internetseite veröffentlicht wurde, kritisierte er die sunnitische Beteiligung an der irakischen Regierung und gab sich vom Sieg seiner Organisation überzeugt.
  • Die irakische Regierung hat der Bagdader Redaktion des arabischen Fernsehsenders Al Arabija für einen Monat die Berichterstattung untersagt. Die Polizei sei am 7. Sept. in den Räumen des Senders erschienen, um die Anordnung durchzusetzen, erklärte Al Arabija. "Wir wurden nicht offiziell über das Verbot informiert, und wir wissen nichts über die Gründe", sagte Bürochef Dschawad Hatab. Der Sender hat seinen Hauptsitz in Dubai. Bereits vor zwei Jahren war das Bagdader Büro des arabischen Fernsehsenders Al Dschasira geschlossen worden. Der irakische Ministerpräsident Nuri Al-Maliki rief die Medien im Juli auf, zurückhaltend über die Gewalt im Land zu berichten, um Extremisten nicht in die Hände zu spielen. Al-Maliki kritisierte, manche Fernsehsender zögen Kapital aus der Berichterstattung über die Opfer von Anschlägen. Die Regierung werde gegen alle Sender vorgehen, die gegen entsprechende ethische Richtlinien verstießen.
  • Bei einem Anschlag auf schiitische Pilger im Irak sind am 8. Sept. mindestens zwei Menschen getötet und mehr als 20 verletzt worden. Drei Mörsergeschosse seien in Mussajjib südlich von Bagdad in den Pilgerzug eingeschlagen, berichtete die Polizei am Freitag. Die Schiiten waren auf dem Weg in die ihnen heilige Stadt Kerbela, wo am Samstag zehntausende Gläubige erwartet werden.
    In Bagdad war erneut eine Polizeipatrouille Ziel eines Bombenanschlags. Zwei Menschen wurden nach Angaben der Polizei getötet und sechs verletzt.
    Bei einer Serie von Anschlägen auf Polizisten waren am Tag davor 17 Menschen ums Leben gekommen.
  • Der Geheimdienstausschuss des US-Senats hat in einem Bericht festgestellt, dass es vor dem Irak-Krieg keine Hinweise auf eine Beziehung zwischen Saddam Hussein und dem Terrornetzwerk Al Kaida gab. Es könne nicht gesagt werden, dass die damalige irakische Regierung den Al-Kaida-Führer Abu Mussab al Sarkawi geschützt habe, heißt es in dem am 8. Sept. in Washington veröffentlichten Bericht. Damit wird nach Ansicht der oppositionellen Demokraten die Rechtfertigung von US-Präsident George W. Bush für die Invasion im Irak weiter in Frage gestellt. Die Regierung Bush hatte vor Kriegsbeginn im März 1991 erklärt, dass der Aufenthalt Sarkawis im Irak eine Verbindung zwischen dem Regime Saddam Husseins und der Al Kaida belege. Sarkawi wurde im Juni dieses Jahres bei einem US-Luftangriff im Irak getötet.
    Der lang erwartete Bericht stelle der Regierung ein verheerendes Zeugnis aus, sagte der dem Geheimdienstausschuss angehörende Senator Carl Levin. Bush und Vizepräsident Dick Cheney hätten hartnäckig versucht, Saddam Hussein und die Al Kaida in Verbindung zu bringen. Der über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg erstellt Bericht untersucht auch die Rolle von Informationen der Exilgruppe Irakischer Nationalkongress während des Entscheidungsprozesses vor dem Krieg.
  • Die US-Regierung trägt nach Angaben des ehemaligen Antiterror-Koordinators von Präsident George W. Bush, Richard Clarke, eine Mitschuld am islamistischen Terrorismus. Der "Frankfurter Rundschau" (Ausgabe vom 9. Sept.) sagte Clarke kurz vor dem fünften Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001: "Demokratie kann nur gedeihen, wenn sie eine interne Entwicklung ist. Nicht, wenn sie mit dem Bajonett importiert wird." Der Irak sei heute ein großartiges Trainingsfeld für Terroristen. "Wir haben ihn dazu gemacht." Seit 2001 sei nach Ansicht aller Experten die Terrorgefahr gewachsen.
  • Bei mehreren Anschlägen im Irak sind am 9. Sept. mindestens acht Menschen getötet worden. In Kirkuk im Norden des Landes starben nach Polizeiangaben bei zwei Bombenanschlägen an Straßen sechs Menschen, darunter zwei Kinder. In Bagdad wurden bei der Explosion eines Autos vor einer Polizeiwache ein Polizist getötet und zehn Zivilisten verletzt. Ein Mitarbeiter der staatlichen Zeitung "Al-Sabah" wurde auf dem Weg zur Arbeit in Bagdad erschossen.
  • Wegen Beteiligung am Aufstand im Irak sind 38 Personen zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und lebenslang verurteilt worden. Der Prozess gegen die Männer fand bereits am 25. August vor dem Zentralen Strafgericht in Bagdad statt, wie die amerikanischen Militärbehörden in der irakischen Hauptstadt am 9. Sept. mitteilten. Demnach wurde sechs Angeklagten eine lebenslange Gefängnisstrafe auferlegt - in drei Fällen wegen Entführungen, in zwei Fällen wegen «Aktivitäten in bewaffneten Gruppen zur Unterminierung der Stabilität und Sicherheit im Irak» und einmal wegen Mordes an einem Mitglied der ausländischen Koalitionsstreitkräfte. Haftstrafen zwischen sieben und 30 Jahren gab es unter anderem wegen illegalen Waffenbesitzes oder versuchter Sprengstoffanschläge. Ein Saudi-Araber wurde wegen illegaler Einreise in den Irak zwecks Beteiligung an Terrorakten zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die geringsten Strafen von sechs Monaten bis zu dreieinhalb Jahren gab es für Pass- und Urkundenfälschungen. Vor dem Zentralen Strafgericht in Bagdad mussten sich bislang 1.445 Menschen wegen Beteiligung am Aufstand im Irak verantworteten, wie es in der Erklärung der Streitkräfte weiter hieß. 1.252 von ihnen wurden demnach schuldig befunden und verurteilt, in den schwersten Fällen wurde die Todesstrafe verhängt.
  • Rund vier Millionen Menschen haben sich am 9. Sept. zum Geburtstag eines schiitischen Religionsführers aus dem neunten Jahrhundert in der irakischen Stadt Kerbela versammelt. Die Streitkräfte und die Polizei waren mit einem massiven Aufgebot vor Ort, um Selbstmordanschlägen vorzubeugen. Die Gläubigen zündeten zum Fest des Imams Al Mahdi al Muntadhar unzählige Kerzen an, die die für Schiiten heilige Stadt schon in der Nacht erleuchteten. Nach amtlichen Angaben waren rund 7.000 Polizisten, 2.000 Soldaten und 1.800 Spezialkräfte des irakischen Innenministeriums in den Straßen von Kerbela im Einsatz.
