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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

August 2006

Dienstag, 1. August, bis Sonntag, 6. August
  • Bei einem Bombenanschlag im Irak sind am 1. Aug. mindestens 20 irakische Soldaten getötet und 13 weitere verletzt worden. Der Anschlag habe sich etwa 20 Kilometer nördlich der Stadt Tikrit ereignet, sagte ein ranghoher Offizier der irakischen Armee. Die Soldaten seien in einem Bus auf dem Weg von Bagdad nach Mossul gewesen, wo sie ihren Dienst antreten sollten. Alle Businsassen seien getötet oder verletzt worden.
  • Ebenfalls am 1. Aug. waren bei einem Anschlag im Zentrum von Bagdad mindestens 14 Menschen von einer Autobombe getötet worden, wie aus Krankenhaus- und Sicherheitskreisen verlautete. Ein Selbstmordattentäter hatte es demnach auf ein Fahrzeug mit Soldaten abgesehen, das vor einer Bank im schiitischen Karrada-Viertel wartete. Nach Angaben des Innenministeriums ließ der Attentäter die Bombe unweit der Ruschdie-Straße im Finanzdistrikt hochgehen, als eine Patrouille vorüberfuhr. Unter den 14 Toten waren zehn Soldaten, 25 weitere Menschen wurden verletzt. Die Zahl der Toten könnte noch steigen, weil mehrere Verletzte in Lebensgefahr schwebten.
  • In Mokdadijah, rund einhundert Kilometer nördlich der irakischen Hauptstadt, wurden am 1. Aug. laut Polizei sechs Zivilisten und ein Polizist von einer Autobombe getötet. Mehrere weitere Menschen seien verletzt worden. Der Sprengsatz ging demnach hoch, als eine Polizeipatrouille die Stelle passierte.
    In Kirkuk starben Ein schiitischer Stammesführer wurde am 1. Aug. von Bewaffneten niedergeschossen.
    Die Polizei fand am 1. Aug. in Bagdad zwei Leichen mit gefesselten Händen und verbundenen Augen.
  • Bei einem Mörserangriff in der südirakischen Stadt Basra ist am 1. Aug. ein britischer Soldat getötet worden. Der Mann sei den Verletzungen erlegen, die er bei der Explosion einer Mörsergranate auf einem Stützpunkt der multinationalen Truppen erlitten habe, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Seit der US-geführten Invasion im Irak im März 2003 wurden 115 britische Soldaten getötet. Im Süden des Landes sind rund 7.200 Briten stationiert.
  • Bei drei zeitgleichen Bombenanschlägen in Bagdad sind am 2. Aug. mindestens drei Menschen getötet und neun weitere verletzt worden. Die Sprengsätze seien am Morgen auf dem Tajaran-Platz im Stadtzentrum explodiert, verlautete aus Sicherheitskreisen. In der Nähe befinde sich eine Polizeiwache. Zum Zeitpunkt der Explosionen hätten sich zahlreiche Bauarbeiter auf dem Platz befunden.
  • Im Irak sollen einheimische Sicherheitskräfte laut Staatspräsident Dschalal Talabani bis Ende des Jahres die Sicherheit in allen Provinzen des Landes garantieren können. "So Gott will, werden wir den Terrorismus bis zum Ende des Jahres beendet haben", sagte Talabani am 2. Aug. bei einem Treffen mit den Vertretern der wichtigsten Sicherheitsbehörden in Bagdad. Die irakischen Einheiten würden Zug um Zug die Kontrolle in den einzelnen Provinzen von den internationalen Truppen übernehmen.
  • Bei einem Bombenanschlag in einem Park in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind zehn Menschen ums Leben gekommen. Weitere 15 Menschen erlitten Verletzungen, als im schiitischen Viertel Amil im Südwesten von Bagdad zwei Sprengsätze explodierten, wie es im Verteidigungsministerium hieß. Die Bomben seien in der Nähe einer Polizeiwache in die Luft gegangen, "in einem Park, in dem Kinder Fußball gespielt haben", hieß es im Innenministerium. Unter den Opfern seien mehrere Kinder. Insgesamt starben bei Anschlägen und Überfällen im Irak am 2. Aug. 19 Menschen, unter ihnen 16 Zivilisten.
  • Seit dem US-geführten Einmarsch in den Irak im März 2003 sind dort mindestens 100 Journalisten getötet worden. Am 1. Aug. sei die Leiche des irakischen Journalisten Adel Nadschi el Mansuri gefunden worden, teilte die in Frankreich ansässige Organisation Reporter ohne Grenzen am 2. Aug. mit. Der 20-Jährige hatte demnach für den iranischen Fernsehsender El Alam gearbeitet; er war am 30. Juli vor seinem Haus in Bagdad verschleppt worden. Reporter ohne Grenzen zeigte sich "schockiert". Die Bilanz von 100 getöteten Medienschaffenden in drei Jahren Konflikt sei fürchterlich. "Seit dem Zweiten Weltkrieg ist für die Presse kein Krieg so mörderisch gewesen."
  • Bei einem Anschlag auf einen Marktplatz in der Innenstadt von Bagdad sind am 3. Aug. mindestens zehn Menschen getötet worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden mindestens 20 weitere Menschen verletzt. Die Bombe in Bagdad explodierte auf dem Schordschah-Markt, auf dem vor allem mit Elektrogeräten gehandelt wird. Die Explosion war so heftig, dass sie eine Säule aus Rauch und Staub über der Stadt aufsteigen ließ. Erst am Vortag waren im Irak landesweit 44 Menschen bei Anschlägen getötet worden.
  • Bei einem nächtlichen Angriff auf einen Kontrollposten auf der Straße nach Kut starben acht Zivilisten und sechs Polizisten, wie es in Polizeikreisen in Kut hieß. Der Kontrollposten in El Wahda liegt rund dreißig Kilometer südlich von Bagdad. Nicht weit entfernt hatten die irakische Polizei und das Militär bei einem gemeinsamen Einsatz am Vorabend 15 Aufständische getötet, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Im Krankenhaus von Kut hieß es, dass die Leichen von 18 Menschen im Tigris gefunden worden seien; die Opfer seien gefoltert worden
  • Der scheidende britische Botschafter im Irak, William Patey, rechnet angesichts der anhaltenden Gewalt mit einer Teilung des Landes. "Die Aussicht auf einen Bürgerkrieg und eine faktische Teilung des Irak sind derzeit wahrscheinlicher als ein erfolgreicher Übergang zu einer stabilen Demokratie", schrieb Patey in seinem letzten Telegramm an die britische Regierung, bevor er den Irak verließ, wie die BBC am 3. Aug. berichtete. Selbst "die reduzierten Erwartungen" von US-Präsident George W. Bush - eine irakische Regierung, die sich selbst erhalten, selbst verteidigen und selbst regieren könne - seien "zweifelhaft", heißt es in dem Schreiben. Die Lage im Irak sei schwierig, aber "nicht hoffnungslos", schätzt der Diplomat. Sie werde auch in den kommenden fünf bis zehn Jahren "ungeordnet und schwierig" bleiben. Pateys Schreiben war an Premierminister Tony Blair, an das Außen- und Verteidigungsministerium sowie an weitere Minister und ranghohe Militärs gerichtet. Der Botschafter weicht damit von der offiziellen Haltung der Regierung ab, die sich bislang zuversichtlich gegeben hatte, was die Zukunft des Irak angeht.
  • Bei neuen Anschlägen im Irak sind am 4. Aug. mindestens 23 Menschen getötet worden. Ein Selbstmordattentäter riss in der nördlichen Stadt el Hadhar zehn Menschen mit in den Tod, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Der Mann habe sich in einem mit Sprengstoff präparierten Auto in der Nähe eines Polizeikontrollpostens in die Luft gesprengt. Dabei seien sieben Zivilisten und drei Polizisten getötet worden, zwölf weitere Menschen wurden verletzt.