Montag, 11. September, bis Sonntag, 17. September
  • Der Terror im Irak geht weiter. Ein Selbstmordattentäter riss am 11. Sept. in Bagdad 13 Menschen mit in den Tod. Die Opfer hatten sich für den Dienst bei der Armee melden wollen.
  • Bei einem Angriff bewaffneter Männer auf eine schiitische Moschee im Irak sind sieben Menschen getötet und drei verletzt worden. Die Täter überfielen die Moschee am Abend des 11. Sept. in Bani Saad, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, mit Mörsern und Sturmgewehren, wie die Polizei am Dienstag mitteilte.
  • Fünf Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hat US-Präsident George W. Bush die Fortsetzung des Kampfs gegen den Terrorismus bekräftigt. In einer vom Fernsehen übertragenen Rede an die Nation lehnte Bush am 11. Sept. einem Rückzug aus dem Irak erneut ab. "Wir werden den Irak nicht verlassen, bevor die Arbeit dort getan ist." Wie groß die Fehler auch immer gewesen seien, die im Irak begangen worden seien: "der größte wäre es, zu glauben, die Terroristen würden uns in Frieden lassen, wenn wir uns zurückziehen", sagte Bush. "Die Sicherheit Amerikas hängt von dem Ausgang des Kampfes in den Straßen von Bagdad ab", fügte der Präsident hinzu.
  • Die USA haben durch ihre umstrittene Irak-Politik die Terrorgefahr seit den Anschlägen vom 11. September 2001 nach Ansicht des BND erhöht. Er sehe den Irak-Krieg unter dem Gesichtspunkt Terrorbekämpfung als einen Fehler, sagte der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Ernst Uhrlau, am 11. Sept. dem ZDF. Denn Terroristen habe es vor dem Irak-Krieg in dem Land nicht gegeben. Zudem sei die Bedrohungslage verändert, sagte Uhrlau. Man habe es vor allem mit kleinteiligen Terrorzellen zu tun.
  • In Bagdad wurde am 12. Sept. der Völkermord-Prozess gegen Saddam Hussein fortgesetzt. Ein kurdischer Dorfbewohner sagte aus, er sei vor 18 Jahren vor einem Angriff irakischer Truppen geflohen und habe dabei seine Mutter sowie zwei Schwestern zurücklassen müssen. Jahre später seien deren Ausweise in einem Massengrab gefunden worden, sagte der Zeuge. "Glückwunsch! Du bist in einem Käfig", rief er dem Angeklagten zu. Saddam Hussein hat erklärt, das Vorgehen der Truppen habe sich gegen einen Aufstand kurdischer Untergrundkämpfer gerichtet. Bei einem Schuldspruch droht ihm die Todesstrafe. Als ein Anwalt vor Gericht kurdische Rebellen als Freiheitskämpfer bezeichnete, rief er: "Ihr seid Agenten des Iran und des Zionismus. Wir werden eure Köpfe zerquetschen." Der Prozess wurde nach der Anhörung von insgesamt vier Zeugen auf den 13. Sept. vertagt.
  • Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri el Maliki zugesichert, bei der Verbesserung der Sicherheitslage im Irak zu helfen. Der Iran werde sein Nachbarland dabei unterstützen, die Sicherheit "vollständig" wiederherzustellen, "denn die Sicherheit des Irak ist die Sicherheit des Iran", sagte Ahmadinedschad am 12. Sept. nach einem Teffen mit Maliki in Teheran. Der irakische Ministerpräsident betonte, es gebe keinerlei Hindernisse bei einer Kooperation zwischen beiden Ländern. Der Irak und der Iran hatten von 1980 bis 1988 Krieg gegeneinander geführt.
  • Mit Buhrufen und Protesten haben Gewerkschaftsmitglieder den von Rücktrittsforderungen bedrängten britischen Premierminister Tony Blair auf ihrer Jahrestagung empfangen. Blair, der angekündigt hat, sein Amt binnen Jahresfrist abzugeben, rief die Gewerkschafter am 12. Sept. zu einer starken und furchtlosen Antwort auf die gesellschaftlichen Herausforderungen auf. Offene Märkte und starke Wohlfahrtsysteme seien die richtige Antwort auf die wirtschaftliche Globalisierung. Mehr als ein Dutzend Delegierte des Trades Union Congress (TUC) in Brighton verließen während Blairs Rede aus Protest den Saal. Demonstranten hielten Plakate mit der Aufschrift "Geh jetzt!" in die Höhe. Einige der rund 1.000 Delegierten reagierten mit wütenden Zwischenrufen, als der Premierminister den Irak, Afghanistan und den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ansprach.
  • Ein wegen der Ermordung eines irakischen Zivilisten angeklagter US-Marineinfanterist muss nicht mit der Todesstrafe rechnen. In einer Anhörung vor dem Prozessauftakt auf dem kalifornischen Stützpunkt Camp Pendleton am 12. Sept. sagte der Ankläger, Oberstleutnant John Baker, er werde im Prozess nicht die Todesstrafe für den Gefreiten Jerry Shumate fordern.
  • Die ehemals verfeindeten Nachbarstaaten Iran und Irak haben eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbart. Beide Seiten schlossen ein Abkommen zur Entwicklung gemeinsamer Ölfelder entlang der Grenze, erklärte das iranische Ölministerium am 13. Sept. während eines Besuchs des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki in Teheran. Außerdem werde der Irak Rohöl zur Weiterverarbeitung an iranische Raffinerien liefern. Für eine Stabilisierung der Lage im Irak sei ein Rückzug der US-Truppen nötig, sagte das geistliche Oberhaupt des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, seinem Gast laut einem Bericht des staatlichen iranischen Fernsehens.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan 1m 13. Sept. in New York vor Journalisten, während seiner jüngsten Nahost-Reise hätten ihm die meisten seiner Gesprächspartner erklärt, sie betrachteten die Invasion im Irak und deren Folgen als echte Katastrophe. "Sie glauben, es hat die Region destabilisiert." "Die meisten meiner Gesprächsparter waren der Ansicht, dass die Invasion im Irak und die Folgen ein wirkliches Desaster waren." Zugleich herrsche in der Region die Meinung vor, dass die USA vor einem Abzug die Angelegenheit wieder in Ordnung bringen müssten. "Nachdem die USA das Problem geschaffen haben, können sie nun nicht einfach gehen", sagte Annan unter Verweis auf seine Gespräche mit arabischen Spitzenpolitikern. "Die USA sind derzeit in einer Position, in der sie nicht abziehen können, aber auch nicht mehr bleiben können", sagte er. Der Iran habe angeboten, einen Abzug der US-Truppen zu unterstützen. Nähere Einzelheiten nannte Annan nicht.
  • Todesschwadronen und Anschläge mit Autobomben zogen am 13. Sept. erneut eine breite Spur der Gewalt durch die irakische Hauptstadt Bagdad. Der anhaltende Aufstand gegen die Regierung und die amerikanische Militärpräsenz sowie Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten forderten erneut dutzende Todesopfer.
    Nach einer Aufstellung des irakischen Gesundheitsministeriums fanden im August Tag für Tag durchschnittlich 51 Bewohner von Bagdad einen gewaltsamen Tod.
    In der Nacht zum 13. Sept. bargen Polizisten 65 Leichen. Die Opfer wurden gefesselt, gefoltert und erschossen, wie Polizeioffizier Thayer Mahmud mitteilte. Die Toten wurden zumeist in sunnitischen Stadtteilen von Bagdad gefunden. Fünf Leichen trieben den Tigris hinab. Sowohl sunnitische als auch schiitische Extremisten unterhalten Todesschwadronen. Ihre Mitglieder entführen Angehörige der jeweils anderen Bevölkerungsgruppe, foltern sie und erschießen sie dann.
  • Bei der Explosion einer Autobombe im Osten der irakischen Hauptstadt Bagdad kamen am 13. Sept. mindestens 19 Menschen ums Leben, 62 wurden verletzt. Ort des Anschlags war nach Angaben der Polizei der Parkplatz der Verkehrspolizeizentrale.
    Bei einem zweiten Autobombenanschlag auf die Polizei in Bagdad wurden nach US-Angaben mindestens zwölf Menschen getötet und 34 verletzt. Außerdem wurden zwei Polizeiwachen mit Granaten angegriffen, dabei kamen drei Beamte ums Leben.
    Bei Angriffen von Aufständischen wurden nach Angaben der US-Streitkräfte auch zwei amerikanische Soldaten getötet.
  • Im irakischen Parlament brachten Anhänger des radikalen schiitischen Predigers Muktada al Sadr eine Entschließung ein, in der der Abzug der amerikanischen Truppen gefordert wird. Für den Antrag stimmten 104 der 275 Abgeordneten, danach wurde er zur näheren Prüfung an einen Ausschuss überwiesen. Der Vorsitzende des größten sunnitischen Blocks, Adnan al Dulaimi, rief die Regierung auf, die zugesagte Auflösung der Milizen umzusetzen.
  • US-Präsident George W. Bush hat dem polnischen Regierungschef Jaroslaw Kaczynski für das Engagement seines Landes im Irak gedankt. Bush ließ sich am 13. Sept. kurz bei einem Gespräch Kaczynskis mit Vizepräsident Dick Cheney im Weißen Haus blicken. Beide bekräftigten die Festigkeit der bilateralen Beziehungen, wie der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Frederick Jones, mitteilte. Der polnische Ministerpräsident war zuvor mit US-Außenministerin Condoleezza Rice zusammengetroffen. Rice würdigte bei einem Fototermin vor Beginn des Gesprächs Polen als "leidenschaftlichen Kämpfer bei der Verteidigung der Freiheit". Kaczynski sagte, die Ziele seines Landes und der USA ließen sich in einem Wort zusammenfassen: "Freiheit."
  • Bei Anschlägen und Attentaten in Bagdad und Bakuba sind am 14. Sept. mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. Vor dem Gebäude der Passbehörde in der Bagdader Innenstadt sprengte sich ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe in die Luft. Nach Augenzeugenberichten riss er mindestens zwölf Iraker mit in den Tod. In Bakuba erschossen Extremisten zwei Polizisten und acht Zivilisten, darunter eine Frau. Drei weitere Menschen wurden verletzt.
  • Ein Selbstmordattentäter hat im Irak zwei US- Soldaten mit in den Tod gerissen. Wie die US-Armee am 15. Sept. mitteilte, sprengte sich der Attentäter mit seinem Auto westlich von Bagdad inmitten einer Gruppe von Soldaten in die Luft. 25 GIs wurden verletzt.
  • Mit der Anlegung von Schutzgräben rund um Bagdad wollen die irakischen Behörden Attentäter von der Stadt fernhalten. Zugleich sollten dutzende Straßen in die Hauptstadt gesperrt werden, teilte ein Sprecher des Innenministeriums am 15. Sept. in Bagdad mit. Aus Sicherheitsgründen werde künftig der Zugang zur Hauptstadt nur noch über 28 Straßen möglich sein. Dort sollten neue Kontrollpunkte errichtet werden. "Auf diese Weise können wir vor allem die Bewegungen der Aufständischen besser kontrollieren", sagte der Sprecher.
  • In der irakischen Hauptstadt sind wieder die Leichen von 29 Menschen gefunden worden, wie die Polizei am 15. Sept. mitteilte. Viele der Opfer seien anscheinend gefoltert worden. Die Toten seien an verschiedenen Orten zwischen Donnerstagmittag und Freitagmorgen entdeckt worden, hieß es. Für die Gewalt im Irak, der in jüngster Zeit vor allem in Bagdad zahlreiche Menschen zum Opfer gefallen sind, werden die Milizen und Todesschwadrone extremistischer Gruppen verantwortlich gemacht.
  • Präsident George W. Bush hat am 15. Sept. seine Entscheidung verteidigt, die US-Truppen im Irak zu verstärken. Die Zahl der Soldaten werde von 135.000 auf ungefähr 147.000 Mann aufgestockt, weil der US-Kommandant der multinationalen Truppe im Irak, General George Casey, sie für nötig halte, um den Irakern bei der Erreichung ihrer Ziele zu helfen, sagte Bush auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. "Auf diese Art werde ich den Krieg weiterführen: indem ich auf die Generäle höre." Ihm sei bewusst, dass die Entsendung von mehr Soldaten kurz vor den Wahlen politisch wahrscheinlich keine kluge Entscheidung sei, sagte der US-Präsident. "Aber man kann sich bei Entscheidungen nicht von der Politik leiten lassen, wenn man einen Krieg gewinnen will."
  • Amerikanische und irakische Sicherheitskräfte haben nach eigenen Angaben ein ranghohes Mitglied der Terrorgruppe Al Kaida im Irak verhaftet. Der Verdächtige sei bereits am 13. Sept. in der nordirakischen Stadt Mossul festgenommen worden, hieß es in einer am 17. Sept. in Bagdad veröffentlichten Erklärung der US-geführten Koalitionsstreitkräfte. Die Identität des Mannes wurde nicht veröffentlicht; er wurde als "extrem aktiver Waffenschmuggler" bezeichnet, der in Autobombenanschläge auf die irakische Polizei verwickelt sei. Bei weiteren Razzien seien 70 verdächtige verhaftet worden, hieß es weiter.
  • Nach den umstrittenen Islam-Äußerungen von Papst Benedikt XVI. hat eine bewaffnete irakische Gruppe mit Anschlägen in Rom und gegen den Vatikan gedroht. In einer am 16. Sept. im Internet veröffentlichten Erklärung drohte die Gruppe mit Namen Dschaisch el Mudschahedin den "widerlichen Kreuzrittern" damit, "nicht eher zu ruhen, bis eure Throne und eure Kreuze auf eurem eigenen Territorium zerstört sein werden".