    In Mossul wurden bei Kämpfen zwischen Polizei und mutmaßlichen El-Kaida-Aktivisten neun Sicherheitskräfte getötet. Die Angreifer in Mossul ließen nach Polizeiangaben drei Autobomben und drei Sprengsätze hochgehen. Die Anschläge hätten sich gezielt gegen die Polizei gerichtet, hieß es aus Polizeikreisen in der rund 370 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Hauptstadt der Provinz Ninive. Demnach wurde eine Polizeiwache von Granaten getroffen, die Aufständischen hätten das Feuer auf die Polizisten eröffnet. Der Polizeichef Wassik el Hamdani sagte, El-Kaida-Terroristen hätten den Angriff verübt. "Wir haben viele von ihnen getötet, und wir haben ihre Lastwagen und Fahrzeuge angezündet." Für Autofahrer wurde ein Fahrverbot bis zum Morgen des 5. Aug. verhängt.
    Bei Baakuba nördlich von Bagdad wurde ein Ehepaar durch eine Bombenexplosion getötet, das zur Entbindung der schwangeren Frau mit dem Taxi auf dem Weg ins Krankenhaus war. Zwei weitere Menschen wurden laut Polizei verletzt, als der Sprengstoff beim Vorbeifahren des Taxis in dem Ort Huweidar explodierte.
  • Auf der Heimfahrt von einer großen Demonstration für Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Bagdad sind am 4. Aug. mindestens drei Iraker getötet worden. Sechs weitere Schiiten seien verletzt worden, als Unbekannte im sunnitisch dominierten Bagdader Viertel Dura das Feuer auf deren Konvoi aus fünf Kleinbussen eröffneten, teilte das irakische Innenministerium am Freitag mit. Die Demonstranten waren auf dem Heimweg in die heilige Schiitenstadt Nadschaf. Zu der Kundgebung, an der mehrere hunderttausend Iraker teilgenommen hatten, hatte der irakische Schiitenführer Moktada Sadr aufgerufen.
  • Ermittlungen wegen der Ermordung eines Zivilisten im Irak haben zu neuen Vorwürfen gegen mehrere US-Soldaten geführt. Sechs Marineinfanteristen werden weitere brutale Übergriffe auf irakische Zivilisten zur Last gelegt, wie das US-Marine Corps am 4. Aug. mitteilte. Gegen drei der Angeklagten läuft bereits ein Verfahren wegen Mordes, Entführung und Verschwörung. Sie sollen am 26. April im Ort Hamandia westlich von Bagdad einen Iraker nachts aus seinem Haus verschleppt und niedergeschossen haben. Im Zuge der Untersuchung des Mordfalls stießen die Ermittler auf einen Vorfall etwa zwei Wochen zuvor, bei dem die drei des Mordes verdächtigen Marines und drei ihrer Kameraden weitere Brutalitäten begangen haben sollen. Den Verfahrensakten zufolge sollen die sechs Soldaten einen Iraker so heftig mit Faustschlägen und Tritten gegen Kopf, Brust und isn Gesicht traktiert haben, dass sie schwerste Verletzungen und den Tod des Opfers in Kauf genommen hätten.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan will den Einsatz der Vereinten Nationen im Irak verlängern lassen. Die Sicherheitslage im Irak habe im vergangenen Jahr Anlass zu "großer" Sorge gegeben, schrieb Annan am 4. Aug. in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat. "Aufständische, Freischärler und Terroristen haben ohne Unterlass Angriffe in etlichen Regionen des Irak verübt." Die Bevölkerung sei zunehmend in Gefahr durch religiös begründete Gewalt. Weil die Sicherheitslage immer noch so schwierig sei, habe für alle künftigen UN-Aktivitäten im Irak der Zusatz "sofern es die Umstände erlauben" zu gelten, betonte Annan. Er beantragte beim Sicherheitsrat, die Unterstützungsmission für den Irak (UNAMI) um ein weiteres Jahr zu verlängern. Das Mandat für den Einsatz läuft am 11. Aug. ab, wenn der Sicherheitsrat nichts dagegen unternimmt. An der UNAMI sind 396 UN-Mitarbeiter beteiligt, die größtenteils in der irakischen Hauptstadt Bagdad arbeiten, teils aber auch in Erbil im Norden des Landes und im südlichen Basra.
  • Familien von im Irak und in Afghanistan getöteten britischen Soldaten haben die Gründung eine Anti-Blair-Partei angekündigt. Die Partei Spectre will bei allen kommenden Wahlen Kandidaten gegen alle Mitglieder der Regierung von Premierminister Tony Blair aufstellen, die nach ihrer Ansicht Großbritannien an der Seite der USA im März 2003 in den Irak-Krieg geführt haben, wie Reg Keys, der Vater eines im Irak getöteten Soldaten, dem "Guardian" (Ausgabe vom 5. Aug.) sagte. Keys war bei den Parlamentswahlen in Blairs Wahlkreis als Gegenkandidat des Premiers angetreten und hatte zehn Prozent geholt.
  • Die irakischen Sicherheitskräfte sollen noch in diesem Monat die komplette Verantwortung über die bislang von Italien kontrollierte südliche Provinz Dhi Kar übernehmen. Die abziehende italienische Armee sei zu dem Schluss gekommen, dass die irakischen Streitkräfte die Sicherung der Lokalhauptstadt Nasarija und der restlichen Provinz in eigener Regie gewährleisten könnten, sagte Koalitionssprecher Charlie Burbridge am 6. Aug. Der irakische Armeesprecher Asis Kadhim Alwa kündigte an, dass die Iraker "in den kommenden Tagen" das Kommando in der Provinz übernehmen.
  • Die als "Peace Mom" bekannt gewordene Friedensaktivistin Cindy Sheehan hat ihre Proteste vor der Ranch von US-Präsident George W. Bush in Texas wieder aufgenommen. Wie schon vor einem Jahr marschierten Sheehan und mehr als 50 weitere Irak-Kriegsgegner am 7. Aug. etwa zwei Kilometer auf das Anwesen in Crawford zu, bis sie an einer Straßensperre zum Anhalten gezwungen wurden. Sheehan, deren Sohn im Irak getötet wurde, forderte erneut eine Unterredung mit Bush. Dies hat der Präsident bislang stets abgelehnt.
  • Bei einer Bombenexplosion in der Region von Bagdad sind drei US-Soldaten ums Leben gekommen. Wie die Armee mitteilte, explodierte der Sprengsatz am Abend des 6. Aug. im Südwesten der irakischen Hauptstadt.
Montag, 7. August, bis Sonntag, 13. August
  • Bei neuen Gewalttaten in Bagdad und an einem Kontrollposten nördlich der Stadt sind mehrere Menschen getötet worden. Im Schiitenviertel Sadr City in Bagdad wurden bei schweren Zusammenstößen zwischen Aufständischen und Einheiten der irakischen Armee sowie der US-Streitkräfte in der Nacht zum 7. Aug. mindestens zwei Milizionäre getötet, wie ein Sprecher des irakischen Verteidigungsministeriums sagte.
    Ziel des Einsatzes im Bagdader Stadtteil Sadr City sei die Festnahme eines Schiitenführers gewesen, sagte der Ministeriumssprecher in Bagdad weiter. Die US-Armee griff das Viertel auch aus der Luft an, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Ein Sprecher des radikalen Milizenchefs Moktada Sadr sagte, dabei seien mehrere Häuser zerstört worden. In Sadr City leben rund 2,5 Millionen Schiiten.