    Benedikt XVI. hatte bei seinem Deutschland-Besuch in Regensburg am 12. Sept. Aussagen des byzantinischen Kaisers Manuel II. Paläologos zitiert, wonach der Prophet Mohammed "nur Schlechtes und Inhumanes" in die Welt gebracht habe. Dies löste in der moslemischen Welt eine Welle der Empörung aus.
Montag, 18. September, bis Sonntag, 24. September
  • Nach viertägiger Pause ist am 18. Sept. der Prozess gegen den irakischen Exdiktator Saddam Hussein mit der Vernehmung eines früheren Guerilla-Kämpfers fortgesetzt worden. Der heute in den Niederlanden lebende Karawan Abdellah sagte aus, er sei nach einem Angriff der irakischen Truppen auf sein Dorf für sechs Monate erblindet. Er spüre noch heute die Auswirkungen des Giftgases und habe immer wieder starke Schmerzen. Drei Freunde hätten den Angriff nicht überlebt. Abdellah sagte, er habe seine Augenverletzungen im März 1988 erlitten, als irakische Kampfflugzeuge die Stellungen der kurdischen Peschmerga-Kämpfer im Norden des Landes bombardierten. Nach dem ersten Angriff hätten die irakischen Truppen Giftgas eingesetzt. Er habe viele tote Frauen, Kinder und Alte gesehen. Abdellah wurde nach eigenen Angaben in den Niederlanden behandelt, wo er Asyl beantragte und 1994 einen niederländischen Pass erhielt. Tests in den Niederlanden hätten gezeigt, dass er Opfer eines Giftgasangriffs sei, erklärte er und legte dem Gericht die Behandlungsdokumente vor. Saddam Hussein und sechs seiner früheren Mitarbeiter stehen wegen der "Operation Anfal" vor Gericht, die rund 180.000 Menschen das Leben kostete.
  • Ein ganz normaler Montag
    Bei Anschlägen im ganzen Land sind am 18. Sept. mindestens 62 Menschen getötet worden. Der schwerste Anschlag ereignete sich in der Stadt Tall Afar im Nordwesten, wo ein Selbstmordattentäter 21 Menschen mit in den Tod riss und 17 weitere verletzte. In Ramadi sprengte sich ein Attentäter neben einer Warteschlange vor einem Büro zur Anwerbung von Rekruten in die Luft und tötete 13 Anwärter. Bei weiteren Attentaten und Überfällen kamen landesweit 28 Menschen ums Leben. Der Attentäter in Tall Afar zündete seinen Sprengstoffgürtel nach Polizeiangaben inmitten einer Menge, die um Berechtigungskarten zur Ausgabe von Gasflaschen anstand. Unter den Toten waren demnach auch zwei Polizisten. Der Anschlag ereignete sich im Zentrum der nahe der syrischen Grenze gelegenen Stadt, in der sowohl Schiiten als auch Sunniten einträchtig nebeneinander leben.
    Bei dem Selbstmordanschlag in Ramadi wurden zehn weitere Menschen verletzt, als der Attentäter sich inmitten der Rekruten in die Luft sprengte. Ramadi, die Hauptstadt der Provinz El Anbar, liegt rund 110 Kilometer westlich von Bagdad. Bei einem ähnlichen Anschlag vor einem Rekrutierungszentrum der Stadt waren Anfang Januar 67 Freiwillige und zwei US-Soldaten getötet worden.
    Weitere 28 Menschen starben bei Anschlägen und Überfällen im ganzen Land, allein 14 Menschen in der Provinz Dijala, wie Sicherheitskräfte mitteilten. In der Stadt Hebheb bei Baakuba wurden zwei Schiiten ermordet. Acht weitere Menschen wurden in verschiedenen Orten der Provinz bei gewaltätigen Auseinandersetzungen und Explosionen getötet, unter ihnen drei Soldaten.
    In der Region um Mossul wurden vier Polizisten und vier Frauen von bewaffneten Männern niedergeschossen. In der Ortschaft Chasardscha, rund 50 Kilometer südlich von Bagdad, wurden drei Menschen erschossen, drei weitere wurden verletzt. Die Bewohner waren zuvor aufgefordert worden, den Ort zu verlassen. In Basra wurde ein Offizier einer Anti-Terror-Einheit der irakischen Polizei tot aufgefunden. Darüber hinaus wurden nach Angaben von Sicherheitskräfte im ganzen Land 24 Leichen gefunden, allein 14 in Bagdad.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat vor einem drohenden Bürgerkrieg und dem Zerfall der staatlichen Ordnung im Irak gewarnt. Wenn die gegenwärtige Gewalt und Entfremdung anhalte, dann sei die Gefahr groß, dass der Irak inmitten eines Bürgerkrieges auseinanderbreche, sagte Annan am 18. Sept. bei einem Treffen mit dem irakischen Präsidenten Dschalal Talabani und US-Außenministerin Condoleezza Rice in New York. Er empfinde es als "herzzerreißend", dass das "alltägliche Leben der Iraker von der ständigen Bedrohung durch sektiererische Gewalt bedroht ist", sagte Annan.
  • In Bagdad sind erneut zwei US-Soldaten getötet worden, wie die amerikanischen Streitkräfte am 19. Sept. mitteilten. Einer von ihnen kam ums Leben, als sein Fahrzeug Ziel einer am Straßenrand versteckten Bombe wurde. Der zweite wurde im Norden der irakischen Hauptstadt erschossen. Beide Anschläge ereigneten sich bereits am Sonntagnachmittag (17. Sept.). Später war von vier getöteten US-Soldaten die Rede.
  • Polen hat mit dem Irak einen Rüstungsvertrag im Wert von umgerechnet knapp 280 Millionen Euro abgeschlossen. Der Rüstungskonzern Bumar wurde nach Angaben einer Sprecherin damit beauftragt, tausend Panzerfahrzeuge vom Typ Dzik zu liefern sowie im Irak eine Anlage zur Modernisierung von Panzern aufzubauen. "Es handelt sich um neue Aufträge, die kürzlich abgeschlossen wurden", sagte die Sprecherin am 19. Sept. Bumar hat bereits Verträge zur Lieferung von Waffen in den Irak im Wert von mehr als 320 Millionen Euro abgeschlossen. Polnische Militärs kommandieren im Irak ein multinationales Kontingent, dem auch 880 Soldaten aus Polen angehören.
  • Vor einem britischen Militärgericht hat am 19. Sept. die Verhandlung gegen sieben Soldaten wegen Misshandlung von Gefangenen im Irak begonnen. Einem Soldaten wird Totschlag vorgeworfen, nachdem ein 26-jähriger irakischer Hotelmitarbeiter im September 2003 auf dem britischen Stützpunkt in Basra starb. Der Soldat bekannte sich zum Auftakt des Prozesses der Misshandlung irakischer Zivilpersonen schuldig, die anderen Anklagepunkte wies er ebenso wie seine Mitangeklagten zurück. Das Opfer und mehrere andere Männer waren zwischen dem 13. und 15. September 2003 festgenommen worden, wie das britische Verteidigungsministerium erklärte. Vier der Angeklagten werden beschuldigt, die Häftlinge unmenschlich behandelt und verletzt zu haben. Drei Soldaten müssen sich wegen Fahrlässigkeit im Dienst verantworten. Die Regierung zahlte der Familie des getöteten Irakers im Mai 2004 eine Entschädigung von 1.600 Pfund (2.300 Euro).