    Sechs irakische Soldaten und ein Aufständischer wurden bei einem Angriff auf eine Polizeiwache nördlich von Bagdad getötet, wie die Sicherheitskräfte mitteilten.
    Weitere 15 Menschen seien bei dem Überfall in Baladrus verletzt worden. Die Angreifer setzten Raketenwerfer, Granaten und Schusswaffen ein.
  • Ein Selbstmordattentäter hat am 7. Aug. nördlich von Bagdad mindestens neun Soldaten in den Tod gerissen. Zehn Zivilpersonen wurden verletzt, als der Täter mit einem Sprengstoff beladenen Lastwagen in ein Polizeigebäude in Samarra raste, wie die Polizei mitteilte. Das zweistöckige Gebäude wurde zerstört, und drei benachbarte Häuser wurden schwer beschädigt. Samarra liegt 95 Kilometer nördlich von Bagdad.
  • Im Fall der Vergewaltigung einer jungen Frau im Irak hat ein US-Soldat ein Geständnis abgelegt. Wie ein militärischer Ermittler in der irakischen Hauptstadt Bagdad am 7. Aug. mitteilte, gestand der 23-jährige James Barker bei einer Vorverhandlung seine Beteiligung an der Vergewaltigung sowie der anschließenden Tötung der 14-Jährigen und von drei Mitgliedern ihrer Familie. Die Tat hatte sich Mitte März nahe Mahmudijah rund 30 Kilometer südlich von Bagdad ereignet. Im Zusammenhang mit der Tat, die weltweit Empörung ausgelöst hatte, war Anfang Juli im Irak gegen vier US-Soldaten Anklage erhoben worden. Ein fünfter wird beschuldigt, von der Tat gewusst und geschwiegen zu haben. Zudem soll der inzwischen aus der Armee entlassene Soldat Steven Green in den USA vor ein Zivilgericht gestellt werden.
  • Überfälle und Bombenanschläge haben am 8. Aug. mehr als 30 Menschen das Leben gekostet. Am schwersten betroffen war erneut das Zentrum der irakischen Hauptstadt, wo sich die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten weiter verschärfen und möglicherweise auf einen Bürgerkrieg zutreiben.
    In der Nähe des irakischen Innenministeriums explodierten in kurzer Folge drei Bomben. Dabei wurden nach Polizeiangaben zehn Menschen getötet und acht verletzt. Außerdem wurden auf dem Schurja-Markt zwei Bomben gezündet, die am Straßenrand versteckt waren. Zehn Menschen kamen nach Polizeiangaben ums Leben, 50 wurden verletzt. Bei einem Banküberfall im Bezirk Asamijah wurden drei Menschen erschossen. Die Täter entkamen mit ihrer Beute in unbekannter Höhe. Im Südwesten der Stadt wurden zwei Sunniten in ihrer Autowerkstatt getötet.
    Eine Serie von Anschlägen in Bakuba und Mukdadija nordöstlich von Bagdad kostete vier Schiiten das Leben. In Tikrit nördlich der Hauptstadt wurde ein Polizist bei einem Bombenanschlag getötet. In Bagdad wurde ein weiterer Beamter in seinem Auto erschossen. Ein US-Soldat erlag seinen Verletzungen, die er bei einem Gefecht erlitten hatte, wie die Streitkräfte erklärten.
  • In Bagdad wurden nach Polizeiangaben vom 8. Aug. die Leichen von zwei irakischen Journalisten gefunden. Der 28-jährige Mohammed Abbas Hammad wurde erschossen, als er am Tag davor sein Haus im Westen der Hauptstadt verließ, wie ein Polizeisprecher erklärte. Er arbeitete für die schiitische Zeitung "Al Bajinnah Al Dschadida". Am Abend des 7. Aug. fand die Polizei die Leiche des vor zwei Wochen verschleppten Ismail Amin Ali. Der 30-Jährige arbeitete als freier Mitarbeiter für mehrere Zeitungen im Land. Er wurde nach Polizeiangaben vor seinem Tod gefoltert.
  • Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki kritisierte unterdessen einen Einsatz der US-Truppen im Bagdader Stadtteil Sadr City vom 7. Aug. Er sei sehr verärgert und betroffen über den Einsatz, der drei Menschen das Leben kostete. Solche Aktionen der amerikanischen Soldaten gefährdeten seine Bemühungen für eine nationale Versöhnung, erklärte Al-Maliki am 8. Aug. weiter. Er entschuldigte sich beim irakischen Volk für die Operation und versprach, so etwas werde nicht wieder passieren. Die Operation hatte sich gegen die Miliz des schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr gerichtet.
  • Der angesehene Demokrat und Irak-Befürworter Joe Lieberman hat bei der Vorwahl für die Kongresswahlen am 7. November in den USA eine Niederlage erlitten. Der Senator verlor am 8 Aug. in seinem Heimatbundesstaat Connecticut gegen den Geschäftsmann Ned Lamont, der 52 Prozent der parteinternen Stimmen bekam. Liebermann kündigte jedoch an, dass er bei der Wahl als unabhängiger Kandidat antreten werde. Er wolle fortfahren, sich für eine andere Zukunft einzusetzen und weiterhin für Connecticut zur Verfügung stehen, sagte er nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses.
  • Bei einem Granatenanschlag auf eine Moschee in der irakischen Stadt Baakuba sind am 9. Aug. mindestens vier Menschen getötet worden, darunter ein Mädchen und zwei Frauen. Etwa zwanzig weitere Menschen wurden laut Polizei verletzt. Der Angriff galt demnach einer schiitischen Moschee. Das Gotteshaus und umliegende Häuser seien durch die Detonation schwer beschädigt worden. Baakuba ist die Hauptstadt der Provinz Dijala, die etwa 60 Kilometer nördlich von Bagdad liegt. Die Unruheregion ist häufig Schauplatz blutiger Anschläge gegen Sicherheitskräfte und Zivilisten.
  • Beim Absturz eines US-Armeehubschraubers über dem Irak wurden vier Soldaten verletzt, zwei weitere werden vermisst. Der Helikopter vom Typ Blackhawk sei mit insgesamt sechs Soldaten der Koalitionstruppen besetzt gewesen, erklärte die US-Armee am 9. Aug. Er sei über der Unruheprovinz El Anbar während eines Aufklärungsflugs abgestürzt. Die Absturzursache ist noch unklar. Feindlicher Beschuss komme nach ersten Erkenntnissen nicht in Frage, hieß es. El Anbar liegt westlich von Bagdad und ist eine Hochburg sunnitischer Rebellen.
  • Bewaffnete haben am 9. Aug.aus einem Auto heraus drei Menschen im Sunnitenviertel Mansur im Westen von Bagdad erschossen, verlautete aus Sicherheitskreisen. Ebenfalls in der irakischen Hauptstadt wurden an verschiedenen Orten die Leichen von zwei Erschossenen gefunden.
    In der etwa 50 Kilometer entfernten Stadt Suwaira trieben laut Polizei drei Leichen im Tigris. Zwei der Opfer seien mit Schüssen getötet worden; das dritte Opfer sei gefoltert worden, ihm seien zudem beide Beine abgetrennt worden.
    In Basra wurde ein irakischer Offizier getötet.
  • Im Zusammenhang mit der Entführung der US-Journalistin Jill Carroll im Irak haben die amerikanischen Truppen vier Verdächtige festgenommen. Militärsprecher William Caldwell erklärte am 9. Aug., die Männer seien in der Provinz Anbar westlich von Bagdad gefasst worden. Ein Datum nannte er nicht. Oberstleutnant Barry Johnson sagte, die Festnahmen seien bereits vor einem Monat erfolgt. Carroll arbeitete im Irak für die Zeitschrift "Christian Science Monitor" und wurde am 7. Januar in Bagdad entführt. Ihr Dolmetscher wurde bei dem Überfall erschossen.