  • Die Zahl der US-Soldaten im Irak soll im kommenden halben Jahr nicht verringert werden. Bis zum Frühjahr sollten dort 140.000 Soldaten stationiert bleiben, erklärte General John Abizaid, Chef des für die Einsätze im Irak und Afghanistan verantwortlichen US-Zentralkommandos am 19. Sept. Damit soll die Zahl der US-Soldaten auch bis zu den Teilwahlen zum US-Kongress im November und darüber hinaus stabil bleiben. Der Irak-Einsatz und ein möglicher Abzug der Soldaten spielt eine zentrale Rolle im US-Wahlkampf.
  • Ein Raketenangriff im Süden Bagdads hat am 19. Sept. mindestens zehn Menschen das Leben gekostet. 19 weitere wurden nach Angaben der Polizei verletzt. Insgesamt fünf Raketen schlugen in Wohnhäuser in dem schiitischen Viertel Abu Tescher ein. Bei einer Serie von Angriffen mit Mörsergeschossen wurden im Zentrum und Süden der irakischen Hauptstadt zwei Personen getötet, wie die Sicherheitskräfte berichteten. Mindestens zehn Menschen erlitten Verletzungen, darunter auch drei Jungen.
    Im Westen Bagdads detonierte eine Autobombe in der Nähe einer Tankstelle und tötete zwei Zivilpersonen. 25 weitere Menschen wurden verletzt, wie die Polizei erklärte.
    In Bakuba schossen Aufständische aus einem Auto heraus auf eine Polizeipatrouille. Ein Beamter kam ums Leben.
    In Udhajm in der Provinz Dijala wurde der Bürgermeister von Bewaffneten auf dem Weg zur Arbeit getötet, wie die Polizei mitteilte.
    In Ramadi fiel ein einheimischer Journalist der Gewalt zum Opfer. Ahmed Rijad al Karbuli arbeitete für den Fernsehsender Bagdad TV. Er wurde am Samstag getötet, wie der Sender am Dienstag mitteilte. Das New Yorker Komitee zum Schutz von Journalisten verurteilte die Tat und erklärte, der 25-Jährige habe in den vergangenen vier Monaten wiederholt Todesdrohungen erhalten. Die Aufständischen hätten von ihm verlangt, den Sender zu verlassen.
  • Israelische Ausbilder haben einem Bericht des britischen Rundfunksenders BBC zufolge kurdische Soldaten im Irak unterrichtet. Die BBC strahlte am 19. Sept. Bilder von mutmaßlichen Trainingslagern im Nordirak aus, in denen Israelis in den Jahren 2004 und 2005 als Ausbilder tätig gewesen sein sollen. Dann wurden die Ausbilder abgezogen, da der Einsatz dem Bericht zufolge zu gefährlich wurde. Israel soll das Training unterstützt und auch Kommunikationstechnik, Allradfahrzeuge und Sicherheitszäune über Sicherheitsfirmen geliefert haben.
  • Ein Selbstmordattentäter hat am 20. Sept. auf einem Markt im Nordirak mindestens 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Nach Angaben der Polizei sprengte er sich in der 420 Kilometer nordwestlich von Bagdad gelegenen Stadt Tel Afar mit einem Sprengstoffgürtel zwischen den Verkaufsständen in die Luft. 24 weitere Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.
  • Der Irak-Krieg hat nach Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste die Bedrohung durch den Terrorismus nicht verringert, sondern im Gegenteil vergrößert. Das berichtet die "New York Times" am 20. Sept. Die US-Invasion habe zum Entstehen einer neuen Generation islamischer Fundamentalisten beigetragen, heißt es in der "nationalen geheimdienstlichen Einschätzung". Danach hat sich die radikale islamische Bewegung weiter rund um die Erde ausgebreitet, über den harten Kern der Terrororganisation El-Kaida hinaus.
  • Unter Vorsitz eines neuen Richters ist es im Völkermord-Prozess gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein zu einem Eklat gekommen. Der neue Richter Mohammed el Oreibi el Chalifah verwies am 20. Sept. Saddam Hussein des Saales, weil dieser sich entgegen den Anordnungen nicht setzen wollte. Offenbar um Chalifahs Familie zu diskreditieren, rief Saddam Hussein dem Richter beim Hinausgehen zu, dass dessen Vater bis zum Irak-Krieg 2003 beim Sicherheitsdienst gearbeitet habe. Saddam Husseins Verteidiger lehnten es ab, den Richter anzuerkennen.
  • Zahlen
    Die Zahl der zivilen Todesopfer im Irak hat im Sommer einen neuen Höchststand erreicht. Im Juli und August wurden 6.599 Menschen getötet, wie die UN-Mission für den Irak am 20. Sept. in New York mitteilte. Mehr als drei Viertel der Gewaltakte wurden in der Hauptstadt Bagdad registriert. Die irakische Regierung sehe sich zurzeit mit einem allgemeinem Zusammenbruch von Recht und Ordnung konfrontiert, heißt es in dem UN-Bericht. Allein im Juli fanden 3.590 Menschen einen gewaltsamen Tod, durchschnittlich mehr als 100 an einem Tag. Im August kamen 3.009 Menschen bei Anschlägen ums Leben.
  • Die US-Truppen im Irak haben nach irakischen Angaben zwei hohe Gefolgsleute des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr in der heiligen Stadt Nadschaf festgenommen. Salah el Obeidi sei in der Nacht zum 21. Sept. in seinem Anwesen ergriffen worden, teilte ein Sprecher der Gruppe mit. Der Imam der Moschee El Hurijah in Bagdad, Scheich Bassem el Ghoreifi, wurde demnach ebenfalls festgenommen. Weitere Festnahmen habe es in Basra im Süden des Landes und in Diwanijah 180 Kilometer südlich von Bagdad gegeben. Das Büro Sadrs in Nadschaf warf der US-Armee vor, die vergleichweise ruhige Stadt destabilisieren zu wollen. Die Parlamentsfraktion der Partei Sadrs werde die Freilassung seiner religiösen Führer verlangen.
  • Im Irak sind am 21. Sept. zehn wegen Terrorismus Verurteilte hingerichtet worden. Nach Angaben aus kurdischen Sicherheitskreisen gehörten sie einem Terrornetzwerk an, das zwischen 2003 und 2004 Anschläge und Morde im Norden des Landes verübt habe. Sie hätten die Zugehörigkeit zur Organisation Ansar el Islam gestanden. Ansar el Islam steht dem El-Kaida-Netzwerk nahe. Neben den zehn Todesurteilen hatte ein Gericht gegen ein weiteres Mitglied der Gruppe lebenslange Haft verhängt. Die Hinrichtung fand in Erbil in der autonomen Region Kurdistan statt. Unter den Hingerichteten war demnach auch der Chef des Terrornetzwerks.