  • Zwei Soldaten der US-Armee, die nach einem Hubschrauberabsturz im Westen des Irak vermisst worden waren, sind tot geborgen worden. Die beiden Besatzungsmitglieder seien am Vortag gefunden worden, sagte der Sprecher der US-Truppe im Irak, Oberstleutnant Barry Johnson, am 10. Aug. Der Hubschrauber vom Typ Blackhawk war am 8. Aug. bei einem Aufklärungsflug in der Unruheprovinz El Anbar wegen technischer Probleme in einen See gestürzt. An Bord hatten sich nach Angaben der Armee sechs Soldaten der US-geführten Truppe befunden; vier von ihnen wurden verletzt.
  • Drei US-Soldaten sind am 9. Aug. in der westirakischen Unruheprovinz Anbar getötet worden. Das teilten die US-Streitkräfte in Bagdad mit. Einzelheiten über die näheren Umstände wurden nicht mitgeteilt. Damit stieg die Zahl der seit Kriegsbeginn im März 2003 im Irak getöteten US-Soldaten laut einer AP-Zählung auf mindestens 2.595.
  • Ein Selbstmordanschlag vor einem schiitischen Heiligtum in der südirakischen Stadt Nadschaf hat am 10. Aug. nach AP mindestens 35 Menschen (dpa: 41 Menschen) das Leben gekostet. Weitere 122 Menschen wurden verletzt, wie der Leiter der Gesundheitsbehörde der Stadt, Munthir al Ithari, sagte. Der Attentäter zündete den Angaben zufolge die Bombe auf dem Großen Markt vor der Imam-Ali-Moschee, während Polizisten ihn nach Waffen abtasteten.Der Marktplatz war zum Zeitpunkt des Anschlags voller Menschen. Unter den Toten sind laut Al Ithari auch fünf Polizisten und eine Frau aus dem Iran. Die Grabmoschee des Imams Ali zählt zu den höchsten Heiligtümern der Schiiten.
  • Bei einem Bombenanschlag auf ein Restaurant in Bagdads südlichem Vorort Al-Dura starben am 10. Aug. sechs Menschen. Bei Haditha töteten Extremisten acht irakische Soldaten. Fünf weitere wurden verletzt, als neben ihrem Kovvoi ein Sprengsatz explodierte.
  • Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Irak-Mission UNAMI am 10. Aug. auf Empfehlung von Generalsekretär Kofi Annan um ein weiteres Jahr verlängert. Das Votum der 15 Ratsmitglieder erfolgte einstimmig. Das Gremium beschloss, nach Ablauf des UNAMI-Mandats am 10. August kommenden Jahres erneut über eine Verlängerung abzustimmen. Im Rahmen der Mission ist die UNO mit knapp 400 Mitarbeitern im Irak vertreten. Die meisten sind in der Hauptstadt Bagdad stationiert. Außenstellen gibt es im südirakischen Basra und in Erbil in den Kurdengebieten.
  • Bei Anschlägen und neuer Gewalt in den irakischen Städten Bakuba und Basra sind am 12. Aug. mindestens 13 Menschen getötet worden. Zu den Opfern zählen auch vier Bewohner eines Dorfes nahe Bakuba, die von Unbekannten entführt und zwei Stunden später tot aufgefunden wurden. Den Männern waren die Hände gefesselt und die Augen verbunden worden, bevor sie erschossen wurden. Kurz darauf eröffneten Unbekannte auf einem Markt in Bakuba das Feuer und erschossen drei weitere Menschen.
  • Angesichts von zunehmenden Warnungen vor einem Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten im Irak gehen die US-Streitkräfte verstärkt gegen Scharfmacher auf beiden Seiten vor. Während einer Trauerfeier in Bagdad wurden am 12. Aug. 60 mutmaßliche Extremisten festgenommen. Die Männer sollen in Verbindungen zu einer Al-Kaida-Zelle stehen, die für eine Serie von Autobombenanschlägen in der irakischen Hauptstadt verantwortlich gemacht wird. Die Razzia fand nach US-Militärangaben im südlichen Stadtteil Arab Dschabur statt, das als Hochburg sunnitischer Aufständischer gilt.
    Am Morgen des 13. Aug. verhafteten US-Soldaten sieben schiitische Wachleute des irakischen Gesundheitsministers Ali al Schemari, wie dieser unter Protest mitteilte. Der Gesundheitsminister ist ein Parteigänger des radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr, dessen Mahdi-Miliz der Tod von mehreren tausend Sunniten vorgeworfen wird.
  • Die US-Streitkräfte im Irak haben einen Aufständischen gefasst, der für einen blutigen Anschlag auf einen belebten Markt im vergangenen Monat verantwortlich gemacht wird. Bei dem Überfall in Mahmudija südlich von Bagdad waren am 17. Juli mindestens 51 Menschen getötet und mehr als 70 verletzt worden. Bei den meisten Opfern handelte es sich um Schiiten. Der Mann sei am 10. Aug. bei einer Razzia von US-Soldaten in Bagdad festgenommen worden, teilten die Streitkräfte am 13. Aug. mit. Er habe eine lokale Terrorzelle geleitet.
Montag, 14. August, bis Sonntag, 20. August
  • Die US-Streitkräfte haben am 14. Aug. Berichten über eine verheerende Anschlagserie auf ein schiitisches Wohnviertel in Bagdad widersprochen. Die zahlreichen Detonationen, die mindestens 47 Menschen das Leben kosteten, seien von einer Gasexplosion ausgelöst worden, sagte der US-Militärsprecher William Caldwell. Die irakische Regierung blieb dagegen bei der Darstellung, im Stadtteil Safranija seien mehrere Raketen eingeschlagen und Autobomben explodiert.
    "Wir haben nichts finden können, was auf etwas anderes als eine Gasexplosion hindeutet", sagte Caldwell. Die amerikanischen Experten gingen davon aus, dass die erste Detonation sich im ersten Stock eines Hauses ereignet habe. Diese habe weitere Explosionen ausgelöst. Ein Sprecher des irakischen Inneministeriums sagte dagegen, auch irakische Experten hätte das Gebiet untersucht. Sie seien zu dem Schluss gekommen, dass die Explosionen auf Raketen und Autobomben zurückzuführen seien. "Was die Amerikaner sagen ist nicht richtig", erklärte der Sprecher Saddun Abu al Ula. "Vielleicht wollen sie die Verantwortung nicht übernehmen, weil die Raketen in (dem Stadtteil) Dora abgefeuert wurden, wo viele US-Soldaten stationiert sind."
    Das irakische Verteidigungsministerium erklärte, die Raketen seien offenbar aus dem mehrheitlich von Sunniten bewohnten Stadtteil Dora abgefeuert worden. Augenzeugen sagten, sie hätten sich um die Verletzten gekümmert, als eine Stunde nach Beginn des Anschlags eine weitere Rakete ein dreistöckiges Haus zum Einsturz gebracht habe. Nachbarn erklärten, ein Vater habe dabei seine sechs Kinder verloren.
  • Die US-Streitkräfte stellten am 14. Aug. neue Uniformen für die irakische Polizei vor. Diese seien schwer zu kopieren, sagte Generalmajor Joseph Peterson vor Journalisten. Damit soll verhindert werden, dass sich Aufständische und Kriminelle als Polizisten ausgeben können. Die neuen blau-grauen Uniformen, die ab Oktober ausgegeben werden, ähneln denen der amerikanischen Soldaten, tragen aber eine irakische Flagge als Aufnäher.