  • Die irakischen Sicherheitskräfte haben die Kontrolle über eine zweite Provinz ihres Landes erhalten. Ministerpräsident Nuri el Maliki übertrug am 21. Sept. bei einer Zeremonie in der Provinzhauptstadt Nassirijah der Polizei die Verantwortung für die Sicherheit in der südirakischen Provinz Dhi Kar. Nach dem Einmarsch der US-geführten Truppen im Irak im März 2003 hatten 1.860 italienische und 430 rumänische Soldaten der US-geführten multinationalen Truppe für Sicherheit in Dhi Kar gesorgt. Sie sollen nach dem Willen ihrer Regierungen schrittweise abgezogen werden. Dhi Kar mit seinen 1,5 Millionen überwiegend schiitischen Einwohnern gilt als relativ sicher. Der Provinzgouverneur kann irakische Soldaten anfordern, wenn die lokalen Kräfte die Lage nicht in den Griff bekommen.
  • Bei Anschlägen von Extremisten sind am 21. Sept. im Irak mindestens 20 Menschen getötet worden, darunter auch zwei Leibwächter des Gouverneurs der Provinz Dijala, Raed Raschid. Der Politiker überlebte den Sprengstoffanschlag auf seinen Konvoi in der Nähe der Provinzhauptstadt Bakuba.
  • Die italienischen Truppen im Irak übergaben am 21. Sept., die Kontrolle über die südirakische Stadt Nasirija an die irakische Armee. Die US-Streitkräfte wollen indes spätestens bis Jahresende die Ausbildung und Bewaffnung der irakischen Polizeikräfte abschließen.
  • Die Sicherheitskräfte im Irak haben einen mutmaßlichen Terrorführer festgenommen. Wie die Regierung in Bagdad am 23. Sept. bekannt gab, wurde ein Führungsmitglied der Gruppe Ansar al Sunna gefasst, die sich zu zahlreichen Selbstmordanschlägen bekannt hat. Bei dem Einsatz irakischer und amerikanischer Truppen in Mukdadija, nordöstlich von Bagdad, seien am Freitagabend neben Muntasir Hamud Ileiwi al Dschuburi auch zwei seiner Helfer festgenommen worden. Die sunnitische Gruppe Ansar al Sunna soll in Kontakt zur Al Kaida im Irak stehen.
  • Bei einem Bombenanschlag unmittelbar vor Beginn des Fastenmonats Ramadan sind am 23. Sept. in Bagdad mindestens 37 Menschen getötet worden. 40 weitere wurden nach Angaben der Polizei verletzt. Die in einer Tonne versteckte Bombe detonierte nahe einem Treibstofflaster im schiitischen Armenviertel Sadr City, wo wegen des Ramadan-Beginns mehr Menschen als sonst anstanden, um Kerosin zu kaufen. Auch der Lastwagen explodierte. Unter den Toten waren 17 Frauen.
  • Die Sicherheitskräfte im Irak nahmen einen mutmaßlichen Terrorführer fest. Wie die Regierung in Bagdad am 23. Sept. bekannt gab, wurde ein Führungsmitglied der Gruppe Ansar al Sunna gefasst, die sich zu zahlreichen Selbstmordanschlägen und Geiseltötungen bekannt hat. Bei dem Einsatz irakischer und amerikanischer Truppen bei Mukdadija, nordöstlich von Bagdad, seien am Abend des 22. Sept. neben Muntassir Hamud Ileiwi al Dschuburi auch zwei seiner Helfer festgenommen worden. Bei den drei Männern seien Unterlagen und Sturmgewehre sichergestellt worden. Die sunnitische Gruppe Ansar al Sunna soll in Kontakt zur Al Kaida im Irak stehen.
    Die bewaffnete irakische Gruppe Ansar el Sunna hat bestritten, dass ihr Chef Muntasser Hammud el Dschuburi zusammen mit zwei Gehilfen gefasst worden sei. In einer Erklärung vom 24. Sept., deren Echtheit zunächst nicht bestätigt werden konnte, kündigte die Gruppe zugleich ihre Entschlossenheit zur Fortsetzung des "Heiligen Krieges" (Dschihads) an. Die Mitteilung der Armee vom 23. Sept., wonach der Chef der Gruppe in Mokdadija nördlich von Bagdad festgenommen worden sei, zeige "die Schwäche und den Bankrott" der irakischen Regierung.
  • Bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe wurde am 23. Sept. in Bagdad ein US-Soldat getötet, wie die Streitkräfte mitteilten. Im Südirak kam bei einem ebensolchen Anschlag ein dänischer Soldat ums Leben, ein weiterer erlitt nach Militärangaben Verletzungen.
    In Basra starb bei einem Raketenangriff am 22. Sept. ein US-Bürger, der für das amerikanische Außenministerium arbeitete, wie die US-Botschaft mitteilte.
  • In der Stadt Kut wurden am 23. Sept. fünf Tote in ein Leichenschauhaus eingeliefert, die offenbar Opfer einer Todesschwadron geworden waren. Sie wurden in der Nähe von Suwajra im Tigris entdeckt. Die Leichen wiesen Folterspuren auf, wie ein Mitarbeiter des Leichenschauhauses sagte.
  • Einen Tag vor Beginn des Labour-Parteitags haben in Großbritannien mindestens 10.000 Menschen gegen die Politik ihrer Regierung in Irak, Afghanistan und Nahost protestiert. Die Demonstranten forderten am 23. Sept. in Manchester (MNCS.OB - Nachrichten) einen sofortigen Abzug der britischen Truppen aus Afghanistan und dem Irak sowie mehr Unterstützung für die palästinensischen Positionen in Nahost. Unter den Demonstranten befanden sich auch Lauren Booth, die Schwägerin von Premierminster Tony Blair, und das ehemalige Labour-Parteimitglied George Galloway. Viele Demonstranten schwenkten Plakate mit der Aufschrift "Time to go" (Es ist Zeit zu gehen). Andere forderten unter Trommelschlägen und Pfeifen den sofortigen Rücktritt von Premierminister Blair und eine Untersuchung seiner Rolle bei der Rechtfertigung des Irakkrieges. Booth sagte zur Begründung ihrer Teilnahme an der Demonstration, sie halte die Außenpolitik ihres Schwagers für "verhängnisvoll".
  • Der Irakkrieg hat nach Auffassung der US-Geheimdienste eine neue Generation extremistischer Muslime heranwachsen lassen. Die 16 US-Geheimdienste seien bei einer gemeinsamen Analyse zu dem Schluss gekommen, dass seit dem 11. September 2001 weltweit die Terrorgefahr zugenommen habe, berichtete laut AFP vom 24. Sept. die "New York Times" unter Berufung auf den vertraulichen Bericht der Geheimdienste (National Intelligence Estimate). Der Bericht "Trends im weltweiten Terrorismus: Auswirkungen für die USA" gibt erstmals seit dem Einmarsch der US-geführten Streitkräfte im März 2003 in den Irak eine umfassende Einschätzung der Geheimdienste zur weltweiten Terrorentwicklung ab. Nach Informationen der "New York Times" begann die Arbeit an der Analyse bereits vor zwei Jahren. Doch wurden die Entwürfe immer wieder geändert - unter anderem, weil einige Regierungsvertreter mit der Ausrichtung unzufrieden gewesen seien. Unter anderem seien in den ersten Entwürfen konkrete Aktionen aufgelistet worden, die der extremistischen Bewegung Auftrieb gegeben hätten: Darunter die Folterungen im Gefängnis von Abu Ghraib bei Bagdad oder das US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba.