  • Zwei Katjuscha-Raketen sind in der Nacht zum 15. Aug. neben der Goldenen Moschee im irakischen Samarra eingeschlagen. In der Moschee befinden sich zwei der wichtigsten Heiligenschreine der Schiiten. Extremisten hatten das Heiligtum im Februar mit Sprengsätzen versehen und teilweise zerstört. Die Zahl der grausamen Gewalttaten zwischen Schiiten und Sunniten schnellte nach dem Anschlag in die Höhe. Nach Medienberichten haben seither mehr als 33.000 Familien auf Grund von Morddrohungen ihre Wohnviertel verlassen.
  • Der irakische Parlamentspräsident Mahmud al Maschhadani ist von seiner eigenen Partei zum Rücktritt aufgefordert worden. Ein solcher Schritt würde helfen, eine weitere Krise zu verhindern, sagte der Vorsitzende des sunnitischen Bündnisses Irakische Eintracht, Adnan al Dulaimi, am 15. Aug. Auch die schiitischen und kurdischen Parteien verlangen, dass Al Maschhadani sein Amt niederlegt. Der Politiker hatte unter anderem Partei für sunnitische Aufständische ergriffen. Al Maschhadani sprach sich außerdem gegen regionale Selbstbestimmung aus, die Schiiten und Kurden befürworten. Im Juli forderte er eine Amnestie für sunnitische Aufständische, die US-Soldaten getötet haben. In anderen Ländern werde solchen Menschen ein Denkmal errichtet, sagte Al Maschhadani damals.
    Die Abgeordneten könnten den Parlamentspräsidenten nach der Sommerpause absetzen. Die erste Sitzung ist für den 1. September angesetzt. Der Irak brauche Stabilität, sagte Salim Abdullah, ein Mitglied des sunnitischen Bündnisses. "Ich kann nicht unterstützen, dass er (Al Maschhadani) bleibt, wenn das negative Auswirkungen hat."
  • Bei einem Selbstmordanschlag in der nordirakischen Stadt Mossul kamen am 15. Aug. neun Menschen ums Leben, 41 weitere wurden verletzt. Der Attentäter zündete seinen Sprengsatz vor dem Büro der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), der Partei des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani. Ein Polizeisprecher erklärte, die Detonation habe das Gebäude beschädigt und 17 Autos in Brand gesetzt. Bei den Toten handle es sich um vier kurdische Wachleute und fünf Zivilpersonen.
  • In Kerbela, südlich von Bagdad, kam es am 15. Aug. zu Zusammenstößen zwischen den irakischen Sicherheitskräften und Anhängern des radikalen schiitischen Geistlichen Mahmud al Hassani. Den Kämpfen fielen mindestens sieben Menschen zum Opfer, 17 weitere wurden verletzt, wie ein Behördensprecher mitteilte. Ein Vertrauter des Geistlichen erklärte, irakische Soldaten hätten am frühen Morgen das Büro von Al Hassani durchsucht. Später hätten dessen Anhänger Polizeiwachen und Kontrollpunkte angegriffen.
  • Die UNESCO hat die Serie von Morden an Journalisten im Irak verurteilt. "Ich bin äußerst besorgt über diese hartnäckige Gewalt gegen Journalisten und Medienschaffende im Irak", erklärte UNESCO-Generalsekretär Koichiro Matsuura am 16. Aug. in Paris. "Neue Maßnahmen" seien notwendig, um die Meinungsfreiheit und die Sicherheit von Journalisten im Irak zu schützen. Seit Ende Juli wurden vier Journalisten im Irak ermordet. In drei Fällen hatten sie für irakische Tages- und Wochenzeitungen gearbeitet; daneben wurde auch der aus dem Irak stammende Korrespondent des iranischen Satellitensenders "El Alam" von Unbekannten durch Schüsse getötet.
  • Bei drei Bombenanschlägen im Zentrum von Bagdad sind am 16. Aug. 21 Menschen getötet worden.
    Eine Explosion im Bezirk Nahda kostete laut Polizeiangaben acht Tagelöhnern das Leben, die auf Aufträge warteten. Bei dem Anschlag in Nahda erlitten 28 Menschen Verletzungen, unter ihnen vier Polizisten. Am Abend wurden bei zwei nahezu zeitlichen Detonationen von Autobomben 13 Menschen in den Tod gerissen und 55 weitere verletzt. Die Sprengsätze detonierten im Bezirk Bataiwin. Über dem Gebiet stand eine dichte schwarze Rauchwolke.
    In der Provinz Basra griffen Dutzende Bewaffnete den Sitz des Gouverneurs an. Mitglieder des Bani-Assad-Clans machten die Provinzregierung für die Ermordung eines Stammesführers am Vortag verantwortlich und belagerten das Gebäude, wie ein eingeschlossener Regierungsmitarbeiter berichtete. Die Bewaffneten flohen schließlich, als die in der südirakischen Stadt stationierten britischen Truppen eingriffen. Sieben der Angreifer wurden nach Angaben der Polizei festgenommen.
    Rund 60 Kilometer nördlich von Basra wurde ein dänischer Soldat bei einem Einsatz angeschossen, wie ein Militärsprecher am 16. Aug. mitteilte.
    In der nordirakischen Stadt Mossul lieferte sich die Polizei in mehreren Vierteln heftige Kämpfe mit Aufständischen. Mindestens fünf Angreifer wurden nach Polizeiangaben getötet und sechs festgenommen. Am Vortag waren in der Stadt bei einem Selbstmordanschlag auf ein Büro der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), der Partei des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani, neun Menschen getötet worden.
  • Nördlich der Stadt Hillah explodierte am 16. Aug. eine am Straßenrand versteckte Bombe, als eine irakische Patrouille vorbeifuhr. Drei Soldaten wurden getötet und vier verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die überwiegend von Schiiten bewohnte Stadt liegt 95 Kilometer südlich von Bagdad.
    In Kut, 160 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, zog die Polizei drei gefesselte Leichen aus dem Tigris. Offenbar seien die Opfer vor ihrem Tod gefoltert worden, sagte ein Gerichtsmediziner.
  • Im vergangenen Monat fielen laut Regierungsangaben rund 3.500 Iraker der anhaltenden Gewalt zum Opfer. Das Innenministerium in Bagdad sprach am 16. Aug. von der bisher höchsten Zahl an Opfern politisch und religiös motivierter Gewalt innerhalb eines Monats.
  • US-Präsident George W. Bush hat einen beschleunigten Truppen-Abzug aus dem Irak abgelehnt. Wer für einen Rückzug aus dem Irak plädiere, sei auf dem "falschen" Weg, sagte Bush am 16. Aug. unter Hinweis auf entsprechenden Forderungen von Seiten der oppositionellen Demokraten. "Wenn wir abzögen, bevor wir unseren Auftrag erfüllt haben, hieße, im Herzen des Nahen Ostens einen terroristischen Staat zu begründen", fügte er bei einem Parteitreffen im Bundesstaat Pennsylvania hinzu.
  • Bei Anschlägen und Angriffen im Irak sind am 17. Aug. landesweit mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Allein sieben Iraker wurden bei einem gegen Schiiten gerichteten Autobombenattentat in Bagdad getötet, wie das Innenministerium mitteilte. 26 weitere Menschen wurden demnach verletzt, als ein mit Sprengstoff präparierter Wagen auf einem Markt in dem Viertel Sadr City explodierte. Unter den Verletzten seien viele Frauen und Kinder, sagten Ärzte. Das Ministerium machte sunnitische Extremisten für den Anschlag verantwortlich.