  • Am 24. Sept. wurde bei einem neuerlichen Anschlag in Bagdad ein Mensch getötet. Der Anschlag in Bagdad wurde auf eine Polizeipatrouille im Zentrum der irakischen Hauptstadt verübt; bei dem Toten handelte es sich um einen Passanten. Drei Polizisten wurden verletzt, wie Sicherheitskräfte weiter mitteilten.
Montag, 25. September, bis Samstag, 30. September
  • Der irakische Präsident Dschalal Talabani hat sich für die langfristige Stationierung von US-Truppen im Irak ausgesprochen. In einem am 25. Sept. veröffentlichten Interview mit der US-Tageszeitung "Washington Post (NYSE: WPO - Nachrichten) " sagte Talabani, US-Truppen müssten zumindest in "symbolischer" Größe im Land bleiben, um jene Länder "abzuschrecken, die sich in unsere Dinge einmischen wollen". Der kurdischstämmige Staatschef schlug die Präsenz von 10.000 US-Soldaten vor. Die USA sollten zudem zwei Luftwaffenstützpunkte behalten.
  • Britische Soldaten haben im Irak einen ranghohen El-Kaida-Anführer getötet. Omar el Faruk sei in der südirakischen Stadt Basra aufgespürt und am Morgen des 25. Sept. erschossen worden, sagte ein Militärsprecher der Nachrichtenagentur AFP. Der Gesuchte habe aus seinem Versteck in einem Haus in Basra auf die Soldaten gefeuert, die ihn festnehmen sollten. Dass Faruk getötet worden sei, sei "bedauerlich", sagte der Sprecher.
  • Das Pentagon hat den Irak-Einsatz von 4000 Soldaten um etwa 46 Tage verlängert. Statt, wie ursprünglich geplant, Mitte Januar kehren sie nun Ende Februar auf ihren Stützpunkt im deutschen Friedberg zurück, wie das Pentagon am 25. Sept. mitteilte. Es handelt sich um die 1. Brigade der 1. Panzerdivision, die durch die 1. Brigade der 3. Infanteriedivision ersetzt werden soll. Letztere sei bereits zweimal im Irak eingesetzt worden und benötige mehr Zeit zum Ausruhen, hieß es in der Erklärung des Pentagon.
  • Die Regierung des Irak gab am 26. Sept. bekannt, dass sie eine bilaterale Vereinbarung mit der Republik Zypern über die Erlassung von 100% ihrer Schulden gegenüber Zypern erreicht hat. Zypern ist der vierte von Iraks bilateralen Kreditoren, der sich bereit erklärt hat, seine Forderungen vollständig zu stornieren und damit über die 80%-Gnadengrenze hinauszugehen, die mit dem Paris Club im November 2004 vereinbart worden war. Vorher hatten sich schon die Vereinigten Staaten, Malta und die Slowakei zu einer 100%-Löschung ihrer Forderungen gegen den Irak bereit erklärt. "Die heutige Vereinbarung mit Zypern reflektiert die weitreichende Unterstützung, die Irak von der internationalen Gemeinschaft bei seinen Bemühungen um die Neustrukturierung seiner Schulden-Konsolidierung erfährt. Irak ist dankbar für Zyperns Grosszügigkeit und Hilfe bei dem Prozess, Iraqs Ökonomie wieder auf Stabilitäts- und Wachstumskurs zu bringen," sagte Iraks Finanz-Minister Baker Jabr Al-Zubaidy.
  • US-Präsident George W. Bush hat sich gegen den Vorwurf verwahrt, der Krieg im Irak habe die weltweite Terrorgefahr verschärft. Zugleich kündigte er am 26. Sept. die Veröffentlichung von Teilen eines Geheimdienstberichts an, aus dem am Wochenende bereits einige Zeitungen zitierten. Demnach sollen die US-Geheimdienste zu der Einschätzung gelangt sein, der Irak-Krieg habe zu einer Verschärfung der Terrorgefahr in der Welt beigetragen. "Einige haben gemutmaßt, was in dem Bericht steht, und daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass der Irak-Krieg ein Fehler war. Dem widerspreche ich entschieden", sagte Bush während einer Pressekonferenz mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai im Weißen Haus.
  • Das US-Repräsentantenhaus hat mit großer Mehrheit die Mittel für die Militäroperationen im Irak und in Afghanistan um weitere 70 Milliarden Dollar (55 Milliarden Euro) aufgestockt. Außerdem stimmten die Abgeordneten einem um fünf Prozent auf 448 Milliarden Dollar (353 Milliarden Euro) aufgeblähten Verteidigungshaushalt zu. 394 Abgeordnete votierten am Abend des 26. Sept. für den Haushalt, 22 dagegen. Mit einer Zustimmung des Senats wird in den nächsten Tagen gerechnet.
    Die Kosten für den Irakkrieg belaufen sich derzeit auf rund acht Milliarden Dollar pro Monat, im Frühjahr sollen die Ausgaben erhöht werden. Wenn der Haushalt verabschiedet wird, hat der US-Kongress seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 insgesamt 507 Milliarden Dollar (399 Milliarden Euro) für die Militäroperationen im Irak, in Afghanistan und für erhöhte Sicherheitsvorkehrungen in amerikanischen Militäreinrichtungen im Ausland bewilligt.
  • Der australische Ministerpräsident John Howard hat am 27. Sept. amerikanische Geheimdienstberichte zurückgewiesen, wonach der Irakkrieg die Gefahr von Terroranschlägen erhöht habe. Die gleichen Geheimdienste hätten vor ein paar Jahren auch berichtet, dass der damalige irakische Staatschef Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge, sagte er. Er räumt in einem Rundfunkinterview aber ein, den Bericht noch nicht gelesen zu haben. Australien hat rund 1.300 Soldaten im Irak und benachbarten Regionen. Howard gilt als einer der engsten Verbündeten von US-Präsident George W. Bush.
  • Bei einer Razzia gegen Terroristen haben US-Soldaten am 27. Sept. im irakischen Bakuba acht Menschen getötet. Unter den Opfern seien vier Terrorverdächtige und vier Zivilpersonen, teilten die Streitkräfte mit. Zwei weitere Verdächtige seien verwundet festgenommen worden, eine Frau erlitt ebenfalls Verletzungen.