  • Die US-Armee ist nach einem Bericht der New York Times zunehmend besorgt über die eskalierende Gewalt im Irak. So sei die Zahl der Bombenanschläge auf Konvois der amerikanischen und irakischen Armee im Juli auf einen neuen Rekordstand gestiegen. Wie die Zeitung am 17. Aug. berichtet, explodierten im Juli nach offiziellen Armeeangaben über 1600 entlang der Straßen versteckte Bomben. Aufständische haben unterdessen im Westirak einen amerikanischen Soldaten getötet.
  • Mehr als drei Jahre nach dem Sturz Saddam Husseins hat Jordanien als erstes arabisches Land seinen Gesandten im Irak als Botschafter akkreditieren lassen. Die Zeremonie zur Einsetzung von Ahmed al Losi sei nicht öffentlich gewesen, erklärte ein Sprecher des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani am 18. Aug. Nach dem Sturz von Exstaatschef Saddam Hussein und der Einsetzung einer von den USA gestützten Regierung haben sich die arabischen Länder bei der Entsendung von Botschaftern in entsprechendem Rang zurückhaltend gezeigt. Im vergangenen Jahr sagten sie allerdings die Erhebung ihrer Gesandten in den Botschafterrang zu.
  • In das mutmaßliche Massaker im irakischen Haditha verwickelte US-Marines sollen einem Pressebericht zufolge gegen sie verwendbare Beweisstücke vernichtet oder versteckt haben. Wie die "New York Times" am 18. Aug. unter Berufung auf zwei ranghohe Pentagon-Mitarbeiter berichtete, wurden aus dem Bordbuch der Einheit der mutmaßlichen Täter jene Seiten entfernt, die die Ereignisse am Tag des Massakers am 19. November 2005 schilderten. Der Chef der verdächtigten Gruppe, Unteroffizier Frank Wuterich, habe kurz nach der Tat im Operationszentrum Dienst gehabt, wo die Aufzeichnungen aufbewahrt wurden.
  • Zwei Tage vor einem für die schiitische Bevölkerungsmehrheit im Irak wichtigen religiösen Fest in Bagdad sind sieben Pilger in der irakischen Hauptstadt ermordet worden. Die Schiiten seien am 19. Aug. zu Fuß durch das mehrheitlich von Sunniten bewohnte Viertel El Adil gelaufen und von bewaffneten Männern erschossen worden, teilte das Innenministerium mit.
    Kurz zuvor wurden bei einem Selbstmordanschlag vor einer schiitischen Moschee in Bagdad im Viertel Dura ein Zivilist getötet und vier verletzt.
  • Extremisten haben am 20. Aug. in Bagdad 20 schiitische Pilger erschossen. Bei dem Überfall auf die Gläubigen wurden laut Gesundheitsministerium mehr als 300 Menschen verletzt.
Montag, 21. August, bis Sonntag, 27. August
  • Am 21. Aug. beginnt der zweite Prozess gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein. Dieser muss sich gemeinsam mit sieben weiteren früheren Gefolgsleuten für Giftgasangriffe und Massenexekutionen im Zuge des so genannten Anfaloffensive verantworten. Bei dem Feldzug waren 1988 nach Schätzungen 50 000 bis 180 000 Menschen ums Leben gekommen. (Zum Prozess siehe: "Die Anklage lautet auf Völkermord".)
  • Bei einem umstrittenen Einsatz in der südirakischen Stadt Amara haben britische Truppen am 22. Aug. sechs Terrorverdächtige festgenommen. Bei einem von ihnen handle es sich um einen "Terroristen von nationaler Bedeutung", erklärte ein Militärsprecher. Die britischen Truppen seien mit Raketen angegriffen worden, als sie Amara verlassen wollten; sie hätten das Feuer erwidert. Laut der irakischen Polizei wurden bei Gefechten der Briten mit Milizionären der schiitischen Mehdi-Armee zwei Zivilisten getötet.
    Der Gouverneur der betroffenen Provinz Missan, Adel el Maliki, verurteilte den britischen Einsatz. Die Soldaten hätten vorsätzlich Unruhen schüren wollen, um die Übergabe der Sicherheit an die irakischen Behörden zu sabotieren, sagte er. Er habe den britischen Kommandeur kontaktiert und ihm mitgeteilt, dass die Festgenommenen irakische Beamte seien, einer von ihnen sei Polizist.
  • Bei Angriffen und Anschlägen im gesamten Land kamen am 22. Aug. mindestens vier Menschen ums Leben. Bei einem Bombenanschlag auf einen Markt im Zentrum der Hauptstadt Bagdad wurden zwei Menschen getötet und neun weitere verletzt. Nahe des nördlich von Bagdad gelegenen Baakuba wurde ein Mann von Unbekannten erschossen. In der nördlich von Baakuba gelegenen Ortschaft Mokdadijah wurde ein Mann beim Angriff auf sein Haus getötet, seine Frau wurde verletzt. In dem Ort wurden außerdem durch eine Granate 15 Menschen verletzt. In Mokdadijah sowie in Bagdad wurde jeweils die Leiche eines getöteten Irakers gefunden.
  • Angesichts der andauernden Gewalt im Irak und in Afghanistan will die US-Armee 2.500 Reservisten aktivieren. Wie die Marineinfanterie am 22. Aug. mitteilte, gab US-Präsident George W. Bush grünes Licht für die so genannte unfreiwillige Einberufung von 2.500 Mitgliedern der nicht aktiven Reserve, um "personelle Bedürfnisse im weltweiten Krieg gegen den Terror" zu befriedigen. Zum letzten Mal hatte die Armee beim US-Einmarsch im Irak im Jahr 2003 auf Reservisten zurückgegriffen.
  • Der Einfluss des Iran im Nahen Osten ist nach Ansicht britischer Experten durch Washingtons so genannten Krieg gegen den Terrorismus gestärkt worden. Mit den Taliban in Afghanistan und dem Saddam-Hussein-Regime im Irak hätten die USA zwei der wichtigsten regionalen Rivalen des Iran eliminiert. So heißt es in einer am 23. Aug. veröffentlichten Studie des unabhängigen politischen Forschungszentrums Chatham House in London. Weder die 2001 vertriebenen Taliban in Afghanistan, noch die 2003 gestürzte Diktatur im Irak seien "durch kohärente und stabile politische Strukturen" ersetzt worden. Die Instabilität im Nahen Osten, von der letztlich der Iran profitiere, sei durch die jüngsten Konflikte zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon sowie zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen nur noch verstärkt worden.
    Ungeachtet aller Bemühungen der USA, dem Iran entgegenzutreten, habe Teheran "erfolgreich seine Beziehungen mit den Nachbarn kultiviert, sogar mit jenen arabischen und und sunnitischen Staaten, die seinen Einfluss fürchten". Der Iran sehe sich inzwischen "in Position beachtlicher Stärke".
    Im Irak, den Teheran längst als "seinen eigenen Vorgarten" ansehe, habe "der Iran inzwischen die USA als einflussreichste Macht abgelöst, was ihm eine Schlüsselrolle für die Zukunft des Irak verschafft". Zudem sei Teheran im Atomstreit mit dem Westen mittlerweile davon überzeugt, dass es sich durchsetzen werde.
  • Die britischen Streitkräfte im Irak könnten nach Angaben aus Londoner Armeekreisen bereits im kommenden Jahr um die Hälfte reduziert werden. Es sei "machbar", den irakischen Sicherheitskräften in neun bis zwölf Monaten die Verantwortung in der südlichen Provinz Basra zu übertragen, sagte ein ranghoher Kommandeur am 23. Aug. Somit könnte die Zahl der britischen Soldaten von derzeit 7000 auf eine Zahl zwischen 3000 und 4000 reduziert werden.