  • Bei Anschlägen und Angriffen in Bagdad wurden am 27. Sept. insgesamt fünf Menschen getötet, darunter ein Polizist. In Karma westlich der Hauptstadt wurde ein Polizist von einem Heckenschützen erschossen. Bei einem Feuergefecht in der nordirakischen Stadt Mossul kam ein Aufständischer ums Leben, drei weitere wurden festgenommen. Aus dem Tigris wurden abermals die gefesselten Leichen von neun Menschen gefischt, die vor ihrem Tod offenbar gefoltert wurden. Ein US-Militärsprecher erklärte, zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan sei die Zahl der Gewalttaten deutlich gestiegen.
  • In Basra begannen am 27. Sept. mehrere tausend britische und irakische Soldaten eine Sicherheitsoffensive. Ziel der "Operation Sindbad" sei die Befriedung der südirakischen Stadt und die Bekämpfung der Korruption bei der Polizei, hieß es. In Basra waren 2.300 irakische und 1.000 britische Soldaten im Einsatz, weitere 2.000 Briten waren in der Umgebung der zweitgrößten irakischen Stadt mobilisiert, wie ein Sprecher der britischen Streitkräfte mitteilte. Die Aktion könne mehrere Monate dauern. Ministerpräsident Nuri Al-Maliki hatte im Juni den Ausnahmezustand über Basra verhängt, in der schiitische Gruppen um die Macht kämpfen. Die Milizen haben die Polizei und örtliche Regierungsbehörden unterwandert.
  • Saudi-Arabien kündigte an, seine 900 Kilometer lange Grenze zum Irak mit einem schwer gesicherten Zaun zu schützen. Ein Sicherheitsberater der saudi-arabischen Regierung erklärte am 27. Sept., der Zaun entlang der Grenze solle das Einsickern von Terroristen aus dem Irak verhindern. Der Bau des umfassend gesicherten Walls werde vermutlich fünf bis sechs Jahre dauern und rund 500 Millionen US-Dollar (391 Millionen Euro) kosten, sagte Nauaf Obaid. Insgesamt will das Königreich zwölf Milliarden Dollar in Sicherheitsmaßnahmen entlang der Grenze stecken. Saudi-Arabien hat seit 2004 bereits rund 1,8 Milliarden US-Dollar in die Aufstockung seiner Verteidigungsmaßnahmen entlang der irakischen Grenze investiert. Die Arbeiten an dem geplanten Grenzzaun sind laut Obaid noch nicht ausgeschrieben und werden nicht vor kommendem Jahr beginnen.
  • Eine Mehrheit Iraker hat sich in einer Umfrage für einen raschen Abzug der US-Truppen aus ihrem Land ausgesprochen. 71 Prozent der Befragten sind dafür, dass die US-Truppen binnen eines Jahres den Irak verlassen, hieß es in einer am 27. Sept. veröffentlichten Umfrage der Universität Maryland. 78 Prozent der Befragten sind demnach der Ansicht, dass die US-Truppenpräsenz mehr Konflikte schaffe als verhindere.
  • Der Chef des irakischen Ablegers der Terrororganisation El Kaida, Abu Hamsa el Muhadscher, wirbt um die Unterstützung sunnitischer Stammeschefs. In einem am 28. Sept. im Internet veröffentlichten Tonband bot Muhadscher denjenigen Sunnitenvertretern, die auf eine Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung verzichteten, "Straffreiheit" an. Das Amnestieangebot gelte für die Dauer des muslimischen Fastenmonats Ramadan, sagte der Nachfolger des im Juni getöteten Jordaniers Abu Mussab el Sarkawi. "In diesem heiligen Monat sage ich den Stammesscheichs, die sich auf die Seite der Verräter geschlagen und ihre Religion und ihre Ehre verkauft haben: wir schlagen Euch heute eine totale Amnestie vor."
  • Der frühere britische Außenminister Jack Straw hat die Lage im Irak als "schlimm" bezeichnet. Die US-Regierung habe nach dem Einmarsch in das Land im März 2003 "viele Fehler" gemacht, sagte Straw dem BBC-Fernsehen am 28. Sept. Das Versagen liege vor allem darin, dass die Regierung in Washington nicht ihrem ehemaligen Außenminister Colin Powell gefolgt sei. Das US-Außenamt habe damals große Anstrengungen unternommen, um eine funktionierende Zivilverwaltung im Irak aufzubauen.
  • Nach dem Repräsentantenhaus billigte auch der Senat am 29. Sept. die neue Haushaltsvorlage für das Pentagon. Darin sind Gesamtausgaben in Höhe von 448 Milliarden Dollar (353 Milliarden Euro) vorgesehen, was einem Zuwachs des Verteidigungsetats um fünf Prozent entspricht. Das Votum im Senat fiel einstimmig aus, alle 100 Senatoren sprachen sich für die Vorlage aus.
  • Ein Ende des Aufstands im Irak vor einem Abzug der USA ist nach Ansicht eines Kommandeurs eher unwahrscheinlich. Ein Aufstand sei etwas, was in einer vorgegebenen Zeit nur sehr schwer niederzuschlagen sei, erklärte Oberst Sean MacFarland am 29. Sept. in einer Videokonferenz mit Journalisten im Pentagon. Er befehligt die 1. Brigade der 1. Panzerdivision, die in der Provinz Anbar kämpft, einer Hochburg der Aufständischen. "Wer weiß, wie lange das noch geht? Aber, wenn es uns gelingt, die Gewalt bis zu einem Punkt herunterzubringen, an dem die irakischen Sicherheitskräfte mehr als in der Lage sind, um damit umzugehen, dann sind die Tage des Aufstands vermutlich gezählt", sagte MacFarland. Der Aufstand könne nur von den Irakern selbst beendet werden, fügte er hinzu, diese würden als legitimer angesehen als die amerikanischen Streitkräfte. MacFarland verwies darauf, dass die Zahl der Angriffe auf die US-amerikanischen und irakischen Streitkräfte von 20 am Tag auf 15 am Tag zurückgegangen sei.
  • Die US-Streitkräfte haben nach eigenen Angaben ein mutmaßliches Mitglied der Terrororganisation Al Kaida im Irak festgenommen. Der Mann habe laut AP als Wachmann im Haus eines führenden sunnitischen Scheichs gearbeitet (bei AFP handelt es sich um einen führenden sunnitischen "Geistlichen") und sei an der Planung eines größeren Selbstmordanschlags in der Grünen Zone in Bagdad beteiligt gewesen, hieß es am 30. Sept. unter Berufung auf Erkenntnisse der Geheimdienste. Der Verdächtige wurde am 29. Sept. im Haus von Scheich Adnan al Dulaimi festgenommen, dem Führer des größten sunnitischen Blocks im irakischen Parlament.
  • Das US-Militär im Irak hat einen geplanten schweren Anschlag auf das besonders gesicherte Regierungsviertel in Bagdad vereitelt. Im Anwesen des sunnitischen Spitzenpolitikers Adnan al-Dulaimi nahmen US-Soldaten einen der mutmaßlichen Attentäter, einen Leibwächter des Politikers, fest. Das teilte das US-Militärkommando

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