  • Ein hoher US-General hat der iranischen Regierung vorgeworfen, schiitische Extremisten im Irak zu unterstützen. Teheran betreibe eine Politik der Destabilisierung und fördere die Gewalt im Nachbarland, sagte Brigadegeneral Michael Barbero am 23. Aug. in Washington. Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass der Iran für die Ausbildung, Finanzierung und Ausrüstung extremistischer Gruppen im schiitischen Lager verantwortlich sei, sagte Barbero. Bislang hatte es das Pentagon vermieden, der Regierung im Iran eine Mitschuld an Anschlägen schiitischer Extremisten im Irak zu geben.
  • Ein 19-jähriger britischer Soldat hat sich aus Verzweiflung vor seinem anstehenden Einsatz im Irak das Leben genommen. "Ich kann nicht dahingehen und auf kleine Kinder schießen", habe der Gefreite Jason Chelsea seiner Mutter gesagt, bevor er sich getötet habe, berichtet die britische Tageszeitung "The Independent". "Es ist mir gleich, auf welcher Seite sie stehen. Ich kann es nicht." Einer seiner Vorgesetzten hatte dem jungen Mann gesagt, dass ihm im Irak befohlen werden könnte, auf junge Selbstmordattentäter zu schießen.
    Die Zeitung "The Times" berichtete dagegen unter Berufung auf Militärquellen, dass es keine Beweise dafür gebe, dass Aufständische im Irak kleine Kinder als Selbstmordattentäter losschickten. Bei der Einsatzvorbereitung gebe es deshalb auch keine derartigen Warnungen. Chelsea, der zuvor in Deutschland und Zypern gedient hatte, nahm am 10. August bei einem Heimaturlaub 60 Schmerztabletten ein und schnitt sich die Pulsadern auf; er starb am 14. August. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte, der Vorfall werde untersucht. (AFP, 25. Aug.)
  • Bei einer Versöhnungskonferenz im Irak haben am 26. Aug. hunderte Stammesführer über Wege zur Eindämmung der alltäglichen Gewalt in dem Land beraten. Ministerpräsident Nuri el Maliki beschwor die die mehr als 600 Würdenträger zu Beginn des eintägigen Treffens in Bagdad, eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Terrorismus zu übernehmen. Das Land lasse sich nur auf der Basis des Dialogs und nicht der Gewalt aufbauen. "Kein Iraker darf bei diesem Projekt ausgeschlossen werden. Wir brauchen alle, Schiiten, Sunniten, Christen", sagte der Regierungschef. Nur wenn das Land geeint sei, könne es sich "von der Präsenz ausländischer Truppen befreien".
  • Aufständische haben am 26. Aug. in Basra auf zwei Dolmetscherinnen des britischen Konsulats geschossen und eine der Frauen getötet. Die zweite Frau wurde schwer verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die beiden Schwestern waren zu Fuß in der Stadt unterwegs, als die Angreifer aus einem fahrenden Auto heraus feuerten.
  • Am 26. Aug. wurden darüber hinaus landesweit mindestens weitere 25 Menschen getötet. Während eines Fußballspiels in Bakuba nördlich von Bagdad wurden vier Menschen bei der Explosion einer Bombe auf dem Spielfeld getötet, 20 weitere wurden laut Polizei verletzt. Im Westen von Bagdad erschossen bewaffnete Männer den schiitischen Inhaber einer Bäckerei sowie einen Polizisten. In Kirkuk wurden vier Kurden in ihrem Auto erschossen.
  • Nach 56 Tagen Geiselhaft hat eine Extremistengruppe in Bagdad die Parlamentsabgeordnete Tajsir al- Maschhadani freigelassen. Die sunnitische Parlamentsabgeordnete Al-Maschhadani sagte am 27. Aug., ihre Entführer hätten kein Lösegeld gefordert. Sie hätten ihr am 26. Aug. gesagt, sie würde freigelassen, weil die Geiselnehmer, "die Versöhnungskonferenz der Stammesführer unterstützen wollten". Sie sei in Geiselhaft gut behandelt worden.
  • Fünf Menschen starben am 27. Aug. durch eine Autobombe, die in der Nähe des Palestine-Hotels im Zentrum von Bagdad detonierte.
    Fünf Iraker kamen bei einem Sprengstoffanschlag auf einen Lebensmittelladen in Chalis, 60 Kilometer nördlich von Bagdad ums Leben.
  • Am 27. Aug. starben zwei Mitarbeiter der regierungsnahen Zeitung "Al-Sabah" bei einem Anschlag. 20 weitere Menschen wurden verletzt, als ein Selbstmordattentäter auf dem Parkplatz des Redaktionsgebäudes eine Autobombe zündete. Der Chefredakteur von "Al-Sabah", Falah al-Maschal, sagte, seine Zeitung werde trotz des Anschlages am nächsten Tag erscheinen.
  • Bei drei Selbstmordanschlägen gegen kurdische Ziele sind am 27. Aug. im Irak elf Menschen getötet und 66 weitere verletzt worden. Die Anschläge ereigneten sich nach Polizeiangaben in der mehrheitlich von Kurden bewohnten Stadt Kirkuk 250 Kilometer nördlich von Bagdad. Ein Anschlag habe sich gegen den religiösen Schrein der Familie des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani gerichtet und ein anderer gegen das Haus eines kurdischen Polizeichef. Die Attentäter hätten sich in mit Sprengladungen versehenen Autos in die Luft gesprengt und zehn Menschen getötet. Bereits am Sonntagmorgen war ein Anschlag auf den Sitz von Talabanis Partei "Patriotische Union Kurdistans" verübt worden, bei dem ein Mensch starb.
Montag, 28. August, bis Donnerstag, 31. August
  • Im Irak sind bei Anschlägen am Wochenende acht US-Soldaten getötet worden, wie die Streitkräfte am Montag (28. Aug.) mitteilten. Vier von ihnen kamen am 27. Aug. ums Leben, als ihr Wagen von einer am Straßenrand versteckten Bombe im Norden Bagdads zerrissen wurde.
  • Vor dem irakischen Innenministerium hat ein Selbstmordattentäter am 28. Aug. 16 Menschen mit in den Tod gerissen. Der Attentäter rammte mit seinem Auto einen Kontrollpunkt vor dem Gebäude in Bagdad, wie die Polizei erklärte. Unter den Todesopfern waren zehn Polizisten. Weitere 47 Menschen wurden verletzt.
  • Der britische Verteidigungsminister Des Browne traf am 28. Aug. zu Gesprächen über die Sicherheitslage in Bagdad ein. Browne kam zunächst mit seinem irakischen Kollegen Abdul Kader Mohammed Dschassim al Mifardschi zusammen. Später war auch ein Gespräch mit Ministerpräsident Nuri al-Maliki geplant, wie ein Sprecher der britischen Botschaft erklärte. Es wurde erwartet, dass es bei den Gesprächen um die Übergabe der Kontrolle in die südlichen Provinzen an die irakischen Streitkräfte geht. Die irakischen Truppen übernahmen bereits im Juli die Kontrolle über die Provinz Muthanna. Maisan und Dhi Kar, wo ebenfalls britische Streitkräfte stationiert sind, sollen in den kommenden Monaten übergeben werden. In der vergangenen Woche erklärte das britische Verteidigungsministerium, man wolle die Zahl seiner Soldaten im Irak von derzeit 7.000 bis Mitte 2007 auf 3.000 bis 4.000 reduzieren.
  • Gefechte zwischen irakischen Sicherheitskräften und der Mahdi-Miliz des radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr kosteten 40 Menschen das Leben. Auslöser der Gefechte in Diwanija waren Razzien der irakischen Streitkräfte, die am Abend des 27. Aug. Häuser in drei Stadtteilen durchsuchten und Waffen beschlagnahmten. Militärsprecher Fatik Ajed erklärte, die Kämpfe dauerten bis zum 28. Aug. an. Der Arzt Mohammed Abdul Muhsen sprach im örtlichen Krankenhaus von 40 Toten, darunter sieben Zivilpersonen. Mindestens 70 weitere Menschen seien verletzt worden.
  • In Bagdad detonierte am 28. Aug. im mehrheitlich sunnitisch bewohnten Stadtteil Dschihad eine weitere Bombe und traf ein Auto mit fünf Insassen. Ein Mann wurde getötet, die vier anderen erlitten schwere Verletzungen.
  • Neben dem umfangreichen Engagement im Irak und in Afghanistan könnten die US-Streitkräfte nach Einschätzung von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld auch einen Einsatz gegen den Iran verkraften. "Wir sind in der Lage, notfalls auch mit anderen Problemen fertig zu werden", entgegnete Rumsfeld bei einem Truppenbesuch im US-Bundesstaat Nevada am 28. Sept. auf die Frage nach einem möglichen Einsatz gegen den Iran.
  • Bei der Explosion einer Ölpipeline südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad sind nach Angaben der Gesundheitsbehörden am 29. Aug. 74 Menschen getötet worden. Weitere 94 Menschen seien bei der Explosion nahe der Stadt Diwanijah verletzt worden, sagte der Leiter der örtlichen Gesundheitsbehörden. Anwohner hätten ein Loch in die Leitung geschlagen, um Treibstoff abzuzapfen. Einer von ihnen habe einen Funken ausgelöst, der die Explosion verursacht habe. Die Pipeline verläuft von der zweitgrößten Stadt im Irak, Basra, nach Diwanijah 180 Kilometer südlich von Bagdad.
  • Bei Anschlägen und Angriffen sind am 30. Aug. im Irak erneut mehr als 70 Menschen getötet worden.
    Mindestens 24 Todesopfer gab es allein bei einem Bombenanschlag auf einem Großhandelsmarkt in Bagdad. Der Sprengsatz auf dem Markt Schurdscha detonierte am Vormittag, wie die Polizei mitteilte. 35 Menschen wurden verletzt. Schurdscha ist einer der größten Märkte im Irak und der älteste in Bagdad.
    Vor einem Rekrutierungsbüro in Hilla südlich der Hauptstadt wurden mindestens zwölf Menschen in den Tod gerissen. Die Polizei in Hilla erklärte, ein Mann habe sich als möglicher Rekrut ausgegeben und am Morgen ein Fahrrad mit einer Bombe vor dem Büro abgestellt. Dann sei er verschwunden, bevor der Sprengsatz explodierte. 38 Menschen wurden verletzt. Hilla war im Februar 2005 Schauplatz eines der schlimmsten Anschläge im Irak. Damals wurden 125 Rekruten der Nationalgarde und der Polizei getötet.
    In der Innenstadt von Bagdad starben bei zwei Bombenexplosionen drei Polizisten, 14 weitere erlitten Verletzungen. Aus einem fahrenden Auto heraus wurden eine ranghohe Mitarbeiterin des Justizministeriums sowie ihr Leibwächter und ihr Fahrer erschossen, wie ein Polizeisprecher mitteilte.
    Im Westen Bagdads wurden drei Teppichverkäufer getötet, die gerade auf dem Weg zur Arbeit waren.
    In Buhris nördlich der Hauptstadt starben fünf Familienmitglieder, als ihr Auto von der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe getroffen wurde. Zwei Passanten erlitten nach Angaben eines Polizeisprechers Verletzungen.
    In Kut wurde ein irakischer Major getötet, dessen Wagen von einer Bombe zerrissen wurde.
  • Bei weiteren Anschlägen und gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden nach Polizeiangaben 16 Menschen getötet.
    In Samawa kam es nach Angaben von Rettungskräften während einer Demonstration zu Ausschreitungen, bei denen ein Mensch getötet und zehn verletzt wurden.
  • Im Zusammenhang mit der Ermordung eines irakischen Zivilisten sind am 30. Aug. zwei angeklagte US-Marineinfanteristen zu einer ersten Anhörung erschienen. Die beiden 20 und 23 Jahre alten Soldaten kamen zu einer Voranhörung auf dem kalifornischen Stützpunkt Camp Pendleton, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Ihnen wird vorgeworfen, am 26. April im Ort Hamdania nördlich von Bagdad einen Iraker kaltblütig getötet zu haben. Anschließend sollen sie vorgetäuscht haben, dass der Mann ein Attentäter war, der gerade einen Bombenanschlag vorbereitete.
  • Angesichts der lauter werdenden Forderungen von Öffentlichkeit und Opposition hat US-Präsident George W. Bush einem Rückzug der US-Armee aus dem Irak erneut eine klare Absage erteilt. Ein überhasteter Abzug schade der Glaubwürdigkeit der USA, sagte Bush am 30. Aug. bei einer Wahlveranstaltung in Nashville im Bundesstaat Tennessee. Wenn die Armee vor Beendigung ihrer Aufgabe den Irak verlasse, bedeute dies eine "große Niederlage im weltweiten Krieg gegen den Terror". Im Irak drohe dann ein terroristischer Staat zu entstehen, der gefährlicher sei als Afghanistan vor dem Sturz der Taliban, betonte Bush.
  • Inmitten wartender Autos hat sich am 31. Aug. ein Selbstmordattentäter an einer Tankstelle in Bagdad in die Luft gesprengt. Dabei wurden nach Polizeiangaben zwei Menschen getötet und 13 verletzt.
    Bei der Explosion einer Bombe in der Nähe eines Restaurants an einer Hauptverkehrsstraße wurden laut Polizei acht Menschen verletzt.
    In Mahawil, rund 55 Kilometer südlich von Bagdad, detonierte bei einer Hochzeitsfeier eine Bombe. Mindestens sieben Menschen wurden verletzt.
    Im Nordosten der irakischen Hauptstadt erschossen Bewaffnete einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des Ölministeriums. Zwei weitere wurden verletzt.
    Die US-Behörden ließen unterdessen 31 Gefangene frei. Die Männer wurden an einer zentralen Busstation in Bagdad abgesetzt, wo viele von ihnen den Boden küssten. Warum und wie lange die Männer festgehalten worden waren, wurde nicht mitgeteilt. (AP, 31. Aug.)
  • Die irakischen Sicherheitskräfte wollen im September die Kontrolle über eine zweite Provinz im Süden des Landes übernehmen. Nach der Provinz Muthana, deren Sicherung die Iraker im Juli in die eigenen Hände nahmen, solle nun auch Dhi Kar unter irakische Kontrolle fallen, zitierte der staatliche Fernsehsender Al Irakija am 31. Aug. Ministerpräsident Nuri al-Maliki.
  • Eine neue Anschlagsserie am Abend des 31. Aug. hat in Bagdad binnen einer halben Stunden mindestens 46 Menschen das Leben gekostet. Etwa 135 weitere wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. Den Angaben zufolge detonierten innerhalb weniger Minuten zwei Autobomben - die eine davon auf einem belebten Markt. Fast zeitgleich landeten Mörsergranaten auf Gebäuden, ferner explodierte ein am Straßenrand versteckter Sprengsatz. Die Toten und Verletzten wurden in vier Bagdader Krankenhäuser eingeliefert. Derzeit sei nicht zu ermitteln, welcher Anschlag wie viele Menschen getötet habe, erklärten Krankenhausmitarbeiter und die Polizei.


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